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Kulturelle Schätze und kulinarische Genüsse Kataloniens

Katalonien

Nico­le Biar­nés Rei­se­hand­bü­cher »Grand Tour Kata­lo­ni­en: Geheim­tipps von Freun­den« und »Cos­ta Bra­va und Giro­na« erschie­nen in den letz­ten Jah­ren im Rei­se­de­pe­schen Ver­lag. Bereits vor 20 Jah­ren ver­ließ Nico­le Biar­nés Ham­burg, um sich in Kata­lo­ni­en nie­der­zu­las­sen. Dort wid­met sie sich seit­dem lei­den­schaft­lich ihrer Arbeit als Rei­se­blog­ge­rin, Autorin und Über­set­ze­rin. Seit dem Jahr 2012 teilt sie auf ihrem Blog »Frei­beu­ter Rei­sen« nicht nur Geschich­ten aus ihrer spa­ni­schen Wahl­hei­mat, son­dern auch ihre Erleb­nis­se von Rei­sen rund um den Glo­bus. Beson­ders am Her­zen liegt ihr dabei die regio­na­le Küche Kata­lo­ni­ens. Für Nico­le ist ein Blick in die Koch­töp­fe unver­zicht­bar, um eine Kul­tur in all ihren Facet­ten ken­nen­zu­ler­nen.

Was hat dich dazu bewegt, von Hamburg nach Katalonien zu ziehen, und wie hat sich dein Leben und deine Arbeit seitdem in der Region entwickelt?

Die Fami­lie mei­nes Man­nes stammt aus Bar­ce­lo­na. Nach­dem unse­re Kin­der in Ham­burg gebo­ren waren, fan­den wir es wich­tig, dass sie einen guten Kon­takt zu die­sem Teil der Fami­lie ent­wi­ckeln, also beschlos­sen wir zunächst ein Jahr her­zu­zie­hen … und dar­aus sind nun fast 25 Jah­re gewor­den. Trotz Son­nen­schein ist das Leben im Süden nicht immer so leicht und ein­fach, wie es von Deutsch­land aus zu sein scheint. Doch nach klei­nen, anfäng­li­chen Schwie­rig­kei­ten, habe ich hier längst Wur­zeln geschla­gen und könn­te mir gar nicht mehr vor­stel­len, wie­der in Deutsch­land zu leben.

Wie würdest Du den kulturellen Reichtum Kataloniens beschreiben? 

Kata­lo­ni­en kann auf eine lan­ge Geschich­te zurück­bli­cken und ist für Leu­te wie mich, die gern in die Geschich­te ein­tau­chen, ein unglaub­li­cher Schatz. Archi­tek­tur und Kunst rei­chen von roma­ni­schen Kir­chen in den Berg­dör­fern der Pyre­nä­en bis zu avan­gar­dis­ti­schen Bau­ten und Kunst­wer­ken. Auch die Lite­ra­tur und Bücher spie­len eine gro­ße Rol­le, nicht nur zu Sant Jor­di, einem der wohl schöns­ten (wenn auch inoff­zi­el­len) Fei­er­ta­ge, an dem ganz Kata­lo­ni­en in Büchern und Rosen ver­sinkt.

Inwiefern haben deine persönlichen Erfahrungen und Begegnungen mit den Einheimischen dein Verständnis und deine Darstellung von Katalonien beeinflusst?

Sehr. Nicht nur in Kata­lo­ni­en, egal wo ich unter­wegs bin, fin­de ich es wich­tig, Ein­hei­mi­sche zu tref­fen, um mir ein bes­se­res Bild von mei­ner Umge­bung machen zu kön­nen. Land und Leu­te ken­nen­zu­ler­nen ist ein Schlüs­sel zum Ver­ständ­nis ande­ren Kul­tu­ren und für mich eigent­lich das Wich­tigs­te und Schöns­te am Rei­sen. Natür­lich ist es auch OK, sich ein­fach ein paar Sehens­wür­dig­kei­ten anzu­se­hen, sich an den Strand zu legen und wie­der nach Hau­se zu fah­ren. Das kann jeder für sich selbst ent­schei­den, aber für mich ist das nicht das, was Rei­sen aus­macht. In Kata­lo­ni­en bin ich zwar stän­dig unter­wegs, aber ich bin hier auch Zuhau­se. Das beein­flusst mei­ne Dar­stel­lung natür­lich, weil ich nicht mehr von außen drauf­se­he, son­dern den All­tag mit all sei­nen schö­nen und weni­ger schö­nen Sei­ten mit­ten­drin erle­be.

Die kulinarische Vielfalt Kataloniens ist bekanntlich reichhaltig. Welche regionalen Spezialitäten oder Gerichte würdest Du besonders hervorheben, und was macht die katalanische Küche so einzigartig?

Allein um die kata­la­ni­sche Küche ken­nen­zu­ler­nen könn­te man eine eige­ne Rei­se hier­her unter­neh­men. Ange­fan­gen bei den vie­len aus­ge­zeich­ne­ten Wei­nen, dem Cava (dem nach der Cham­pa­gner-Metho­de pro­du­zier­ten Sekt), Oli­ven­öl, köst­li­che Reis­ge­rich­te mit Reis aus dem Ebro­del­ta oder aus Pals, vie­le ver­schie­de­ne Käse­sor­ten, fri­sches Obst und Gemü­se, und natür­lich pa amb toma­quet, das tra­di­tio­nel­le Toma­ten­brot. Im Win­ter kann man Cal­çots pro­bie­ren, eine Art Zwie­bel, die man im Feu­er ver­koh­len lässt. Freun­de und Fami­li­en ver­an­stal­ten jedes Jahr lus­ti­ge Zusam­men­künf­te zum gemein­sa­men Essen, die “Cal­çot­a­des”, Vor der Küs­te des Ebro­del­ta gibt es Muschel­far­men, auf denen man fri­sche Aus­tern und Muscheln ver­kos­ten kann und in Llei­da fei­ern sie jedes Jahr ein Schne­cken­fest, das zu den kuli­na­ri­schen Höhe­punk­ten der Stadt zählt. Es gibt ein tra­di­tio­nel­les Gericht, das ver­mut­lich die gan­ze Band­brei­te der kata­la­ni­schen Küche auf den Punkt bringt: Mar i mun­tanya, Meer und Ber­ge, besteht aus Reis, Fleisch und Mee­res­früch­ten.

Wie wichtig ist es deiner Meinung nach, die lokalen Traditionen und Bräuche zu respektieren und in die Reiseerlebnisse einzubeziehen? 

Loka­le Tra­di­tio­nen und Bräu­che zu respek­tie­ren ist uner­läss­lich, egal wohin man reist. Respekt und Tole­ranz sind für mich wich­ti­ge Grund­pfei­ler für das Zusam­men­le­ben über­haupt. Wenn man auf Rei­sen die Gele­gen­heit hat, regio­na­le Fes­te mit­zu­fei­ern oder regio­na­le Bräu­che ken­nen­zu­ler­nen, dann sind das sicher­lich span­nen­de Erfah­run­gen, die Ein­bli­cke in die Kul­tur der Gegend geben.

Welche Rolle spielen bekannte Künstler wie Gaudí, Dalí und Picasso in der kulturellen Identität Kataloniens?

Gau­dí war gläu­bi­ger Katho­lik und über­zeug­ter Kata­la­nist. Die Land­schaft und die Geschich­te sei­ner Hei­mat haben sein Werk ent­schei­det geprägt. In all sei­nen Ent­wür­fen erzählt er von den tra­di­tio­nel­len Mate­ria­li­en, zeigt Hand­werks­kunst und lässt die glor­rei­che Zeit des Mit­tel­al­ters wie­der auf­le­ben. Sei­ne moder­nis­ti­schen Bau­ten prä­gen das Bild Bar­ce­lo­nas bis heu­te und spie­len sicher eine gro­ße Rol­le in der kul­tu­rel­len Iden­ti­ät Kata­lo­ni­ens.

Picas­so ver­brach­te zwar sei­ne Jugend in Bar­ce­lo­na und hat sicher­lich vie­le Ein­flüs­se aus der Künst­ler­sze­ne in der er sich beweg­te mit­ge­nom­men, anders­her­um spiel­te sein Werk aber für die kata­la­ni­sche Iden­ti­tät kei­ne grö­ße­re Rol­le, den­ke ich.

Dalí war zwar ein künst­le­ri­sches Genie, aber mensch­lich gese­hen eine sehr umstrit­te­ne Per­sön­lich­keit. Picas­so hat­te bei­spiels­wei­se den Kon­takt zu ihm abge­bro­chen, weil Dalí und Gala sich mit dem Fran­co Regime arran­giert hat­ten und nach Spa­ni­en zurück­kehr­ten, wäh­rend Picas­so zeit­le­bens im Exil blieb und nie wie­der in sei­ne Hei­mat zurück­kehr­te. Dalís künst­le­ri­sches Schaf­fen ist eng mit der Land­schaft des Alt Empor­dà, dem nörd­li­chen Teil der Cos­ta Bra­va, ver­bun­den. Die Orte Cada­qués, Figue­res und Púbol gel­ten als das Dalí-Drei­eck.

Für die kata­la­ni­sche Iden­ti­tät waren neben dem Moder­nis­me, der von Gau­dí aber auch von Domènech i Mon­ta­ner und Puig I Cada­falch ver­tre­ten wur­de, vor allem die roma­ni­sche und die goti­sche Epo­che, wich­tig. Aber auch grie­chi­sche und römi­sche Sied­ler und moder­ne kata­la­ni­sche Künst­ler wie Joan Miró oder Anto­nio Tàpies spiel­ten bzw. spie­len eine Rol­le in der kul­tu­rel­len Iden­ti­tät.

Was hat dich dazu inspiriert, ein Buch über die Costa Brava zu schreiben?

Ehr­lich gesagt ärgern mich die Vor­ur­tei­le, die vie­le Men­schen in Deutsch­land über die Cos­ta Bra­va haben. Vie­le mei­nen, die Küs­te bestehe nur aus Par­ty und Abi­fei­ern. Ver­mut­lich weil sie selbst irgend­wann im jugend­li­chen Alter hier­her gekom­men sind und genau das gemacht haben. Aber dafür kann die Küs­te ja nichts! Es gibt so wun­der­schö­ne Ecken, tol­le Men­schen und span­nen­de Din­ge zu erkun­den…. Das woll­te ich ein­fach erzäh­len.

Welche sind deiner Meinung nach die unentdeckten Schätze und versteckten Perlen der Costa Brava, die Reisende unbedingt erkunden sollten?

Ein unglaub­li­cher Schatz sind zum Bei­spiel die Oster­pro­zes­sio­nen in Ver­ges. Wer sich die Mühe macht, ein paar Kilo­me­ter im Hin­ter­land der Küs­te umzu­se­hen, kann vie­le mit­tel­al­ter­li­che Dör­fer ent­de­cken…

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