Was die Tourismuskrise in Thailand für Streunertiere bedeutet


Für hun­dert­tau­sen­de Deut­sche war Thai­land bis­lang eines der belieb­tes­ten Urlaubs­zie­le – beson­ders wäh­rend der Zeit um Weih­nach­ten und den Jah­res­wech­sel. Doch durch die Coro­na-Pan­de­mie ist in die­sem Jahr alles anders: Der inter­na­tio­na­le Tou­ris­mus ist zum Erlie­gen gekom­men, die Urlaubs­re­gio­nen zum Bei­spiel im Süden des Lan­des müs­sen auf Mil­lio­nen Gäs­te aus dem Aus­land ver­zich­ten. Die Fol­gen machen der loka­len Wirt­schaft und den Men­schen, die im Tou­ris­mus arbei­ten, schwer zu schaf­fen. Eine wei­te­re Aus­wir­kung, die häu­fig über­se­hen wird, betrifft die unzäh­li­gen Streu­ner­tie­re, die in Urlaubs­or­ten wie Phu­ket oder Ao Nang sowie auf den Insel­ar­chi­pe­len ihr Zuhau­se haben und dabei eben­so auf den Tou­ris­mus ange­wie­sen sind. Als Welt­tier­schutz­ge­sell­schaft sind wir seit vie­len Jah­ren in den Urlaubs­ge­bie­ten im Süden Thai­lands tätig. Doch so schwie­rig wie jetzt war die Arbeit unse­rer loka­len Part­ner wohl bis­her noch nie.

Hunde und Katzen leiden Hunger

Seit Beginn der Pan­de­mie hat uns unse­re Kol­le­gin in Thai­land, die Tier­ärz­tin Helen Guy, in wöchent­li­chen Berich­ten die Situa­ti­on vor Ort geschil­det. Es sind gleich meh­re­re Ent­wick­lun­gen, die ihr mit Blick auf den Tier­schutz in der Regi­on gro­ße Sor­gen berei­ten. Bereits 2014 kam die Bri­tin als Tou­ris­tin nach Koh Lan­ta und begann schon im Fol­ge­jahr für die Tier­schutz­or­ga­ni­sa­ti­on Lan­ta Ani­mal Wel­fa­re als Tier­ärz­tin zu arbei­ten. Im Rah­men eines gemein­sa­men Pro­jekts mit uns als ist sie neben Koh Lan­ta auch auf wei­te­ren Inseln der Regi­on sowie an den Küs­ten­or­ten auf dem Fest­land im Ein­satz, um streu­nen­de Tie­re zu behan­deln, zu imp­fen und zu kas­trie­ren.

Helen Guy kennt die Fol­gen der Tou­ris­mus­kri­se für Hun­de und Kat­zen in den Urlaubs­or­ten daher genau. Sie berich­tet: „Vie­le Streu­ner leben von den Essens­res­ten auf den Stra­ßen und vor den Hotel­re­stau­rants. Da vie­le Hotels, Resorts und Restau­rants nun geschlos­sen blei­ben, wer­den die Tie­re ver­mut­lich zuneh­mend an Hun­ger lei­den und eini­ge womög­lich sogar ver­hun­gern.“

©geckophoto.com

Einnahmen für Tierschutzarbeit bleiben aus

Auch Fol­gen für die loka­le Tier­schutz­ar­beit sind laut Guy bereits jetzt zu spü­ren: „Neben unse­ren eige­nen Spen­den­ein­nah­men und der Unter­stüt­zung der Welt­tier­schutz­ge­sell­schaft finan­zie­ren wir unse­re Arbeit auch durch Spen­den von Besucher*innen der sta­tio­nä­ren Kli­nik und des Tier­heims.“ Die­se Ein­nah­men feh­len ihr und dem Team der­zeit ohne die inter­na­tio­na­len Tourist*innen. Außer­dem blei­ben vie­le inter­na­tio­na­le Frei­wil­li­ge weg, die nor­ma­ler­wei­se für den Kli­nik­be­trieb eine wich­ti­ge Rol­le spie­len. Des­halb ist es der­zeit schwer, die Tier­schutz­ar­beit vor Ort im gewohn­ten Maße zu leis­ten.

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Die Regie­rung bewirbt nun ver­stärkt den natio­na­len Tou­ris­mus und tat­säch­lich kom­men zur­zeit wie­der mehr thai­län­di­sche Tourist*innen auf die Inseln – jedoch bei wei­tem nicht in der Zahl, wie es für die Jah­res­zeit üblich ist“, sagt Helen Guy. „Auf den Inseln wie Koh Lan­ta sind vie­le Men­schen vom Tou­ris­mus der Haupt­sai­son abhän­gig und wer­den ver­mut­lich wirt­schaft­lich zu Grun­de gehen, wenn die­ser aus­bleibt.“

Zurückgelassene Tiere

Der aus­blei­ben­de Haupt­tou­ris­mus ver­schärft somit die Not­la­ge vie­ler im Tou­ris­mus beschäf­tig­ter Thailänder*innen, die ihre Tie­re dadurch häu­fi­ger aus­set­zen oder auf den Inseln zurück­las­sen. Dies kann auch die unkon­trol­lier­te Ver­meh­rung von Hun­den und Kat­zen zur Fol­ge haben, wenn die­se Tie­re nicht kas­triert sind. In der Fol­ge ent­ste­hen über­gro­ße Popu­la­tio­nen, die das Tier­leid noch ver­grö­ßern. Dar­um ist es aus Sicht von Helen Guy so wich­tig, dass die Tier­schutz­ar­beit vor Ort ohne wei­te­re Unter­bre­chun­gen wie im Früh­jahr fort­ge­setzt wer­den kann und im Rah­men der mobi­len Ein­sät­ze Hun­de und Kat­zen kas­triert wer­den sowie die Bevöl­ke­rung für Tier­schutz­pro­ble­ma­ti­ken sen­si­bi­li­siert wird. Dafür neh­men Helen Guy und ihr Team beson­de­re Mühen auf sich. Da Fähr­ver­bin­dun­gen aus­fal­len, dau­ern die Fahr­ten zwi­schen den Inseln deut­lich län­ger: zwi­schen Lan­ta und Phi Phi zum Bei­spiel fast fünf statt nur einer Stun­de, da ein Umweg über das Fest­land nötig ist. Weil das Team aber kein not­lei­den­des Tier unver­sorgt las­sen will, erfor­dern die mobi­len Kli­ni­ken eine noch grö­ße­re Kraft­an­stren­gung als sonst. 

©Lan­ta-Ani­mal-Wel­far

Auch Gewalt gegenüber Tieren nimmt zu

Aus der Erfah­rung unse­rer vie­len Tier­schutz­pro­jek­te wis­sen wir: Mit der Not der Men­schen ver­grö­ßert sich das Tier­leid auch des­halb, weil die Frus­tra­tio­nen der Men­schen in Gewalt gegen­über Tie­ren umschla­gen. Helen Guy hat des­halb Angst, dass mit der fort­wäh­ren­den Kri­se die Angrif­fe auf Tie­re wei­ter zuneh­men wer­den. Erst kürz­lich lasen sie und ihr Team auf dem Rück­weg von einer mobi­len Kli­nik in Sikao einen Hund am Stra­ßen­rand auf, der eine extrem gro­ße Kopf­wun­de hat­te. Sei­ne Ver­let­zung war höchst­wahr­schein­lich eine von hei­ßem Öl ver­ur­sach­te Brand­wun­de, die zum Zeit­punkt sei­nes Auf­fin­dens bereits von Maden durch­fres­sen war. „Das war ein grau­sa­mer Anblick“, erin­nert sich Guy. „Wir haben ihn sofort in die Kli­nik gebracht, tier­me­di­zi­nisch ver­sorgt und ste­ri­li­siert.“ Der Hund, der auf den Namen Edward getauft wur­de, konn­te sich auf Koh Lan­ta erho­len und wie­der ganz gesund wer­den. Es sind Fäl­le wie die­se, die Helen Guy Kraft zum Wei­ter­ma­chen schen­ken – auch in der aktu­ell so schwie­ri­gen Zeit für Tier­schutz­ar­beit in Thai­land.

Um das Leid der streu­nen­den Tie­re auf Koh Lan­ta und den Nach­bar­inseln zu lin­dern, unter­stützt die Welt­tier­schutz­ge­sell­schaft die Arbeit von Helen Guy und Lan­ta Ani­mal Wel­fa­re. Der Ver­ein ist dabei auf Spen­den tier­lie­ber Men­schen ange­wie­sen. Aktu­ell besteht die Mög­lich­keit, mit einer Geschenk­spen­de das Leben von Streu­ner­hun­den zu ret­ten. Wei­te­re Infor­ma­tio­nen unter: https://welttierschutz.org/spende-verschenken/

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  1. Avatar von Marvin

    Hal­lo,

    wirk­lich tol­ler Bei­trag, ich fin­de es wirk­lich schön, dass ihr euch um die Tie­re küm­mert! Wün­sche euch alles Gute und viel Kraft!

    Herz­li­che Grü­ße

    Mar­vin

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