Aus Tag wird Nacht

Wäh­rend sich mei­ne Liebs­ten in dicke Win­ter­ja­cken hül­len, tra­ge ich ein leich­tes Som­mer­kleid. Der Sand knirscht lei­se unter mei­nen Füßen, als ich bar­fuß am Strand ent­lang spa­zie­re. Ich atme tief, rie­che den sal­zi­gen Duft des Mee­res und spü­re den Wind auf mei­ner war­men Haut, die sanf­te Bri­se, die über mein Gesicht streicht und mit mei­nem Haar spielt.

Das Licht der Son­ne wird schwä­cher, schon bald wird die Däm­me­rung ein­set­zen. Nur noch weni­ge Men­schen lie­gen auf Tüchern im Sand oder ste­hen knö­chel­tief im Was­ser und schau­en aufs Meer hin­aus. Die meis­ten sit­zen bereits Cock­tail schlür­fend in einer Bar oder bestel­len Tom Kah Gai, Mas­sa­man Cur­ry und Pad Thai in einem der vie­len Restau­rants, die ich über mei­ne lin­ke Schul­ter hin­weg sehen kann. Far­bi­ge Gir­lan­den und Lich­ter­ket­ten zie­ren die Ter­ras­sen. Der Strand ist sehr breit und so neh­me ich das Tel­ler­klir­ren, die Stim­men und das Geläch­ter der Gäs­te und die thai­län­di­schen Pop-Schnul­zen, die in sol­chen Loka­len stets im Hin­ter­grund lau­fen, nicht wahr. An mein Ohr dringt ein­zig das Geräusch von sich bre­chen­den Wel­len und schäu­men­dem Was­ser.

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Ich blei­be ste­hen, keh­re den Restau­rants den Rücken zu und schaue in die Fer­ne, in die unend­li­che Wei­te der Anda­ma­nen­see. Dann wan­dert mein Blick zum Hori­zont und wei­ter nach oben gen Him­mel, wo sich die Far­ben zu ver­än­dern begin­nen. Erst gehen sie sanft inein­an­der über, ehe sie gänz­lich ver­schmel­zen und der eine Farb­ton den ande­ren ablöst.

Aus blau wird gelb wird oran­ge wird rosa wird vio­lett wird röt­lich. Das Rau­schen des Mee­res passt per­fekt zu die­sem Anblick. Wie die mona­te­lang ein­ge­üb­ten Klän­ge eines Orches­ters zu einer Thea­ter­auf­füh­rung oder die sorg­sam kom­po­nier­te Film­mu­sik, die har­mo­nisch auf die Gefüh­le und Bewe­gun­gen der Dar­stel­ler abge­stimmt wur­de. 

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Es wäre der per­fek­te Moment für einen Hei­rats­an­trag oder die idea­le Kulis­se für den Dreh einer Hap­py-End Sze­ne. Alles gleicht einer Insze­nie­rung, bei­na­he zu schön um wahr zu sein. Fas­zi­niert beob­ach­te ich das Far­ben­spiel und blei­be reg­los ste­hen bis das let­ze Stück­chen Far­be der Dun­kel­heit gewi­chen ist.

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Bevor ich den Rück­weg zu mei­ner Unter­kunft antre­te, schlie­ße ich für kur­ze Zeit die Augen. Die Far­ben sehe ich wei­ter­hin vor mir.

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