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Auf der Suche nach dem Aloha lernte ich in den vergangenen Tagen bereits, dass Uhr- und Öffnungszeiten auf Hawaii relativ sind; Kona-Kaffee unglaublich gut ist; und Waikiki, mit der Duke Kahanamoku Lagune und dem berühmten Waikiki Beach, zwar schön, aber sehr künstlich und touristisch erscheint. Auf dem Gipfel des Diamond Head’s bin ich meinem persönlichen Aloha deutlich näher gekommen – aber nicht nah genug. Meine erste Berührung mit traditionellem Essen erlebte ich auf der Starlight Luau und diese sollte nur der Anfang einer kulinarischen Reise sein. Als Höhepunkt der ersten Tage und als Ort der mich zutiefst erschütterte, behielt ich Pearl Harbor in Erinnerung – ein wichtiger Einschnitt in der hawaiianischen Geschichte. Um mein persönliches Aloha zu finden, musste ich neben der Geschichte Hawaiis vor allem ein Grundverständnis für die verschiedenen Kulturen Polynesiens entwickeln – Tonga, Neuseeland, Hawaii, Tahiti, Fiji und Samoa stellte das Polynesian Cultural Center unterhaltsam und verständlich vor. Doch mir wurde schnell klar, ich hatte noch vieles zu entdecken…
Manoa Falls
Beruhigend plätschernde Wasserfälle im tropischen Regenwald – und das inmitten der Stadt? Das gibt es nur auf Oahu. Eine kurze Autofahrt vom Zentrum Waikiki’s entfernt, finden sich die Manoa Falls. Der Parkplatz am Fuß des Trails ist morgens um sechs Uhr leer und auch der Eintritt entfällt um diese Zeit. Der schmale, matschige Pfad führt durch Bambuswälder hindurch, an kleinen Bächen vorbei. Und immer wieder Schilder, die die Vegetation erklären. Der Regenwald macht seinem Namen alle Ehre, denn nicht nur von oben wird es kühl, auch die hohe Luftfeuchte lässt die Besucher nass werden. Glitschige Steine markieren den Anfang des letzten Drittels, das etwas steiler nach oben führt. Durch das nun hörbare Plätschern des Wasserfalls motiviert, erreicht man nach 40 Minuten die 46 Meter hohen Manoa Falls. Von Felsen und tropischen Pflanzen umrahmt, prasseln die Wassermengen in einen kleinen Pool, aus dem spitzige Trümmer und abgebröckeltes Geröll ragen. Im Kontrast zu diesem wilden Regenwald und den holprigen Wegen, stehen die Waimea Falls, im Waimea Valley, auf der Nordseite der Insel.
Waimea Valley
Die grüne Oase, in der Nähe der Surferhochburg Haleiwa, bietet einen kurzen Spaziergang auf gepflasterten Straßen, vorbei an freilaufenden Straußen und durch traditionelle hawaiianische Dörfer. Entlang des Weges geben Einheimische Einblick in deren Kultur, zeigen, wie ein Fischernetz in Handarbeit hergestellt wird, oder spielen mit den Besuchern ein Brettspiel mit Kuku-Nüssen, das dem Dame-Spiel stark ähnelt. Wer gewinnt, bekommt aus Blättern selbstgebastelte Fische oder andere Kleinigkeiten. Und obwohl das eigentliche Ziel, der Wasserfall, nur 30 Minuten entfernt ist, weicht jeder vom Hauptweg ab, schlendert durch die Jurassic Park Landschaft, über Schleichwege, durch botanische Gärten. Man könnte fast vergessen wo die Reise hinführt und sich in der Schönheit der Vegetation verlieren. Am Ende, der kleine Wasserfall, in dem man sogar baden darf, aber eher nicht will – im Wasser können sich Listerien befinden, Bakterien, die den restlichen Urlaub stark beeinträchtigen können.
Haleiwa – Surferhochburg
Wem nach den Waimea Falls der Magen knurrt, der ist im Zentrum des Städtchen Haleiwa gut versorgt. Es liegt nur unweit entfernt von Waimea Valley. Restaurants und Surfshops wechseln sich ab und angeblich kann man hier das beste Shave Ice der Insel verzehren. Die wässrige hawaiianische Spezialität überzeugt europäische Touristen, die italienisches Gelato gewöhnt sind, nicht unbedingt. Denn sie besteht praktisch nur aus Wasser mit Sirup verschiedener Geschmacksrichtungen. Kleine Bretterbuden, die in allen Regenbogenfarben gestrichen sind, erinnern ein wenig an die Saloons im wilden Westen. Haleiwa ist vor allem im Winter für seine mörderischen Wellen berüchtigt, doch auch im Frühjahr sind unzählige Surfer an den Stränden zu bestaunen. In dieser Kleinstadt fühlt man sich ganz weit weg vom Tourismus – und da ist es wieder, das Aloha. Einheimische begrüßen sich mit dem traditionellen hawaiianischen Gruß, dem „Ha“, bei dem die Stirn und Nasen aneinander gepresst werden und dann tief eingeatmet wird. Dieses gleichzeitige Einatmen soll Mana, spirituelle Energie, bringen. Auch ich versuche mich in der hawaiianischen Sprache, als mir die Service-Dame Fish and Chips serviert. Mahalo – Danke, sage ich. Sie lächelt und honoriert den Versuch.
North Shore Strände
Jeder Strand der Insel hat seinen ganz eigenen Charme, wobei es kaum möglich ist, sich für den atemberaubendsten zu entscheiden. Das North Shore, das von Ka’ena bis Kahuku Point reicht, ist besonders beliebt. Hier werden im Winter riesige Wellen bis zu neun Metern Höhe beobachtet und viele Surfwettkämpfe finden statt. In den Sommermonaten hingegen, ist der Ozean ruhiger und weniger angsteinflößend. Der, nur 15 Minuten nördlich von Haleiwa liegende, Sunset Beach ist ein Ort wie aus dem Reisekatalog. Ein Klischee-Strand. Palmen, die gebogen in das Bild wachsen, weißer, feinkörniger Sand, türkises, aber überraschend raues Wasser, ein starker Wind und auch im April noch, hohe Wellen, auf denen Surfer wie Miniaturen wirken. Wer sich surfend auf das Wasser traut, ist weit über Anfänger-Niveau hinaus. Auf dem Kamehameha Highway, direkt am Pazifik entlang, erreicht man das Turtle Bay Resort, das der nördlichste Punkt Oahu’s ist. An diesem windigen und regnerischen Tag laufen die löchrigen Gesteinsformationen, die den Sand immer wieder unterbrechen, voll Wasser und bilden kleine Planschbecken. Doch selbst bei schwarzem, wolkenbedecktem Himmel und Sturmböen, die mir den Sand in die Augen wehen, gibt es auf Oahu viel zu tun…
…auf den Spuren der Stars – McGarett und Co.
Welche Frau würde nicht gerne die waschbrettbäuchigen Helden ihrer Lieblingsshow treffen? Dazu gehört auf Oahu ein Besuch im Tropics, einem Burger-Restaurant direkt am Strand, in dem einige Szenen der US-Serie Hawaii 5–0 gedreht wurden. Gerüchte munkeln, man könne hier manchmal die Hauptdarsteller privat antreffen. Mit Meeresrauschen und einer Live-Soul-Sängerin im Hintergrund schmeckt der sonst recht durchschnittliche Burger wie ein Luxus-Gericht. Und auch ohne ein Backstage-Meeting mit den Stars kann man, mit den Füßen im Sand und unterm Sternenhimmel, den Tag gebührend ausklingen lassen.
Byodo-In Tempel
Auf der Südseite der Insel, im Valley of the Temples, liegt der Byodo-In Tempel, der ein Nachbau eines japanischen Tempels ist. In das Innere darf nur eintreten, wer die Schuhe vor der Tür abstellt. Ein knarzender Holzboden und der typische Duft von Räucherstäbchen ebnen den Weg zur Buddhastatue, die fast den ganzen Raum bis zur Decke hin ausfüllt. Respekteinflößend starrt er von oben auf die Besucher herab, die sich deutlich an die Regeln des Tempels halten, um kein schlechtes Karma zu sammeln und womöglich als Ameise wiedergeboren zu werden. Hinter dem Tempel bäumt sich die Ko’olau Range auf, davor liegt ein Koi-Teich, dessen Fische groß genug sind, um die Ente neben mir zu verspeisen. Immer wieder ertönt die meterhohe Friedensglocke und es wird schnell klar, warum sich viele Brautpaare an diesem Ort das Ja-Wort geben. Die spirituelle Energie ist allgegenwärtig – ich befinde mich an einem der wenigen Fleckchen Erde voller Harmonie, Liebe und Frieden.
Kailua
Trotz Luft und Liebe knurrt mir bald der Magen und ich lege auf dem Weg zum Kailua Beach einen Stop in dem unscheinbaren, gleichnamigen Städtchen Kailua ein, das mit dem Hale Kealoha (Haus der Liebe) eine Geschmacksexplosion auslöst. Auf dem Parkplatz einer Mall befindet sich die wenig einladend wirkende Bretterbude, ohne Fenster, mit schwarzen Wänden und Klapptischen. Yelp behauptet, man bekomme in diesem Laden authentisches hawaiianisches Essen zu günstigen Preisen. Fünf Sterne? Eine Untertreibung! Auf der Karte gibt es mehrere Menüs, die, wie die Dame im Service ausführlich erklärt, eine Mischung zum Probieren von „allem“ enthält. Was dieses „alles“ eigentlich ist, habe ich nicht ganz verstanden, lasse mich dennoch einfach überraschen. Und – werde belohnt für meinen Mut.
Es erwartet mich, das berühmte Kalua pig, eine traditionelle hawaiianische Art der Zubereitung des Schweinefleischs in einem Erdofen; dazu chicken long rice, eine Nudelsuppe mit Hähnchenfleisch; Squid Luau, was Calamari mit Blättern der Taro-Pflanze sind, die am Ende einen dickflüssigen grünen Brei bilden. Ein weiteres Gericht, das aus Teilen der Taro-Pflanze, nun aus der Knolle, hergestellt wird, ist Poi, eine gräulich-lila zähflüssige Masse die z. B. als Dip für den Reis genutzt wird; Poke, ein roher Fischsalat; und dazu süße Kartoffeln. Von den seltsamen Farbtönen zwischen grau-grün und der ungewohnten Konsistenz abgesehen, aß ich selten etwas dermaßen leckeres.
Noch nicht genug Strände? – Kailua Beach Park, Lanikai Beach
Kailua Beach Park, ist mit relativ milden Strömungen besonders gut für Wassersport geeignet. Es scheint als würde jeder Mensch, der auf dieser Insel lebt, früher oder später Surfen lernen. Ich beobachte einen etwa zehn Jahre alte Jungen, der sich, motiviert durch die Zurufe seines Vaters, in die Wellen wirft. Er sieht aus wie ein Vollprofi. Besucher setzen sich in den Sand und bewundern staunend den Mut und das Talent des Jungen, der Windsurfer, Body Boarder und Kayaker. Locals am Strand raten zu einem Geheimtip, dem Lanikai Beach („himmlischer Ozean“), der wenige Minuten östlich des Kailua Beach Parks, versteckt zwischen privaten Wohnhäusern, gelegen ist. Aufgrund der Lage gibt es kaum Parkmöglichkeiten und dementsprechend auch weniger Touristen. Lanikai ist ein guter Ort um eine Erkundungstour zu den zwei nahegelegenen Na Mokulua Inseln („die zwei Inseln“) zu wagen. Diese ragen unübersehbar, rund einen Kilometer von der Küste Lanikai’s entfernt, aus dem Ozean und sind unbewohnt. Leider durchkreuzt der sich zuziehende Himmel und die größer werdenden Wellen meinen Plan und ich genieße einen weiteren Sonnenuntergang vom Strand aus.
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