„Ich bin in der Nähe dessen, was am schönsten ist“ – Mallorca zwischen den Zeilen

Mei­ne ers­te Begeg­nung war ein miss­glück­ter Fami­li­en­ur­laub in den 90er Jah­ren, getreu dem Mot­to “wir wuss­ten es nicht bes­ser“. Unter den zahl­rei­chen Hotels auf Mal­lor­ca wur­de die Unter­kunft mit dem Flug pau­schal gebucht und ehe man sich ver­sah, waren die eige­nen Eltern plötz­lich Teil der all­mor­gend­li­chen Bewe­gung um die bes­ten Plät­ze am Pool. Dass sie sich schnell dem Stel­lungs­krieg um die Lie­gen ver­wehr­ten und auch um die vie­len Schnit­zel­häu­ser einen gro­ßen Bogen mach­ten, wer­de ich ihnen für immer hoch anrech­nen.

Dann soll­te ich mit mei­ner ers­ten Freun­din zurück­keh­ren. Immer noch trau­ma­ti­siert von der “deut­schen Erfah­rung“ mei­ner Jung­fern­fahrt, in das ibe­ri­sche Insel­reich, ließ ich mich auf eine Rück­kehr auf die größ­te Balea­ren­in­sel ein. M’s Tan­te hat­te auf eine Woche West-Mal­lor­ca ein­ge­la­den. In ihrer Feri­en­woh­nung, im schö­nen und deka­den­tes­ten Teil der Insel, dem Port D’Andratx. Das Abitur stand mir noch bevor und doch unter­nahm ich ers­te Geh­ver­su­che im “süßen Leben“ und ver­kös­tig­te eupho­risch und naiv wohl tem­pe­rier­te spa­ni­sche Weiß­wei­ne, nur kurz nach dem Früh­stück.

Ein wei­te­res mal war eine Fami­li­en­reuni­on im Nord­os­ten der Insel geplant. Die­ses mal hat­ten wir ein Haus mit eige­nem Was­ser­loch, bei Alcu­día, in der Neben­sai­son. Mein Spa­nisch war mitt­ler­wei­le vor­zeig­bar und ich war in der Lage zwi­schen mei­nen Eltern und dem  über­wie­gend freund­li­chen, rumä­ni­schen Restau­rant­per­so­nal zu ver­mit­teln. Als Geheim­tip bleibt mir hier ein klei­nes, ein­fa­ches Restau­rant, öst­lich von Cie­lo de Bon­aire, mit Blick auf die Halb­in­sel For­men­tor in Erin­ne­rung. Fri­scher Fisch bei fri­scher See­bri­se.

Oft bin danach zurück gekehrt und wer­de es auch bald wie­der tun. Und auch wenn mei­ne Ent­de­ckun­gen oft eher zufäl­lig ent­stan­den sind, wie auf Rei­sen Begeg­nun­gen mit Frem­den nicht geplant wer­den kön­nen, so habe ich auf mei­ner noch sich im Ent­ste­hen befin­den­den Mal­lor­ca-Mind­map doch ein paar Fix­punk­te aus­ma­chen kön­nen, die ich kurz skiz­zie­ren möch­te.

Pal­ma

Pal­ma ist zugleich die Haupt­stadt der auto­no­men Balea­ren, die neben Mal­lor­ca Ibi­za und Menor­ca mit ein­schließt.

Nicht vie­le Pau­schal­tou­ris­ten gelan­gen in die schö­ne Stadt Pal­ma, wo man neben tra­di­tio­nel­len Fes­ten wie dem „Sant Joan“ auch exzel­len­te tra­di­tio­nel­le Küche fin­det. 

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In Pal­ma muss u.a. die beein­dru­cken­de Kathe­dra­le „La Seu“ besich­tigt wer­den. Neben dem Haupt­chor hat der mal­lor­qui­ni­sche Künst­ler Miquel Bar­celó in der Petrus­ka­pel­le vir­tu­os 15 Ton­nen Ter­ra­kot­ta zu einem medi­ter­ra­nen Sinn­bild ver­ar­bei­tet. Kür­bis­se, Gra­nat­äp­fel und grün-bläu­lich leuch­ten­de Fische sind da zu sehen. Unty­pisch für das Got­tes­haus und nur Teil einer breit ange­leg­ten und gelun­ge­nen Initia­ti­ve der Stadt­ver­wal­tung, mit Künst­ler­far­ben die San­gria­fle­cken auf der einst wei­ßen Wes­te zu über­tün­chen.

Die „Nit de l’Art“ – Die Kunst­nacht von Pal­ma, fin­det die­ses Jahr zum 21. mal statt. Mehr als 20 Gale­rien, Muse­en und auch Kul­tur­zen­tren der Haupt­stadt zei­gen am 23.09.2017 Krea­ti­ves.

Ein Besuch im Restau­rant und Café „Patron Luna­res“, im Stadt­teil San­ta Cata­li­na, gehört sich aus Anstand. Denn Mit­be­sit­zer Javier Bonet, des­sen Groß­va­ter hier schon den Aus­schank bedien­te, hat mit Lie­be zum Detail einen mul­ti­funk­tio­nel­len Ort zum Ver­wei­len geschaf­fen. Hier trifft man jun­ge spa­ni­sche Unter­neh­mer, die im Ange­sicht der Finanz­kri­se aus Über­see zurück­kehr­ten, um ihrer Hei­mat Rücken­de­ckung zu geben. Außer­dem ist das „Luna­res“ Lese­saal, Bar und Gale­rie zugleich. Deko­ra­ti­ves, mari­ti­mes Ambi­en­te trifft hier auf die His­to­rie des Stadt­vier­tels, so wie gemä­ßig­te Prei­se alle Bewoh­ner des eins­ti­gen Fischer­dor­fes zufrie­den stim­men.

Val­de­mo­s­sa und die Nord­küs­te

Der pol­ni­sche Kom­po­nist Fre­de­ric Cho­pin ver­brach­te den Win­ter 1838/​39 in dem auf 400 Höhen­me­tern gele­ge­nen Berg­dorf und schrieb über sei­nen Auf­ent­halts­ort: „Ich bin in der Nähe des­sen, was am schöns­ten ist.“ Ein lie­bes­trun­ke­ner Impres­sio­nist könn­te die­se Land­schaft gemalt haben, üppig ist die Vege­ta­ti­on, und die Luft ange­nehm kühl, auch in den hei­ßen Som­mer­mo­na­ten. Die 1500 Meter hohe Gebirgs­re­gi­on „Ser­ra de Tra­mon­ta­na“ im Nord­wes­ten der Insel ist eine Schlecht­wet­ter­gren­ze, womit sich auch die ange­be­ri­sche Flo­ra und Fau­na im Nor­den des Eilan­des erklärt.

Mal­lor­cas Buch­ten: Die “Calas“

Im Nor­den der Insel ist die Anrei­se zwar oft mit mehr Auf­wand und stei­len Ser­pen­ti­nen ver­bun­den, doch wächst die Beloh­nung pro­por­tio­nal zum Adre­na­lin­spie­gel. Eine der schöns­ten Buch­ten der Balea­ren ist hier zu fin­den: Um nach „Sa Cal­obra“ zu gelan­gen müs­sen 800 Meter Höhe über­wun­den wer­den, dem­entspre­chend viel­kur­vig ist die Stras­se an die­sem schö­nen Fle­cken Erde. Mit­tag­essen und Wein­ge­nuss soll­ten mit einer Sies­ta beschlos­sen wer­den, um lebend vom Him­mel auf Erden in das boden­stän­di­ge Feri­en­do­mi­zil zurück zu keh­ren.

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Antwort

  1. Avatar von Sonja von delightful SPOTS

    Hey Phil­ipp,
    da hast du die Insel und ihre Ent­wick­lung in den letz­ten Jah­ren ganz gut mit­be­kom­men. Schön, dass es dich doch noch immer wie­der dort­hin zieht.
    Bei mir hat es mehr als drei Jahr­zehn­te gedau­ert, um mal dort­hin zu kom­men. Zu vie­le Vor­be­hal­te. Nun war ich zur Man­del­blü­te Anfang des Jah­res da und ver­ste­he voll und ganz, war­um man sich in die Insel ver­liebt.
    Die Kunst­nacht klingt super- die wür­de ich mir ger­ne mal anschau­en. Dan­ke für den Tipp!
    LG Son­ja

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