Liebe auf den ersten Blick

„Ich habe mich sofort ver­liebt“, sagt er, wirft die Haa­re zurück und lässt sei­ne Bli­cke über die Pal­men­wäl­der schwei­fen. Dann schaut er nach links in Rich­tung der vor­ge­la­ger­ten Sand­in­sel. „Beli­ze ist wirk­lich ein­zig­ar­tig. Für mich fühlt es sich an wie der Him­mel auf Erden.“

Es ist kein Gerin­ge­rer als Schau­spie­ler Leo­nar­do Di Caprio der sich hier ver­liebt hat. Denn als der das ers­te Mal beli­zi­schen Boden betritt, wird ihm klar: das ist mein Traum­land. Und das liegt nicht nur am kari­bi­schen Flair und den end­lo­sen, schnee­wei­ßen Sand­strän­den – auch Leo ist Tau­cher. Und auch Leo hat erkannt, dass man hier etwas ganz abge­fah­re­nes fin­det: das zweit­größ­te Bar­rie­re­riff der Welt. So welt­be­rühmt das größ­te in Aus­tra­li­en, so wenig bekannt ist das zweit­größ­te, vor­ge­la­gert vor der Küs­te des klei­nen zen­tral­ame­ri­ka­ni­schen Kari­bik­staa­tes. „Das Riff hat eines der viel­fäl­tigs­ten mari­nen Öko­sys­te­me die ich je gese­hen habe.“ Der Schau­spie­ler gerät ins Schwär­men. „Fast jeder Fisch denn du dir so vor­stel­len kannst, ist hier zu Hau­se, und die­se Mana­tee Popu­la­ti­on. Und die Kul­tur, die Maya-Tem­pel.“ Leo hat es der­art gepackt, dass er kur­zer­hand eine Insel kauft und nun ein umwelt­freund­li­ches Eco-Resort drauf bau­en will. Unweit von Amber­gis Cay, der gro­ßen Tou­ris­ten­in­sel. Wo sich das Leben in Strand­bars abspielt und die Fort­be­we­gung nur in Golf-Carts statt­fin­det. Und Amber­gis Caye ist auch der per­fek­te Aus­gangs­punkt um eine Aus­fahrt dort­hin zu star­ten, wes­halb sie alle her­kom­men, die Tau­cher. Denn dort drau­ßen liegt nicht nur das zweit­größ­te Bar­rie­re­riff der Welt ‚es liegt auch einer der Top-10-Tauch­plät­ze der Welt. Das Gre­at Blue Hole. Einst von kei­nem gerin­ge­rem als Yves-Jaques Cous­teau getaucht und als für gut befun­den, zieht das magi­sche Loch im Riff­dach zehn­tau­sen­de Besu­cher jähr­lich an. Der Legen­de nach hat das Loch im per­fek­ten Kreis einst Cous­teau selbst hin­ein­ge­sprengt, um mit sei­nem For­schungs­schiff Calyp­so hin­zu­fah­ren. Ob das wirk­lich so war, weiß wohl nur die Crew der Calyp­so.

Zunächst geht es durch eine Schicht etwas mil­chi­gem Was­ser hin­durch, ver­ti­ka­ler Abstieg. Die Zah­len auf dem Tauch­com­pu­ter pur­zeln nur so vor sich hin. 15, 22, 28 Meter, dann gera­ten sie in Sicht. Wie Zeu­gen aus einer ande­ren Zeit hän­gen sie da vom Höh­len­über­hang hin­ab: gigan­ti­sche Sta­lak­ti­ten. Es geht noch wei­ter hin­ab, ab 35 Meter Tie­fe, bes­ser noch 40, kann man sich zwi­schen den Kopf­über-Fels­na­deln hin­durch schlän­geln. Im Zick­zack, ein­fach weil es mehr Spaß macht. Gigan­tisch. Was muss das ein­mal für eine Höh­le gewe­sen sein, bevor nach der Eis­zeit der Mee­res­spie­gel stieg? Die Sta­lak­ti­ten haben Durch­mes­ser von bis zu zwei Metern. Der längs­te hängt gan­ze acht Meter vom Über­hang hin­ab. Wir kom­men uns vor wie wenn wir durch die Säu­len eines gigan­ti­schen Paps­tes tau­chen. Im Blau­was­ser zieht ein Gro­ßer Bar­ra­ku­da vor­bei. Neu­gie­rig lugt er zu den Tau­chern her­über. Haie sehen wir kei­ne. Doch die gibt es hier. Ham­mer­haie, Bul­len­haie und graue Riff­haie wer­den im Blue Hole gesich­tet. Doch die gro­ßen Räu­ber mögen es meist etwas tie­fer. Das 300 Meter brei­te Loch fällt ker­zen­ge­ra­de bis auf 125 Meter Tie­fe ab, da gibt es viel Platz zum Jagen oder ein­fach zum Hai sein. Das ist es, was das Blue Hole so ein­zig­ar­tig macht: Es ist die Mög­lich­keit in einer rie­si­gen Tropf­stein­höh­le zu tau­chen und dabei trotz­dem die Chan­ce auf Groß­fisch zu haben. Qua­si wie in einer gigan­ti­schen Ceno­te nur mit direk­tem Mee­res­zu­gang.

Doch Beli­ze wäre nicht Beli­ze wenn es nicht noch mehr zu bie­ten hät­te. Half Moon Caye und Long Caye Aqua­ri­um gehö­ren zu den berühm­tes­ten Tauch­plät­zen der Kari­bik. Und das Bes­te: Sie sind Tauch­gang Num­mer Zwei und Drei auf der Blue Hole-Tages­aus­fahrt. Ein Tages­trip mit drei Welt-klas­se-Tauch­plät­zen hin­ter­ein­an­der? Wo gibt es das schon? Gesun­de Rif­fe, Kari­bi­sche Riff­haie, Adler­ro­chen, Schild­krö­ten, Lan­gus­ten, Sta­chel­ro­chen und vor allem her­vor­ra­gen­de Sicht­wei­ten in tür­kis­far­be­nem kari­bisch kla­rem Was­ser sind hier drau­ßen vor­pro­gram­miert. Wer Natur auch an Land mag, der macht in der Mit­tags­pau­se auf Half Moon Caye den Spa­zier­gang zum Vogel­be-obach­tungs­turm. Zu hun­der­ten brü­ten hier die Rot­fuß­töl­pel und die Pracht­fre­gatt­vö­gel. Ein fas­zi­nie­ren­der aber auch ein wenig ulki­ger Anblick wenn die Männ­chen der letz­te­ren ihre roten Kehl­sä­cke auf­bla­sen um ihre geball­te Tes­to­ste­ron­do­mi­nanz zu prä­sen­tie­ren. Und war man auf der mor­gend­li­chen Über­fahrt noch ganz müde und in sich gekehrt, so wird die Rück­fahrt zur lus­ti­gen Sau­se. Denn die Crew packt den Rum aus. Pina Cola­da für alle. Da wer­den selbst die mür­rischs­ten Tau­cher zu red­se­li­gen Bud­dies. Und als dann die Del­fin­schu­le ankommt und vor dem Boot Kunst­stück­chen auf­führt, da fragt man sich ob das alles noch mit rech­ten Din­gen zugeht oder ob man viel­leicht doch schon den ein oder ande­ren Drink zu viel im Becher hat­te. Ein per­fek­ter Tauch­tag. Schwer zu top­pen. Denkt man sich. Noch.

Denn die Rei­se geht wei­ter. Nach Caye Caul­ker. Die klei­ne Back­pa­cker­in­sel süd­lich von Amber­gis Caye hat weni­ger Resorts aber dafür umso mehr Flair. Hier herrscht Laid-Back-Dance­hall-Vibe. Aus den bun­ten Hüt­ten wum­mern die Bäs­se. Hier schlen­dert man zu Fuß an den Schmuck-Stän­den und Beach Bars vor­bei. Golf Carts? Braucht man kaum. Denn die Zeit scheint ste­hen geblie­ben zu sein. Auf den Docks, im Sand, an der Holz­the­ke, im natür­li­chen Strand­bad – über­all genießt man ein­fach nur sein Dasein. Mit einem Beli­kin, dem her­vor­ra­gend erfri­schen­den loka­len Bier, oder einem Pina Cola­da geht das natür­lich noch bes­ser. Was Caye Caul­ker neben dem zeit­lo­sen Ver­plant­sein sei­ner Bewoh­ner oder hän­gen­ge­blie­be­nen Besu­cher noch aus­zeich­net, ist das exzel­len­te Mee­reschutz­ge­biet, direkt vor sei­ner Küs­te. Lässt man sich hier rück­lings von den klei­nen Schnor­chel­boo­ten ins Was­ser fal­len, zuckt man zunächst erschro­cken zurück. Denn sie kom­men von allen Sei­ten. Und sie kom­men alle auf ein­mal. Die Rede ist von Sta­chel­ro­chen. Die hüb­schen Plat­ten­kie­mer mit dem lan­gen Sta­chel­schwanz wis­sen, dass es von eini­gen Boo­ten Fut­ter gibt. Zwar füt­tern nicht alle, aber alle wer­den sie mit Fut­ter asso­zi­iert. Und so gehen die tra­pez­för­mi­gen Viel­fra­ße mit den Glub­schau­gen ordent­lich auf Tuch­füh­lung. Und dazwi­schen kom­men die Ammen­haie vor­bei. Nicht einer etwa. Nein, eine klei­ne Armee aus fünf­zehn Ammen­hai­en schlän­gelt sich zwi­schen unse­ren Bei­nen hin­durch. Glu­ckern­de Freu­den­schreie sind gedämpft durch die Schnor­chel zu hören. Und auch dies­mal über­rascht Beli­ze. Denn das war nur der ers­te Stop des Schnor­chel­ver­gnü­gens. Es fol­gen eine Koral­len­bucht. Ein kom­plett mit Schwäm­men und Koral­len bewach­se­nes Wrack und dann ist es end­lich Zeit für die Stars der Mane­ge. Dick und fett sieht man sie schon vom Boot aus im Was­ser hän­gen. Ganz gemäch­lich schwim­men sie zur Ober­flä­che. Ein Atem­zug und es geht wie­der hin­ab in die Schock­star­re. Die Rede ist von Mana­tees, oder auch Rund­schwanz­see­kü­he genannt. Die schwer­ge­wich­ti­gen Rie­sen­ba­bies mit der Kuh­schnau­ze muss man ein­fach gern haben. So knuf­fig wie sie aus ihren klei­nen Knopf­au­gen her­aus lugen, da möch­te man sie am liebs­ten sofort durch­knud­deln. Doch anfas­sen ist nicht. Zu nah ran schwim­men auch nicht. Denn die gemüt­li­chen Säu­ger las­sen sich zwar viel gefal­len, aber wenn man sie doch mal erschreckt schwim­men sie weg, und schließ­lich will man die sanf­ten Rie­sen und die ande­ren Schnorch­ler auch nicht ver­är­gern. Was für tol­le Begeg­nun­gen. Was für ein Tag auf dem Meer. Schwer zu top­pen. Denkt man sich. Noch.

Denn es ist zu top­pen. Wer in Süd­be­li­ze ankommt, fühlt auf ein­mal das ech­te Land. Die Tou­ris­ten-mas­sen sind ver­schwun­den. Die Städt­chen Hop­kins und Pla­cen­cia, obwohl mit zahl­rei­chen Unter-künf­ten aus­ge­stat­tet, haben die­sen mit­tel­ame­ri­ka­ni­schen Dschun­gel- und Sumpf­land­schafts­flair. Eine gewis­se auf­merk­sa­me Gemüt­lich­keit. Nicht die Spaß­ge­sell­schaft des Nor­dens. Und als dann das Tauch­boot ganz allein auf dem Was­ser unter­wegs ist, wird spä­tes­tens klar: Ja, hier muss was gehen. Hier sehen die Rif­fe sel­te­ner luft­schnau­fen­de Besu­cher. Hier läuft alles noch sei­nen natür­li­chen Weg. Und in der Tat: es geht was. Das Riff, das wie ein Berg­rü­cken auf zwei Sei­ten abfällt, ist kern­ge­sund. Die Ammen­haie zie­hen vor­bei. Lan­gus­ten im XXL-For­mat, und auch die Fächer­ko­ral­len schei­nen mit einem Hydro-Dün­ger groß gepflegt wor­den zu sein. Und dann auf ein­mal, gera­de hat man noch die Weih­nachts­baum­wür­mer auf einer Hart­ko­ral­le bewun­dert, tau­chen sie im Blick­feld der Mas­ke auf. Erst denkt man es sind ein, zwei. Doch dann wird das gan­ze Aus­maß der Flug­for­ma­ti­on klar. Es sind zehn, mit etwas Abstand fünf wei­te­re: Adler­ro­chen. Ele­gant glei­ten die gepunk­te­ten Schön­lin­ge auf die Tauch­grup­pe zu. Im letz­ten Moment dre­hen sie ab und flie­gen mit etwas Sicher­heits­ab­stand an den Bla­sen­blub­be­rern vor­bei. Wie Schwal­ben die gen Süden zie­hen hal­ten sie ihre Flug­for­ma­ti­on. Flap Flap – die drei­ecki­gen Flü­gel schla­gen im Takt. Man möch­te mit flie­gen, doch die Flos­sen erlau­ben es nicht. Es bleibt nur ehr­fürch­tig hin­ter­her zu bli­cken und sich umso mehr zu freu­en, wenn die gefleck­ten Knor­pel­fi­sche es sich über­le­gen noch eine Ehren­run­de zu dre­hen. Zur Fei­er des Tages sozu­sa­gen. Oder ein­fach weil ihnen gera­de danach war die Lun­gen­at­mer noch mehr zu beein­dru­cken. Freu­de pur. Strah­len­de Gesich­ter zurück an Bord. Ja, es war mög­lich. Ja, der Tauch­gang hat alles vor­an­ge­gan­ge­ne getoppt. Ja, hier ist die Welt noch in Ord­nung. Beli­ze it, or not.

Info:
Ein Rund­um-Glück­lich-Tauch­ur­laub in Beli­ze ist buch­bar über den Rei­se­ver­an­stal­ter und Tauch­spe­zia­lis­ten Nau­ti­lus Tauch­rei­sen.

Erschienen am



Antwort

  1. Avatar von Hermann Schüepp
    Hermann Schüepp

    Hal­lo Timo
    Tol­ler Bericht von dir über Beli­ze! Dei­ne Beschrei­bung ist ein­fach moti­vie­rend, hin zu rei­sen. Genau zutref­fend!
    Ein fan­tas­ti­sches Land und zudem Eng­lisch spre­chend. Ich habe Beli­ze schon drei Mal bereist, ein­fach immer Höhe­punk­te erlebt, wie du schreibst. Dschun­gel, Maya­tem­pels, Gari­fu­nas, Jabi­rustör­che und Koral­len­in­seln. Mein Favo­rit ist Tob­ac­co Key, mit dem Boot ca. 1 Std. ab Dang­ri­ga. Insel­chen ist ca. 300m lang und 150m breit. Liegt auf der Riff­kan­te, also Aus­ser- und Inne­rer­riff mit ent­spre­chend ver­schie­de­nen Koral­len und Fischen. Beim Schnor­cheln in drei Stun­den rund um Tob­ac­co Key sind mir Del­phi­ne, eine Schu­le von Adler­ro­chen und etwa 25 Tar­poons begeg­net. Rie­si­ge Hum­mer unter den Koral­len­blö­cken ent­deckt, See­ster­ne, x‑Arten Fische, Koral­len usw,. Ein­fach traum­haft, ein Para­dies auf Erden. Freund­li­che Ein­woh­ner, gutes Essen, schla­fen im Bun­ga­low über dem Was­ser… und das alles zu einem güns­ti­gen Preis. Rei­se seit 30 Jah­ren in alle Kon­ti­nen­te und war 2 Jah­re lang auf Welt­rei­se. Tob­ac­co Key ist mein Favo­ri­ten­in­sel­chen, noch vor Tio­man Isal­nd in Malay­sia, auch eines der letz­ten Para­die­se!

    Wün­sche wei­ter­hin tol­le Erleb­nis­se und komm immer gut und gesund nach Hau­se.

    Lie­be Grüs­se Her­mann

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert