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Dicke Schneeflocken wehen in mein Gesicht. Das geschmolzene Wasser rinnt an den Wangen hinab und weicht meinen Kragen auf. Es ist Februar in den jordanischen Bergen, es ist Nacht und es ist verdammt kalt. Das Wasser in den Schuhen quietscht bei jedem Schritt durch die sandigen Pfützen.
Immer weiter führt er mich in die Wüste, sein Griff so fest an meinem Oberarm, dass es schmerzt. Ich stolpere, drehe mich um. Die Scheinwerfer seines Pick-ups werden immer kleiner, je weiter wir uns ins Dunkel bewegen. Schließlich sind sie ganz verschwunden.
Was hab ich mir nur dabei gedacht? Unten in Petra, am Eingang zur Felsenstadt, war er doch so nett. Wir haben den typisch klebrig-süßen Pfefferminztee getrunken und viel gelacht. Dabei versteckten sich seine stechenden, schwarzen Augen hinter tiefen Lachfalten. Er ist noch keine 30, doch sein dichter Bart und das ewige Entertainment für die Touristen machen ihn älter. Heute Abend veranstalten seine Freunde ein Beduinen-BBQ oberhalb der Stadt, nicht weit von hier. Ob ich Lust habe, mitzukommen? Klar!
Wir bleiben stehen auf einer Ebene, die einem Marktplatz gleicht, umschlossen von schwarzen Hügeln. Der Wind pfeift in meinen Ohren. Schemenhaft erkenne ich Zelte, ein Schatten huscht vorbei. „Close your eyes“, befiehlt er mir. Ich schlottere und tu, was er sagt. Er flüstert Worte auf Arabisch. Jemand antwortet. Schritte entfernen sich. Magensäure brennt in meiner Kehle. Ich schlucke, kann kaum atmen.
Dann löst er seinen Griff. „Open your eyes again“.
Ich blinzle, wische den Schnee aus den Augen. Der trübe Himmel ist urplötzlich einem Sternenzelt gewichen. Die Hügel sind jetzt ganz nah, gespickt mit Dutzenden kleinen Höhlen. In jeder einzelnen brennt ein goldenes Licht. Die Zelte zu meinen Füßen sind erleuchtet. Umrisse von Betten und orientalischen Lampen zeichnen sich ab. Was vorher schwarz war, ist jetzt bunt. Junge Kerle, keiner älter als 20, tragen geschäftig Teller übervoll mit Essen in das Hauptzelt. Wir sind im „7 Wonders Bedouin Camp“, und außer uns ist niemand hier.
Es ist wärmer geworden, der Schnee fällt jetzt als Regen. Wir sind beide klatschnass. Egal. Er sieht mich an, und da sind sie wieder: die Lachfalten. Der Geruch von gegrilltem Huhn steigt mir in die Nase.
„My friends cooked for us. Now we eat. You look hungry.“
Ich war zu perplex und zu nass, um das in Bilder zu bannen. Deshalb: Das Bild vom Camp bei Nacht stammt von Reisebloggerin Ute Kranz.
In 14 Texten um die Welt!
Tag 1: Im Balkan
Tag 2: Damaskus, Syrien
Tag 3: Petra, Jordanien
Tag 4: Sierra Leone
Tag 5: Kapstadt, Südafrika
Tag 6: Deception Island, Antarktis
Tag 7: La Paz, Bolivien
Tag 8: Havanna, Cuba
Tag 9: Tijuana, Mexiko
Tag 10: Melbourne, Australien
Tag 11: Sulawesi, Indonesien
Tag 12: Hanoi, Vietnam
Tag 13: Don Det, Laos
Tag 14: Bhutan
Antworten
UO
Die Felsenstadt in Petra war einfach einmalig. Ich war auch im 7 Wonders Bedouin Camp. Es war eine wirklich schöne Erfahrung.
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