Romantische Kackscheiße

Ich hab lange überlegt, welchen Namen du diesem Artikel wohl gegeben hättest. Ich glaub das triffts.

Weißt du noch? Als wir an die­sem wun­der­bar son­ni­gen Tag durch das Städt­chen mit den tol­len wei­ßen Häu­sern schlen­der­ten? „I wan­na love you, every day and every night.…“, sang die­ser Stra­ßen­mu­si­ker gera­de ein Bob Mar­ley Cover. Das hat irgend­wie gepasst. Wir hat­ten einen per­fek­ten Tag gehabt. Schön durch die Gegend getrampt, net­te Lifts und alles ent­spannt. Dei­ne Gegen­wart hat mich zu die­sem Zeit­punk schon total wuschig gemacht. Da war ein­fach zuviel Nähe zwi­schen uns gewe­sen in der Zeit zuvor.

Weißt du noch am ers­ten Tag, als wir die­sen Berg bestie­gen und du Angst hat­test, dass wir es nicht recht­zei­tig zurück schaf­fen, damit du dei­nen Kurs begin­nen kannst. Ich hab da schon total ger­ne mit dir abge­han­gen.. Biss­chen Tram­pen, irgend­was anschau­en und Rei­se­ge­schich­ten aus­tau­schen. Du warst nicht so öde und gewöhn­lich wie die meis­ten ande­ren Back­pa­cker da. Du warst schon zwei Jah­re gereist und nun wie­der auf­ge­bro­chen. Dei­ne Geschich­ten waren anders. Skur­ril und unter­hal­tend. Du bist auf dei­ne Art eine son­der­ba­re Per­sön­lich­keit. Mit Flip-Flops hast du den Drei­tau­sen­der bestie­gen, nur um es den gan­zen Funk­ti­ons­kla­mot­ten­trä­gern zu zei­gen. Ich muss heu­te noch lachen dar­über. Högsch­ten Respekt hast du dir da ver­dient von der Arsch­gei­ge. Und wegen sol­cher Eigen­hei­ten moch­te ich dich auch so ger­ne.

Wir haben so vie­le Näch­te gemein­sam ver­bracht, Ster­ne und die ande­ren Lich­ter um uns her­um beob­ach­tet und ver­such­ten die Zeit abzu­sit­zen. Wir waren jede Nacht zu zweit. Haben gere­det. Gefunkt (haha!). Über die nächs­ten Schrit­te debat­tiert und ver­sucht zu über­le­ben. Der Touch-Screen hat uns auf­ge­regt. Wir waren froh, das der Opa gepennt hat. Wir konn­ten uns ken­nen­ler­nen. Irgend­wie hat sich Span­nung auf­ge­baut. Wir haben uns eine Decke gegen die Käl­te geteilt. Ich hab ver­such dir nahe zu sein, aber dir war das völ­lig fremd. Ich dach­te mir noch, „Ja cool, so gemüt­lich mit dir unter die­ser viel zu klei­nen Decke.“ Du hast dir nichts dar­aus gemacht. Roman­tik, die für dich kei­ne war. Ich fands trotz­dem schön und es hat mir viel gege­ben.

Irgend­wann war die Span­nung so groß, ich muss­te ein­fach direkt wer­den und du hast mich eis­kalt abblit­zen las­sen. Dein „Nein.“ war so klar und scho­nungs­los, wenn ich jetzt dar­an den­ke, dann muss ich lachen. Ich hät­te damals schon gelacht, wenn ich nicht so über­rascht gewe­sen wäre. Es war dei­ne Art. Du konn­test Distanz schaf­fen. Ziem­lich gut sogar. Das habe ich sehr geschätzt und respek­tiert. Ich war gern in dei­ner Nähe. Viel­leicht sogar genau des­we­gen. Es ging mir gar nicht um Sex. Und dir ja sowie­so nicht. Ich woll­te dir nahe sein, gab dir aber immer die Mög­lich­keit eine Gren­ze zu zie­hen. Die­se Gren­ze hast du auch oft genug gezo­gen. Dei­ne Ableh­nung fand ich auch sehr char­mant. Meis­tens.

Dass ich dir trotz­dem so nahe kom­men durf­te, wie nie jemand zuvor, sehe das als gro­ßes Kom­pli­ment. Du mein­test mal gehäs­sig, ich sei wie ein klei­nes Hünd­chen gewe­sen. Du Stän­ker­lie­se. Dein Triet­zen war auch eine Art Zunei­gung. Unse­re ers­te inti­me Begeg­nung war etwas Beson­de­res. Auch für mich. Ich hät­te übri­gens nicht erwar­tet, dass es soweit kommt. Dach­te wir gehen da nur Zel­ten. Dach­te dei­ne Gren­ze ist klar. Und dann ist es pas­siert. Nicht so wie mit manch ande­rer Dame, mit der ich Sex hat­te. Irgend­wie anders, irgend­wie inten­si­ver. Es war schön mit dir. Weil du so ein tol­ler Mensch bist.

Das es dann so schnell ende­te, war sehr schmerz­haft für mich. Ich hat­te die­sen Unfall, es war sowie­so ein scheiß Tag und dann sagst du mir, dass du am nächs­ten Mor­gen gehen wirst. Ohne Vor­war­nung. Aber ich hat­te so etwas schon gespürt. Dass du trotz­dem die letz­te Nacht mit mir ver­bracht hast, hat mich sehr gerührt. Du mein­test, dass du mich jetzt nicht allei­ne las­sen wür­dest. Hey ehr­lich, das war toll von dir! Ich hab soviel geweint, du konn­test das ein­fach nicht ertra­gen. All die­se Gefüh­le, das war nicht so dein Ding.

Unser Abschied war das Rich­ti­ge. Kon­se­quent. Auf sei­ne Art schmerz­los. Selbst wenn es so hart war. Wir hät­ten uns noch­mal wie­der­se­hen kön­nen. Wir waren so nah bei­ein­an­der. So ver­dammt nah! Und du ziehst ein­fach in die ande­re Rich­tung davon. Ich bin wochen­lang gehetzt, hat­te nichts ande­res im Sinn, als zu dei­nem Ort zu kom­men und dich zu sehen (echt jetzt, Klet­ti war voll enga­giert). Als es mög­lich war, kam dei­ne Bin­dungs­angst und du warst wie­der weg. Du weißt, dass ich das Schei­ße fand. Aber ich bin dir nicht böse. Und dir muss das nicht unan­ge­nehm sein. Ich hat­te die Mög­lich­keit neue Erfah­run­gen zu machen und rück­bli­ckend ist es schon okay. Ich habe dir übri­gens an die­sem Tag noch etwas Per­sön­li­ches zurück­ge­las­sen und hof­fe, dass es dich irgend­wann erreicht.

Es war trotz­dem wun­der­schön mit dir. Ich ver­mis­se die Zwei­sam­keit. Ver­mis­se dei­ne Nähe. Ver­mis­se auch dei­ne dum­men Kom­men­ta­re. Dein grun­zi­ges Lachen, wel­ches ich spä­ter selbst über­nom­men habe. Ver­mis­se die Moment, wenn wir uns über dei­ne mit sinn­lo­sem Kram voll­ge­stopf­ten Ruck­sä­cke unter­hal­ten haben (zwei (!) Schlaf­sä­cke und die über­aus nütz­li­che Blu­men­pres­se). Ich ver­mis­se dei­ne Unfä­hig­keit Gefüh­le zu zei­gen, obgleich du doch irgend­wie sehr nah sein konn­test. Ich ver­mis­se mit dir neue Orte zu erkun­den. Ich ver­mis­se wie du dich über mei­nen Nar­ziss­mus amü­siert hast. Ver­mis­se es mit dir über alte Opas zu läs­tern. Ver­mis­se es, zusam­men Eis zu essen. Ja, ich ver­mis­se dich.

Der vor­letz­te Abend, als wir zusam­men am Strand geschla­fen haben. Über­all waren Mücken. Es war fürch­ter­lich. Im Mor­gen­grau­en hat es ange­fan­gen zu reg­nen und alles wur­de nass. Wir konn­ten noch eine Stun­de unter mei­ner Pla­ne über­le­ben. Muss­ten dann auf­ge­weicht und total über­mü­det unse­re Sachen packen, um den Bus zurück neh­men. Wir waren uns so ver­traut in die­ser Nacht. Ich erin­ne­re mich noch gut dar­an, neben dir zu lie­gen. Ich hab das an die­sem Abend so genos­sen. Ich weiß nicht war­um, aber es war so schön. So ver­traut. Als wir im Bus saßen, unse­re Hän­de gehal­ten haben, mehr schla­fend als wach. Du hast die­se warm­her­zi­ge Sei­te an dir. Kommt nicht so oft durch, aber in die­sem Moment konn­te ich sie sehen. Die ist durch­aus lie­bens­wert. Genau wie du.

Am sel­ben Tag ent­schied sich unse­re Tren­nung. Es war gut so. Es war viel­leicht schon zuviel. Du hast dei­ne Selbst­stän­dig­keit ver­lo­ren, hast dich irgend­wie abhän­gig gefühlt. Das waren schlech­te Anzei­chen. Und es war sowie­so von Anfang an klar, dass sich unse­re Wege tren­nen wür­den. Kei­ne Zukunft. Lie­be auf Rei­sen. Schon was Beson­de­res. Manch­mal.

Dan­ke für die­se Zeit. Ich den­ke ger­ne dar­an zurück, auch wenn du so ne olle Schrul­le bist. Falls du das hier liest, denkst du jetzt viel­leicht sowas wie: „Alter, bleib mir weg mit dem Scheiß!“ 🙂 Du hast das alles mög­li­cher­wei­se anders in Erin­ne­rung. Fühlst es ganz anders. Viel­leicht auch nicht. Letzt­end­lich unwich­tig. Der Text ist für dich! Hab eine gute Zeit, wo auch immer du sein magst. Das wün­sche ich dir von gan­zen Her­zen.

Erschienen am



Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert