Im Grünen Paradies – eine erlebnisreiche Rundreise durch Sri Lanka

Rundreise Sri Lanka

„Will­kom­men im Para­dies.“ Sunil, unse­rer Rei­se­lei­ter, der uns früh­mor­gens am Flug­ha­fen Colom­bo in Emp­fang nimmt, ist sich sei­ner Sache abso­lut sicher: Sri Lan­ka ist die Insel sei­ner und bald auch unse­rer Träu­me. In der Tat, was könn­te schö­ner sein, als dem nass­grau­en deut­schen Novem­ber für ein paar Tage zu ent­kom­men und die „Per­le im indi­schen Oze­an“ zu ent­de­cken. Eine Rund­rei­se durch Sri Lan­ka.

Die Schie­be­tü­ren öff­nen sich, und schwü­le, tro­pi­sche Luft schlägt mir ent­ge­gen. Blin­zelnd suche ich nach mei­ner Son­nen­bril­le. Ein jun­ges Mäd­chen im roten Sari hängt mir eine Blu­men­ket­te um den Hals, just als sich eine reich geschmück­te Trup­pe Män­ner nähert, die mei­ne Rei­se­grup­pe unter lau­tem Getrom­mel, Gesang und Tanz zu unse­rem Rei­se­bus beglei­tet. Was für eine Begrü­ßung.

Auf Sri Lan­ka herr­schen in der Tat para­die­si­sche Bedin­gun­gen für Flo­ra und Fau­na. Ein Kli­ma, das ganz­jäh­rig viel Son­ne und aus­rei­chend Regen bie­tet, bringt hier eine unglaub­li­che Fül­le zum Wach­sen und Gedei­hen. Stol­ze Kokos­pal­men und aus­ge­dehn­te Reis­fel­der säu­men den Weg, sobald wir das Flug­ha­fen­ge­län­de ver­las­sen. Dazwi­schen wuchern majes­tä­ti­sche Bana­nen­stau­den und Pflan­zen, die ich sonst nur aus dem Tro­pen­haus ken­ne. Und was für eine Blü­ten­pracht! Rosa, Rot und Gelb leuch­ten aus den Büschen und Bäu­men. Dazu die Geräusch­ku­lis­se: Vogel­ge­zwit­scher und Affen­ru­fe schal­len durch die Luft.

Buddhist Village

Ein ers­ter Mit­tags­stopp führt uns zum Uman­da­wa Glo­bal Bud­dhist Vil­la­ge, einem bud­dhis­ti­schen Dorf, das vor 8 Jah­ren eröff­net wur­de und seit­dem ste­tig am Wach­sen ist. Ein moder­ner Tem­pel mit präch­ti­ger Dago­ba ist das Herz­stück der Anla­ge. Aktu­ell wird am zweit­größ­ten lie­gen­den Bud­dha der Welt gear­bei­tet, neben dem eige­nen Kran­ken­haus das größ­te Pres­ti­ge­pro­jekt des Dor­fes. Noch in die­sem Jahr soll er fer­tig wer­den. Auch hier ist der Emp­fang herz­lichst. Der obers­te Mönch des Klos­ters über­reicht uns strah­lend Lotus­blu­men, die wir auf dem Schrein im Inne­ren des Tem­pels able­gen. Die Lotus­pflan­ze steht für Rein­heit, da sie Schlamm und Schmutz abper­len lässt. Vor dem Ein­tritt zie­hen wir die Schu­he aus, wie es in hei­li­gen Ein­rich­tun­gen und Pri­vat­häu­sern Sit­te ist. Ver­wun­dert stel­le ich fest, dass das Inne­re des Tem­pels mit bun­ten Por­träts man­nig­fal­ti­ger Hin­du-Göt­ter und Dämo­nen geschmückt ist. Sunil erklärt, dass die sin­gha­le­si­schen Herr­scher ger­ne Frau­en aus Süd­in­di­en hei­ra­te­ten, die ihre Reli­gi­on, den Hin­du­is­mus, mit auf die Insel brach­ten. So ist ein bun­ter Rei­gen der Hei­li­gen ent­stan­den. Auch Bud­dhis­ten beten zu den Hin­du-Göt­tern.

Nach einem kur­zen Gebet zu unse­rem Woh­le folgt eine Füh­rung durch das Dorf. Besu­cher sind hier ger­ne gese­hen: sei es zur inne­ren Ein­kehr, oder zum Essen im Besu­cher­re­stau­rant, das fri­sche Cur­rys aus Bio-Eigen­an­bau anbie­tet.

Ganz schön vie­le Ein­drü­cke für den erschöpf­ten Geist. Da kommt eine Abküh­lung im Pool des Ali­ya Resort & Spa gera­de recht. Das Hotel liegt mit­ten im ewi­gen Grün mit Blick auf die Top-Sehens­wür­dig­keit Sri Lan­kas, den Fel­sen­pa­last Sigi­ri­ya. Wer etwas Zeit mit­bringt, kann hier ganz­heit­li­che Ayur­ve­da-Behand­lun­gen durch­füh­ren las­sen, samt eigens abge­stimm­ter Mahl­zei­ten und täg­li­chem Yoga.

Felsenpalast Sigiriya

Aus­ge­schla­fen und gestärkt geht es am frü­hen Mor­gen Rich­tung Sigi­ri­ya. Es ist Sonn­tag und zudem Voll­mond, was als beson­ders hei­li­ger Tag auf Sri Lan­ka gilt. Neben uns aus­län­di­schen Tou­ris­ten rei­hen sich auch Schü­ler­grup­pen in blü­ten­wei­ßen Uni­for­men und gut gelaun­te Groß­fa­mi­li­en in die lan­ge War­te­schlan­ge ein, die den 200 Meter hohen Mono­li­then erklim­men wol­len. Es lohnt sich, früh auf­zu­bre­chen, bevor die größ­ten Men­schen­mas­sen ankom­men, und wo die Tem­pe­ra­tu­ren noch erträg­lich sind. Denn schweiß­trei­bend wird der Auf­stieg alle­mal. Schät­zungs­wei­se 1.800 Stu­fen füh­ren über eine schma­le Metall­trep­pe hin­auf zu den Über­res­ten des Palast­ge­bäu­des. Und dies bei einer Luft­feuch­tig­keit von ca. 80 Pro­zent. Den Weges­rand säu­men so gen­n­an­te „Gui­des“, die sich bereits beim kleins­ten Anzei­chen von Schwä­che auf ihre Opfer stür­zen und ihre tat­kräf­ti­ge Unter­stüt­zung mit­tels Zie­hen, Drü­cken und Stüt­zen anbie­ten – gegen einen saf­ti­ges Trink­geld, ver­steht sich.

Der Fel­sen­pa­last, erbaut im 5. Jahr­hun­dert n. Chr. hat eine blu­ti­ge Ent­ste­hungs­ge­schich­te. Aus Eifer­sucht über die Bevor­zu­gung sei­nes Bru­ders in der Thron­fol­ge töte­te Kas­sa­pa I. sei­nen Vater, schlug sei­nen Bru­der in die Flucht und ließ sich zum König von Anu­rad­ha­pura krö­nen. Aus Angst vor sei­nen Fein­den such­te er sich einen abge­le­ge­nen und schwer zugäng­li­chen Ort für sei­nen Herr­scher­sitz und stieß so auf den „Löwen­fel­sen“, gut 70 Kilo­me­ter von der alten Haupt­stadt ent­fernt und mit­ten im dich­ten Dschun­gel gele­gen.

In luf­ti­ger Höhe ließ er ein tro­pi­sches Pracht­schloss errich­ten, samt Infi­ni­ty-Pools, Lust­gär­ten, Was­ser­spie­len und anti­ker Pin-ups, den bar­bu­si­gen Wol­ken­mäd­chen. Von den ehe­mals etwa 500 Frau­en­por­träts, gemalt mit Natur­far­ben, sind heu­te lei­der nur noch 22 erhal­ten. Das Foto­gra­fie­ren der Wol­ken­mäd­chen ist streng ver­bo­ten.

Gut ging die Geschich­te für den „Vater­mör­der“ letzt­lich nicht aus. Sein Bru­der Mog­gal­la­na kehr­te mit einer süd­in­di­schen Armee zurück und ver­trieb den unbe­lieb­ten König, den sei­ne Getreu­en schnell im Stich lie­ßen. Ein­sam und ver­las­sen set­ze er sich mit sei­nem Schwert den Todes­stoß.

Von die­ser schau­ri­gen Geschich­te ist vor Ort zum Glück nichts mehr zu spü­ren. Die Kulis­se ist atem­be­rau­bend. Das schier end­lo­se Grün reicht bis zum Hori­zont. Streu­nen­de Hun­de las­sen sich die Son­ne auf den Pelz schei­nen, wil­de Affen jagen durch die Bäu­me und sti­bit­zen unvor­sich­ti­gen Besu­chern ihre Snacks aus den Hän­den. Ein wit­zi­ges Schau­spiel. Ein­zig die gra­fi­schen Schil­der, die vor aggres­si­ven Wild­bie­nen war­nen, machen mir ein wenig Sor­gen. Sunil rät, sich von den lau­ten chi­ne­si­schen Tou­ris­ten­grup­pen fern­zu­hal­ten, da die Bie­nen auf Krach all­er­gisch reagier­ten. Dann soll­te eigent­lich alles glatt lau­fen.

Nach dem geglück­ten Abstieg freue ich mich über eine der Spe­zia­li­tä­ten der Insel, die King Coco­nut oder Tham­bi­li, wie sie hier genannt wird. Die gelb leuch­ten­de Königs­ko­kos­nuss, die auf Sri Lan­ka behei­ma­tet ist, hat einen nied­ri­ge­ren Zucker­ge­halt als ande­re Kokos­nüs­se und gilt daher als Super­food. Eine per­fek­te und super­ge­sun­de Erfri­schung.

Köst­lich geht es wei­ter mit einem typisch sin­gha­le­si­schen Mit­tag­essen im länd­li­chen Dorf Hiri­wa­dun­na. Zwi­schen Rei­se­fel­dern und Pal­men wird uns auf einer über­dach­ten Ter­ras­se ein Fest­mahl gebo­ten. In gro­ßen Ton­töp­fen damp­fen schar­fe Cur­rys mit Man­go, Auber­gi­ne, Bit­ter­gur­ke und mit Fisch, dem Natio­nal­ge­richt Sri Lan­kas. Dazu wird ein schmack­haf­tes Lin­sen-Daal, duf­ten­der Reis und Sam­bal, ein schar­fer Dip gereicht.

Die Gerich­te wer­den von den Dorf­frau­en für uns in einer klei­nen Out­door-Küche zube­rei­tet und auf einem Palm­blatt ser­viert. Zum Nach­tisch gibt es kiri pari, einen Büf­fel­quark, frit­tier­ten Teig, gesüßt mit Kokos­zu­cker und rei­fe Ana­nas. Geges­sen wird mit den Fin­gern der rech­ten Hand, die man zu einem Fünf­zack formt. Beim Rund­gang durch das ursprüng­li­che Dorf sehen wir Was­ser­büf­fel und schil­lern­de Pfaue. Pfaue statt Stadt­tau­ben – dem Para­dies füh­le ich mich hier defi­ni­tiv schon ein gutes Stück näher.

Am hei­li­gen Voll­mond­fest wer­den kei­ne Tie­re geschlach­tet und kein Alko­hol aus­ge­schenkt. So klingt der Abend ohne Fei­er­abend­bier aus, und ein Chor aus Zika­den zirpt mich in sanf­te Träu­me.

Dambulla Höhlentempel

Früh mor­gens fah­ren wir wei­ter ins Lan­des­in­ne­re. Zwi­schen den alten Königs­städ­ten Anu­rad­ha­pura, Polon­na­ru­wa und Kan­dy spannt sich das Gol­de­ne Drei­eck, das kul­tu­rel­le Zen­trum der Insel. Gleich vier UNESCO-Welt­erbe­stät­ten fin­den sich hier auf engs­tem Raum. Neben Sigi­ri­ya und den ers­ten bei­den Königs­me­tro­po­len sind dies die Höh­len von Dam­bulla, ein ver­gol­de­ter Tem­pel­kom­plex mit über 80 Höh­len, ein­ge­bet­tet ins das wun­der­schö­ne grü­ne Dam­bulla-Tal. Aus Dank für eine gewähr­te Zuflucht schlug der Herr­scher Vat­tag­ama­ni Abha­ya 103 v.Chr. eine ers­te Ein­sie­de­lei in den Berg. Spä­te­re Köni­ge taten es ihm gleich und lie­ßen Grot­ten in den Fel­sen schla­gen, die mit far­bi­gen Fres­ken ver­ziert wur­den. Zahl­rei­che Bud­dha-Sta­tu­en in ver­schie­dens­ten Grö­ßen und Posen wur­den über die Jahr­hun­der­te hin­weg gespen­det. Fünf Grot­ten las­sen sich besich­ti­gen. Allein in Grot­te Nr. 3 war­ten 60 lebens­gro­ße Bud­dhas auf die Besu­cher, wäh­rend Grot­te Nr. 1 von einem 14 Meter lan­gem lie­gen­den Bud­dha domi­niert wird.

Sel­fies mit Bud­dha­sta­tu­en sind ver­bo­ten. Auch soll­ten aus Respekt kei­ne Bud­dhas als Sou­ve­nirs erwor­ben wer­den, oder gar als Tat­too gesto­chen wer­den.

Auf der Fahrt über die Insel gibt es am Weges­rand immer Span­nen­des zu ent­de­cken. So stau­ne ich nicht schlecht, als plötz­lich ein wasch­ech­ter Ele­fant see­len­ru­hig unse­ren Weg kreuzt. Ele­fan­ten wer­den auf Sri Lan­ka beson­ders ver­ehrt. Etwa 5800 wil­de Ele­fan­ten leben der­zeit auf der Insel. Ende des 19. Jahr­hun­derts waren es jedoch mehr als 150.000 Tie­re. Schon lan­ge steht der Asia­ti­sche Ele­fant auf der Roten Lis­te bedroh­ter Arten. War es frü­her die Jagd, so ist es heu­te der Schwund ihrer natür­li­chen Lebens­räu­me, der die Popu­la­ti­on unter Druck setzt. Immer dich­ter wird die Insel bebaut und bewirt­schaf­tet, und so kommt es immer wie­der zu Zusam­men­stö­ßen von Mensch und Tier.

Zwei­hun­dert Kilo­gramm Nah­rung ver­putzt ein aus­ge­wach­se­ner Dick­häu­ter am Tag, und er macht auch nicht halt vor den Reis­fel­dern, Bana­nen­plan­ta­gen und Zucker­rohr­fel­dern der Land­be­völ­ke­rung. So kommt es zu Abwehr­kämp­fen, denen jedes Jahr rund 200 Tie­re und etwa 50 Men­schen zum Opfer fal­len. In den letz­ten Jah­ren hat sich die Popu­la­ti­on ein wenig erholt. Es bleibt zu hof­fen, dass der Lebens­raum die­ser wun­der­vol­len Geschöp­fe nicht wei­ter dezi­miert wird.

Buntes Kandy

Umge­ben von Ber­gen inmit­ten von Grün liegt auf 500 Metern das quir­li­ge Kan­dy. Wer sich durch die immer­zu ver­stopf­te Pera­de­ni­ya Road ins Zen­trum gekämpft hat, kann durch enge Gas­sen mit kolo­nia­lem Flair und über einen bun­ten, lau­ten Markt fla­nie­ren, der nach Zimt und Kar­da­mom duf­tet. Berühmt ist Kan­dy für sei­nen Zahn­tem­pel Mali­ga­wa, eines der bedeu­tends­ten Hei­lig­tü­mer der Insel. Angeb­lich wird hier als Reli­quie der lin­ke Eck­zahn Bud­dhas auf­be­wahrt. Jedes Jahr fin­det vor dem Voll­mond­tag im Juli ein zehn­tä­gi­ges Fes­ti­val zur Ehre des hei­li­gen Zah­nes statt. Der Höhe­punkt ist eine Pro­zes­si­on durch die Stadt, mit geschmück­ten Ele­fan­ten, Tän­zern und Tromm­lern.

Im Hochland

Wie eine Zeit­rei­se zurück ins bri­ti­sche Empire mutet die Zug­fahrt mit der Uda­ra­ta Meni­ke, dem „Berg­mäd­chen“ ins Hoch­land nach Nuwa­ra Eli­ya an. Der rus­ti­ka­le Zug star­tet in Colom­bo und fährt bis zur Stadt Bandul­la. Wir stei­gen in Kan­dy zu. Es gibt wohl kei­ne schö­ne­re Art durch Sri Lan­ka zu rei­sen als mit die­sem Zug. Wir rat­tern vor­bei an Tee­plan­ta­gen, Was­ser­fäl­len und pit­to­res­ken Bahn­hö­fen. Die Türen sind offen und stets hän­gen Rei­sen­de weit aus dem Wag­gon, um den Fahrt­wind zu genie­ßen und das per­fek­te Bild zu schie­ßen. Händ­ler lau­fen durch die Rei­hen und bie­ten Chai, war­me Samo­sas, Nüs­se und Früch­te feil. An den Tischen wird gelacht und das Essen geteilt.

Die­se Fahrt ist für sich schon ein Erleb­nis.

Für das letz­te Stück des Weges nach Nuwa­ra Eli­ya müs­sen wir wie­der in den Bus stei­gen. Die­ser win­det sich ent­lang stei­ler Ser­pen­ti­nen­stra­ßen durch die sat­ten Tee­plan­ta­gen. Nichts für flaue Mägen. Aber der majes­tä­ti­sche Aus­blick belohnt alle Mühen.

Nuwa­ra Eli­ya ist die höchst­ge­le­ge­ne Stadt der Insel und ein belieb­ter Feri­en­ort, gera­de auch für Ein­hei­mi­sche, die der schwü­len Hit­ze der Ebe­ne für eine Wei­le ent­kom­men wol­len. Bei unse­rer Ankunft ist die Stadt in reg­ne­ri­schen Nebel gehüllt. Per­fek­tes bri­ti­sches Wet­ter. Noch heu­te wird Nuwa­ra Eli­ya „Litt­le Eng­land“ genannt. Das kolo­nia­le Erbe wird hier in gan­zer Pracht und mit eini­gem Stolz aus­ge­stellt. Bri­ti­sche Her­ren­häu­ser, samt akku­rat beschnit­te­ner Gär­ten, säu­men die Stra­ßen. Die Eli­te trifft sich im Nuwa­ra Eli­ya Golf Club oder beim Pfer­de­ren­nen.

Pünkt­lich zum After­noon Tea errei­chen wir das Nuwa­ra Eli­ya Grand Hotel. Ich füh­le mich wie in einen Hall­mark-Weih­nachts­film ver­setzt, so prunk­voll ist das Hotel zur Weih­nachts­zeit geschmückt. Bei Short­bread und einer Tas­se Tee vorm knis­tern­den Kamin wird mir ganz warm uns Herz.

Das „bri­ti­sche Wet­ter“ sorgt mit sei­nen 4 Stun­den Son­nen­schein am Vor­mit­tag und neb­lig-reg­ne­ri­schen Nach­mit­ta­gen für per­fek­te Anbau­be­din­gun­gen für den Export­schla­ger Num­mer 1 der Insel, den fei­nen Cey­lon-Tee. Ursprüng­lich bau­ten die Bri­ten im Hoch­land Kaf­fee an. Ein wah­rer Kaf­fee­boom erfass­te die Insel und lies die Plan­ta­gen ins Uner­mess­li­che wach­sen. Doch 1869 befiel der Rost­pilz Hemi­leia vas­ta­trix fast die gesam­ten Anpflan­zun­gen und brach­te ein abrup­tes Ende des Kaf­fee­an­baus.

Expe­ri­men­te mit Tee aus Chi­na ver­lie­fen jedoch viel­ver­spre­chend. Und so wird seit Ende des 19. Jahr­hun­derts Tee auf der Insel kul­ti­viert und expor­tiert. Heu­te ist Tee das wich­tigs­te Export­gut Sri Lan­kas. Das Hoch­land eig­net sich beson­ders für den Anbau von Pre­mi­um-Tee, da mit zuneh­men­der Höhe auch die Geschmacks­in­ten­si­tät zunimmt.

Die Arbeit der Pflü­cker­in­nen – es han­delt sich in der Tat aus­schließ­lich um Frau­en­ar­beit

- ist ein Kno­chen­job. Sie­ben­hun­dert Pflü­cker­in­nen allein beschäf­tigt die Tee­fa­brik Dam­ro, die wir besich­ti­gen. Zehn Ton­nen Tee ist der täg­li­che Ertrag die­ser einen Fabrik. Auf ihren Rücken schlep­pen die schma­len tami­li­schen Frau­en Kör­be vol­ler Tee­knos­pen durch die stei­len Plan­ta­gen. In ihre Gesich­ter haben sich die Spu­ren har­ter Arbeit ein­ge­gra­ben – und alles für einen klei­nen Lohn. Fünf­zig Gramm des Pre­mi­um-Tees von Dam­ro ent­spre­chen in etwa dem Monats­lohn einer Pflü­cker­in.

Auf der Insel selbst ist Tee das Natio­nal­ge­tränk. Doch der Tee mit der höchs­ten Qua­li­tät geht direkt von der Tee­bör­se in den Export und lan­det in damp­fen­den Tas­sen in Lon­don, New York oder Sin­ga­pur.

Auf Leoparden-Safari im Yala-Nationalpark

Sze­nen­wech­sel: Nach einer lan­gen Bus­fahrt in den Süd­os­ten der Insel errei­chen wir den Yala-Natio­nal­park. Der belieb­te Park ist in fünf ver­schie­de­ne Bezir­ke unter­teilt.

Ledig­lich „Yala-West“ ist für Tou­ris­ten zugäng­lich. Bekannt ist der Park für sei­ne Leo­par­den. Mehr als 30 die­ser scheu­en Wild­kat­zen tigern durch den Park. Außer­dem gibt es wei­te­re span­nen­de Tie­re wie den Gold­scha­kal, den Sam­ba­hirsch oder den Lip­pen­bär zu ent­de­cken. Drei­ßig Säu­ge­tier­ar­ten und mehr als 130 Vogel­ar­ten behei­ma­tet der Park.

Es reg­net, als wir am fort­ge­schrit­te­nen Nach­mit­tag in den Park auf­bre­chen. Der Park lässt sich aus­schließ­lich in geführ­ten Gelän­de­wa­gen-Tou­ren besich­ti­gen, wobei die Gui­des stets auf den Fahr­we­gen blei­ben müs­sen, um die Rück­zugs­or­te der Tie­re nicht zu stö­ren. Im Park herrscht gro­ßer Betrieb, und so sehen wir mit­un­ter mehr Safa­ri- Tou­ris­ten als Tie­re. Trotz Regen ist die Sze­ne­rie male­risch. Wir pas­sie­ren Ber­ge, die wie Ele­fan­ten aus­se­hen und in den Indi­schen Oze­an über­ge­hen. Nach und nach ent­de­cken wir auch immer mehr Tie­re: Was­ser­büf­fel, Pfau­en, Schild­krö­ten, Wild­schwei­ne, Rehe, Ele­fan­ten, Eis­vö­gel und wil­de Häh­ne.

Plötz­lich herrscht auf­ge­reg­ter Funk­ver­kehr. Unser Fah­rer legt eine Kehrt­wen­de hin und rast in die ent­ge­gen­ge­setz­te Rich­tung. Ein untrüg­li­ches Zei­chen, dass ein beson­de­res Tier gesich­tet wur­de. Sehr bald ste­hen wir dann aber im Stau. Die Mel­dung ging schein­bar an alle raus, und nun reiht sich Stoß­stan­ge an Stoß­stan­ge. Schnell macht sich Unge­duld und Fomo breit. Bis zur Schlie­ßung des Parks um 18 Uhr sind es nur noch weni­ge Minu­ten. Den Gui­des dro­hen har­te Stra­fen, wenn sie die Öff­nungs­zei­ten über­zie­hen. Ers­te Fah­rer geben auf. Ich mache mir kei­ne gro­ßen Hoff­nun­gen mehr. Doch plötz­lich raschelt es im Gebüsch, und ein Leo­pard springt direkt hin­ter unse­rem Gelän­de­wa­gen über die Stra­ße. Sekun­den­schnell ist er ver­schwun­den. Welch ein glück­li­cher Zufall. Auf der Fahrt zum Hotel schenkt unser Bus­fah­rer Arrak, eine Spi­ri­tuo­se aus Palm­wein und Sprite, zur Fei­er der Leo­par­den-Sich­tung aus.

Koloniales Erbe

Am nächs­ten Tag strahlt die Son­ne wie­der in vol­ler Pracht. Bevor es zurück nach Colom­bo geht, steht ein Rund­gang durch his­to­ri­sche Stadt Gal­le an der Süd­spit­ze der Insel auf dem Pro­gramm. Die Fes­tungs­stadt zählt zum UNESCO-Welt­kul­tur­er­be. Ihre beweg­te Geschich­te spie­gelt sich in der kolo­nia­len Archi­tek­tur wider. Zeug­nis­se der Por­tu­gie­si­schen und Hol­län­di­schen Besat­zer sind aller­orts prä­sent. Die Alt­stadt ist abso­lut char­mant. Über Kopf­stein­pflas­ter schlen­de­re ich an klei­nen Bou­ti­quen und ver­wun­sche­nen Gär­ten vor­bei. Cafés laden zum ver­wei­len ein. Ent­lang der Pro­me­na­de spa­ziert man bis zum Leucht­turm mit Blick auf den Indi­schen Oze­an. Ger­ne wür­de ich hier ein paar Tage ver­brin­gen, doch der Fah­rer drängt: wir müs­sen zurück zum Start, die Haupt­stadt ruft.

Über den Dächern Colombos

Von Colom­bo selbst sehe ich lei­der außer dem Radis­son Hotel nicht viel. Der Abflug steht bevor. Den­noch bleibt Zeit für eine Erfri­schung im Roof­top-Pool des Hotels. Zum Abschied zeigt sich der Him­mel von sei­ner dra­ma­tisch-schöns­ten Sei­te: Wol­ken­ber­ge strah­len vor einem oran­ge-roten Far­ben­meer, bevor die Son­ne im Oze­an ver­sinkt und die Lich­ter der Stadt über­neh­men. Ein letz­tes schö­nes Din­ner macht das Schei­den nicht eben ein­fa­cher. Mit­ten in der Nacht bre­chen wir zum Flug­ha­fen auf. Sunil beglei­tet uns noch bis zur Sicher­heits­kon­trol­le. Eine herz­li­che Umar­mung zum Abschied; er hat Wort gehal­ten. Sri Lan­ka ist wahr­haft ein Para­dies für Rei­sen­de.

Sri Lanka und der Tourismus

Im Tou­ris­mus ste­cken vie­le Hoff­nun­gen des Lan­des. Mit ihrer atem­be­rau­ben­den Schön­heit erfüllt die Insel Wün­sche von Rei­sen­den aller Art. Lei­der trägt Sri Lan­ka schwer an sei­ner unru­hi­gen Ver­gan­gen­heit und der letz­ten gro­ßen Wirt­schafts­kri­se im Jah­re 2021. Durch den lan­gen Bür­ger­krieg von 1983 bis 2009 zwi­schen tami­li­schen Sepa­ra­tis­ten und Regie­rungs­trup­pen sowie schwe­len­den eth­ni­schen Span­nun­gen zwi­schen der sin­gha­le­si­schen Mehr­heit und der tami­li­schen Min­der­heit war das Land lan­ge Jah­re fast kom­plett vom Tou­ris­mus abge­schnit­ten. Am Oster­sonn­tag 2019 erschüt­ter­ten nach einer fried­li­chen Pha­se meh­re­re isla­mis­ti­sche Selbst­mord­at­ten­ta­te die Insel, bei denen min­des­tens 253 Men­schen, dar­un­ter auch Tou­ris­ten, getö­tet wur­den.

Die Lage hat sich seit­dem merk­lich beru­higt. Sunil ver­weist ger­ne dar­auf, wie fried­lich die ver­schie­de­nen Eth­ni­en und Reli­gio­nen auf der Insel im gegen­sei­ti­gen Respekt zusam­men­le­ben. Was bei einer Rei­se über die Insel auf­fällt, ist die gro­ße Freund­lich­keit und Höf­lich­keit der Men­schen. Noch nie wur­de ich mit so vie­len strah­len­den Lächeln und Blü­ten beschenkt. Ich wün­sche mir sehr, dass noch vie­le Rei­sen­de in die­sen Genuss kom­men. Sri Lan­ka ist alle­mal eine Rei­se wert.

Vie­len Dank an Gebe­co und Sri­Lan­kan Air­lines für die Ein­la­dung. Gebe­co bie­tet sechs geführ­te Rei­sen auf die para­die­si­sche Insel an. Sri­Lan­kan Air­lines fliegt drei­mal wöchent­lich direkt von Frank­furt am Main nach Colom­bo.

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