Halong-Bucht: Die Harmonie des Chaos

Raum und Zeit umgar­nen sich wie zwei Lie­ben­de, kön­nen nicht mit und nicht ohne. Wäh­rend sie mit dem gemein­sa­men „ja“ zum Höhe­punkt anset­zen, üben sie Hoch­ver­rat an ihren eige­nen Tugen­den. Dem Ver­schmel­zen folgt die eige­ne Nega­ti­on.

Wäh­rend ich vom Deck des drei­ge­schos­si­gen Aus­flugs­boo­tes auf den Hori­zont schaue, der wie ein wild gewor­de­nes EKG eini­ge Kilo­me­ter vor der nord­viet­na­me­si­schen Küs­ten­li­nie Zick­zack­li­ni­en beschreibt, stellt sich mir die Fra­ge, ob was mit dem Natio­nal­bier in Unord­nung ist.

Halong bedeu­tet „unter­ge­hen­der Dra­che“ und der Erzäh­lung nach sind die Kalk­fel­sen als Fur­chen zurück­ge­blie­ben, als das Unge­tüm sich von den Ber­gen in das Meer zurück zog. Seit 1994 ist die Halong-Bucht auf der Welt­na­tur­er­be-Lis­te der Unesco ein­ge­tra­gen und als eines der sie­ben Welt­na­tur­wun­der eine der „must see“-Destinationen für Asi­en­rei­sen­de.

Mit vol­ler Kraft vor­aus und ca. 50 wei­te­ren Boo­ten neh­men wir Kurs auf den schla­fen­den Gigan­ten. In dem Boot­kon­voi fühlt es sich an, als wür­de man zu einer groß ange­leg­ten Expe­di­ti­on auf­bre­chen und Ame­ri­ka neu ent­de­cken. Sobald wir uns den ers­ten Fel­sen nähern, lau­fe ich auf­ge­kratzt wie ein klei­ner Jun­ge mit der Kame­ra auf dem Außen­deck umher. Ein glück­li­ches Häuf­chen Elend, im Anblick die­ses opu­len­ten Natur­schau­spiels, mit dem Seh­sinn maxi­mal von mir gestreckt, wie die Augen­füh­ler einer Wein­berg­schne­cke.

Die Halong-Bucht ist das Ergeb­nis einer vor 500 mil­lio­nen Jah­ren ent­stan­de­nen Kalk­stein­ak­ku­mu­la­ti­on. In der Karst­pe­ri­ode ero­dier­te die­se Land­schaft schlap­pe 100 mil­lio­nen Jah­re lang, bis sie dann in der heu­ti­gen beein­dru­cken­den Form, durch eine tek­to­ni­sche Erhe­bung, wie­der auf­tauch­te. Ca. 1970 Inseln umfasst das Kalk­stein­pla­teau, das sich auf einer Flä­che von über 1500 km² qm ver­teilt und süd­lich an den Golf von Ton­kin grenzt.

Das drei Gän­ge Menu unter Deck ist die gelun­ge­ne Hen­kers­mahl­zeit, bevor ich ent­we­der vom Dra­chen gefres­sen oder trun­ken der Ein­drü­cke umfal­le. Der ver­staub­te Dos­to­jewk­si in der Schrank­wand und die anti­ken Navi­ga­ti­ons­in­stru­men­te im ele­gan­ten „Dining Room“ unse­res Crui­sing Boo­tes tra­gen zum Erha­be­nen bei. Das vor­nehms­te Ele­ment ist und bleibt das Was­ser.

An den Nach­bar­ti­schen drü­cken ame­ri­ka­ni­sche Tou­ris­ten die Knöp­fe ihrer Smart­phones um die Wet­te. Es wirkt, als wäre die Mensch­heit nur noch mit die­sem „Alles­kön­ner“ in der Lage ihrer Sin­nes­ein­drü­cke Herr zu wer­den. Unser Expe­di­ti­ons­boot ist mit Spi­ri­tuo­sen und Inter­net bewaff­net, die ers­ten Tro­phä­en wer­den so in Rekord­zeit, unver­daut, an den Gehirn­win­dun­gen vor­bei, durch den digi­ta­len Äther an die Zurück­ge­blie­be­nen gesen­det. Die unbe­wohn­te Bucht, die vom dich­ten Dschun­gel bewach­se­nen Kalk­stein­ber­ge, las­sen sich nicht so schnell weg­swi­pen. Die Kno­ten des Boo­tes bestim­men was wir wie schnell sehen. Und der Blick aus dem Fens­ter, im Pan­ora­ma­for­mat, ist wie Säu­re für die Natur­licht ent­wöhn­ten Augen.

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Wer einen Aus­flug zur Halong-Bucht plant, stellt schnell fest, dass das Ange­bot an Aus­flugs­boo­ten breit gefä­chert ist. Es sei gera­ten, sich vor­be­rei­tend auf eine sol­che Rei­se im Inter­net zu bele­sen, so wie vor dem Hin­ter­grund der Preis-Leis­tung ein Aus­flug mit Boot­über­nach­tung zu emp­feh­len ist.

Ein »Dan­ke­schön« geht an das Para­di­se Sui­tes Hotel für die acht Kopf­kis­sen und die freund­li­che Unter­stüt­zung.


Antworten

  1. Avatar von Travelfreak

    Vie­len Dank für dei­ne wun­der­ba­ren Ein­drü­cke von dei­ner Viet­nam Rei­se. Die Fotos machen Lust auf mehr.

  2. Avatar von Andre

    Hal­lo,
    schö­ner Arti­kel und super Bil­der. Wir hat­ten eine Tour mit den Jungs von Cat­Ba Ven­tures gemacht, das sind klei­ner Boo­te mit viel weni­ger Leu­ten an Board. Wir waren nur zu zweit, also Katha­ri­na und ich, per­fekt. Es ist zwar etwas teu­rer als auf den gro­ßen Aus­flugs­boo­ten dafür bekommst du aber mehr gebo­ten. Vor allem kommst du mit den klei­ne­ren Bot­ten in Ecken und Wickel der Halong Bucht in die die gro­ßen Boo­te nicht hin­kom­men. Es war ein unglaub­li­ches Erleb­nis.
    Gruß And­re

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