Oh, wie schön ist Peru

Die meis­ten Tou­ris­ten, die die berühm­te Inka-Stät­te Machu Pic­chu zu Fuß errei­chen, wan­dern auf dem bekann­ten, aber über­lau­fe­nen Inka-Trail dort­hin. Wir haben uns auf die Suche nach einer Alter­na­ti­ve gemacht. Und haben uns schließ­lich für den fünf­tä­gi­gen Sal­kan­tay-Trek ent­schie­den, der uns nicht ent­täuscht hat. Im Gegen­teil: Die anstren­gen­de Wan­de­rung führt uns nicht nur zu unse­rem Ziel Machu Pic­chu, son­dern auch durch eine Land­schaft, die uns dank ihrer teils schrof­fen, teils tro­pi­schen Schön­heit immer wie­der stau­nen lässt.  

Unse­re Füße schmer­zen zwar immer noch von unse­rer erst vor kur­zem absol­vier­ten Tour durch den Col­ca Can­yon, doch unse­re Wan­der­stie­fel sind bereits wie­der geschnürt. Der Grund: Die fünf­tä­gi­ge Wan­de­rung auf dem soge­nann­ten Sal­kan­tay-Trek steht an. Anstren­gend wird es, das ist uns klar, als wir die kilo­me­ter­in­ten­si­ve Rou­te im Vor­hin­ein erklärt bekom­men. Doch uns treibt ein loh­nens­wer­tes Ziel an, das zum Abschluss des Treks auf uns war­tet: die alte, sagen­um­wo­be­ne und welt­be­rühm­te Rui­nen­stadt der Inka, Machu Pic­chu.

Tag 1: Der schnee­be­deck­te Berg Uman­t­ay lei­tet uns den Weg

Es ist noch stock­fins­ter, als sich unse­re Trek­king­grup­pe, die mit uns aus 14 Teil­neh­mern, unse­rem perua­ni­schen Gui­de Dani­el und sei­nem Assis­ten­ten Clí­ma­co besteht, gegen fünf Uhr mor­gens auf dem Pla­za San Fran­cis­co in Cus­co trifft. Wir stei­gen in den bereit­ste­hen­den Bus ein – und machen umge­hend wie­der die Augen zu, als der Fah­rer den Motor anlässt. Zwei­ein­halb Stun­den spä­ter wachen wir mehr oder weni­ger aus­ge­schla­fen in Mol­le­pa­ta auf, das auf 2.900 Metern liegt und der Start­ort unse­rer Wan­de­rung auf dem Sal­kan­tay-Trek durch die Anden ist.

Bevor der ers­te Trek­king­tag so rich­tig star­ten kann, gibt es ein Früh­stück, das aller­dings nicht im Preis der Tour ent­hal­ten ist, son­dern vor Ort gezahlt wer­den muss. Wir ver­zich­ten, denn wir haben unser eige­nes und güns­ti­ge­res Essen vor­be­rei­tet, das wir uns auf dem Pla­za des klei­nen Dor­fes schme­cken las­sen. Gut gestärkt lau­fen wir im Anschluss die ers­ten Meter auf unse­rer heu­ti­gen, fast 20 Kilo­me­ter lan­gen Rou­te auf dem soge­nann­ten Cami­no Real, dem Königs­pfad, nach Soray­pam­pa, wo sich unser Camp für die ers­te Nacht des Treks befin­det.

Auf dem Weg aus Mol­le­pa­ta hin­aus begeg­nen wir Bewoh­nern des Berg­dor­fes. Mit Maul­tie­ren oder Pfer­den sind sie größ­ten­teils unter­wegs. Sie betrach­ten unse­re Mul­ti-Kul­ti-Tou­ris­ten­grup­pe, deren Mit­glie­der aus Eng­land, Hol­land, Frank­reich, Bra­si­li­en, Isra­el, Schweiz und Deutsch­land stam­men, mit skep­ti­schen Bli­cken. Eini­gen Ein­hei­mi­schen huscht ein zag­haf­tes Lächeln über das Gesicht, als wir sie pas­sie­ren und freund­lich grü­ßen.

Außer­halb von Mol­le­pa­ta mer­ken wir, dass die hüge­li­ge Regi­on ins­be­son­de­re land­wirt­schaft­lich geprägt ist. Fel­der, auf denen Gemü­se ange­baut wird, unter­bre­chen die mit Bäu­men bewach­se­nen Hän­ge in unre­gel­mä­ßi­gen Abstän­den. Ver­schie­de­ne Wege füh­ren durch die­se Land­schaft, die dank der erst vor kur­zem zu Ende gegan­ge­nen Regen­zeit saf­tig-grün strahlt. Auch das Wet­ter an Tag eins der Wan­de­rung spielt mit. Es ist warm und größ­ten­teils son­nig. Wol­ken ver­hül­len unse­re Schrit­te von Zeit zu Zeit im abküh­len­den Schat­ten.

Abküh­lung ermög­licht auch das fri­sche Quell­was­ser, das in den schma­len Flüs­sen plät­schert, die wir mehr­mals über­que­ren. In die­sen Bach­läu­fen balan­cie­ren wir von Stein zu Stein. Schließ­lich möch­ten wir uns nicht bereits am Start unse­rer Tour nas­se Füße holen.

Nach­dem wir tro­cken durch die Was­ser­hin­der­nis­se gelangt sind, brin­gen wir eine ers­te anstren­gen­de Stei­gung hin­ter uns. Der Weg wird an die­ser Stel­le immer fel­si­ger. Mit gro­ßen Schrit­ten stei­gen wir die sich vor uns aus­brei­ten­den Fels­stu­fen hin­auf. Es geht nicht anders, denn wir müs­sen 1.000 Höhen­me­ter über­win­den, um Soray­pam­pa, unser heu­ti­ges Ziel, zu errei­chen.

Bevor wir es uns aller­dings in unse­rem Schlaf­la­ger gemüt­lich machen kön­nen, müs­sen wir noch die letz­ten Kilo­me­ter des Tages zurück­le­gen. Und obwohl unse­re Füße mitt­ler­wei­le schon schmer­zen, haben wir auf die­sem Teil­stück ein zufrie­de­nes Lächeln auf den Lip­pen. Der Grund: Wir lau­fen auf den beein­dru­cken­den, cir­ca 5.460 Meter hohen Uman­t­ay zu. Zuerst ist die­ser von dunk­len Wol­ken umge­ben. Danach klart es auf – und wir bekom­men den schnee­be­deck­ten Kamm des gewal­ti­gen Ber­ges zu Gesicht. Beein­dru­ckend.

Gegen 17.30 Uhr, kurz bevor die Son­ne unter­geht, set­zen wir schließ­lich unse­re Wan­der­stie­fel in das für uns von flei­ßi­gen Hel­fern, die mit schwer­be­pack­ten Maul­tie­ren vor­ge­rit­ten sind, vor­be­rei­te­te Basis­la­ger Soray­pam­pa, das auf rund 3.900 Meter unter­halb des eisi­gen Uman­t­ay-Glet­schers liegt. Unse­re Zel­te sind bereits auf­ge­baut und befin­den sich in einem Ver­schlag aus blau­er Pla­ne. Ein Dach gibt es auch.

Gut geschützt vor dem um den Berg peit­schen­den Wind tre­ten wir nach dem Abend­essen erschöpft unse­re Nacht­ru­he an. Bereits gegen 20 Uhr.

Tag 2: Anstren­gen­der Auf­stieg zum höchs­ten Punkt der Wan­de­rung

Ges­tern früh schla­fen gegan­gen zu sein, war eine gute Idee, den­ke ich, als ich um halb sechs Uhr am Mor­gen noch etwas müde den Reiß­ver­schluss des Aus­gangs unse­res Zel­tes öff­ne und fros­ti­ge Luft ins Inne­re strömt. Wenig spä­ter begrüßt uns Dani­el, unser Gui­de, mit den Wor­ten, dass heu­te der wohl anstren­gends­te Tag unse­rer Wan­de­rung ansteht. Eine wei­te­re Bestä­ti­gung, flüs­te­re ich lei­se in mich hin­ein, als ich mich gemäch­lich in Bewe­gung set­ze und mitt­ler­wei­le weiß, dass wir am zwei­ten Tag über 20 Kilo­me­ter – größ­ten­teils berg­auf – zurück­le­gen.

Es ist nicht gera­de ein Spa­zier­gang im Park. Der Gedan­ke schießt mir durch den Kopf, als wir die Rou­te zwi­schen den bei­den Ber­gen Uman­t­ay und Sal­kan­tay ein­schla­gen, an gewal­ti­gen Fel­sen vor­bei­ge­hen und uns Schritt für Schritt nach oben mühen. Der Auf­stieg zieht sich. Zwi­schen­durch hal­ten wir ab und zu an, um durch­zu­at­men. Dabei bemer­ken wir, dass unse­re Grup­pe mitt­ler­wei­le weit aus­ein­an­der­ge­ris­sen ist. Jeder geht sein eige­nes Tem­po. Eini­ge unse­rer Weg­ge­fähr­ten machen sich das Leben jedoch auch sel­ber schwer, indem sie auf der fünf­tä­gi­gen Tour viel Gepäck in einem gro­ßen Ruck­sack durch die Gegend schlep­pen. Wir haben nur das Not­wen­digs­te dabei – und freu­en uns, bei die­ser Wan­de­rung nur weni­ge Kilos auf dem Rücken zu haben.

Drei Stun­den und 30 Minu­ten, nach­dem wir unser Camp ver­las­sen und uns in die­ser Zeit die stei­le Rou­te hin­auf­ge­quält haben, sind wir am höchs­ten Punkt der gesam­ten Tour ange­langt: Bei strah­len­dem Son­nen­schein ste­hen wir 4.600 Meter über dem Mee­res­spie­gel – und um uns her­um ragen die Gip­fel der uns ein­kes­seln­den Vil­ca­bam­ba-Berg­ket­te in den Him­mel. Vor allem der Anblick der Süd­sei­te des schnee­wei­ßen Sal­kan­tay – mit fast 6.270 Metern der höchs­te Berg die­ser Regi­on – ist impo­sant.

Als schließ­lich alle aus unse­rer Grup­pe auf dem Pass ange­kom­men sind, erzählt uns unser Gui­de, dass behaup­tet wird, dass der Berg Sal­kan­tay noch nie erfolg­reich bestie­gen wor­den ist. Ver­su­che gab es aber bereits zahl­rei­che. Lei­der teil­wei­se mit töd­li­chem Aus­gang. Wie in den 1990er Jah­ren, als Berg­stei­ger aus Japan bei einem Lawi­nen­un­glück ums Leben kamen. Dani­el berich­tet wei­ter, dass ein süd­ame­ri­ka­ni­scher Alpi­nist, der in höchs­ter Not vom Berg geret­tet wer­den konn­te, die Geschich­te in die Welt gesetzt habe, der Berg hät­te mit ihm gespro­chen und ihm gesagt, dass nie ein Mensch bis zum Gip­fel gelan­gen kön­ne. Legen­den­bil­dung. Die Inka hat­ten wohl bereits bei der Namens­ge­bung des für sie hei­li­gen Ber­ges eine gewis­se Vor­ah­nung: Denn Sal­kan­tay heißt über­setzt so viel wie „Der unbe­rühr­te Berg“.

Von die­sem unbe­rühr­ten Berg ent­fer­nen wir uns ein wenig, als wir den Abstieg nach Huay­racpam­pa in Angriff neh­men, wo wir unser Mit­tag­essen auf rund 4.000 Metern zu uns neh­men. Nach­dem wir unse­re Mägen gefüllt haben, geht es wei­ter nach unten, durch die zuneh­mend grü­ner wer­den­de Land­schaft. Doch nicht nur die Far­be der Natur ver­än­dert sich, son­dern auch das Wet­ter. Gewal­ti­ge Nebel­fel­der zie­hen am Nach­mit­tag auf – und hän­gen tief am stei­ni­gen Boden. Irgend­wann ist der graue Schlei­er sogar so dicht, dass wir nur noch ein paar Meter freie Sicht haben.

Kurz vor dem Ein­tref­fen in unse­rem heu­ti­gen Ziel­ort hat sich der Nebel aber wie­der in Luft auf­ge­löst. Tro­pi­sche Pflan­zen bestim­men hier auf 2.800 Metern das Bild, wie wir nun bemer­ken.

Als wir aus­ge­laugt von der Wan­de­rung unser Camp in Col­pa­pam­pa betre­ten, müs­sen wir unse­ren Kör­pern erst ein­mal wie­der Mine­ra­li­en zufüh­ren. Zisch – und das ers­te Bier ist geöff­net. Gibt es ein bes­ser schme­cken­des Getränk, das wir nach den Anstren­gun­gen die­ses Tages genie­ßen kön­nen? Wir kön­nen es uns in die­sem Moment beim bes­ten Wil­len nicht vor­stel­len.

Tag 3: Durch die Näs­se – erst der Regen, dann die hei­ßen Quel­len

Da wir heu­te „nur“ knapp 15 Kilo­me­ter zurück­le­gen müs­sen, bre­chen wir erst gegen halb acht am Mor­gen auf. Eine huma­ne Zeit, schei­nen die meis­ten aus unse­rer Grup­pe zu den­ken, als ich in ihre ver­träum­ten Gesich­ter schaue.

Wir haben die Ort­schaft Col­pa­pam­pa gera­de erst ver­las­sen, als Regen ein­setzt. „Spä­tes­tens jetzt sind alle wach“, sage ich zu Danie­la, nach­dem ich mir mei­ne Regen­ja­cke ange­zo­gen und mei­nen Ruck­sack mit einer Hül­le eben­falls was­ser­dicht ver­schlos­sen habe.

Trotz der schmud­de­li­gen und unan­ge­neh­men Wet­ter­be­din­gun­gen set­zen wir unse­ren Weg vor­bei an Obst­gär­ten, Kaf­fee­plan­ta­gen und Bana­nen­bäu­men fort. Bis wir an einem rei­ßen­den Fluss stop­pen. Wie sol­len wir die­ses Hin­der­nis aus kal­tem Was­ser bloß über­que­ren, fra­ge ich mich, als mir ein dickes Stahl­seil auf­fällt, das von einer zur ande­ren Sei­te des Flus­ses gespannt ist. Einer nach dem ande­ren set­zen wir uns in die an dem Seil hän­gen­de, wacke­li­ge Metall­vor­rich­tung und las­sen uns über den auf­ge­wir­bel­ten Strom schie­ben.

Tro­cken und wohl­be­hal­ten kom­men wir am ande­ren Fluss­ufer an und gehen im Anschluss dar­an noch weni­ge Kilo­me­ter, bis wir im Dorf Playa ange­langt sind. Holz­hüt­ten – die meis­ten davon, sind mit Wahl­sprü­chen und Namen von Poli­ti­kern bepin­selt – ste­hen am Weg­rand. Schwei­ne ren­nen qui­ckend über die auf­ge­weich­te Stra­ße. Unmit­tel­bar danach fol­gen Kin­der, die sich einen Spaß dar­aus machen, die bors­ti­gen Tie­re zu jagen.

Apro­pos Schwei­ne: Unser Mit­tag­essen war­tet, das wir in einem not­dürf­tig her­ge­rich­te­ten Restau­rant ver­drü­cken. Auf­ge­ges­sen – und schon sit­zen wir in einem Bus, der uns das letz­te Stück des heu­ti­gen Weges nach San­ta Tere­sa fährt.

Auch in die­ser Nacht ist noch ein­mal cam­pen ange­sagt. Zeit für die har­te Iso­mat­te und den war­men Schlaf­sack ist es aller­dings noch nicht, denn erst ein­mal wer­den wir zu hei­ßen Quel­len in der Nähe von San­ta Tere­sa kut­schiert. Fünf Boli­via­nos Ein­tritt spä­ter las­sen wir uns in die Natur­pools fal­len, deren hei­ßes Was­ser vor allem für unse­re vom tage­lan­gen Wan­dern geschun­de­nen Füße eine Wohl­tat ist. Fast drei Stun­den ver­brin­gen wir in der gut besuch­ten Bade­ein­rich­tung – und befrei­en uns dort von dem ange­sam­mel­ten Schmutz der ver­gan­ge­nen Tage.

Fast wie aus dem Ei gepellt, las­sen wir am Abend in unse­rem Camp zu lau­ter Musik gro­ße Fla­schen Pil­se­ner krei­sen. Es ist spät und dun­kel, als wir – ohne Taschen­lam­pen und auf etwas wacke­li­gen Bei­nen – den Weg zu unse­rem Zelt suchen.

Tag 4: Ent­lang der Bahn­glei­se nach Agu­as Cali­en­tes

Es häm­mert auf unser Zelt ein, als wir gegen sie­ben Uhr auf­wa­chen. Hat das was mit dem Alko­hol zu tun, den wir ges­tern Abend doch recht groß­zü­gig kon­su­miert haben? Die Ant­wort erhal­te ich, als ich mich aus dem Zelt bewe­ge und dicke Regen­trop­fen auf mich nie­der­pras­seln. „Mist“, schreie ich auf, als ich bemer­ke, dass unse­re Bade­sa­chen immer noch an der Wäsche­lei­ne im Frei­en hän­gen – und somit mitt­ler­wei­le klitsch­nass anstatt tro­cken sind.

Doch es hät­te noch schlim­mer kom­men kön­nen. Das ist mir spä­tes­tens klar, als ich sehe, dass die Bei­ne des nie­der­län­di­schen Tour­teil­neh­mers aus dem Zelt bau­meln – und auch sei­ne Wan­der­stie­fel im Matsch lie­gen. Ich wecke ihn. Sein schie­fer Blick ver­rät mir, dass er vor eini­gen Stun­den noch tie­fer als ich ins Glas geschaut haben muss.

Nach dem Früh­stück müs­sen wir die Ent­schei­dung tref­fen, ob wir die ers­te Etap­pe des Tages von San­ta Tere­sa nach Hidroelec­tri­ca wan­dern oder mit dem Bus fah­ren möch­ten. Auf­grund der kur­zen Nacht und des anhal­ten­den Regens ent­schei­den wir uns für den moto­ri­sier­ten Unter­satz, der die Stre­cke in 45 Minu­ten zurück­legt.

Von der Zug­sta­ti­on Hidroelec­tri­ca aus set­zen wir den zwölf Kilo­me­ter betra­ge­nen Weg ent­lang der Bahn­glei­se nach Agu­as Cali­en­tes, dem Tor zur Inka-Stät­te Machu Pic­chu, zu Fuß fort. Der Regen lässt zwi­schen­zeit­lich nach und hört schließ­lich ganz auf. In den etwas weni­ger als drei Stun­den unse­rer heu­ti­gen Wan­de­rung kommt uns nur ein ein­zi­ger Zug ent­ge­gen. Den Signal­ton der blau gestri­che­nen Lok hören wir schon von wei­tem. Wir tre­ten einen Schritt zur Sei­te und machen die Glei­se frei.

Die grü­nen, mit Pflan­zen bewach­se­nen Hän­ge, an denen wir vor­bei­ge­hen, unter­schei­den sich kaum von­ein­an­der. Doch eine die­ser Steil­wän­de ist etwas Beson­de­res. Dani­el, unser Gui­de, ver­rät uns näm­lich, dass es sich hier­bei um die Rück­sei­te des Ber­ges han­delt, auf dem Machu Pic­chu von den Inka errich­tet wor­den ist.

Auch wenn wir erst mor­gen, am fünf­ten Tag der Wan­de­rung, die Rui­nen­stadt besich­ti­gen wer­den, ist uns die Vor­freu­de bereits in unse­ren Gesich­tern anzu­se­hen, als wir nach knapp drei Stun­den das Ort­schild von Agu­as Cali­en­tes hin­ter uns las­sen.

Die Klein­stadt in der Nähe von Machu Pic­chu ist so, wie ich sie mir vor­ge­stellt habe: tou­ris­tisch. An jeder Ecke hängt das Schild eines Hotels und fast über­all ver­kau­fen Laden­be­sit­zer Snacks, Geträn­ke und die für Peru so typi­schen Klei­dungs­stü­cke aus Alpa­ka­wol­le, die Tou­ris­ten in gro­ßen Beu­teln aus den Geschäf­ten tra­gen. Oder ein durch­aus auf­dring­li­cher Mit­ar­bei­ter eines Restau­rants ver­sucht, Rei­sen­de zu über­re­den, gera­de in die­sem Fress­tem­pel ihr Mit­tag- bzw. Abend­essen zu ver­schlin­gen.

Etwas hung­rig bege­ben wir uns aller­dings erst ein­mal zu unse­rem Hotel, das von der Rei­se­agen­tur, bei der wir den Sal­kan­tay-Trek gebucht haben, reser­viert wor­den ist. Wir ste­hen am Emp­fang – und uns fällt das Preis­schild auf, das in der wenig ein­la­den­den Ein­gangs­hal­le plat­ziert ist. 60 US-Dol­lar kos­tet ein Dop­pel­zim­mer für eine Nacht. Wir stau­nen über den – für perua­ni­sche Ver­hält­nis­se – hap­pi­gen Preis und sind umge­hend ent­täuscht, als wir unse­re Unter­kunft betre­ten. Es ist feucht, es riecht schim­me­lig. Egal, wir sind von vier Tagen inten­si­vem Wan­dern platt und müde – und gön­nen uns eine Pri­se Schlaf.

Am Abend tref­fen wir uns mit unse­rer Grup­pe in einem Restau­rant, um gemein­sam zu essen. Es gibt frisch aus dem durch das Städt­chen strö­men­den Flus­ses gefan­ge­ne Forel­len. Köst­lich. Nur unser Gui­de Dani­el hat kei­ne Zeit, sich den Fisch schme­cken zu las­sen. Er ist sicht­lich ner­vös, tele­fo­niert hek­tisch hin­ter vor­ge­hal­te­ner Hand. Unse­re Ein­tritts­kar­ten für Machu Pic­chu soll er uns eigent­lich über­rei­chen. Mit den Tickets für mor­gen scheint es aber Pro­ble­me zu geben. Und auf ein­mal ist er ver­schwun­den. Kei­ner von uns weiß, wo Dani­el steckt. Es macht sich Unru­he am Tisch breit. So kurz vor dem Ziel unse­rer Wan­de­rung und unse­rer Mühen – und nun soll uns Machu Pic­chu ver­sperrt blei­ben, fra­gen sich eini­ge. Doch schließ­lich taucht unser Gui­de wie­der auf. Erleich­te­rung spricht aus sei­nen Augen. „Aqui hay las ent­ra­das“, sagt Dani­el. Hier sind die Tickets.

Am nächs­ten Mor­gen geht es also los, die hei­li­ge Stät­te der Inka kann von uns in aller Ruhe erkun­det wer­den. Doch dazu mehr in unse­rer kom­men­den „Rei­se­de­pe­sche“ über Machu Pic­chu.

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Antworten

  1. Avatar von Melina
    Melina

    Hal­li­hal­lo,
    Ich habe gera­de mit Ver­gnü­gen euren unter­halt­sa­men Bericht über den Track gele­sen 🙂 mei­ne Freun­din und ich rei­sen im August durch Peru und haben auf­grund der gro­ßen Anfra­gen schon den Mac­chu Pic­chu gebucht. Da das nur ein paar Tage nach unse­rer Ankunft ist könn­ten wir nun gar nicht den Sal­kan­tay­Track vor­her lau­fen. Wisst ihr ob man auch anders­rum lau­fen kann? Also von agua cali­en­te weg? Das wäre geni­al für uns 🙂
    Bes­te Grü­ße,
    Melina

    1. Avatar von Christian & Daniela

      Hal­lo Melina, vie­len Dank für Dei­nen Kom­men­tar. Wir glau­ben nicht, dass sol­che Tou­ren ange­bo­ten wer­den, zumin­dest haben wir davon noch nichts gehört. Aber erkun­digt euch am bes­ten noch ein­mal vor Ort. Von Agu­as Cali­en­tes könn­tet ihr außer­dem auch zur Hidroelec­tri­ca lau­fen – und dann wei­ter über San­ta Tere­sa nach San­ta Maria. Von dort fah­ren Bus­se nach Cus­co. Viel Spaß in Peru!

  2. Avatar von Jana
    Jana

    Schö­ner und sehr inter­es­san­ter Bericht! Wir pla­nen den 5‑tägigen Sal­kan­tay-Trek auf unse­rer Peru-Rei­se zu machen. Ihr schreibt, dass eini­ge aus eurer Grup­pe viel zu viel Gepäck dabei hat­ten und ihr nur das Nötigs­te… Ich bin mir noch ziem­lich unsi­cher, was wir für die 5 Tage brau­chen. Was sind denn eurer Mei­nung nach die wich­tigs­ten Sachen? 🙂

    1. Avatar von Christian & Daniela

      Hal­lo Jana, vie­len Dank für Dei­nen Kom­men­tar. Wich­tig sind vor allem gute Wan­der­schu­he. Genau­so wie war­me Sachen – Fleece, Müt­ze, Hand­schu­he, etc. So rich­tig kalt ist es aber nur in der Nacht gewor­den, als wir am Ran­de des Glet­schers geschla­fen haben. Zudem soll­test Du am bes­ten auch eine Regen-/Wind­ja­cke dabei haben. Viel Spaß in Peru.

  3. Avatar von Marsela

    Das klingt klas­se! Und defi­ni­tiv ja – ein Bier kann ver­dammt gut schme­cken nach den Stra­pa­zen ;)) Wir haben den Cho­que­qui­rao Trek damals gemacht und waren 9 Tage unter­wegs, aber zum Glück war es bei uns nicht so kalt wie bei euch. Gera­de Nachts könn­te ich mir vor­stel­len, dass es ganz schön schat­tig war..

    1. Avatar von Christian & Daniela

      Vie­len Dank, Mar­se­la. Wow, neun Tage, ein lan­ger Trek. Das war bestimmt auch sehr schön – und nach den Anstren­gun­gen stand dann hof­fent­lich eben­falls ein Bier bereit 😉

  4. Avatar von Till
    Till

    Coo­ler Bericht! Ich goog­le gera­de nach ver­schie­dens­ten Berich­ten, weil ich auch gera­de einen Flug nach Lima gebucht habe :). Sind gera­de sehr güns­tig für 300€ ver­füg­bar bei http://www.meilenum.de/

    1. Avatar von Christian & Daniela

      Hal­lo Till, vie­len Dank für Dei­nen Kom­men­tar. Wir wün­schen Dir schon ein­mal viel Spaß im wun­der­schö­nen Peru. Du kannst Dich dar­auf freu­en 🙂

  5. Avatar von Deen
    Deen

    Habt ihr zuvor den Inka Trail gemacht oder wie könnt ihr die Aus­sa­ge tref­fen, dass er über­lau­fen wäre?

    1. Avatar von Christian & Daniela

      Hal­lo Deen, nein, den Inka Trail konn­ten wir nicht machen, da die­ser bereits aus­ge­bucht war. Dar­auf bezieht sich die For­mu­lie­rung »über­lau­fen« 😉 Lie­be Grü­ße.

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