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Dirk Engelhardt lädt zu einem Ausflug auf seinem Saunafloss ein. Inmitten der Spandauer Industrieromantik schwitzen wir uns die Großstadt aus dem Leib.
„Sieht aus wie ein Kanal, ist aber die Havel“ singt Dirk mit erhobener Stimme über das Motorengeräusch hinweg. Kapitän und alleiniger Herrscher über das hölzerne Saunafloss.
- Bus, Bahn, zwei mal verfahren. Trotz doppelter Sicherung mittels unterschiedlicher Navigationsapps. Die Wirklichkeit fordert uns schwachsinnig, frühvergreißte Telefonabhängige heraus; sie rüttelt uns wach und verlangt nach mehr als körperlicher Anwesenheit. Beim Gastgeber der Schwitztonne hatten wir Buße zu tun. Geneigten Hauptes entschuldigten wir uns für die Verspätung. Der erleuchtende Gedanke schlägt ein wie ein Blitz: dass manche Tugenden zeitlos sind, das Einhalten von Terminen nämlich, während wir die steif gefrorenen Finger an den Oberschenkeln warmklopften. -
Gebannt starren wir vor dem manngroßen Holzfass sitzend und stehend auf die Industriebrachen rechts und links der Havel. Wie unfreiwillige Entdecker, dem sinnbildlichen Uterus des innerstädtischen Berliner Rings entflohen. An den Docks bewegen sich die Schaufeln der Kräne synchron zu unserer Saunakelle.
Für eine bemannte Schwitzhütte auf See bewegen wir uns in gefühltem Überschall vorwärts, bevor wir in Spandau das erste mal Anker werfen, und uns zum gemeinsamen Schwitzen im Holzfass einfinden. – Den Saunaofen hatte ich noch kurz nach dem Ablegen auf dem Stößensee mit drei Scheiten maximal gefüllt. Unbedingte Schwitzgarantie, bei Temperaturen um die Gefriergrenze. Das Holz brennt dankbar lichterloh und der Innenraum füllt sich schnell mit der ersehnten Hitze. Das vermag die Heizung in den steinernen Altbauwänden nicht zu leisten. Jetzt noch ein paar hölzerne Löffelladungen des Aufgusssekrets und auch die letzte Pore ist in die Knie gezwungen. Die durchlöcherte Haut öffnet sich weiter, als es der Menschenverstand jemals vermag.
Auf der Rücktour noch eine Kelle abgedroschener Lebensweisheiten: Gegensätze ziehen sich an, oder das Gefälle zwischen maximaler Raumtemperatur und der gefrorenen Dezemberluft nehmen wir als explosive Mischung zwischen Nahtod und Wiedergeburt war.
Wie verblasstes Elfenbein und rosa pigmentiert erleuchten wir dampfend an Deck die stutzenden Fußgänger. Während unsere entblößten Hinterteile den passierenden Frachtboten den Weg weisen.
Weitere Information zu Dirk Engelhardt›s Saunafloss und zur Anmietung findet ihr auf saunafloss.info.
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Antwort
Schön geschriebener Text; animiert mal wirklich vorbeizusehen, es auszuprobieren. Nun ist Spandau also um eine Attraktion reicher.
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