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Unser Roadtrip startet in Madagaskars Hauptstadt Antananarivo, 1500 m über dem Meeresspiegel, und führt uns ans Meer, wo die Straße zwangsläufig endet, im 920 km entfernten Tulear. Dazwischen durchzieht die Route Nationale 7 (kurz RN 7) die Insel wie eine Lebensader. Ich setze mich in den Starex Kleinbus, der mir bald so vertraut sein wird, wie mein Stammplatz auf unserer heimischen Couch. In mir: Neugierde auf dieses riesige Land, dessen Name nur vage Erwartungen weckt.
Zu einem Roadtrip gehört eine Playlist, und unsere wird von Fanah, der besonders gerne seine rote Cappy trägt und oft Wow sagt, vorgegeben. Schließlich sitzt er die kommenden drei Wochen hinterm Steuer und wird uns seine Heimat zeigen.
Er mag die 80er und so ist unser Soundtrack eine Mischung aus A‑Ha, Toto, Madonna und Foreigner. Manchmal, wenn ihm ein Lied besonders gut gefällt, singt er eine Tonlage zu hoch mit.
Madagaskar ist 1,5 Mal so groß wie Deutschland. Wir werden in den kommenden drei Wochen 2410 km zurücklegen. Eine Strecke, so weit wie von Bremen nach Lissabon.
Tag 3 | Hochland | kurz vor Antsirabe
Wir befinden uns auf dem Weg von Andasibe nach Antsirabe, der zweitgrößten Stadt von Madagaskar. Die RN 7 schlängelt sich hinter Antananarivo die Bergketten entlang, in den Tälern liegen Reisfelder und vereinzelte Dörfer. Die rote Erde übersät Häuser, Palmen, die Straße: Madagaskars Hochland scheint im ewigen Sonnenuntergangslicht zu liegen.
Das zentrale Hochland ist die Heimat der Merina, einem der 18 Volksstämme Madagaskars. Ihre charakteristischen zwei bis dreistöckigen Häuser bauen die Merina aus selbstgebrannten Backsteinen, die sie aus der schlammigen Erde nach der Reisernte brennen.
Wir halten zu meiner Überraschung an einem Dorf an, binnen von Sekunden rennen Kinder auf uns zu. Schüchtern trete ich hervor, so recht weiß ich nicht, wie ich mich nun verhalten soll. Gerade war ich noch am Tagträumen, blickte aus dem Fenster, das Draußen wirkte auf mich wie ein einziges, fließendes Gemälde, ein lebendiges Stillleben. Ich war noch nicht bereit für eine echte Interaktion.
Fanah sagt, was er auf dieser Reise nach „Wow“ am häufigsten sagen wird: „no problem“. Wir laufen am Reisfeld vorbei, die Zebus (Buckelrinder) sind von unserem Auftritt unbeeindruckt. Eine ältere Frau mit einem Säugling auf dem Arm begrüßt uns, sie zeigt uns einen kleinen Stall, in dem ein Babyzebu lebt. Darüber raucht es aus dem Fenster, wir werden hereingebeten. Das Innere des Hauses ist erstaunlich kühl und dunkel, das Obergeschoss besteht aus zwei kleinen Räumen, in jedem steht ein Doppelbett. Ein Kalender der Bank of Africa von 2014 hängt an der Wand, im Monat Mai aufgeschlagen. Ich lächle, immer noch unsicher, was ich hier gerade eigentlich mache.
Der kleine Raum, aus dessen Fenster es dampft, ist die Küche: auf dem Feuer köchelt Kaffee im großen Aluminiumtopf, getrocknete Maiskolben hängen an der Wand. Ich muss husten, meine Augen brennen, und ich frage mich, wie man bei dem Qualm ein ganzes Mahl kochen kann.
Draußen übersetzt Fanah für uns: Die Dörfer der Merina bestehen aus nur einer Familie, die Menschen leben vom Reisanbau und dem Verkauf von Sisalprodukten. Wenn jemand heiratet, baut man ein neues Haus, bestellt gemeinsam die Felder, zieht die Kinder zusammen groß. Und Kinder hat man viele: Die Fertilitätsrate liegt bei 4,35 Kindern pro Frau (vgl.: Deutschland 1,5). Die Zebus sind das Wertvollste, was die Menschen auf dem Land besitzen: Ein Zebu kostet immerhin zwischen 120 und 300 Euro.
„The Zebu is the bank of the village people.“
Entsprechend lukrativ ist der Raub von Zebus. Später wird mir auffallen, dass einige Zebubesitzer Waffen tragen („For security- there are many Zebu gangster“).
Ein paar Kinder begutachten neugierig meine Kamera und beginnen, zu posieren. Ich bin unsicher. Jetzt kein Foto zu machen fühlt sich spielverderberisch an. Ich mache ein Bild und rufe die Kinder zu mir. Sie glucksen lauthals los, als sie ihr Abbild auf dem Screen sehen. Drei Wochen später werde ich das Foto Fanah senden, damit er einen Abzug der Familie übergibt. Vielleicht hängt es dann an der Wand neben dem Kalender. Der Gedanke rührt mich.
Bevor wir uns verabschieden, fragt eine Frau nach etwas Geld. Für Schulmaterial der Kinder. Ich bin darüber nicht überrascht, einige Minuten vorher flüsterte ich bereits Stefan zu: „Meinst Du, wir sollten der Familie etwas Geld geben? Ist das unhöflich oder sollte man das machen?“
Wir geben der Frau etwas Geld, schließlich ließ man uns in das eigene Haus, wir erfuhren vom Alltag auf dem Land. Trotzdem lässt mich die Situation auch Tage später nicht los. Wie stehe ich zu dieser Art des Austauschs und der Begegnung? War es falsch, der Familie Geld zu geben? Ist das verwerflicher Armutstourismus?
Armut und Tourismus
Später fragen wir einen lokalen Reiseagenturbesitzer, der sich auch mit nachhaltigem Tourismus befasst, zu unserem Stopp im Merina-Dorf. Ich berichte von meinem Unbehagen, meinen Sorgen. Er fasst es so zusammen:
„I support entrepreneurship. There are families who are not open or too shy to interact with foreigners. This family for example has the skill to do so and they earn a little money through hosting tourists. It is a way to earn a little extra money. And if they don’t like doing it, they don’t have to.“
Betrachtet man es von der marktwirtschaftlichen Seite liegt die Situation recht klar auf der Hand: Da ist die Nachfrage nach einem Dorfbesuch und diese Familie bietet eben das „Produkt“ an.
Mein Unbehagen resultiert aus dem globalen Kontext heraus: Ich bin weiß, mein Pass ermöglicht es mir, in beinahe jedes Land dieser Welt zu reisen. Oft denke ich auf Reisen: Man, hatte ich Glück! Glück, in Deutschland geboren zu sein: Kostenlose Bildung, ein staatliches, funktionierendes Gesundheitssystem, aufwachsen in Frieden. (Soll nicht heißen, hierzulande ist alles tutti- die soziale Mobilität in Deutschland ist grottig, die hohe Kinderarmut skandalös, aber es wird alles relativ, wenn man unseren Lebensstandard global vergleicht). Es gibt nicht viele Orte auf dieser Welt, wo ein mittelloses Arbeiterkind wie ich einen Universitätsabschluss schaffen kann. Wäre das hier auf Madagaskar möglich? Wahrscheinlich nicht.
Rasant springt mich die Armut auf Madagaskar an: In der Hauptstadt Antananarivo und auch sonst werden wir schnell von Kindern, die teilweise selber Babys tragen, begleitet. Manche fragen direkt nach Money, andere verkaufen Kleinigkeiten. Die Kriminalität in der Hauptstadt ist hoch, nach Einbruch der Dunkelheit fährt auch Fanah ungern durch die Stadt. Zu groß ist die Gefahr, Opfer eines Überfalls zu werden. Nach dem Militärputsch 2009 brach mit der Regierung die Wirtschaft ein, internationale Finanzmittel wurden abgezogen: Heute leben über 90% der Bevölkerung von unter 2 USD pro Tag. Madagaskar gehört zu einem der sieben hungrigsten Ländern weltweit. Die Alphabetisierungsrate liegt bei nur 65%, Zugang zu sauberem Wasser haben nur wenige Madagassen. Während wir auf Madagaskar unterwegs sind, bricht die Pest aus. Um die Seuche zu bekämpfen, braucht Madagaskar internationale Hilfe.
All das sind Statistiken, Zahlen, Fakten. Es mag banal klingen: Sie zu lesen, ist leichter, als mit den eigenen Augen zu sehen, was sie bedeuten.
Tag 6 | Dorffotografin | Ambalavao
Wir halten in einem kleinen Ort, um ein wenig Proviant zu kaufen. Etwas oberhalb der Straße steht eine kleine Kirche, daneben ein Gebäude, das wohl sowas wie das Ortsamt sein muss. Wir vertreten uns die Beine, während Fanah schon voll in seinem Element ist: Inona vaovao? (was gibt’s Neues?) – er sagt das immer so, als erfahre er gerade eine unglaubliche Neuigkeit. Sowas wie, „was du hast im Lotto gewonnen??“ Seine 56 Jahre sieht man ihm nicht an: „Don’t think about the problems“ fasst er seine Lebensphilosophie zusammen. Fanah hat eine Gabe: Er verbreitet gute Laune, er juxt herum, er ist ein personifizierter icebreaker.
Mir fehlt oft diese Leichtigkeit, mein Hirn rattert permanent, und da komm‘ ich nur langsam raus. Auf Reisen, wo mir Routine fehlt, Neues auf mich einprasselt, feuern meine Synapsen, ein regelrechtes Gedankenfeuerwerk explodiert. Äußerlich bin ich dann umso ruhiger, Stefan kennt das schon: Meinen geistesabwesenden Blick, nervöses Pulen an meinen mittlerweile unansehnlichen Daumen (eine schlechte Angewohnheit seit meiner Kindheit), karge Antworten. Meist sage ich nur noch Laute. Hm.hm.
Die Verkäuferinnen auf dem kleinen Markt werden jetzt gesprächig; ob wir Fotos machen könnten? Fanah verspricht, die Fotos bei seiner nächsten Tour mitzubringen, und so werden wir kurzweilig die Dorffotografen und lichten diverse Menschen ab.
Jedes Mal, wenn ich ein Foto mache, umringen mich die Beistehenden. Alle starren dann auf mein Display, um anschließend in prustendes Lachen auszubrechen. Ich fühle mich wohl, anscheinend mache ich diesen Menschen gerade eine echte Freude.
Wir kaufen Erdnüsse und säuerliche Wollmispeln bevor wir unsere Reise fortsetzen. Diese Frauen haben mit mir etwas gemacht: Mir ein gutes Gefühl gegeben, mich herzlich angenommen. Eine Frau sagt lachend zu Fanah über mich: „She dresses like a Malagasy women.“
Tag 7 | „How often do you hallow yourself?“
Stefan und ich stehen am Straßenrand, irgendwo in Ambalavao, Fanah kauft sich Handy-Guthaben. Er telefoniert viel mit seinen sechs Kindern.
Schüchtern tritt ein junges Mädchen an Stefan heran, ihre langen Flechtzöpfe liegen akkurat auf ihren Schultern. Die 15-Jährige möchte ein wenig Englisch mit uns reden, da sie gerade einen zweimonatigen Englischkurs in Ambalavao macht.
„How often do you pray?“ fragt sie Stefan. Als er erwidert, dass er nicht betet, ist sie irritiert. Mit großen Augen starrt sie ihn an, als habe er gerade etwas völlig Absurdes gesagt, etwa: er trinke kein Wasser oder schlafe nie. Ihre nächste Frage verstehen wir zuerst nicht: „How often do you hallow yourself?“ (Wie oft weihst Du Dich?).
Auf Madagaskar ist etwa die Hälfte der Bevölkerung christlich. In vielen Dörfern sehen wir Kirchen, die im Vergleich zu den Häusern der Bevölkerung robust gebaut sind. Wie in vielen ehemaligen Kolonialländern hat sich das Christentum mit dem indigenen Glauben vermischt. Auf Madagaskar werden die Ahnen verehrt und in vielen Stämmen haben Fady (Tabus) eine hohe Relevanz.
Fady sind Verbote und Gebote, die das tägliche Leben regeln, ein komplexes, umfangreiches System informeller Regeln. In etwa: mit dem Finger auf einen Berg zu zeigen, ist fady (also Tabu), da sich hier oft Gräber befinden. An gewissen Orten ist das Essen von Schweinefleisch oder Knoblauch fady. Auch das Töten oder Verletzen eines Indri Indri (einer Lemurenart) ist fady.
Tag 11| Das Flirren der Wüstenluft
Hinter dem Isalo Nationalpark enden die Berge abrupt. Wir fahren stundenlang durch flaches, wüstenartiges Land. Ich warte sehnsüchtig auf das Meer, welches irgendwann am Horizont auftauchen wird. Doch bevor wir an der Straße von Mosambik ankommen, verwandelt sich Madagaskar in eine staubige Wüste. Dornenkakteen und nackte Sträucher stehen wie Skelette umher, unser Thermometer zeigt 39 Grad Außentemperatur. Im Wagen sind es 46 Grad. Ich spüre, wie die Sonne meinen Arm verbrennt. Die Luft flirrt in der Ferne.
Unglaublicherweise leben Menschen auch hier, in diesem trockenen, unwirtlichen Raum. Steinhäuser sehen wir nur noch selten, die meisten Hütten bestehen aus getrockneten Palmenblättern. Plötzlich erscheint mir das Dorf der Merina luxuriös, dort gab es Wasser, Reisfelder, robuste Steinhäuser. Die Menschen konnten Maniok und Mais anbauen. Reißende Flüsse durchzogen die Täler.
„Wovon leben diese Menschen?“ frage ich mich unentwegt, während wir durch diese menschenfeindliche Landschaft fahren. Uns kommen viele Menschen entgegen, zu Fuß, auf rostigen Fahrrädern, die Wohlhabenden sitzen auf Zebukarren. Alle tragen gelbe Kanister, um Wasser zu holen. Auch wenn das jetzt pathetisch klingen mag: In diesem Moment stelle ich mir die Frage, warum es im Jahre 2017 nicht möglich ist, dass jeder Mensch weltweit zumindest Zugang zu sauberem Wasser hat.
Tag 12 | Das Ende der Straße: Ifaty
Nach rund 1200 km on the road erreichen wir das Meer, wo wir für ein paar Tage zur Ruhe kommen. Hier in Ifaty gibt es nicht viel: Ein kleines Fischerdorf, den Strand, ein paar Palmen. Und unsere Bungalows. Wir nutzen die drei Tage zum Wäschewaschen, schreiben, lesen und in der Sonne liegen.
Morgens ist das Meer glatt, die Morgenröte legt den Himmel in ein dezentes, schüchternes orange. Die Pirogen (traditionelle Boote) hissen ihre Segel und eine ganze Armada von Fischerbooten zieht hinaus aufs Meer. Am Horizont sehe ich ein weißes Band, schaumgekrönte Wellen, die auf das vorgelagerte Riff hinweisen.
Wir teilen diesen Strand nur mit den Frauen, die Waren grazil auf ihrem Kopf transportieren, und manchmal singend an unserem Bungalow vorbeilaufen. Oft schauen mich die Frauen kurz an, dann winke ich und sie winken zurück.
An einem Vormittag folgen wir den zurückkehrenden Fischerbooten, die etwa 2km von uns entfernt im Dorf anlegen. Wir sind die einzigen Touristen auf weiter Flur. Das harte Licht der im Zenit stehenden Sonne wirft scharfe Kontraste. Einige Kinder weichen uns nicht von der Seite, zwei freche Burschen machen sich einen Spaß draus, mich von hinten anzuticken. Ein Mädchen fragt unermüdlich nach meinem Haarband. Ein Mann kommt auf uns zu und probiert uns einen Hummer zu verkaufen. Stefan fragt, ob ich umkehren möchte. Vor einigen Tagen wäre ich vermutlich direkt umgedreht, solche beengenden Situationen überfordern mich. Aber nun möchte ich ein wenig bleiben.
Während wir uns unseren Weg bahnen, betrachte ich die Szene etwas differenzierter. Dutzende Fischerboote kehren ein und verladen ihren Fang. Ich sehe Frauen, die Fisch aus tiefen Sisalkörben verkaufen. Dazwischen mehrere Fußballfelder, direkt in den Sand gezeichnet. Im Slalom weichen wir den enthusiastischen Spielern aus. In der Brandung spielen Kinder mit ihren selbstgebauten Segelbooten. Kleine Meisterwerke der Physik, die filigran über die seichten Wellen hüpfen.
Tag 15 | on the road again
Nach Madagaskar reisen viele Touristen wegen der einzigartigen Natur. Viele Tiere sieht man nur hier, allen voran die Lemuren. Feuchter Regenwald, bizarre Bergketten, dürre Wüsten: Madagaskar hat das alles.
Für mich sind es trotzdem die Begegnungen mit den Menschen, die mich nachhaltig beeindrucken. Wir treffen zwar als Individuen aufeinander, doch wir sind alle auch Teil des großen Ganzen: Das Verhältnis zwischen globalem Norden und Süden, Kolonialismus und seine Spätfolgen, Naturschutz, nachhaltiger Tourismus. Jede Begegnung regt etwas in mir an, ich möchte mehr lernen, Antworten auf meine Fragen suchen.
Vor uns liegen nochmals 1200 km auf der RN7, diesmal gen Norden. Mein Unbehagen hat sich mittlerweile in viele Fragen gewandelt. Und Motivation. Denn darum reise ich: Um mir die Welt in ihrer Gänze anzusehen. Mit all ihrer brutalen Schönheit. Orte zu meiden, ist für mich keine Lösung. Das ist so, wie nicht mehr zu kommunizieren, nur, weil es unbequem wird.
Mehr noch: Genau darum geht es doch beim Reisen. Es geht darum, sich die Welt anzusehen, und sie ist nirgends nur schwarz oder weiß.
Madagaskar: was bleibt…
Madagaskar ist Natur, Lemuren, Regenwald, beeindruckende, weite Ausblicke über rote Sandsteinfelsen. Menschen, die mich anlächeln und mir winken. Kinder, die am Straßenrand im Nirgendwo nach Trinkgeld fragen, weil sie Schlaglöcher provisorisch mit Sand gefüllt haben. Frauen, die schwere Waren federnd auf ihrem Kopf transportieren. Tausende von Zebus, die im leuchtenden Abendrot am Rande der RN 7 laufen. Guides, die mit Hingabe komplizierte lateinische Namen von tropischen Pflanzen und Tieren nennen, obwohl ich mir das alles gar nicht merken kann. Ich hatte doch nie Latein! Bunte Pirogen tanzend auf wildem Meer. Die Toilettendame am Flughafen von Antananarivo, die inbrünstig ein melancholisches Lied singt. Einfach so. Ein Mädchen, dass mir überraschend in die Augen blickt, und mich anschaut, als sei ich von einem anderen Stern. Eine alte Dame namens Lissy, die unbedingt ein Foto von sich und ihrem Sohn in ihrem kleinen Ladenfenster haben möchte. Eine zahnlose Reinigungsdame, die mir meine Hand küsst, als ich ihr ein kleines Trinkgeld gebe. Meine Tränen danach, weil ich damit nicht klarkomme. Menschen, mit denen ich lache, weil ich drei Wörter madagassisch spreche und alles fürchterlich falsch sage. Fanahs zuverlässiger Lachanfall, wenn Stefan scharfes Sakay (Chillipaste) auf sein Essen gibt, um den spicynessgrad zu bestimmen.
War der Besuch des Merina-Dorfes voyeuristischer Armutstourismus? Mittlerweile ist diese Frage für mich nicht mehr zentral.
Was wirklich zählt, ist wie man aufeinander zugeht, egal in welchem Kontext. Auf Augenhöhe, offen, vorurteilsfrei und mit Respekt. Als Individuen eben, die sich das erste Mal begegnen, neugierig und wohlwollend.
Das wird die Welt nicht sofort zu einer Besseren machen. Aber es ist ein Anfang.
Offenlegung: Unser Roadtrip durch Madagaskar wurde von Erlebe-Fernreisen unterstützt. Lieben Dank an Christina vom Madagaskar-Team für die kompetente Beratung und an Julia für ihre Engelsgeduld bei all unseren Fragen!
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Antworten
Sehr schöner Reisebericht, macht richtig Lust den Rucksack zu packen
Was für eine wahnsinnig schöne Geschichte! So verbringe ich am liebsten einen sonnigen Sonntag. Und die Bilder sind der Wahnsinn! Bitte unbedingt einen Online-Shop einrichten, indem man die Fotos kaufen kann!
Weiter so!
Ergänzung: Mit welcher Ausrüstung habt ihr die Fotos geschossen? Ich glaube auf solchen Reisen wäre eine Polaroid-Kamera wichtig. Dann kann man den Menschen das Bild sofort in die Hand drücken, sie damit glücklich machen und wissen, dass man für immer einen Platz in ihren Herzen und Erinnerungen haben wird.
Hey Joshua,
vielen Dank für Deinen Kommentar- schön, dass Dir meine Fotos gefallen 🙂 Ja, eine Polaroid hätten wir tatsächlich gut verwenden können, aber leider hatten wir keine dabei. Trotzdem hoffe ich, dass unsere Drucke im Nachgang ebenfalls bei den Leuten eine schöne Erinnerung sind.
Zur Ausrüstungsfrage: Ich fotografiere mit einer Nikon D3300 und oft 50mm Festbrennweite (1.8), einige Bilder sind aber auch mit einem 18–105mm bzw. 70–300mm Tamron entstanden…
Liebe Grüße
Aylin
So schöne Bilder habe ich schon lange nicht mehr auf einem Reiseblog gesehen. Du hast mich sehr inspiriert. Danke dafür. Madagaskar steht nun auf jeden Fall auf meiner Liste.
Herzliche Grüße
Heiko
Hey Heiko,
das freut mich sehr! Madagaskar ist auf jeden Fall mindestens eine Reise wert 🙂 Wir haben übrigens einen Artikel zur Reiseplanung auf unserem Blog geschrieben, falls Du konkrete Tipps suchst…
Liebe Grüße
Aylin
Wow, also so gute Bilder habe ich schon lange nicht mehr gesehen! Manche davon würde ich mir am liebsten ausdrucken und einrahmen 😀
LG
Susanna
http://www.cocoandsun.com/PS: Vielleicht eine Idee? Eure Bilder online verkaufen? 🙂
Liebe Susanna,
Dankeschön- Madagaskar hat einfach sehr beeindruckende Szenen, ich habe selten so gerne fotografiert. Umso schöner, wenn man das auch den Fotos am Ende ansieht 🙂
Online Fotos zu verkaufen ist sicher ein hartes Brot, aber vielleicht machen wir mal ein Best of zum Erwerb- zu Weihnachten wäre das sicher was 🙂Liebe Grüße
Aylin
Danke
Your story is poetry and your photos are pure magic. Thank you for sharing them.
Hey Johan,
Thanks a lot! Madagascar is such a picturesque country, it is hard to not take beautiful pictures.
Cheers
Aylin
Vielen lieben Dank für diesen berührenden und schönen Bericht! Er ist so ganz anders als die meisten Reiseberichte, weil du von den Begegnungen mit den Menschen berichtest und nicht von einer Auflistung von Sehenswürdigkeiten (die dort ja vor allem in der Natur wunderschön sein sollen). Ganz toller Bericht!
Liebe Grüße LisaLiebe Lisa,
vielen Dank- das geht ja runter wie Öl 🙂
Alles Gute & liebe Grüße
Aylin
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