Ich krieg die Krise oder was?

Eine Woche nach den Wah­len betre­ten wir zum ers­ten Mal in unse­rem Leben grie­chi­schen Boden. Die neue Regie­rung hat sich gera­de in Rekord­zeit zusam­men­ge­fun­den und soll jetzt mit fri­schem Wind rich­ten, was alle Vor­gän­ger ver­bockt haben. Wir erwar­ten Auf­bruchs­stim­mung in einem Jam­mer­tal. Schließ­lich habe ich eini­ge Erfah­rung mit dem Kri­sen­tou­ris­mus. Als 2009 in Groß­bri­tan­ni­en die Ban­ken­kri­se ein­schlug, war ich zufäl­lig gera­de in Bel­fast. Dort herrsch­te Welt­un­ter­gangs­stim­mung. An jedem zwei­ten Haus prang­te ein „For Sale“-Galgen, alles ver­ram­mel­te sich zu Hau­se und hielt das Geld bei­sam­men, was in haar­sträu­ben­den Rabatt­ak­tio­nen bei Ein­zel­händ­lern und Restau­rants resul­tier­te (für uns als Tou­ris­ten einer­seits hoch­will­kom­men, ande­rer­seits schon etwas gru­se­lig). Die Schnäpp­chen-Stie­fel, die ich mir damals für fünf Pfund geschos­sen habe, tra­ge ich heu­te noch.

Was wir statt­des­sen in Thes­sa­lo­ni­ki erle­ben, über­rascht uns, und es irri­tiert uns auch. Eine Woche ver­brin­gen wir in der zweit­größ­ten Stadt des Lan­des und wun­dern uns: Kei­ne Leer­stän­de in den Geschäfts­stra­ßen, kei­ne Bett­ler, kei­ne Kampf­ra­bat­te, statt­des­sen ein all­ge­mein hohes Preis­ni­veau, vol­le Cafés und jede Men­ge grie­chi­sche Was­ser­stoff­blon­di­nen, die offen­bar noch genug Geld für den Fri­seur haben.

1_griechenland-krise-demonstrationGrün ist die Hoff­nung: In Athen ver­sam­meln sich Bür­ger zu einer Demons­tra­ti­on gegen die Spar­maß­nah­men.

Um dem Rät­sel auf den Grund zu gehen, laden wir kur­zer­hand die Ver­mie­ter unse­res Apart­ments zum Essen ein. Nikos* und Renia sind ein Paar Anfang 20. Sie stu­diert Jura, er schreibt an sei­ner Dok­tor­ar­beit. Die geschmack­voll ein­ge­rich­te­te Woh­nung, die sie uns über AirBnB ver­mie­ten, haben sie von der Oma geerbt. Sobald sie es sich leis­ten kön­nen, wol­len sie selbst hier ein­zie­hen, erzäh­len die bei­den. Im Moment tei­len sie sich Nikos’ Eltern­haus mit sei­ner Schwes­ter. Solan­ge sie noch kein rich­ti­ges Geld ver­die­nen, kom­men die Miet­ein­nah­men gele­gen. „Es bringt auch viel mehr, sie kurz­zei­tig an Tou­ris­ten zu geben“, ver­rät Renia. „Die grie­chi­schen Miet­prei­se sind im Kel­ler, und außer­dem kann man nie sicher sein, ob man das Geld über­haupt bekommt, mit der Kri­se und so.“ Schlecht gehe es ihnen nicht, beto­nen die bei­den. Jeder ken­ne jeman­den, der durch die Spar­maß­nah­men sei­nen Job ver­lo­ren habe. „Aber das Bild, das in den Medi­en gezeich­net wird, ist über­trie­ben“, urteilt Renia. „Die suchen immer so lan­ge, bis sie einen Extrem­fall fin­den, den sie por­trai­tie­ren kön­nen. Dass Men­schen so hart getrof­fen sind, dass sie in Müll­ton­nen wüh­len müs­sen, das ist nicht real. Wenn, dann ist das ein per­sön­li­ches Schick­sal, kei­ne direk­te Fol­ge der Kri­se.“

2_griechenland-krise-spielplatz-gesperrt

Die­ser Spiel­platz bleibt geschlos­sen, weil für den fäl­li­gen Check-up kein Geld da ist (das zumin­dest ent­neh­men wir der Über­set­zung von Goog­le Trans­la­tor; es ist nie­mand im Park, den wir danach fra­gen kön­nen).

Im Schat­ten des Olymp tref­fen wir Anto­ni­os und Sophia. Mit­ten in der atem­be­rau­ben­den Land­schaft haben sie sich eine klei­ne Farm auf­ge­baut. Rund 1000 Lege­hen­nen besit­zen sie, außer­dem einen Stall voll Zie­gen, zwei Pfer­de, Obst­bäu­me und einen klei­nen Oli­ven­hain. Als Anto­ni­os hier die ers­ten Holz­ba­ra­cken rund um das größ­ten­teils selbst­ge­zim­mer­te Wohn­haus bau­te, war er schon über 40. „Solan­ge die Kin­der klein waren, habe ich die Zäh­ne zusam­men­ge­bis­sen, in der Stadt gelebt und mei­nen bür­ger­li­chen Beruf aus­ge­übt“, erzählt der gelern­te Ton­in­ge­nieur, wäh­rend er den Gäs­ten aus Deutsch­land fri­sche Eier und selbst­ge­brann­ten Schnaps ser­viert. „Aber ich habe immer davon geträumt, eines Tages den größ­ten Teil von dem, was ich zum Leben brau­che, selbst zu pro­du­zie­ren.“

Das Leben als Land­wirt ist hart, betont der Aus­stei­ger. Aber im Gegen­zug habe ihn die Kri­se kaum tref­fen kön­nen. Auf sei­ne Lands­leu­te ist Anto­ni­os nicht gut zu spre­chen. „Es ist kein Wun­der, dass die Din­ge so sind, wie sie sind. Die Grie­chen sind kei­ne guten Arbei­ter.“ Mitt­ler­wei­le ist sein Hof so groß, dass er einen Gehil­fen braucht. „Mit einem Grie­chen ist da nichts zu wol­len. Die machen lie­ber früh Fei­er­abend und sit­zen im Café. Von denen kommt kei­ner hier aufs Land.“ Statt­des­sen beschäf­tigt er Alba­ner – die sich immer wie­der abwech­seln müs­sen, weil sie ohne Arbeits­er­laub­nis nicht län­ger als drei Mona­te im Land blei­ben dür­fen. Das erzählt er uns mit der größ­ten Selbst­ver­ständ­lich­keit und ohne die gerings­te Spur von Schuld­be­wusst­sein. Was uns schon im Stra­ßen­ver­kehr immer wie­der auf­ge­fal­len ist, mani­fes­tiert sich hier zum ers­ten Mal im grö­ße­ren Rah­men vor unse­ren Augen: Sich an bestehen­de Geset­ze und Regeln zu hal­ten, emp­fin­den Grie­chen als optio­nal.

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Manch ein Grie­che möch­te lie­ber ohne die EU…

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obwohl zumin­dest bei den Grie­chen, die wir getrof­fen haben, die Hoff­nung auf eine Zukunft inner­halb der Euro­päi­schen Uni­on vor­herrscht.

Ein typi­sches All­tags­bei­spiel dafür erle­ben wir auch an der Stra­ßen­bahn­hal­te­stel­le in Athen. In roten Let­tern ver­bie­tet uns ein Schild den Zugang zum Bahn­steig ohne gül­ti­ge Fahr­kar­te. Die Ticket­schal­ter vor die­ser Schran­ke sind aller­dings geschlos­sen, und der ein­zi­ge Auto­mat ist aus­ge­schal­tet. Einen Augen­blick lang sehen wir uns hilf­los um. Dann fol­gen wir den Ein­hei­mi­schen, die das Ver­bot und auch das „no entry“-Schild gegen­über igno­rie­ren, gera­de­aus durch­mar­schie­ren und unge­rührt ihre Bahn­ti­ckets beim geöff­ne­ten Schal­ter auf der ande­ren Sei­te kau­fen. Ganz offen­sicht­lich ist das so gedacht. Bei­spie­le wie die­ses begeg­nen uns immer wie­der: Völ­lig unsin­ni­ge Ver­bo­te wer­den auf­ge­stellt, das Erfül­len unmög­lich gemacht, aber die Ein­hal­tung kon­trol­liert ohne­hin nie­mand. Von klein auf ler­nen Men­schen in Grie­chen­land, dass Regeln nicht wei­ter ernst zu neh­men sind.

Ein wei­te­res Bei­spiel dafür sind die Stra­fen für Ver­kehrs­de­lik­te, die erst kürz­lich dra­ko­nisch erhöht wur­den. Motor­rad ohne Helm zu fah­ren, kos­tet meh­re­re hun­dert Euro. Die Rea­li­tät: Nicht ein­mal jeder drit­te Motor­rad­fah­rer trägt etwas auf dem Kopf. Die Poli­zei stört sich ganz offen­sicht­lich nicht dar­an. Die schal­tet höchs­tens kurz vor der roten Ampel das Blau­licht an, um bequem und ohne War­te­zeit über die Kreu­zung zu kom­men, Ein­satz hin oder her.

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Aus­blick auf die blau­en Buch­ten und ver­wun­sche­nen Oli­ven­hai­ne des Pelo­pon­nes – herr­lich…

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… solan­ge man die wil­den Müll­hau­fen am Aus­sichts­punkt aus­blen­det.
Wei­ter den Hang run­ter ver­wes­te auch noch eine Kuh.

Auf hal­ber Stre­cke zwi­schen Thes­sa­lo­ni­ki und Athen nimmt uns eine gast­freund­li­che Fami­lie bei sich zu Hau­se auf. Wir wer­den vor dem bren­nen­den Kamin des schi­cken Eigen­heims plat­ziert und mit Rot­wein ver­sorgt. Es dau­ert kei­ne fünf Minu­ten, bis wir uns ange­regt über Rei­se­er­leb­nis­se aus­tau­schen. Gior­gos, unser Gast­ge­ber, hat eben­falls viel von der Welt gese­hen, und er erzählt ger­ne davon. Auch unse­re Erfah­run­gen mit dem Schul­un­ter­richt der Kin­der wäh­rend der Rei­se inter­es­sie­ren ihn bren­nend. Als wir auf all­täg­li­che­re Din­ge zu spre­chen kom­men und Gior­gos nach sei­ner Arbeit fra­gen, wech­selt er aller­dings ele­gant das The­ma. Das Essen ist bald fer­tig, sagt er, aber wir müs­sen noch auf Maria war­ten. Sei­ne Frau kommt erst gegen neun nach Hau­se. Sie ist nie­der­ge­las­se­ne Psy­cho­the­ra­peu­tin, und vie­le ihrer Kli­en­ten haben erst nach der Arbeit Zeit für Ter­mi­ne.

Drei Tage ver­brin­gen wir bei Gior­gos, Maria und ihren bei­den Töch­tern, die sich uns über die Couch­sur­fing-Web­sei­te als kos­ten­lo­se Gast­ge­ber ange­bo­ten haben. Wäh­rend Maria ganz­tags arbei­tet, nimmt sich Gior­gos viel Zeit, um uns die Gegend zu zei­gen. Er ist Tour­gui­de, erzählt er uns schließ­lich, er küm­mert sich um die Instand­hal­tung der Wan­der­we­ge und um kul­tu­rel­le Events in dem Ver­an­stal­tungs­zen­trum, an dem wir am Nach­mit­tag vor­bei­fah­ren. Vor­sich­tig boh­re ich nach, denn der Mann mit sei­nen aus­ge­feil­ten Manie­ren, sei­ner Welt­ge­wandt­heit und sei­ner natür­li­chen Auto­ri­tät wirkt auf mich viel eher wie ein Abtei­lungs­lei­ter. Ent­schie­den nicht wie jemand, der mit einem sai­so­na­len Job zufrie­den ist. Aber wie­der wech­selt der Fami­li­en­va­ter das The­ma und biegt nach­drück­lich jede Dis­kus­si­on ab, die in Rich­tung Kri­se geht. Wir neh­men das gro­ße, aber unge­heiz­te Haus zur Kennt­nis, den Fakt, dass Gior­gos nur abends für ein paar Stun­den das war­me Was­ser anschal­tet. Das Ther­mo­me­ter im Wohn­zim­mer zeigt 16 Grad. Wir sehen, dass die Fami­lie sich auf ein in die Jah­re gekom­me­nes Auto beschränkt, mit dem Gior­gos sei­ne Frau und die Mäd­chen zu ihren Ter­mi­nen chauf­fiert, und wir neh­men das Bedau­ern in Mari­as Augen wahr, als wir zum Abschied eine herz­li­che Gegen­ein­la­dung aus­spre­chen. Den Rest müs­sen wir uns den­ken.

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Mit sei­nem azur­blau­en Meer, wei­ten Sand­strän­den oder aben­teu­er­li­chen Fel­sen ver­mit­telt Grie­chen­land ein herr­li­ches Urlaubs­ge­fühl…

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…aber wenn man genau­er hin­guckt, ist nicht alles Gold…

In Patras auf dem Pelo­pon­nes tref­fen wir Panagio­tis. Er ist Ange­stell­ter der Uni­ver­si­tät und teilt sich sei­ne klei­ne Woh­nung mit einem tür­ki­schen Mit­be­woh­ner. Auf den ers­ten Blick wirkt der hoch­ge­wach­se­ne Mann mür­risch und unzu­gäng­lich, aber dann taut er doch so weit auf, dass ich mich traue, ihn nach dem Leben mit der Kri­se zu fra­gen. „Die Leu­te stol­pern so dahin, aber die meis­ten hal­ten sich auf­recht“, sagt der Mitt­drei­ßi­ger nach kur­zem Über­le­gen. „Die Fami­li­en­struk­tu­ren sind hier noch intakt. Man hilft sich gegen­sei­tig. Und man ist viel­fach zu stolz, um Schwä­chen zu zei­gen.“ So lang­sam ergibt alles einen Sinn. Ich erzäh­le Panagio­tis von mei­ner Ver­wun­de­rung, dass die Cafés in Thes­sa­lo­ni­ki und auch in Athen alle geram­melt voll sind, obwohl der Durch­schnitts­preis für einen Cap­puc­ci­no bei mehr als drei Euro liegt. Er lacht. „Natür­lich sind die voll. Die Leu­te sind ja arbeits­los und haben alle viel Zeit, um im Café zu sit­zen. Dass die da fünf, sechs Stun­den blei­ben und sich dabei an einem ein­zi­gen Kaf­fee fest­hal­ten, sieht man ja nicht.“

In einem klei­nen grie­chi­schen Berg­dorf schließ­lich ler­nen wir Kos­tas und Anna ken­nen. Er hat die Bäcke­rei sei­nes Vaters geerbt und führt sie mit Lei­den­schaft, sie stammt aus Ame­ri­ka und hat sich eine klei­ne Buch­hand­lung mit gebrauch­ten Büchern aus aller Welt auf­ge­baut, die längst über die Pro­vinz­gren­zen hin­aus bekannt gewor­den ist. Die bei­den öff­nen ihr Haus für Rei­sen­de aus aller Her­ren Län­der. Zum Abend­essen quet­schen sich acht Leu­te um den klei­nen Ess­tisch: die Haus­her­ren, die vier­köp­fi­ge Fami­lie aus Deutsch­land, und außer­dem ein Rad­fah­rer-Pär­chen aus Spa­ni­en, das die Kri­se im eige­nen Land als will­kom­me­ne Gele­gen­heit nutzt, zwei, drei Jah­re durch die Welt zu tin­geln. Die Stim­mung ist herz­lich und aus­ge­las­sen. Es fühlt sich an, als hät­ten wir alte Freun­de nach lan­ger Zeit end­lich wie­der getrof­fen.

Dies­mal bin ich nicht die ers­te, die auf das heik­le The­ma zu spre­chen kommt. „Hat­tet ihr eigent­lich Pro­ble­me mit anti-deut­scher Stim­mung hier in Grie­chen­land?“ fragt Kos­tas etwa zehn Minu­ten nach den Vor­stel­lungs­for­ma­li­tä­ten. Nein, sagen wir, dar­über kön­nen wir uns nun wirk­lich nicht bekla­gen. Im Gegen­teil. Das ein­zi­ge Mal, als in Thes­sa­lo­ni­ki im über­füll­ten Bus ein alter Mann nach einem kur­zen Gespräch zwi­schen mir und mei­nem Sohn „Ger­ma­nia?“ frag­te und Janis nick­te, klopf­te der Alte dem Zehn­jäh­ri­gen wohl­wol­lend auf die Schul­ter. „Herrscht denn anti-deut­sche Stim­mung im Land?“ fra­ge ich naiv in die Run­de. „Oh ja“, sagt Anna. Dann kor­ri­giert sie sich. „Anti-Mer­kel-Stim­mung zumin­dest. Aber ich glau­be, die Leu­te kön­nen ganz gut zwi­schen der Regie­rung und dem Volk unter­schei­den.“ In den Dör­fern, sagt Kos­tas spä­ter, ist nicht so ganz viel von der Kri­se zu spü­ren. Die meis­ten Men­schen sind Selbst­ver­sor­ger, jeden­falls zum Teil. Er merkt aller­dings schon, dass er weni­ger Brot ver­kauft. „Nie­mand hun­gert“, sagt der Bäcker bestimmt. „Ich glau­be eher, dass die Leu­te frü­her pau­schal ein Kilo gekauft haben, obwohl sie gar nicht so viel essen. Jetzt geben sie mehr Acht dar­auf und kau­fen nur, was sie wirk­lich brau­chen.“

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1000 Lege­hen­nen und ein Ange­stell­ter, der alle drei Mona­te das Land ver­las­sen muss.

Wir beob­ach­ten die Sym­pto­me die­ser Grund­ein­stel­lung aus­gie­big in ver­schie­de­nen Lebens­be­rei­chen. Schließ­lich wun­dert uns nicht mehr, dass auch das Zah­len von Steu­ern als völ­lig optio­nal ange­se­hen wird. Es ist gar nicht so sehr das grie­chi­sche Volk, das durch die Finanz­kri­se in Not gera­ten ist, rea­li­sie­ren wir. Es ist eher der grie­chi­sche Staat, der von sei­nen Bewoh­nern ver­nach­läs­sigt wur­de. Ein Gemein­schafts­ge­fühl besteht, aber es beschränkt sich eher auf inner­halb der Fami­li­en. Gesamt­ge­sell­schaft­li­che Effi­zi­enz ist kein The­ma, weder im Stra­ßen­ver­kehr, noch im Recy­cling, noch in der Lokal­po­li­tik. Die­se küh­ne The­se nach drei­ein­halb Wochen ober­fläch­li­cher Recher­che auf­zu­stel­len, ist sicher­lich gewagt. Aber als Denk­an­stoß mag sie die­nen. Wir haben jeden­falls das Gefühl, die Akte Grie­chen­land nun ein gutes Stück bes­ser zu ver­ste­hen. Und zu wis­sen, war­um sich die Din­ge auch unter der neu­en Regie­rung nicht wesent­lich ändern wer­den.

*Namen geän­dert – und zwar aus dem ein­fa­chen Grund, dass in Wirk­lich­keit nahe­zu alle männ­li­chen Betei­lig­ten Kos­tas hei­ßen und sich das ein­fach zu ver­wir­rend liest.

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Antworten

  1. Avatar von Reinard Schmitz

    Zum The­ma steu­ern: ich woll­te nicht wis­sen oder gar erle­ben was wäre, wenn den Arbeit­neh­mern nicht zwangs­wei­se Steu­ern und Sozi­al­bei­trä­ge zwangs­wei­se ein­be­hal­ten wür­den.

    Wir das aus­sä­he, lernt man schnell bei unse­rem geho­be­nen Mit­tel­stand und des­sen Über­bau: kei­nen Deut bes­ser als in Grie­chen­land, das nie in sei­ner neue­ren Geschich­te eine nicht aus­beu­ten­de Fremd­herr­schaft über sich hat­te, ein­schließ­lich der eige­nen Eli­te und deren aus­län­di­schen Befehls­ge­bern (1820 ff.)…

    Grob und kurz for­mu­liert 😉

  2. Avatar von Sabrina

    Toll mal einen Blick »hin­ter« die Kulis­sen zu bekom­men und die­sen Kon­trast von Urlaubs­land zu Rea­li­tät oder wie auch immer man das beschrei­ben mag mit­zu­krie­gen. Sehr inter­es­sant 🙂

    1. Avatar von Lena

      Dan­ke schön. Ja, das ist immer unser Anspruch, die Urlaubs­län­der auch »von innen« ken­nen­zu­ler­nen. Aber in Wirk­lich­keit ist das in ein paar Wochen natür­lich schwie­rig bis unmög­lich…

  3. Avatar von Ines

    Lie­be Lena, vie­len Dank für Dei­nen Bericht. Ich bin froh, dass mal jemand hin­ter die Kulis­sen schaut und die­se Kli­schees ent­kräf­tet. Wir sind fast jedes Jahr in Grie­chen­land und haben noch nie eine anti-deut­sche Stim­mung ver­nom­men, ganz im Gegen­teil, (eine Anti-Mer­kel-Stim­mung schon). Lei­der ken­ne ich doch dra­ma­ti­sche­re Schick­sa­le, aber die Grie­chen sind sehr stolz und gewäh­ren nicht so ohne wei­te­res Ein­blick in ihr Inne­res. Auf den Inseln ist die Kri­se nach außen kaum sicht­bar und die Men­schen sind, wie Inka schon geschrie­ben hat, immer noch sind so gast­freund­lich, egal, wie es ihnen geht. LG Ines

    1. Avatar von Lena

      Dan­ke, Ines. Wenn man die Ver­än­de­run­gen im Lau­fe der Zeit ver­fol­gen kann, bekommt man sicher noch einen viel bes­se­ren Ein­druck. Ich schät­ze, dass man als Nor­mal­per­son die Gesamt­kri­se vor allem dann zu spü­ren bekommt, wenn man z.B. ins Kran­ken­haus muss oder sonst­wie aufs sozia­le Netz ange­wie­sen ist, das auf­grund der Spar­maß­nah­men doch arg groß­ma­schig gewor­den ist.

  4. Avatar von Dana Porath via Facebook
    Dana Porath via Facebook

    Wirk­lich inter­es­sant, dan­ke dafür.

  5. Avatar von sasho

    Hey, das ist mal ein net­ter Bei­trag, und wie immer Top Fotos…
    Ich bin nächs­te Woche wie­der da.
    Kon­zen­trie­re mich jetzt auf mei­nen Rei­se und Work Blog.

    Vie­le Grü­ße

  6. Avatar von inka

    Hmja, ich bin mir nicht so ganz sicher dar­über. Ich habe die Grie­chen als sehr poli­tisch inter­es­siert emp­fun­den, und das nicht nur auf das eige­ne Wohl bezo­gen. Und das scheint mir dann kei­ne logi­sche Kon­se­quenz, wenn einem der Staat egal ist.
    Wie auch immer ist aber sicher­lich auch Wah­res dran. Ich war im Okto­ber 2011 dort, auf dem »Höhe­punkt« der Pro­tes­te (oder eher auf dem Tief­punkt) und weiß auch noch, dass wir uns gewun­dert haben, dass der rei­ne Anschein ande­res ver­mit­tel­te als die Not vie­ler Grie­chen (nur der Müll über­all, der war nicht über­seh­bar).
    Ich wür­de zu ger­ne noch­mal hin­rei­sen in die­ses Land, das mir als das gast­freund­lichs­te Land über­haupt in Erin­ne­rung geblie­ben ist.
    Dan­ke für die­sen ein­drück­li­chen Bericht.
    VG /​inka

    1. Avatar von Lena

      Dass »den Grie­chen« der Staat wirk­lich egal ist, wage ich nicht zu behaup­ten. Aber per­sön­li­che Vor­teil­nah­me auf Kos­ten der anony­men Mas­se ist in Grie­chen­land ein­fach in so vie­len Din­gen all­täg­lich.
      Um die Sache mit dem Müll ein­zu­schät­zen, lohnt sich ein Blick über die Gren­zen. In der Tür­kei, Bul­ga­ri­en und Maze­do­ni­en liegt unge­fähr genau­so viel Zeug in der Land­schaft, Alba­ni­en spot­tet in der Bezie­hung ohne­hin jeder Beschrei­bung. Das eigent­lich Erstaun­li­che ist für mich, dass Grie­chen­land all die Jah­re als »euro­pä­isch« ver­or­tet wur­de. Für mich ist es gefühlt ein Bal­kan­land, das in eine ande­re Schub­la­de gehört als Nord­west­eu­ro­pa (Ita­li­en aller­dings auch). Hät­te ich vor unse­rer Rei­se nicht gedacht. Das ist das Span­nen­de, wenn man sich den Kon­ti­nent tat­säch­lich mal in der Gesamt­schau ansieht. 😉

  7. Avatar von Liane

    Lena, du hast ein sehr span­nen­des The­ma auf­ge­grif­fen und eure Ein­drü­cke wun­der­bar wie­der­ge­ge­ben. Das Lesen ver­ging wie im Flu­ge. Tip, Top! 🙂
    Man fragt sich ja immer, wel­chen Teil der Geschich­te man bei uns in den deut­schen Medi­en zu sehen bekommt, und wie wir bei den Grie­chen dar­ge­stellt wer­den. Und es schei­nen sich man­che Vor­stel­lun­gen zu bewahr­hei­ten. Es freut mich aller­dings sehr zu lesen, dass ihr euch die gan­ze Zeit herz­lich will­kom­men gefühlt hat und lie­be Men­sche getrof­fen habt.
    Es wird wirk­lich span­nend zu sehen sein, wie sich die Din­ge in Zukunft (nicht) ändern wer­den. Irgend­was muss sich ja ändern… eigent­lich. Dann war­ten wir mal ab.
    Alles Gute und wei­ter­hin vie­le tol­le Rei­sen!

    1. Avatar von Lena

      Dan­ke schön! Und ja, es war super span­nend. Selbst als Couch­sur­fer haben wir aller­dings Wochen gebraucht, um an der Ober­flä­che zu krat­zen. Wenn man die Lan­des­spra­che nicht ver­steht, ist es echt sehr, sehr schwie­rig, dem Kern der Sache in drei, vier Wochen nahe zu kom­men. Kein Wun­der, wenn Din­ge in den Medi­en schräg dar­ge­stellt wer­den. Jour­na­lis­ten haben ja nicht ansatz­wei­se so lan­ge Zeit, sich mit den Men­schen zu unter­hal­ten. Und auch unser Bild ist mög­li­cher­wei­se völ­lig schief. Es ist halt bloß eine Anein­an­der­rei­hung von sub­jek­ti­ven Moment­auf­nah­men. Mehr nicht.

  8. Avatar von Planet Hibbel via Facebook

    Ein sehr coo­ler Bericht von Lena! Dan­ke dafür!

  9. Avatar von Dunja

    Dan­ke für die­sen tol­len Bericht und die Beschrei­bung der Moment­auf­nah­men in Grie­chen­land.

    1. Avatar von Lena von family4travel

      Dan­ke schön. Gern gesche­hen. 🙂

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