Im Elefanten Wonderland

Da! Da! Ich zei­ge mit dem Fin­ger auf­ge­regt nach vorn. Ja, wir wuss­ten, dass wir heu­te Ele­fan­ten sehen wer­den. Es ist schließ­lich die bes­te Jah­res­zeit, um wil­de Ele­fan­ten im Min­ne­ri­ya Natio­nal­park zu beob­ach­ten. Und trotz­dem bin ich kurz über­rascht, dass da vor­ne tat­säch­lich ech­te Ele­fan­ten ste­hen. Mit weit auf­ge­ris­se­nen, kind­li­chen Augen sprin­ge ich im Jeep auf. Mein Herz macht direkt einen Freu­den­hüp­fer mit und ich sage es jetzt schon vor­weg: der Min­ne­ri­ya Natio­nal­park wird eines mei­ner Sri Lan­ka High­lights!

So ist das, wenn man etwas zum ers­ten Mal macht. In die­sem Fall: zum ers­ten Mal sieht. Klar, als Kind sah ich Ele­fan­ten im Zoo. Die aben­teu­er­li­chen Geschich­ten von Ben­ja­min Blüm­chen und sei­nem Freund Otto haben mich jah­re­lang in den Schlaf beglei­tet. In Süd­ost­asi­en sieht man auch Ele­fan­ten, die als Arbeits­tie­re gehal­ten wer­den.

Aber heu­te sehe ich sie da, wo sie hin­ge­hö­ren: in der frei­en Natur.

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Mit dem Jeep auf Elefantensuche

Auf unse­rer Jeep­sa­fa­ri im Wil­pat­tu Natio­nal­park hat­ten wir kei­ne Ele­fan­ten gesich­tet, dar­um bin ich nun umso gespann­ter, als wir den kur­ven­rei­chen, ocker­far­be­nen Weg mit unse­rem Jeep ent­langrat­tern. Um uns her­um ist die Vege­ta­ti­on dicht, doch urplötz­lich tut sich eine rie­si­ge fla­che Ebe­ne auf. Und wir erbli­cken die ers­te Dick­häu­ter­her­de. Ein Pfau pickt see­len­ru­hig im Boden her­um und sogar Füch­se beob­ach­ten die Sze­ne aus der Fer­ne. Doch ich habe nur Augen für die Ele­fan­ten.

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Das „Gathering“

„Gathe­ring“, zu deutsch Ver­samm­lung, so nennt man die­ses Natur­spek­ta­kel auf Sri Lan­ka. In der Tro­cken­zeit zwi­schen August und Dezem­ber fin­den sich hun­der­te Ele­fan­ten im Min­ne­ri­ya Natio­nal­park ein, da hier noch Was­ser­re­ser­ven im rie­si­gen Min­ne­ri­ya Becken vor­han­den sind. Und so begeg­nen wir meh­re­ren Her­den, die im Was­ser ein Bad neh­men oder fried­lich gra­sen. Fun Fact: ein Ele­fant isst pro Tag etwa 200kg Gras, Wur­zeln, Früch­te oder Blät­ter!

Die Ele­fan­ten­jun­gen, die bereits bei der Geburt statt­li­che 100kg wie­gen, wer­den von den Ele­fan­ten­kü­hen auf Schritt und Tritt behü­tet. Wir haben sogar soviel Glück einen Ele­fan­ten­bul­len mit Stoß­zäh­nen zu erbli­cken.

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Der Wermutstropfen

Ich bin wie gebannt von die­sen wun­der­schö­nen, sanft­mü­tig bli­cken­den, grau­en Rie­sen. Wie sie gemäch­lich in ihrer Her­de davon tra­ben, dabei immer die Jun­gen im Blick haben und über­haupt: mit einer eige­nen sozia­len Ord­nung leben.

Was in mir neben all der Begeis­te­rung auch mit­schwingt: das Wis­sen, dass Mensch und Ele­fant immer wie­der in Kon­flikt gera­ten. Ille­ga­le Wil­de­rei, die Jagd nach Stoß­zäh­nen, das Töten von Ele­fan­ten­kü­hen, um die Jun­gen ein­zu­fan­gen. Die Ver­nich­tung von natür­li­chen Lebens­räu­men, die die Ele­fan­ten immer näher an die loka­len Bau­ern drängt- die ihre Ern­te beschüt­zen wol­len und sich gegen Ele­fan­ten weh­ren müs­sen. Und dann die unwis­sen­den, wenn nicht sogar gleich­gül­ti­gen Tou­ris­ten, die auf Ele­fan­ten rei­ten oder in soge­nann­ten zoo­ähn­li­chen Ele­fan­ten-Wai­sen­häu­sern viel Ein­tritts­geld bezah­len.

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Wir ver­las­sen den Min­ne­ri­ya Natio­nal­park als die Son­ne alles um uns her­um in war­mes, gol­de­nes Abend­licht taucht. Eine Her­de begibt sich noch ein­mal zum Bad ins Was­ser, wir schau­en bewegt und begeis­tert ein letz­tes Mal die­ses fried­li­che Schau­spiel an.

Ich pro­bie­re, die­se Stim­mung zu ver­in­ner­li­chen: die ruhi­ge Atmo­sphä­re, die war­men Far­ben, das har­mo­ni­sche Bei­sam­men­sein der vie­len Tie­re, den wei­ten Him­mel über end­lo­ser Gras­land­schaft.

Es ist einer die­ser magi­schen Rei­se­mo­men­te, für die ich immer wie­der den Ruck­sack auf­zie­hen möch­te, um sol­che Fle­cken auf unse­rer Welt zu ent­de­cken.

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Vie­len Dank an Erle­be-Fern­rei­sen, die die­se Rei­se ermög­licht haben.

Erschienen am



Antworten

  1. Avatar von Micha
    Micha

    Sehr cool! Ich wür­de aber nicht alle »Ele­fan­ten-Wai­sen­häu­ser« über einen Kamm sche­ren. Ich war auf Sri Lan­ka in einem sol­chen und es war schon erschre­ckend und trau­rig zugleich, in wel­chem Zustand man­che Ele­fan­ten waren (kei­ne Ohren, nur drei Bei­ne usw.) Das Gelän­de emp­fand ich als sehr weit­läu­fig und ohne die­se Ein­rich­tun­gen hät­te es so man­cher Dick­häu­ter sicher noch schwe­rer. 🙁 Und irgend­wie muss das Gan­ze dann ja auch finan­ziert wer­den.
    Aber auch hier gibt es sicher­lich sol­che und sol­che Ein­rich­tun­gen…

    1. Avatar von Aylin

      Hey Micha, schön, dass Dir der Bei­trag gefällt.

      Ja, bestimmt (und hof­fent­lich) gibt es auch ordent­li­che Wai­sen­häu­ser. Gut, wenn Du in solch einem warst und so eines gefun­den hast. Es ist ein­fach so scha­de, dass es schwar­ze Scha­fe dazwi­schen gibt, die Pro­fit aus dem Leid schla­gen wol­len (dass so ein Wai­sen­haus finan­ziert wer­den muss, kei­ne Fra­ge). Nur wenn das dann wie ein Zir­kus ist, ist das ein­fach doof. Ich den­ke, es ist ein­fach wich­tig, dass man mehr auf­klärt und sen­si­bi­li­siert für das The­ma.

      Lie­be Grü­ße & safe tra­vels!
      Aylin

  2. Avatar von Morten und Rochssare
    Morten und Rochssare

    Ein schö­ner Bericht! Wir durf­ten auf Sri Lan­ka auch ein paar Ele­fan­ten in frei­er Wild­bahn beob­ach­ten. Es ist ein unglaub­li­ches Gefühl, wenn so ein Gigant plötz­lich vor dir aus dem Wald auf­taucht. Ein­fach irre!

    1. Avatar von Aylin

      Ja, genau das ist es: irre! 🙂

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