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Der Norden Portugals gilt als „Wiege der Nation“. Der Historie nach wurde in Guimarães der erste König Portugals, Alfonso I, geboren. Alfonso gelang es im 12. Jahrhundert die Unabhängigkeit von Kastilien und León durchzusetzen und die verbleibenden Gebiete von der Regentschaft der Mauren zu befreien. Er ging als Eroberer und Gründer des neuen Königreichs Portugal in die Geschichte ein, was zweifelsohne den Grundstein für die spätere Entwicklung des Landes legte.
Auch heute noch verfügt Nordportugal über einen üppigen historischen und kulturellen Reichtum, ebenso wie über eine landschaftlich vielfältige, teils unberührte Vegetation. Nicht umsonst gelten die Städte Porto und Guimarães sowie die Weinregion „Alto Douro“, dem ältesten Weinanbaugebiet der Welt, zum UNESCO-Welterbe.
Die Region war mir aufgrund verschiedener Pousada-Rundreisen in der Vergangenheit nicht gänzlich unbekannt. Dieses Mal wollte ich speziell das Douro-Tal genauer erkunden. Den persönlichen Blickwinkel erweitern. Und wie ließe sich diese zauberhafte Kulisse aus sanften Hügeln, terrassenförmigen Weinbergen und verträumten, teils mittelalterlichen Ortschaften entspannter erleben, als auf einer Flusskreuzfahrt?
Unsere Reise beginnt in Porto. Die zweitgrößte Stadt des Landes liegt an der Flussmündung des Douro, was ihr in der Vergangenheit eine wichtige Position im Handel sicherte. Aufgrund enger Geschäftsabkommen mit England florierte der Export. Im Jahr 1756 vergab der Marquês de Pombal aus Qualitätssicherungszwecken die Exklusivrechte für die Produktion des flüssigen Goldes an die Stadt Porto. Als Portwein durfte von nun an nur solcher bezeichnet werden, dessen Grundwein, aus dem er produziert wird, ausschließlich aus Trauben der Region Douro erzeugt wurde. Per „barcos rabelos“ wurden die Fässer von den zahlreichen Winzern nach Vila Nova de Gaia, auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses, verschifft, wo der Wein abgefüllt, gelagert und schlussendlich weiter verkauft wurde.
Flusskreuzfahrtschiffe gibt es heutzutage in ganz unterschiedlicher Ausstattung und Größe. Wir finden Quartier auf der „Spirit of Chartwell“, einem nur 78m langen Boutique-Schiff im Barge-Design, inspiriert vom legendären „Orient Express“. Das historische Schiff gelangte 2012 zu internationaler Bekanntheit, als es die königliche Familie im Rahmen der Feierlichkeiten anlässlich des diamantenen Thronjubiläums von Königin Elizabeth II. über die Themse trug. Heutzutage verfügt das Schiff über 16 Kabinen und bietet somit Platz für max. dreißig Passagiere. Die Inneneinrichtung (einige dekorative Details wurden von den Royals höchst selbst ausgewählt!) vermittelt eine Kombination aus klassischer Eleganz und komfortabler Atmosphäre.
Zum Auftakt unserer Douro-Tour besuchen wir eine der zahlreichen Portweinkellereien in Gaia, samt anschließender Probe des kostbaren Goldes. In den jahrhundertealten Kellern nimmt uns Gustavo, unser Guide, mit auf eine Reise durch Geschichte und Tradition. Wir stehen zwischen den verstaubten Eichenfässern. Das dunkle Licht, der leicht muffige, alkoholgeschwängerte Most-Geruch lassen die portugiesische Seele und Tradition spürbar werden. Die Ernte der Pflanzen auf den terrassenförmigen Hängen war beschwerlich. Die Reben wurden per Hand gelesen, die schweren Körbe auf den Rücken getragen, die Trauben mit den Füßen gepresst… Knochenarbeit für die vielen Weinbauern, die ihren Wein sodann erst in die teils weit entfernten Handelshäfen transportieren mussten, wo er an die Handelspartner zwischenverkauft wurde, die sich wiederum um den lukrativen Export kümmerten. Erst der Bau der Schleusen (ab Mitte der 1960er Jahre) machte den Transport über den ca. 210km langen Douro sicher. Zuvor ertranken immer wieder Menschen in den reißenden Stromschnellen, nachdem ihre Schiffe an den harten Granitfelsen zerschellt waren.
Ein weiteres Drama für die Landwirtschaft ereignete sich mit der Reblaus-Plage „Phylloxera“, die Mitte/Ende des 19. Jahrhunderts ganze Weinanbaugebiete Europas zerstörte. Bevor gegen 1880 in Portugal endlich eine Lösung gegen die winzigen Läuse gefunden wurde, waren viele Winzer unwiederbringlich in den Ruin getrieben. Tatsächlich sieht man noch heute vereinzelte „mortórios“, zerfallene Terrassen, die nie neu bepflanzt wurden.
1. Tag. Porto – Entre-os-Rios
Am Mittag ist es dann soweit – wir lichten den Anker und begeben uns auf die „Portweinstraße“.
Der Douro ist mit 897km Gesamtlänge der drittlängste Fluss der Iberischen Halbinsel, wovon lediglich 213km in Portugal verlaufen und auch schiffbar sind. Tatsächlich befindet sich das Weinanbaugebiet lediglich in der oberen Hälfte des portugiesischen Flussabschnittes, dem „alto douro“.
Die vorbeiziehende Landschaft wirkt verträumt. Die üppige Vegetation vermittelt einem das Gefühl, man sei irgendwo tief im Urwald. Von jetzt auf gleich ist es windstill, die Wasseroberfläche spiegelglatt und es ist unglaublich ruhig. Hier und da sieht man vereinzelte Strandabschnitte, die „praias fluviais“. Obwohl wir erst wenige Kilometer Flussweg hinter uns haben, tauchen wir eine in eine andere Welt…
Am Nachmittag erreichen wir die erste von insgesamt fünf Schleusen. Die Talsperre „Barragem de Crestuma-Lever“ weist einen Höhenunterschied von 14m auf und dient neben der Stromerzeugung auch der Trinkwasserversorgung. Das Schleusen geht schnell – in nur wenigen Minuten schippern wir weiter flussaufwärts und erreichen am frühen Abend unsere erste Station, Entre-os-Rios („zwischen den Flüssen«), einem charmanten kleinen Dorf, eben zwischen den beiden Flüssen Douro und Tâmega gelegen.
2. Tag. Entre-os-Rios – Régua
Am nächsten Morgen starten wir früh Richtung Régua. Schon nach kurzer Zeit erreichen wir den „Carrapatelo“-Staudamm, einem Ingenieurs-Bollwerk inmitten der idyllischen Flu sslandschaft. Mit 35m Fallhöhe ist sie die höchste Schleuse im portugiesischen Teil des Flusses (die zweithöchste Europas) und zugleich die älteste des Landes. Nachdem beide Tore geschlossen wurden, wird es kurzzeitig dunkel. Rechts und links vom Schiff ragen nackte Betonwände auf. Wir rechnen hoch und kommen auf ca. 34.000m³ Wasser, die nun bewegt werden. Nach etwas mehr als 13 Minuten hat uns die Sonne wieder und wir setzen unsere Fahrt fort.
Die Landschaft verändert sich. Wo uns vorhin noch dichter Wald und massive Granitfelsen begleiteten, zeichnen nun die typischen geschwungenen Weinberge eine malerische Kulisse. Tatsächlichen beginnt die Douro-Weinanbauregion ungefähr auf Höhe der Stadt Régua und zieht sich hoch bis an die spanische Grenze. Über Jahrhunderte wurde das schroffe Schiefergebirge mit seinen kargen und steinigen Böden von Menschenhand zu dem geformt, was es heute ist: tiefe Täler, klares Wasser, grüne Landschaften und unzählige Weinberge – angelegt in steiler Hanglage oder auf liebevollen Terrassen.
Aber natürlich steht das Douro-Tal nicht ausschließlich für Portwein. Heutzutage erzeugen über 450 Weinproduzenten in drei Subregionen (Baixo Corgo, Cima Corgo und Douro Superior) jedes Jahr aufs Neue eine Vielzahl an hochwertigen Rot‑, Weiß- und Roséweinen, die mitunter international prämiert wurden. Je weiter vom Atlantik entfernt, desto mediterraner wird das Klima. Der dunkle Schiefer dient gleichermaßen als Wärme- und Wasserspeicher, wodurch die Rebstöcke bestens versorgt werden. Das Ergebnis sind, je nach Region, ganz unterschiedlich geprägte Weine in Sachen Säure und/oder Fruchtpotenzial.
Die „Quintas“ liegen in zauberhafter Landschaft, teils mit herrlichem Blick auf den Fluss. Wenngleich klassische Weinwanderungen in dieser Region eher untypisch sind, sind Gäste willkommen. Viele Weingüter wurden in den vergangenen Jahren zu Restaurants und/oder kleineren Hotels ausgebaut – einige traditionell, andere topmodern – und sind somit begehrte Locations für Kurztrips oder besondere Anlässe.
Es ist Ende August und die Weinernte hat gerade begonnen. Wie auch bei uns üblich, wird zunächst mit den grünen Trauben begonnen, zum Schluss folgen die Roten. Trotz Mechanisierung erfolgt die Lese auch heute noch zumeist per Hand, was nicht zuletzt mit dem für Maschinen teils schwer zugänglichen Gelände zu tun hat. Andererseits sind nicht alle Trauben gleichzeitig reif, und so kann in den Weinbergen selektiert werden. Die Folge sind zwar mehrere Arbeitsdurchgänge, allerdings zum jeweils optimalen Reifezeitpunkt.
Wir kehren ein in der „Quinta da Pacheca“, einem Weingut, dessen Wurzeln bis zurück ins 16. Jahrhundert gehen. Ganz in der Nähe des Örtchens Régua liegt dieses Kleinod umgeben von 75ha Weinbergen. Mit Eröffnung des Hotels in 2009 erfreuen sich Gäste neben den kulinarischen Genüssen über entspannende Auszeiten im hoteleigenen SPA. Wer mehr aktives Erlebnis sucht, hilft während eines Koch-Workshops bei der Zubereitung lokaler Speisen oder nimmt im Monat September an der Weinernte inkl. traditionellem Traubenstampfen teil (alternativ Ende Oktober Olivenernte). Neben den klassischen Zimmern im Haupthaus bieten die Bungalows (in Form von Weinfässern) mehr Privatsphäre und einen fantastischen Blick in die Weinberge.
Die Tische sind im mediterranen Picknick-Stil gedeckt und stehen herrlich schattig unter einer Jahrhundertealten Platane. Unser Blick schweift in die weite Ferne, die untergehende Sonne taucht die gesamte Umgebung in ein warmes Abendlicht. Wir lassen uns von dem Zauber verführen, lehnen uns entspannt zurück und lassen uns während eines Degustationsmenüs aus regionalen Köstlichkeiten mit passenden Weinen verwöhnen. Besser könnte der Tag nicht ausklingen. Saúde!
3. Tag. Peso da Régua – Pinhão
Nächste Etappe unserer Reise ist Pinhão, Herzstück der Portweinregion. Ich bin früh wach und genieße bei einer Tasse Kaffee das vorbeiziehende Panorama und die vollkommene Ruhe an Deck.
Auf dem Weg passieren wir den Bagaúste Staudamm. Mit einer Fallhöhe von 28m liegt er im Mittelfeld der portugiesischen Schleusen. So langsam gewöhnen wir uns an das Handtieren der Crew während des Höhenausgleichs….
Das malerische Örtchen Pinhão vereint Wein, Kultur und atemberaubende Natur in Perfektion und spiegelt somit schlicht die Schönheit des Douro-Tals wieder. Die präzise angelegten Reihen an Weinstöcken zeichnen endlose grüne Wellen in die Hügel. Ich frage mich, welch intensives Farbenspiel den Betrachter wohl im Herbst hier erwartet… Und mittendrin, wie weiße Farbtupfer, verteilen sich weiß getünchte Häuschen und imposante Quintas in den Hängen entlang des Douro-Ufers.
Unser heutiges Ziel ist das nahegelegene Weingut „Quinta do Noval“, wo uns eine Weinprobe erwartet. Auf 192ha werden neben ausgezeichneten Portweinen auch Rot- und Weißweine sowie Olivenöl hergestellt. Wir hatten in Porto bereits einiges über die Geschichte und die Herstellung gelernt. Die Theorie bekommt mit einer Führung über das Weingut und anschließender Verköstigung noch einmal ein ganz anderes Gesicht (Hinweis: unbedingt im Voraus anmelden/reservieren).
4. Tag. Pinhão – Barca D’Alva
Unsere Tour führt uns immer weiter östlich Richtung spanische Grenze. Bevor wir Barca D’Alva erreichen, passieren wir zwei weitere Schleusen: den Valeira-Staudamm (mit 33m die zweithöchste Talsperre des Landes) sowie Pocinho. Letzterer weist nur noch 22m Fallhöhe auf, wodurch das Schleusenspektakel von uns Gästen mit abnehmendem Interesse begleitet wird.
Der Ort Barca D’Alva liegt direkt an der Grenze zu Spanien und ist somit der letzte Anlegepunkt für Kreuzfahrtschiffe auf dem portugiesischen Teil des Douro. Mit über 40 Grad im Schatten ist es unglaublich heiß. Die Landschaft hier ist vergleichsweise karg. Dafür fallen uns vermehrt Kork‑, Oliven- und Mandelbäume ins Auge, ein weiterer wichtiger Wirtschaftsfaktor des Landes.
Wir machen einen Ausflug in das mittelalterliche Örtchen Castelo Rodrigo, einem von insgesamt zwölf historischen Dörfern, die zu der Vereinigung Aldeias Históricas de Portugal gehören.
Schon in den 90er Jahren beschloss die portugiesische Regierung eine Initiative zum Erhalt authentischer Ortskerne. Ziel war es, d ie von der extremen Landflucht betroffenen Gebiete attraktiver zu gestalten, die Lebensqualität der Einwohner zu steigern und Zukunftsperspektiven zu schaffen. So wurden die einfachen, teils verfallenen Schiefer-Häuschen mit staatlicher Unterstützung saniert und den aktuellen Ausstattungsstandards angepasst (in der Vergangenheit gab es hier weder Strom, noch fließendes Wasser oder Heizung). Mittlerweile werden diese „wiederbelebten“ Orte auch im Rahmen des „turismo rural“ angeboten. Die zu Urlaubswohnungen umgestalteten charmanten Cottages sind ideal für Gäste, die die Ruhe und Natur suchen und fernab des städtischen Trubels bewusst entschleunigen möchten.
5. Tag. Salamanca
Bevor es langsam auf den Rückweg nach Porto geht, machen wir einen Ausflug ins spanische Salamanca. Die für ihre kunstvollen Sandsteinbauten bekannte Stadt gehört ebenfalls zum UNESCO-Weltkulturerbe. Wir sind zunächst skeptisch ob der 2 Stunden Busfahrt, doch tatsächlich ist diese problemlos zu meistern. Die Straßen sind zumeist gerade und vor allem gut ausgebaut.
Salamanca ist in der Tat eine Perle der spanischen Kultur und Geschichte. Nicht umsonst lockt sie Besucher aus der ganzen Welt an. Und auch uns fesselt diese lebendige Stadt mit ihrer prächtigen Architektur vom ersten Augenblick an.
Marc, unser Reisführer, führt uns über den großzügig angelegten Plaza Mayor. Mit seinen vielen Tischen der Cafés vor den Arkaden erinnert er mich ein wenig an den Markusplatz in Venedig. Mit Leidenschaft lenkt Marc uns durch die Kopfsteinpflaster-Gassen, vorbei am „Casa de las Conchas“ (einem mit 300 Jakobsmuscheln verzierten Palast) bis hin zur Universität, die nicht nur die älteste Universität Spaniens ist (Gründung 1213), sondern eine der ältesten Europas.
Marc erzählt von der Legende um den Frosch, der sich in der prachtvollen plateresken Fassade des Haupteingangs versteckt. Der Geschichte nach werden Studenten, die im ersten Semester den Frosch ohne Hilfe finden, alle Prüfung problemlos bestehen.
Auffällig sind die vielen roten Buchstaben und Symbole an den Gebäuden rund um den Platz vor der Universität. Tatsächlich sind die »vítores« ein Teil von Salamancas kulturellem Erbe. Nach erfolgreichem Abschluss der Prüfungen hinterließen die frisch gebackenen Doktoranden hier ihre Anagramme. Zu den Feierlichkeiten durften Stierkämpfe natürlich nicht fehlen – tatsächlich war die rote Farbe ursprünglich eine Mischung aus Öl und Stierblut.
Nach einer ausgiebigen Führung durch die Kathedrale sind wir bereit für ein Mittagessen. Zu einer klassischen Paella wird uns eine temperamentvolle Flamenco-Show geboten. Im Gesamtpaket möglicherweise einen Hauch touristisch, aber was soll’s – nach kurzer Zeit schwenkt auch der letzte Gast vor Enthusiasmus seine Serviette: Eviva Espana!
6. Tag. Lamego und Raposeira
Tags drauf legen wir erneut in Régua an. Mit dem Strom sind die Flusskilometer wesentlich schneller zu bewältigen. Vor dem Mittagessen besuchen wir Lamego. Das Städtchen ist mit seinen etwas mehr als 24.000 Einwohnern zwar überschaubar, ging jedoch bereits 1139 in die Geschichte ein, als sich der Graf von Portocale, D. Afonso Henrique, hier zum ersten König von Portugal krönen ließ.
„Must see“ ist sicherlich die prächtige Wallfahrtskirche „Nossa Senhora dos Remédios“, welche oberhalb der Stadt und umgeben des Parks Santo Estevão prägnant auf einem Hügel thront und somit einen spektakulären Blick über die roten Dächer und die umliegenden grünen Weinberge bietet. Die imposante barocke Freitreppe führt von der Hauptstraße über 686 Stufen hinauf – oder hinab.
Nur einen Katzensprung von Lamego entfernt befinden sich die „Caves da Raposeira“. Das Traditionsunternehmen ist berühmt für seine erstklassigen und erfrischenden Schaumweine, den „Espumantes“. Wir besuchen die dunkeln Gewölbekeller, wo uns Maria, unsere Gastgeberin, fast ehrfürchtig den aufwändigen Herstellungsprozess erklärt, die traditionelle Flaschengärung, auch bekannt als Champagner-Methode. Je nach Stil des Weines bzw. Herstellers liegt die Reifedauer von der Erstgärung bis hin zum Degorgieren bei 9–15 Monaten. Süße oder auch sehr hochwertige Perlweine bleiben über mehrere Jahre im Keller, bevor sie für den Verkauf freigegeben werden.
Natürlich bleibt uns anschließend Gelegenheit, diesen spritzigen und erfrischenden Wein zu testen, ehe wir heute ein ganz typisches Gericht aus dem Norden probieren: „Francesinha“. Eine rustikale Mischung aus Club-Sandwich und Burger, bestehend aus Grillfleisch, Schinken, Käse und einer würzigen Sauce. Etwas mächtig, aber auf jeden Fall muito deliciosa!
7. Tag. Arouca Georparc und zurück nach Porto
Am frühen Morgen heisst es „Leinen los!“ und wir schippern mit dem Strom weiter gen Atlantik. Am frühen Vormittag legen wir in Entre-os-Rios an. Nach so viel Müßiggang schreit unser Innerstes nach Action und so entscheiden wir uns für einem Ausflug zur „516 Arouca“, einer 516m langen Hängebrücke. Der „Arouca Georparc“ (seit 2009 unter UNESCO Gebiet) liegt zwar nur knappe 30km von unserer Anlegestelle entfernt, da die Fahrt aber durch die Berge und über Landstraße geht, brauchen wir gut eine Stunde.
Vom Parkplatz aus läuft man über die Holzstege einige Stufen hoch bis zum Treffpunkt. Die Karten sind unbedingt im Vorfeld online zu kaufen (aktuell 12€ p.P.; kein Verkauf vor Ort) und beinhalten zusätzlich den Zugang zu den Holzpromenaden durch die „Montanhas Mágicas“, den magischen Bergen der „Serras da Freita e Arade“ (gültig zur Nutzung am selben Tag).
Von weitem sehen wir das 516 Meter lange Konstrukt aus Stahl, das satte 175 Meter über den Ufern des Flusses Paiva schwebt. Plötzlich schießen mir 1.000 verrückte Gedanken durch den Kopf. Können die Seile reißen, die Betonpfeiler kippen? Was mach ich, wenn…? Unsinnige Kopfkirmes – tatsächlich kann die Brücke bis zu 2.000 Menschen gleichzeitig tragen, darüber hinaus ist ausgebildetes Sicherheitspersonal vor Ort. Wir bekommen ein paar letzte Anweisungen (bitte nicht über den Brüstung lehnen!), dann heißt es Augen zu und durch…. Die Brücke wippt, der Stahl ächzt und die Aussicht ist gigantisch!
Am Nachmittag sind wir zurück auf dem Schiff und genießen die verbleibenden ruhigen Stunden auf Deck. Ein letztes Mal zieht die verträumte Landschaft an uns vorbei. Es wird windiger und man spürt, das offene Meer ist nicht mehr weit. Am frühen Abend laufen wir in Porto ein.
Zum Abschluss unserer Reise erleben wir an Bord ein traditionelles portugiesisches Dinner mit anschließender Folklore-Show. Anders als beim Fado ist die Darbietung der Musiker und Tänzer in ihren bunten Trachten ansteckend fröhlich.
Von unserer Anlegestelle in Vila Nova de Gaia genießen wir noch einmal den wundervollen Blick auf den majestätischen Douro und die Fachwerk-Bogenbrücke „Ponte Luís I“, dem Wahrzeichen Portos. Geheimnisvoll schimmern die Lichter der Stadt im Wasser… wir sitzen an Deck und genießen die laue Sommernacht. Kaum merklich schwappen die Flusswellen an den Schiffsrumpf.
Mit Wehmut nehmen wir das Ende unserer Reise in Kauf. Auch wenn eine Flusskreuzfahrt an sich eher unaufgeregt vonstattengeht, so ist die Woche doch wie im Flug vergangen. Reich an Eindrücken und einmal mehr begeistert von der Vielfalt dieses kleinen Landes heben wir die Gläser unseres „Port Tonic“, der hippen Sommervariante des berühmten Klassikers, und stoßen an. Até à próxima. Bis zum nächsten Mal.
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