Mit dem Wendler die Zeche prellen

Anflug auf Bue­nos Aires. Die Stadt ist ein Lich­ter­meer, das sich bis zum Hori­zont erstreckt. Bei Nacht fällt die Schach­brett­struk­tur des Stra­ßen­net­zes beson­ders auf. Ein sym­me­tri­sches Mus­ter mit schar­fen Kan­ten, die Stadt scheint im schwar­zen Nichts zu enden. In der Fer­ne tobt sich ein gewal­ti­ges Gewit­ter aus, Blit­ze zucken durch die Wol­ken und las­sen Licht­ke­gel über den Boden hüp­fen.

Wir stei­gen aus der Maschi­ne und wer­den selbst um kurz vor Mit­ter­nacht noch mit schwü­len 35°C emp­fan­gen. Wir müs­sen ent­schei­den, wie wir die 40 km bis zu unse­rem Nacht­quar­tier zurück­le­gen wol­len. Drau­ßen fällt die Ent­schei­dung für das Taxi. Wir kom­men mit unse­rem Fah­rer ins Gespräch, wäh­rend wir zu sei­nem Auto schlen­dern. Er habe deut­sche Vor­fah­ren, sagt er und hält mir sei­nen Aus­weis vor die Nase. Apell­i­do: Wend­ler. Ein Omen?

Taxi-BA

Wir grü­beln, ob wir ihn dar­über auf­klä­ren sol­len, dass es einen eher streit­ba­ren Cha­rak­ter in der deut­schen „Musik­sze­ne“ mit sei­nem Namen gibt, las­sen ihn dann aber doch im Dun­keln. Es herrscht kaum Ver­kehr auf der brei­ten Stra­ße. Auch an den Maut­sta­tio­nen ist wenig Betrieb. Trotz­dem stel­len wir uns hin­ter einem Klein­wa­gen an und rasen los, bevor sich die Schran­ke hin­ter die­sem schließt. Was war das denn? An ein ille­ga­les Manö­ver den­ken wir gar nicht, denn auf der ande­ren Sei­te steht ein Strei­fen­wa­gen mit ein­ge­schal­te­tem Blau­licht. Er wird wohl eine Art Abo für die Auto­bahn haben, kom­men unse­re müden Köp­fe zum Fazit.

An der nächs­ten Maut­sta­ti­on ste­hen wir hin­ter einem Last­wa­gen, des­sen Fah­rer mit der Dame im Kas­sen­häus­chen schä­kert. Der Wend­ler igno­riert das Schild mit der durch­ge­stri­che­nen Hupe und berei­tet dem Klatsch mit sei­nem Getrö­te ein Ende. Der LKW fährt behä­big durch die Schran­ke und wir set­zen hin­ter­her. Dies­mal hören wir das Geze­ter der Kas­sen­wär­te­rin und wis­sen, dass es so etwas wie ein Maut-Abo nicht gibt, als uns mit einem ble­cher­nen Rumms die Schran­ke aufs Dach knallt.

Egal – Voll­gas wei­ter zum Ziel.

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Antworten

  1. Avatar von Barbara
    Barbara

    Der Fah­rer war bestimmt ein ver­arm­ter Onkel des Schla­ger-Wend­lers, und weil die­ser ihn finan­zi­ell nicht unter­stützt, muss er halt die Zeche prel­len. Und Schuld ist nur der … Wend­ler! 😉

    1. Avatar von Michael
      Michael

      Das Bes­te war, dass er nach der Fahrt auch noch ein paar Pesos mehr haben woll­te: für die Maut! Das Trink­geld hat er sich ver­dient 🙂

  2. Avatar von sasho

    Naja wenn man es nicht las­sen kann 😉
    Sehr gut ger­ne ger­ne
    sehr nice Bil­der

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