Offroad durch den Norden Argentiniens

Als wir das geschichts­träch­ti­ge Fuß­ball­sta­di­on von Cór­do­ba hin­ter uns las­sen, haben wir die ver­mut­lich berühm­tes­te Sehens­wür­dig­keit auf unse­rer Rei­se auch schon gese­hen. Acht Tage sind wir auf der Rei­se durch den Nor­den Argen­ti­ni­ens. Größ­ten­teils auf Stra­ßen, die in kei­ner nor­ma­len Land­kar­te zu fin­den sind. Sie füh­ren quer durch die grü­nen Hügel rund um La Pos­ta und spä­ter ins Gebir­ge, die Anden. Hier­her ver­ir­ren sich nur weni­ge Tou­ris­ten. Als wir am Vor­tag in Bue­nos Aires von unse­rem Plan erzäh­len, zucken die meis­ten Ein­hei­mi­schen nur mit den Schul­tern. Dort oben im Nor­den, da waren selbst sie noch nie.

 

Die Hügellandschaft rund um La Posta kurz nach Cordoba Campieren im Nirgendwo - schön hier

 

Wir schau­keln über Stock und Stein, las­sen uns jeden Tag aufs Neue von den Stra­ßen über­ra­schen. Manch­mal lie­gen gan­ze Dor­nen­bü­sche im Weg, manch­mal fehlt auch ein Teil der Stra­ße. Der letz­te Regen hat sie mit­ge­nom­men, zurück bleibt ein stei­ler Abgrund. Dann wie­der wer­den wir von einem per­fek­ten Stück Asphalt­stre­cke über­rascht, die eini­ge Kilo­me­ter spä­ter abrupt endet. Die Wege des Ver­kehrs­mi­nis­te­ri­ums in Argen­ti­ni­en sind und blei­ben ein Mys­te­ri­um.

 

Kein Mys­te­ri­um, son­dern eine Mis­si­on sind sie für die Teil­neh­mer der Ral­lye Dakar, die von Bue­nos Aires hier­durch führt am Weg nach Argen­ti­nen. Der Deut­sche Ste­fan Schott ist einer von ihnen. Fünf­mal hat er bereits teil­ge­nom­men, jedes Mal seit­dem die Ral­lye in Süd­ame­ri­ka statt­fin­det. An die Stre­cken kann er sich trotz­dem nicht erin­nern. Zu vie­le, zu lan­ge Tages­etap­pen sind es. Sei­ne Kon­zen­tra­ti­on liegt auf dem was vor ihm ist und was sein Bei­fah­rer ihm ansagt. Wer schon ein­mal vie­le Kilo­me­ter in wenig Zeit hin­ter sich gebracht hat, wird ver­ste­hen wovon er spricht. Ein­zel­ne Merk­ma­le und Begeg­nun­gen blei­ben in Erin­ne­rung, der Rest ver­schwimmt zu end­lo­sen Land­schaf­ten, die sich hin­ter­ein­an­der auf­tun.

 

Eine von vielen Umleitungen - Diese ist sogar beschildert Die Landschaft wird mit den Höhenmetern immer karger Die Kinder von Chepes

 

Was bleibt sind die Erin­ne­run­gen an die beson­de­ren Erleb­nis­se. Die Kin­der in Che­pes an einem win­di­gen Abend, an dem der Sand sein Unwe­sen mit Kon­takt­lin­sen­trä­gern treibt. Ich sit­ze im Auto und suche einen Moment lang ein­fach nur Ruhe. Aber die Kin­der an der Tür sind hart­nä­ckig. Dass sie kein Eng­lisch spre­chen und mein Spa­nisch genau­so gut Chi­ne­sisch sein könn­te, stört sie nicht wei­ter. „Cabal­los? Cabal­los!“ rufen sie und beneh­men sich wie Rei­ter, die mich abho­len wol­len. Also packe ich mei­ne Kame­ra und lass mich von ihnen zu den Stäl­len füh­ren. Jedes Pferd wird ein­zeln bestaunt und sie erklä­ren mir, ob es männ­lich oder weib­lich ist. Dann muss ich ein Foto machen. Das fin­den sie toll. Und mit der Zeit fin­de ich auch nicht so schlecht. Ich rede Eng­lisch und ver­su­che Wör­ter auf Spa­nisch unter­zu­mi­schen. Sie wol­len von mir wis­sen wel­che Fuß­ball­clubs es in Öster­reich gibt. Fehl­an­zei­ge. Aber Bay­ern Mün­chen ken­nen sie. Und Borus­sia Dort­mund. Auch gut. Spä­tes­tens jetzt fin­de ich es ganz gut nicht wei­ter über Fuß­ball mich unter­hal­ten zu müs­sen. Das Tol­le an Sprach­bar­rie­ren ist näm­lich, dass man ohne Ankün­di­gung das The­ma wech­seln kann.

 

Als wir zum Auto zurück­keh­ren fin­det sich doch jemand der über­set­zen kann. Ich bit­te ihn den Jungs zu erklä­ren, dass es mir leid tut mich nicht bes­ser mit ihnen unter­hal­ten zu kön­nen und bedan­ke mich für die Füh­rung. Einer der Jun­gen nickt und lässt mir aus­rich­ten: „Das ist schon okay. Wenn du das nächs­te Mal kommst, dann kön­nen wir uns sicher schon auf Spa­nisch unter­hal­ten. Es ist eine leich­te Spra­che.“ Dass ich ver­mut­lich nie wie­der nach Che­pes kom­men wer­de ver­schwei­ge ich und nicke.

 

Kakteen am Wegrand Auf 4000m gibt es ausser Steinen nur mehr Panoramablicke Lamas und Alpacas stehen am Wegrand und grasen

 

Die Rei­se geht wei­ter. Vor­bei an schnel­len Ral­lye Autos, wie­der­ent­deck­ten Inka-Aus­gra­bun­gen und Natio­nal­parks mit rie­si­gen Kak­teen. Die Stra­ßen win­den sich ste­tig immer höher bis wir über 4600m sind in Tolar Gran­de. Zwei ande­re Tou­ris­ten sehen wir, die die Rei­se gewagt haben. Wir blei­ben trotz­dem die Attrak­ti­on des Abends.

 

Erst am letz­ten Tag sehen wir sie wie­der. Die klei­nen Ständ­chen mit Sou­ve­nirs am Ran­de der Gran Salar Salz­wüs­te und die vie­len Men­schen mit ihren Kame­ras, bereit zum Posie­ren. Und mit einem Schlag hat der Ort sei­ne Attrak­ti­vi­tät ver­lo­ren. Oft sind es eben doch immer die klei­nen, unbe­kann­ten Orte, die eine Rei­se beson­ders machen. Und nicht die, die man mit der Mas­se tei­len muss. Der Pfer­de­stall in Che­pes, der gro­ße Fel­sen in dem klei­nen Berg­dorf Anto­f­a­gas­ta und die unend­li­chen Wei­ten der schwer erreich­ba­ren Salz­wüs­ten Salar de Anto­falla und Salar di Ari­za­ro. Und irgend­wie sind des doch immer genau die­se Erin­ne­run­gen die uns aufs Neue in Gebie­te rei­sen las­sen, die nie­mand zuhau­se kennt, aber wir ken­nen sie nun. Und allein das war die Rei­se wert.

 

Manchmal gibt es auch keinen Verkehr Durch den Nationalpark Valle de la Luna Die Salzwüsten sind groß und wir kommen uns sehr klein vor

 

Leas Rei­se in Argen­ti­ni­en war Teil der MINI Adven­ture Trip-Kam­pa­gne #gobound­less. Nach acht Tagen off­road unter­wegs, fühl­ten sich die Tur­bo­len­zen auf dem Rück­flug für sie wie eine sanf­te Wie­ge in der Schlaf an. Die schier end­lo­sen Land­schaf­ten und klei­nen Aben­teu­er am Ran­de der Rei­se waren jedoch trotz­dem jedes ein­zel­ne Schlag­loch wert.

 

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Antworten

  1. Avatar von RENÉ
    RENÉ

    Hal­lo Lea

    In der Tat ist es eine span­nen­de Rei­se in die­se Regi­on Argen­ti­ni­ens.
    Per­sön­lich fin­de ich die Bil­der sehr schön, machen Lust auf mehr. Der
    Text ist für mich zum ver­ges­sen, ohne Details und Infos – scha­de.

    Bes­te Grüs­se aus der Schweiz

    René

    PS: Die Web­sei­te wur­de vor weni­gen Tagen gehackt und
    ist aus die­sem­Grund off­line.

  2. Avatar von Marius

    Sehr gut nach­voll­zieh­bar und es wur­den eini­ge Erin­ne­run­gen wach, da ich selbst an der Gren­ze zu Boli­vi­en unter­wegs war. So ein Road­trip ist mit das Bes­te, um ab vom Schuss was zu ent­de­cken.

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