Oh mein schönes Kirgistan

Ich bin gut drauf!

Es liegt Schnee und knie­tief ver­sin­ke ich in dem wei­ßen Zeug, das der rhein­hes­si­sche Win­ter mir so oft ver­sagt. Die Luft wird dünn und zwingt mich zu Pau­sen. Für mich, der auf N.N. einen Mara­thon deut­lich unter 3 h läuft, ein völ­lig unge­wohn­te Erfah­rung. Der schwe­re Ruck­sack drückt unan­ge­nehm auf den Schul­tern und scheu­ert an der Hüf­te. Ich bin hung­rig und obwohl ich heu­te schon sechs Stun­den Ber­ge hin­auf mar­schie­re, weiß ich, dass ich mein Nacht­la­ger erst nach etwa wei­te­ren acht Stun­den errei­chen wer­de, wenn ich schnell bin, wenn ich nicht abstür­ze.

Doch selbst der kal­te Wind kann mir das Grin­sen nicht aus dem Gesicht wischen. Atem­los genie­ße ich es zu lei­den. Das Leben ist schön und so ist Kir­gi­stan.

Zen­tral­asi­en ist eine wun­der­ba­re Gegend für Men­schen mit Inter­es­se an frem­den Kul­tu­ren, mit Lie­be zur Natur und Hang zur Selbstkasteiung…Menschen wie mich.

Zen­tral­asi­en ist eine Schatz­tru­he für Rei­sen­de und Kir­gi­stan, zwi­schen Chi­na im Nord­os­ten, Kasach­stan im Nor­den, Tadschi­ki­stan im Süd­wes­ten und Usbe­ki­stan im Nord­wes­ten, ihre Per­le.

Ich bin hier um zu wan­dern. Meist zu Fuß, eini­ge Male hoch zu Ross.

Wochen­lang brennt die Son­ne bei 40° C in den Tälern, frie­re ich bei 0°C und Eis­re­gen in den Höhen, Schla­fe in mei­nem Zelt und manch­mal als Gast in Jur­ten. Trin­ke das kla­re Was­ser der Bäche und das rau­chig bit­te­ren Kumys der Hir­ten. Ich lebe von gefrier­ge­trock­ne­ter Trek­king-Nah­rung, Nüs­sen, von Brot und fri­scher But­ter. Fleisch ist sel­ten und meist so alt, dass es sau­er schmeckt.

Das Land selbst ist so viel­ge­stal­tig und schön, dass ich hier nicht mehr weg möch­te.

Mei­ne ers­te Tour führt mich von Osh ins Pamir, ein Rei­se­be­richt in Bil­dern:

Der Jay­maa Bazaar ist einer der größ­ten und far­ben­frohs­ten Märk­te in ganz Zen­tral­asi­en und ein guter Ort um die letz­ten drin­gen benö­tig­ten Din­ge ein­zu­kau­fen. Da ich den Tag über ohne grö­ße­re Pau­sen wan­de­re, stär­ke ich mich mit­tags nur mit einer Hand voll Nüs­sen und getrock­ne­ter Früch­te.

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Der Basar in Osh ist, nach dem ver­wir­ren­der­wei­se »Osh Bazaar« genann­ten Basar in Bish­kek, der zweit­größ­te des Lan­des.

Ich schlen­de­re ein wenig durch Osh, esse mich noch ein­mal rich­tig an Shash­lik satt, zer­le­ge den Ben­zin­ko­cher und »tan­ke« Sprit. In mei­nem Homestay las­se ich alle über­flüs­si­ge Aus­rüs­tung zurück.

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Oben: Moschee. Rechts: Ein Liter Ben­zin reicht mir für mehr als drei Wochen. Unten: Marsch­rut­ka, in den meis­ten Ex-Sowjet­re­pu­bli­ken das Nah­ver­kehrs­mit­tel der Wahl

Mit einer gemie­ten Marsch­rut­ka fah­re ich andern­tags Rich­tung Kojo Kelen. Die Hit­ze ist nur schwer erträg­lich und der rus­si­sche Fah­rer hält mehr als ein­mal an, um den durs­ti­gen Mer­ce­des Bus mit fri­schem Kühl­was­ser zu ver­sor­gen. Über Schot­ter­pis­ten geht es eini­ge Stun­den durch ödes Land, bis wir an einem klei­nen Stau­see ras­ten um den Motor küh­len zu las­sen.

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Oben: Kir­gi­sen wer­den zwar nicht im Sat­tel gebo­ren, Rei­ten ler­nen sie aber meis­tens in den ers­ten vier Lebens­jah­ren.

Mit­tags errei­chen wir das Dorf Kojo Kelen. Die Erde, aus der die ein­fa­chen Hüt­ten vie­ler Bewoh­ner hier gebaut sind, ist tief­rot und zeu­gen von Armut. Ich schla­ge mein Zelt auf einer klei­nen Wie­se auf und ver­staue ‑auf loka­len Rat hin- mei­ne Lebens­mit­tel gut, denn nachts kämen die Wöl­fe aus den umlie­gen­den Ber­gen.

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Oben: Far­ben­spiel der Natur. Rechts: Stein­bock­köp­fe kenn­zeich­nen einen spi­ri­tu­el­len Ort. Unten: Der Win­ter hier in den Ber­gen ist rau, Heu muss für das Vieh gela­gert wer­den.

Die Natur hier ist wirk­lich atem­be­rau­bend schön, meh­re­re Stun­den wan­de­re ich durch blü­hen­de Berg­wie­sen und genie­ße die Stil­le. Mich begeis­tert das Far­ben­spiel der nahen Ber­ge im sin­ken­den Son­nen­stand und ger­ne wür­de ich noch tage­lang blei­ben um mich satt zu sehen.

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Wer wür­de hier nicht ger­ne eine Zeit lang ver­wei­len. Unten: der Autor neben dem Schä­del eines Mar­co-Polo Scha­fes. Eigent­lich streng geschützt wer­den die Tie­re in den Ber­gen lei­der immer noch bejagt.

Als die Däm­me­rung fällt, berei­te ich mir ein kar­ges Mahl auf dem fau­chen­den Ben­zin­ko­cher und fal­le – nach­dem ich erfolg­los mit dem Tele nach Wöl­fen Aus­schau gehal­ten habe –  bald in einen tie­fen Schlaf. Dann, am nächs­ten Mor­gen, bre­che ich sehr früh auf. Ich will ein Jai­loo, einer der Som­mer­wei­den, errei­chen und von dort an Tag 3 den Jip­tik Pass zu über­schrei­ten.

Erst geht der Weg noch freund­lich berg­an und ich schwit­ze in der gro­ßen Hit­ze. Unter­wegs begeg­nen mir freund­li­che Men­schen, ich bin ein Kurio­sum.

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Oben und Rechts: Frau­en bei der Feld und Haus­ar­beit. Unten: Die Kin­der sind auch hier neu­gie­rig.

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Oben: Idyll. Rechts: Wil­de Orchi­deen ste­hen am Bach­lauf. Unten: Fahr­zeu­ge sind hier sel­ten und das Pferd oder der Esel Fort­be­we­gungs­mit­tel der Wahl.

Nach eini­gen Stun­den wird der Weg immer stei­ler und ich fra­ge mich ob ich nicht hät­te mehr Gepäck in Osh zurück­las­sen sol­len. Dann wird es plötz­lich stark win­dig, der Him­mel zieht sich in Minu­ten völ­lig zu und es beginnt zu reg­nen. Auf einer expo­nier­ten Berg­kup­pe ducke ich mich im Eis­re­gen zwi­schen die Fel­sen und esse ein paar Hand voll Nüs­se und Tro­cken­obst. Auch wenn der Regen nur kurz anhält sind die kom­men­den Stun­den, in denen ich mich müde und tdurch­nässt durch hohe, nas­se Vege­ta­ti­on zum Jai­loo durch­kämp­fe, kein Ver­gnü­gen.

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Über 3000 Metern kühlt es deut­lich ab und Nach­mit­tags reg­net es prak­tisch immer. Doch auch hier ste­hen gan­ze Wie­sen in vol­ler Blü­te.

Ich bin müde und neh­me ger­ne das Ange­bot der Hir­ten an, in ihrer Jur­te zu schla­fen. Das Abend­essen ist spär­lich und wie immer, wenn ich schnell auf über 3000 m auf­stei­ge, habe ich Kopf­schmer­zen und lei­de unter Schlaf­lo­sig­keit. Was wäre das Rei­sen ohne die denk­wür­di­gen klei­nen Unan­nehm­lich­kei­ten.

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Die Hir­ten ver­brin­gen die Som­mer auf den Jai­loos, den Som­mer­wei­den im Gebir­ge. Dort hüten sie meist Scha­fe, die oft nicht ihre eige­nen sind, son­dern wohl­ha­ben­de­ren Fami­li­en gehö­ren. Die zahl­rei­chen Wöl­fe schmä­lern das ohne­hin schon gerin­ge Ein­kom­men.

Heu­te ist der längs­te Tag. Das ist nicht geschla­fen habe ist ein denk­bar schlech­ter Ein­stieg und mei­ne Eupho­rie ist gering, als ich mit stei­fen Glie­dern in der mor­gend­li­chen Käl­te starte.Doch schon kur­ze Zeit spä­ter wärmt mich hier im Hoch­ge­bir­ge die Son­ne und die Land­schaft zieht mich in ihren Bann. Über Stun­den geht wei­ter berg­auf, über Hoch­wie­sen, auf denen etwa hun­dert halb­wil­de Yaks wei­den, die mich mehr als ein­mal bei ihren gegen­sei­ti­gen Ver­fol­gungs­jag­den im Lie­bes­rausch fast über den Hau­fen ren­nen. Wäre ich hier Erst­be­ge­her, ich wür­de die­se Gegend Yaki­stan nen­nen.

Ich ras­te auf einer Wie­se voll blü­hen­der Berg­as­tern, ein gro­ßes Geröll­feld erstreckt sich vor mir. Es sind noch etwa zwei Stun­den bis zum Jip­tik Pass, auf fast 4200 m und ich muss mich beei­len, will ich mein Nacht­la­ger auf der ande­ren Sei­te noch vor Ein­bruch der Dun­kel­heit errei­chen. Ich neh­men einen Schluck des star­ken kir­gi­si­schen Cognacs, den ich für worst-case Sze­na­ri­en ein­ge­packt hat­te und mache mich auf den lan­gen, beschwer­li­chen Weg.

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Berg­welt mit Yaks, mehr fällt mir dazu nicht ein, reicht aber glau­be ich auch.

Es ist eine elen­de Schin­de­rei aber ich genie­ße es. Über aus­ge­dehn­te Geröll­fel­der geht es berg­an. Der ers­te Schnee wird sicht­bar und dann steht auf 4000 m die Que­rung einer tief ver­schnei­ten Berg­flan­ke auf dem Pro­gramm.

Als Tra­di­tio­na­list habe ich lan­ge Jah­re Wan­der­stö­cke ver­ach­tet. Ich gebe unum­wun­den zu, nun bin ich sehr dank­bar dafür, die ein­ge­packt zu haben. Der Schnee ist so tief, dass ich mit dem schwe­ren Ruck­sack bis zum Knie, manch­mal sogar bis zur Hüf­te ein­sin­ke. Alle 50 m muss ich pau­sie­ren um mei­ne Sau­er­stoff­schuld aus­zu­glei­chen. Ich bin so durs­tig, ich esse Schnee, alle zehn Schrit­te eine Hand voll.

Als ich um die Mit­tags­zeit end­lich den Pass errei­che und in der Fer­ne die wei­ßen Gip­fel der Sie­ben­tau­sen­der des Pamir sehe, bricht Eupho­rie aus.

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Geröll­fel­der und schnee­be­deck­te Hän­ge. Der Blick auf den Pamir vom Jip­tik Pass aus (Unten) ist schwer erar­bei­tet.

Mehr rut­schend als klet­ternd stei­ge ich nach kur­zer Rast auf dem Pass ab. Die Nord­sei­te liegt schon kom­plett im Berg­schat­ten und ist emp­find­lich kühl.Durch Wie­sen aus wil­den Zwie­beln wan­de­re ich mei­nem Ziel ent­ge­gen, eini­ge Flüs­se müs­sen gequert wer­den und lei­der gelingt das nicht immer tro­cke­nen Fußes. Mehr als ein­mal stei­ge ich bar­fuß mit dem schwe­ren Ruck­sack in das viel­leicht 4°C kal­te Was­ser. Zwi­schen grü­nen, sanft geschwun­ge­nen Hügeln fol­ge ich einem kla­ren Flüss­chen, hof­fe bei jeder Bie­gung end­lich die Jur­ten zu sehen, nahe denen ich heu­te nach cam­pie­ren will. Und dann end­lich, nach ins­ge­samt 12 Stun­den errei­che ich bei ein­bre­chen­der Däm­me­rung den Rast­platz. Im Wind­schat­ten der Jur­te koche ich, umringt von neu­gie­ri­gen Kin­dern und deren Eltern, mein Abend­essen. Es wird immer käl­ter, der Wind nimmt zu, lang­sam wird es wirk­lich unge­müt­lich. Wei­ter im Süden färbt sich der Pamir in den Feu­er­schein der unter­ge­hen­den Son­ne und ich zie­he mich in mein Zelt zurück.

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Eine raue und doch schö­ne Gegend. Unten: Son­nen­un­ter­gang über dem Pamir.

Der nächs­te Mor­gen ist kalt und stark win­dig. Der Nebel scheint nur weni­ge Meter über dem Boden zu schwe­ben. Mit Sturm­hau­be und dich ein­ge­packt fol­ge ich eini­ge Stun­den dem Fluss­lauf und errei­che am spä­ten Vor­mit­tag eine pri­mi­ti­ve Berg­ar­bei­ter­sied­lung. Koh­le, die dicht an der Ober­flä­che liegt, wird hier mit ein­fa­chen Mit­tel abge­baut. Die Behau­sun­gen der Arbei­ter sind ärm­lich und wir­ken ziem­lich trost­los, Melan­cho­lie.

Ich errei­che gegen Mit­tag den Ort Sary Mog­hol auf 3000 m. Müde und durch­ge­fro­ren stär­ke ich mich in einem Guest­house des CBT und ruhe mich eini­ge Stun­den lang aus. In etwa 25 km Ent­fer­nung sind die Aus­läu­fer des Pamir zu sehen, das Ziel ist nahe. Die­ses Jahr bin ich der ers­te Tou­rist, der den Jip­tik Pass began­gen hat. Der Koor­di­na­tor des CBT in Sary Moghul möch­te vie­le Infor­ma­tio­nen: liegt am Pass noch Schnee, ist der Weg noch begeh­bar, wie lan­ge habe ich gebraucht..und ich nut­ze die sel­te­ne Gele­gen­heit von einem gut Eng­lisch spre­chen­den Kir­gi­sen mehr über sein Land zu erfah­ren. Doch ich habe noch einen lan­gen Weg vor mir und so bre­che ich am Nach­mit­tag gen Süden auf.

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Oben: Nebel nur weni­ge Meter über dem Boden. Rechts: Stra­ße in Sary Mog­hol, der Pamir im Hin­ter­grund. Unten: Ein­fa­che Behau­sun­gen der Berg­ar­bei­ter­sied­lung.

Über die ros­ti­ge Kari­ka­tur einer Brü­cke geht es über einen rei­ßen­den Fluss, vor mir lie­gen 20 km wei­te, offe­ne Step­pe bis zum Pamir. Die offen­sicht­li­che Karg­heit fas­zi­niert mich, ent­puppt sie sich doch bei genaue­rem Hin­se­hen als ein Bio­top der Fül­le. Üppi­ge Blu­men blü­hen gelb und rot und Stein­ad­ler krei­sen über mei­nem Kopf. Hin und wie­der hört man die schril­len Warn­pfif­fe der Mur­mel­tie­re, die sich durch ihre hel­le­re Fär­bung deut­lich von denen des euro­päi­schen Alpen­raums unter­schei­den. Die Son­ne scheint, es ist ange­nehm warm, vor mir liegt der Pamir und ich habe offen­sicht­li­che Mühe, die Kame­ra aus der Hand zu legen.

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oben: Blick auf den Pamir, rechts: Mar­co-Polo Schaf Gehörn, unten: die Step­pe blüht

Nach etwa 25 Kilo­me­tern errei­che ich mei­nen letz­ten Lager­platz die­ser Tour. An den Tulpar Seen, die wie flüs­si­ges Glas auf 3400 m zwi­schen sanft geschwun­ge­nen Hügeln, gegen­über schnee­be­deck­ter Ber­ge lie­gen. Dich­te schwar­ze Wol­ken ver­hei­ßen nichts Gutes, doch ich schaf­fe es im letz­ten Moment mein Zelt fer­tig auf­zu­stel­len und mich in Sicher­heit zu brin­gen, bevor eine Stun­de lang hef­ti­ger Eis­re­gen auf die Ebe­ne nie­der­geht. Die Zeit reicht für nicht mehr als einen klei­nen Aus­flug in die nähe­re Umge­bung, Hir­ten trei­ben auf Pfer­den die Scha­fe ins Gat­ter, auch hier gibt es vie­le Wöl­fe. Dann wird es schnell dun­kel und emp­find­lich kalt. Zusam­men­ge­kau­ert zwi­schen Gras­hü­geln wär­me ich mich am Ben­zin­ko­cher und berei­te mir ein spar­ta­ni­sches Mahl. Ger­ne hät­te ich noch den nahe­zu per­fek­ten Ster­nen­him­mel pho­to­gra­phiert, doch mir ist ein­fach zu kalt und ich bin müde.

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Um die Tulpar Seen

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oben: der Pik Lenin hüllt sich in dich­te Wol­ken und ist kaum zu sehen, sein nied­ri­ge­rer Nach­bar­gip­fel jedoch schon. rechts: Alm­ab­trieb Kyr­gyz-Style. unten: tra­di­tio­nel­les Jur­ten­dach von innen, das Jur­ten­kreuz fin­det sich auch auf der kir­gi­si­schen Fah­ne

 

Es ist der letz­te Tag die­ser Tour. Bei Son­nen­schein und ange­neh­men Tem­pe­ra­tu­ren stei­ge ich wei­ter auf. Ich sit­ze im T‑Shirt auf 3800 m  auf einer Blu­men­wie­se und pick­ni­cke mit Aus­sicht auf den wol­ken­ver­han­ge­nen Pik Lenin, den mit 7134 m zweit­höchs­ten Gip­fel des Pamir.Ein per­fek­ter Tag. Nur ein­mal wird die Stil­le kurz durch­bro­chen, als einer der Hir­ten eine Her­de Yaks ins Hoch­ge­bir­ge treibt. Sonst habe ich die­se phan­tas­ti­sche Berg­welt ganz für mich.

Mir gegen­über, auf der ande­ren Sei­te einer tie­fen Schlucht, liegt das Basis­la­ger für Expe­di­tio­nen auf den Lenin. Ich bin noch zu früh hier, die Sai­son star­tet in frü­hes­tens zwei Wochen und so ste­hen die gel­ben Zel­te noch ver­waist. Mit etwas Geduld gelingt es mir Bil­der der scheu­en Mur­mel­tie­re zu schie­ßen, die sich bei Gefahr sofort in ihre tie­fen Erd­baue zurück­zie­hen.

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oben: im Hin­ter­grund in Wol­ken der Lenin Pik, rechts: auch hier oben blüht das Leben, unten: Berg­pan­ora­ma

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oben: Berg­as­tern und schnee­be­deck­te Ber­ge, rechts: die Tulpar Seen sind trotz des Viehs sehr klar, unten: Mur­mel­tier mit Geduld und gro­ßer Brenn­wei­te

Ich habe den Tag frei in einer der schöns­ten Berg­land­schaf­ten die ich auf mei­nen Rei­sen gese­hen habe. Ich wan­de­re, beob­ach­te die Tie­re der Berg­welt, wer­de Zeu­ge einer Yak-Geburt.….die Zeit ver­rinnt im Flug und viel zu schnell wird es wie­der Abend. Als ich am nächs­ten Mor­gen Abschied neh­me, bin ich zwar trau­rig, die­se gran­dio­ses Gegend zu ver­las­sen, gleich­zei­tig freue ich mich aber auf mei­ne wei­te­re Rei­se durch Kir­gi­stan, weiß ich doch, wie schön das Land auch an ande­rer Stel­le ist.

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oben: das kir­gi­si­sche Arbeits­tier schlecht­hin, die Rei­ter­tra­di­ti­on ist hier in Zen­tral­asi­en noch erhal­ten geblie­ben, rechts: Yak, unten: kir­gi­si­sche Jur­te

 

 

 

 

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Antworten

  1. Avatar von Cornelius Daniel - corny -
    Cornelius Daniel - corny -

    Hal­lo Till,
    Dei­ne Rei­se­be­rich­te lese ich ger­ne. Es sind Geschich­ten, die teil­wei­se phan­ta­sie­voll geschrie­ben sind. Eini­ge Dei­ner Rei­sen sind jedoch gefähr­lich. Pas­se auf Dein jun­ges Leben auf! Ich grüs­se Dich aus »good old Mainz«!
    Yabo­nah Cor­ne­li­us – cor­ny -

  2. Avatar von Aisulu Dzhusupbekova
    Aisulu Dzhusupbekova

    Sehr schö­ne Bil­der. Das ist mein Hei­mat­land ❤

  3. Avatar von WANDA
    WANDA

    Hal­lo Till,
    super schön und fes­selnd dein Rei­se­be­richt. Beim Lesen konn­te ich gut dei­ne Freu­de an dem Land und den Men­schen spüren.Du bist ein guter Erzähler,der mir gleich dass Gefühl gab dabei zu sein.
    Dei­ne Bil­der dazu mach­ten die Rei­se noch per­fekt.
    Wei­ter so und noch viel Neu­gier­de und Spass beim Erkun­den frem­der Kul­tu­ren.

  4. Avatar von Jessie

    Oh tol­le Bil­der 🙂
    Die­ses Jahr star­tet mein Fern­wan­der­trip und ich wer­de irgend­wann auch durch Kir­gi­stan zu Fuß unter­wegs sein.

    Daher inter­es­sie­ren mich die genaue Rou­te und eben­falls Infos wie es bzgl Essen /​ Trin­ken kau­fen ist. Wie ver­hält sich das mit zel­ten? Ist es über­all erlaubt?

  5. Avatar von Philipp Laage

    Beein­dru­ckend, Till. Wie lan­ge bist du ins­ge­samt unter­wegs gewe­sen? Und wie vie­le Kilo­me­ter bist du gewan­dert? Kann man unter­wegs Essen kau­fen oder hast du das meis­te getra­gen? Ich wür­de ger­ne mehr über die prak­ti­sche Umset­zung erfah­ren.

    1. Avatar von Till
      Till

      Die Tour hat ins­ge­samt 6 Tage gedau­ert. Die gesam­te Kilo­me­ter­zahl ken­ne ich nicht, ich war aber täg­lich zwi­schen 8 und 12 h unter­wegs, ohne gro­ße Pau­sen zu machen.
      Ver­pflegt habe ich mich kom­plett selbst, wobei ich hier nur emp­feh­len kann, das Gepäck so leicht wie mög­lich zu hal­ten (ich trug 25 kg, das war viel zu viel).
      Ver­pfle­gungs­mög­lich­kei­ten sind, abge­se­hen von Sary Moghul, nicht beson­ders gut. Tro­cke­nes Brot und fri­sche But­ter bei den Hir­ten auf ihren Jai­loos. Was­ser kann man trin­ken, man soll­te nur dar­auf ach­ten, dass auch in gro­ßen Höhen z.T. Vieh gehal­ten wird, also Was­ser bes­ser ober­halb neh­men oder Abko­chen (Certisil/​Mikropur hat­te ich auch dabei) In Osh auf dem Basar las­sen sich pri­ma getrock­ne­te Früch­te und Nüs­se als Weg­zeh­rung kau­fen.
      Zum Kochen am bes­ten Ben­zin­ko­cher mit­neh­men, ich bin mit 1 L Ben­zin einen gan­zen Monat lang aus­ge­kom­men. In den Tälern ist es im Som­mer sehr heiß (bis über 40°C) wäh­rend man in der Höhe durch­aus Schnee haben kann und es Nachts bis unter den Gefrier­punkt sinkt. Ich habe auch hef­tigs­ten! Regen erlebt. Auch wenn ich eigent­lich kein Freund bin von Wan­der­stö­cken, waren die sicher eine mei­ner bes­ten Inves­ti­tio­nen für die Kir­gi­stan Rei­se. Häu­fig ist das Gelän­de weg­los, sehr steil mit Geröll oder manch­mal Schnee. Ich war der ers­te Rei­sen­de, der Ende Juli über den Jip­tik Pass gekom­men war, nur 2 Wochen vor­her war der noch nicht pas­sier­bar. Ach­ja, über­flüs­si­gen Proviant/​Equipment kann man in Osh in den Guest­häu­sern zurück­las­sen.

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