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Einmal im Leben Business Class fliegen! Bei wem steht das nicht ganz oben auf der Reise-Wunsch-Liste?
Kurz vor Beginn eines langen Fluges spielt sich in meinen Tagträumen regelmäßig folgendes Szenario ab: Ich warte am Check-in-Schalter, dann bin ich an der Reihe, trete souverän hervor und flirte ganz lässig mit dem attraktiven Airline-Repräsentanten (in meinen Träumen sitzt da natürlich ein wahnsinnig gut aussehender Typ), worauf hin dieser mir zuzwinkert und mit tiefer Stimme säuselt: »Wir haben da noch einen Platz für Sie in der Business Class frei.« Dann überreicht er mir feierlich das begehrte Ticket in den Service-Himmel. Aber bisher alles nur Träume, Schäume.
Ich reise für mein Leben gerne. Einzig das lange Fliegen bereitet mir Kopfschmerzen. Das Bord-Entertainment kann noch so gut sein, die Reisebegleitung charmant, der Service zuvorkommend und das Essen schmackhaft – ich kann im Sitzen partout nicht schlafen. Mehr als 1–2 Stunden sind auf der Langstrecke einfach nicht drin.
Jetzt bin ich auf eine Reise nach Süd-Australien eingeladen. Volles Programm, straff durchgeplant und das am anderen Ende der Welt. Ich freue mich riesig auf die Tour, doch zur Vorfreude gesellt sich die latente Angst vor dem Marathon-Flug: 12 Stunden von Frankfurt nach Singapur, 7 Stunden Aufenthalt am Changi Airport und weitere 7 Stunden Flug nach Adelaide. Noch dazu steht für den Ankunftstag bereits ein strammes Tagesprogramm, zu dem ich halbwegs funktionstüchtig sein will. Erstmalig besorge ich mir Schlaftabletten aus der Apotheke, um im Zweifel den herbeigesehnten Schlaf mit der Chemie-Keule zu ermöglichen.
Doch so weit soll es nicht kommen. Das schier Unfassbare passiert wirklich. Fünf Minuten vor Abflug erfahre ich direkt am Gate, dass ich das magische Ticket in die Klasse der Geschäftsleute und der Reichen erhalten habe – ein Upgrade für meinen 12-Stunden-Flug von Frankfurt nach Singapur und das auch noch mit Singapore Airlines, die schon in der »Holzklasse« für exzellenten Service bekannt sind.
Natürlich gibt es eine einfache Erklärung für dieses Upgrade. Singapore Airlines ist Mitveranstalter der Reise, wir fliegen mit Staff-Tickets und haben einfach unverschämt viel Glück, dass noch ein paar Plätze in der Business Class frei sind.
Aufgeregt schreite ich die Gangway entlang und darf diesmal durch den separaten Eingang der First und Business Class eintreten. Tadellos gekleidete und frisierte Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter begrüßen mich mit freundlichen Lächeln und weisen mir den Weg zu meinem Platz.
Ein erstes Wow kommt über meine Lippen. Die Sitze aus Echtlederpolster sind riesig, beim kurzen Probesitzen versinke ich regelrecht in dem Ungetüm. Als ich meine Tasche in meinem privaten Gepäckfach verstauen möchte, springt mir augenblicklich eines der anmutigen Singapore Girls, wie die bildhübschen Flugbegleiterinnen in ihren raffinierten Sarong Kebayas auch genannt werden, zur Hilfe und nimmt mir diesen Handgriff ab.
Wenige Wimpernschläge später halte ich ein Glas spritzigen Taittinger-Champagner in der Hand. Meine Reisebegleitung und ich prosten uns verschwörerisch zu. Dann kommt auch schon der Zeitungswagen vorbei, gefüllt mit einer großen Auswahl an Magazinen und internationalen Zeitungen.
Die Leading-Stewardess begrüßt mich persönlich mit Namen und wünscht mir einen angenehmen Flug. Der Dienstgrad des Flugpersonals lässt sich bei den Damen an ihren farbenfrohen Sarongs, samt abgestimmten Make-up und den Herren an den Krawatten ablesen. Die unterste Stufe trägt Blau, gefolgt vom Grün der Leading-Crew, darüber stehen in Rot die Chief-Stewardess oder der Chief-Steward und schließlich in Bordeaux-Rot die Inflight-Supervisors. Die Crew von Singapore Airlines durchläuft ein hartes 15-wöchiges Ausbildungsprogramm. Das Ergebnis ist ein perfekter Service, an dem wirklich überhaupt nichts zu bemängeln ist.
Ich studiere die umfangreiche Menükarte, denn gleich müssen wichtige Entscheidungen getroffen werden. Schon vor dem Takeoff gebe ich meine erste Getränkebestellung ab. So ist sicher gestellt, dass ich direkt nach dem Erlöschen des Anschnallzeichens einen Drink in der Hand halte. Ich entscheide mich für eine spezielle Haus-Kreation, den Silver Kris Sling – einen Cocktail aus Gin, Orangen-Likör, Orangen- und Ananassaft, abgerundet mit Champagner. Dazu wird ein kleines Schälchen Nüsse gereicht. Selbstverständlich gibt es in der Business Class richtiges Glas und Besteck. Das Geschirr wurde eigens von Givenchy entworfen. Seit jeher bin ich Fan der heißen, gerollten Handtücher. In der Upper Class werden diese gefühlt alle Stunde gereicht.
Ich fahre meine Beinlehne hoch, mümmle mich entspannt in meinen Ledersitz, ziehe die kuschligen Bettsocken an und starte das Bordentertainment. Die lärmmindernden Kopfhörer sind natürlich auch vom Feinsten.
Noch vor dem Dinner wird mehrmals mein Champus-Glas nachgefüllt. Hier sitzt man nicht lange auf dem Trockenen. Dann kommt der erste Gang. Stilvoll wird auf meinem Tisch eine weiße Tischdecke ausgebreitet, bevor selbiger eingedeckt wird, sogar samt Salz-und Pfefferstreuer und kleinem Butterschälchen. Zur Vorspeise gibt es eine Trilogie von Jakobsmuschel, Nori-Lachs und Garnele mit Mango-Koriander-Salsa an Mesclun-Salat. Das schmeckt genauso gut, wie es klingt. Als Hauptgericht wähle ich sautierte Lammlende mit Paprika, Aubergine und Zucchini an Karotten-Stampf, gefolgt von einer großen Kugel Macadamia-Eiscreme.
Zum Menü kann ich aus sieben internationalen Weinen wählen, die renommierte Sommeliers extra für die oberen Klassen von Singapore Airlines ausgewählt haben. Nach dem Kaffee fährt zum krönenden Abschluss der Käse- und Obstwagen vor, bevor es wieder ein obligatorisches warmes Handtuch gibt. Als Night Cab gönne ich mir einen Gin Tonic und entschwinde dann zur Nachttoilette in den Waschraum. Bei meiner Rückkehr ist mein Bett bereits wie von Zauberhand gemacht.
Unglaubliche 86 Zentimeter breit ist der Sitz im Airbus 380, einem gigantischen Doppeldecker und größtem Flugzeug-Typ der Erde, und lässt sich vollständig zu einem flachen Bett ausfahren. Mit meinen 169 Zentimetern Körpergröße kann ich mich komplett der Länge nach ausstrecken. Kopfkissen und Decke sind mit wohlduftender Bettwäsche überzogen. Es ist angenehm still an Bord, jeder Passagier schwebt wie in einer Kapsel, abgeschottet vor sich dahin.
Auf meinem 40 cm grossen LCD-Breitbild-Bildschirm schaue ich Matthew McConaughey dabei zu, wie er in Interstellar die Menschheit zu retten versucht, dann ziehe ich meine Schlafmaske übers Gesicht, schließe mein Iphone an dem praktischen USB-Port zum Laden an und sinke in einen erholsamen siebenstündigen Schlaf.
Der Duft von frischem Kaffee weckt mich sanft. Kaum habe ich die Augen geöffnet, halte ich schon ein warmes Tuch in meinen Händen und bekomme einen frischen, kalten Orangensaft serviert. In nicht einmal zwei Stunden landen wir. Gerade noch Zeit für ein ausgiebiges Frühstück mit Obstsalat und frischem Croissant und einen letzten Spielfilm.
Dann befinden wir uns auch schon auf dem Landeanflug auf Singapur. Die Maschine setzt behutsam auf, ich werde herzlich verabschiedet und finde mich mitten im wilden Trubel des Changi Airport. 12 Stunden Flug liegen hinter mir. Doch ich fühle mich erholt und ausgeschlafen.
Jetzt gilt es weitere sieben Stunden totzuschlagen, bevor der zweite Flug ansteht.
Als Business Class-Passagier von Singapore Airlines zieht es mich zuerst in die SilverKrisLounge. Die ist riesig und hier ist das Warten nur halb so schlimm. Ich dusche erst einmal in einer der privaten Duschkabinen, trinke ein kaltes Perrier und checke meine Mails.
Dann mache ich mich daran diesen gigantischen, verrückten Flughafen zu erkunden. Changi Airport gewinnt regelmäßig Preise für den besten Flughafen der Welt. Kein Wunder. Mit der Nüchternheit des Frankfurter Flughafen hat Changi nicht viel am Hut. Alles ist opulent ausgestattet. Überall funkelt es, der Boden ist großzügig mit psychodelisch anmutenden Teppichen überzogen. Es gibt unzählige Gärten voller exotischer Pflanzen und Blumen, Koi-Teiche, ein Schmetterlingshaus, ein Sonnenblumen-Dach-Garten, ein Schwimmbad, samt Rooftop-Pool, Spielplätze, ein kostenloses Kino, Massagestühle, ein Becken mit Kangal-Fischen, die den Schorf von den Füßen der Reisenden knabbern, Game-Center, unzählige Boutiquen und Restaurants, Computer, die kostenlos benutzt werden können, Wifi, Ruheliegen und und und.
Wer mindestens fünf Stunden Aufenthalt hat, kann sogar an einer Stadtrundfahrt teilnehmen, umsonst natürlich. Diese führt mit zwei Stopps durch das babylonisch anmutende Singapur. Hochhäuser gigantomanischen Ausmaßes, Asiaten mit Selfie-Sticks und die sciencefictionmäßigen Gardens at Marina gibt es zu bestaunen. Dann geht es wieder zurück zum Airport.
Gegen Abend füllt es sich in der Lounge. Vor allem Geschäftsleute aller Nationen sind hier anzutreffen. In der hinteren Ecke lümmelt ein spanischer Erstliga-Verein auf den schweren Polstermöbeln. Ich inspiziere das reichhaltige Buffet, gönne mir einen Snack, dazu ein frischgezapftes Tiger-Beer aus eisgekühltem Krug und verbringe die letzten Minuten zum Abflug so entspannt wie auf keiner Reise zuvor.
Auch für den Anschlussflug habe ich erneut ein Upgrade ergattern können. Der Abend ist gerettet.
Es ist schlimm, wie schnell ich mich an diese Art zu Reisen gewöhne. Schon jetzt wäre es mir als Verlust vorgekommen, hätte ich in der Economy-Class weiterfliegen »müssen«.
Ich befürchte, dass ich für mein restliches Leben in dieser Hinsicht versaut bin. Mir bleibt wohl nichts anderes übrig als groß Karriere zu machen oder im Lotto zu gewinnen, damit ich mir diesen Komfort auch in Zukunft ermöglichen kann. Und dann gibt es natürlich auch noch die First Class und darüber noch die Suites. Was dort wohl vor sich geht?
Luxus ist ein gefährlicher Geliebter – wer einmal davon gekostet hat…
Mein Dank geht an Singapore Airlines für dieses Erlebnis und an South Australia für die Einladung!
Antworten
Genau das ist uns auch passiert! Meine Verlobte und ich waren auf dem Rückweg von Abu Dhabi nach Düsseldorf. Sie ging zuerst durch das Gate, mein Ticket machte ein seltsames Geräusch, da es beim Check in schon etwas länger gedauert hat dachte ich es sei ein Fehler.… Der Fehler war aber nur die Überbuchung der Economy Class und das Upgrade in die Air Berlin Business Class.
War ein ziemlich entspannter Flug ;-D
Mir ist das auch schonmal passiert. Das einzige was man machen muss, ist es ruhig zu bleiben. Danke für den informativen Beitrag. Grüße aus Südtirol
Danke,
für den gut geschriebenen Beitrag. Wahre Worte 😀
Gruss
Genau davon träume ich auch noch. *seuftz* Aber das wird wohl ein Traum bleiben. (obwohl – wer weiß)
Die Buisiness Lounge in Singapur von Singapur Airlines kenne ich allerdings auch.
Jedoch wurde ich nicht upgegradet – ich sollte eigentlich nach meiner 2‑jährigen Weltreise mit Ethiad damals zurück fliegen, aber die hatten den Flieger überbucht und boten jedem nach Frankfurt – Reisenden an einen Direktflug mit Singapur-Airlines stattdessen zu nehmen und dafür als ausgleich den Eintritt in die Lounge zu bekommen (weil der Flug erst ein paar Stunden später ging) – da habe ich ja nicht nein gesagt 🙂
Das war sooo schön 🙂LG
MelDas ist mir auch schon passiert. Das fatale dabei ist nur, wenn man dann wieder Holzklasse fliegen muss, ist’s echt hart 🙂
Da hast du ja wirklich Glück gehabt. Den Upgrade Traum habe ich auch schon des öfteren geträumt und bald werde ich ihn mir mithilfe von eisern gesparten Meilen auch erfüllen. Allerdings befürchte ich dann auch, nie mehr in der Economy fliegen zu wollen 🙂
Mir ist mal was ähnliches passiert. Ich brauchte schnellstmöglich einen Flug von Madrid nach Frankfurt, am Flughafen hatte aber nur noch LAN auf. Sie hatten nur noch Tickets für die Business Class – und die waren günstiger als alle Economy-Tickets, mit denen ich die Strecke bisher geflogen war. An Bord bin ich irgendwann eingeschlummert. Als ich wieder aufgewacht bin, habe ich gemerkt, dass ich während meines Schönheitsschlafes vom Personal zugedeckt wurde und ein Kissen untergeschoben bekommen habe. Schade, dass die Strecke so kurz war. 😀
unverschämter Artikel wegen dem Neidfaktor 😉
Manchmal muss man eben auch einfach Glück haben. Ist uns letztes Jahr auf einem Flug von Frankfurt nach Accra passiert. Wir waren zu viert, alle vier wurden upgegraded (=
- – -
Ich will auch! 🙂
Leider hilft mir mein Flugzeug-Schlabberlook nicht wirklich beim Erhalt eines Upgrades in letzter Minute 🙂 Und Flirten gehört ebenfalls nicht zu meinen Stärken… Wie heisst es so schön: Die Hoffnung stirbt zuletzt 🙂Passierte auf einem Flug von Paris nach Mexiko, wir waren zu fünft, rauchten – Jahr 1997 – noch eine letzte Zigarette vorm Check-In. Als die Schlange sich nahezu aufgelöst hatte, hielt unser Nichtraucherfreund es nicht mehr aus, lief los, checkte in die Economy ein, wir kamen direkt dahinter. Eine freundliche Stewardess stellte sich uns in den Weg: »Sorry, Economy ist überbucht, sie vier müssen Business fliegen«. Damals durfte man in der Busines Class bei Air France rauchen und eine richtige, kleine Bar gab es auch. Es war sensationell und wir freuen uns noch heute wie kleine Kinder, wenn wir uns schenkelklopfend die Geschichte erzählen. Und unser Freund hat es auch überlebt. Jedenfalls so gerade eben 😉
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