Unterwegs mit der Transsib

Mit Zug Nr. 26 star­tet am Jaros­laver Bahn­hof in Mos­kau unse­re Trans­sib-Rei­se, es lie­gen tau­sen­de von Bahn­ki­lo­me­ter vor uns! Unser ers­tes Abteil tei­len wir mit Nina, einer 60 jäh­ri­gen Rus­sin. Eigent­lich soll­ten wir uns nicht ver­ste­hen. Sie spricht nur Rus­sisch, wäh­rend sich unse­re Sprach­kennt­nis­se etwa auf fol­gen­des beschrän­ken:

Ja /​ Nein
Ich habe Hun­ger
Ja, Vod­ka ist auch gut
Dan­ke

Doch mit Sonn­tags­ma­len ohne Zeit­li­mit klappt vie­les. Nina hat ein Leben lang als Signal­wär­te­rin an einem Bahn­über­gang der Trans­sib-Stre­cke gear­bei­tet. Nun reist sie nach Novo­si­birsk. Ver­wandt­schafts­be­such. Andau­ernd packt Nina neu­es Essen aus und füt­tert uns mit rus­si­schen Spe­zia­li­tä­ten. Nein sagen ist dabei nicht erlaubt. Tut man es trotz­dem, gibt es die dop­pel­te Por­ti­on.

Russische Eisenbahn

russisch in den Zug

Alle paar Stun­den legt die Trans­sib einen Stopp ein. Manch­mal nur ein paar Minu­ten, manch­mal eine hal­be Stun­de. Zeit um die Bei­ne zu ver­tre­ten und dabei bei Ein­hei­mi­schen getrock­ne­ten Fisch oder ande­res Essen zu kau­fen. Bevor es wie­der los­geht, ist die Zug­be­glei­te­rin (in jedem Wagon gibt’s zwei davon) dar­auf bedacht, all ihre Pas­sa­gie­re zurück­zu­pfei­fen. Erscheint man zu knapp, gibt’s den Zei­ge­fin­ger. Mit den Zug­be­glei­te­rin­nen soll­te man es sich sowie­so nicht ver­scher­zen, sor­gen sie doch für Ord­nung im Wagon und dass der Samo­war stän­dig heis­ses Was­ser für Sup­pe und Tee hat. Jede Zug­kom­bi­na­ti­on führt zwar einen Spei­se­wa­gen mit, doch fast alle Pas­sa­gie­re set­zen in der Trans­sib auf Selbst­ver­sor­gung.

Markt am Bahngleis

Der Bahn­steig ist auch ein Markt­platz

Zugbegleiterin

Nach zwei Tagen und zwei Näch­ten stei­gen wir in Omsk aus. Vor dem Bahn­hof steht eine rie­si­ge Lenin-Sta­tue, die einem den Weg weist. Über­nach­ten kön­nen wir bei Iri­na – ein ech­ter Glücks­fall! Sie zeigt uns mit unglaub­lich viel Herz­lich­keit ihr Omsk. Eine Stadt, die für Aus­län­der noch bis in die 1990er Jah­re wegen all dem KGB und den mili­tä­ri­schen Ein­rich­tun­gen gesperrt war. Fei­nes Essen, rus­si­scher Rot­wein und viel Gesprächs­stoff füh­ren zu einer unver­gess­li­chen Zeit.

Omsk

Omsk

Russische Gastfreundschaft

Rus­si­sche Gast­freund­schaft

Unse­re Rei­se geht mit Zug Nr. 6 wei­ter Rich­tung Osten. Mar­ke (eine äus­serst vita­le 70 jäh­ri­ge Fin­nin) und Timu­cin (aus der Mon­go­lei) sind unse­re Abteils­ge­nos­sen. Timu­cin hat in Mos­kau hun­der­te von Kin­der­schu­hen direkt ab Fabrik für 30 Rubel je Paar gekauft. Wenn alles gut geht, wird er sie in Ulan Bat­a­ar für 300 Rubel an den Mann brin­gen. Zug Nr. 6 ist näm­lich ein mon­go­li­scher Han­dels­zug. Die gan­ze Zeit wer­den zwi­schen den Wagons prall gefüll­te Kar­ton­schach­teln hin und her getra­gen und bei jedem Stopp schwebt die Hoff­nung der Händ­ler mit, dass direkt am Bahn­steig etwas ver­kauft wer­den kann. Auch wir schlies­sen mit Timu­cin einen Deal: Wäh­rend er uns Nach­hil­fe­un­ter­richt in Mon­go­lisch gibt, hel­fen wir ihm beim Umpa­cken sei­ner Kin­der­schu­he. Das geht in etwa so:

1. Kin­der­schu­he aus Ver­pa­ckung neh­men
2. Ware in Plas­tik­tü­te ste­cken
3. Das Gan­ze mit Kle­be­band so stark umwi­ckeln, damit es mög­lichst wenig Platz braucht
4. Mit den übri­gen 500 Paar Kin­der­schu­he iden­tisch ver­fah­ren

gemütliches Viererabteil

unsere Manufaktur

unse­re Manu­fak­tur, das Zug­ab­teil

Minu­ten, Stun­den, Tage, ver­ge­hen. Das Kla­cken der Räder auf den Schie­nen geht in Fleisch und Blut über. Wir rei­sen durch Zeit­zo­nen, lang­wei­lig wird es uns dabei nie.

ländliches Russland

länd­li­ches Russ­land

Transsib

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Antworten

  1. Avatar von Artem

    I think you should add Altai to your’s trip. Altai has the most inte­res­t­ing natu­ral attrac­tions in Sibe­ri­an area.
    You need about 7–10 days for tra­va­ling to Altai. You can loo­king for an adven­ture tours to Altai here:
    http://altai-touristic.ru/eng/adventure-tours-siberia.html

  2. Avatar von Gustav

    Wow,
    nach dem ich die klei­ne Schwes­ter der Trans­Sib in Schwe­den hin­ter mir gebracht habe und end­lo­se Wäl­der eigent­lich ganz span­nend fin­de, freue ich mich jetzt auf die Trans­Sib im nächs­ten Som­mer. Schön geschrie­ben und vor allem das ein­zel­ne Ver­pa­cken von Schuh­paa­ren kann ich mir schon bild­lich wäh­rend der Bahn­f­art vor­stel­len…;-))

  3. Avatar von Wolfram

    Das Aben­teu­er rückt immer näher. Ein­mal mit der Eisen­bahn quer durch Sibi­ri­en rei­sen. Die Dau­er haben wir nicht fest­ge­legt. Total haben wir 4 Wochen Zeit. Wo es uns gefällt, wol­len wir etwas län­ger blei­ben. Vor­be­rei­tun­gen lau­fen gut, mitt­ler­wei­le spre­chen wir schon recht ordent­lich rus­sisch

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