Faszinierende Vulkaninsel

Isa­be­la ist die größ­te Insel des Archi­pels. Ihr Erschei­nungs­bild ist unter ande­rem durch ein vul­ka­ni­sches Gebiet mit kar­gen Lava­fel­dern gekenn­zeich­net. Doch nicht nur die Vul­ka­ne, son­dern auch die auf der Insel leben­den Tie­re – bei­spiels­wei­se Gala­pa­gos-Pin­gui­ne – machen Isa­be­la zu einem beson­de­ren, fas­zi­nie­ren­den Ort. Für uns ist jedoch das Schnor­cheln am Spot Los Túne­les der Höhe­punkt unse­res Isa­be­la-Auf­ent­halts.

In Puer­to Vil­la­mil, dem Haupt­ort der Insel Isa­be­la, ist noch weni­ger los als in den Städ­ten auf San­ta Cruz und San Cris­tó­bal. Und das ist erstaun­lich, da uns Puer­to Ayo­ra und Puer­to Baqueri­zo Moreno eben­falls recht ver­schla­fen vor­ka­men.

Doch wir möch­ten uns nicht beschwe­ren. Schließ­lich bevor­zu­gen wir in der Regel ruhi­ge Orte auf unse­ren Rei­sen. Groß­städ­te vol­ler Hek­tik und Mög­lich­kei­ten des Zeit­ver­treibs zie­hen uns zwar auch an. Nach eini­gen Tagen wirkt das häu­fig kon­fu­se Trei­ben in den geschäf­ti­gen Stra­ßen sol­cher Metro­po­len aller­dings ermü­dend auf uns.

Dies kann uns auf Isa­be­la jedoch nicht pas­sie­ren. Auf der größ­ten Insel des Archi­pels ist Hek­tik ein Fremd­wort. Und wir genie­ßen die­se Abge­schie­den­heit und Ruhe.

Muro de las Lágri­mas: Die Mau­er der Trä­nen erin­nert an eine grau­sa­me Geschich­te

Die­se Abge­schie­den­heit haben die Gefan­ge­nen einer ehe­ma­li­gen Straf­ko­lo­nie auf Isa­be­la sicher­lich hin­ge­gen ver­flucht. Von 1945 bis 1959 muss­ten sie in Schwerst­ar­beit eine 100 Meter lan­ge Mau­er aus dunk­len Lava­stei­nen errich­ten. Die soge­nann­te Muro de las Lágri­mas, die Mau­er der Trä­nen, exis­tiert immer noch und sym­bo­li­siert die Grau­sam­kei­ten, die die Gefan­ge­nen ertra­gen muss­ten. Das Mahn­mal liegt rund fünf Kilo­me­ter außer­halb von Puer­to Vil­la­mil in einem Natio­nal­park und ist das Ziel unse­rer heu­ti­gen Wan­de­rung.

Die­se führt uns zuerst an ver­las­se­nen, wun­der­schö­nen Strän­den ent­lang. Fast unzäh­li­ge Meer­ech­sen lie­gen in den Buch­ten auf Stei­nen. Kreuz und quer. Und auch über­ein­an­der. Dazwi­schen lau­fen bun­te Krab­ben mit leuch­ten­den Augen hin und her. Strand­läu­fer flit­zen in der Nähe über den wei­chen Sand.

Wir drin­gen tie­fer in den Natio­nal­park vor. Eine Schot­ter­pis­te, an der wir uns ori­en­tie­ren, führt durch die­sen. Und immer wie­der wei­sen uns Tafeln den Weg zu Sehens­wer­tem, das nicht direkt von die­ser Stra­ße aus zu sehen ist. Es han­delt sich dabei um ver­steck­te, unbe­rühr­te Strän­de. Oder klei­ne Seen. Und hin und wie­der begeg­nen wir frei­le­ben­den Rie­sen­schild­krö­ten.

Dann ent­de­cken wir letzt­end­lich im grü­nen Dickicht die Mau­er der Trä­nen. Schlicht ist sie. Und doch weckt sie mein Inter­es­se. Viel­leicht ist es die grau­sa­me Geschich­te, die hin­ter die­sem Bau­werk steckt und auf die eine klei­ne, fast zu über­se­hen­de Gedenk­ta­fel hin­weist.

Wir lau­fen die Mau­er von bei­den Sei­ten ab – und stei­gen dann die dahin­ter­lie­gen­den Trep­pen­stu­fen empor. Die­se enden auf einer höl­zer­nen Aus­sichts­platt­form, von der wir einen beein­dru­cken­den Aus­blick bis nach Puer­to Vil­la­mil haben.

Vom Betrach­ten der Süd­spit­ze der Insel aus der Vogel­per­spek­ti­ve haben wir noch nicht genug. Daher kra­xeln wir auf dem Rück­weg nach Puer­to Vil­la­mil auf einen wei­te­ren Hügel. Kein gro­ßer Unter­schied zu eben. Aber was soll’s? Denn es ist ein­fach traum­haft.

Vul­kan Sier­ra Negra: Von einem der größ­ten Vul­kan­kra­ter der Welt ist kaum etwas zu sehen

Ganz und gar nicht traum­haft ist es, dass wir am kom­men­den Tag bereits um 7.15 Uhr am Büro der Rei­se­agen­tur in Puer­to Vil­la­mil sein müs­sen, bei der wir eine Tour zum Sier­ra Negra – dies ist der ein­zi­ge Vul­kan auf Isa­be­la, der bestie­gen wer­den kann – gebucht haben. Aber jam­mern gilt nicht. Wir wol­len es ja, wir wol­len in einen der größ­ten Vul­kan­kra­ter der Welt bli­cken.

Um über­haupt zum 1.100 Meter hohen Vul­kan zu gelan­gen, wer­den alle Tour­teil­neh­mer in eine Art offe­nen Truck ver­frach­tet, der bereits weni­ge Meter hin­ter dem Orts­aus­gang von Puer­to Vil­la­mil auf­grund eines Plat­ten kol­la­biert. Der Truck­fah­rer legt sich kur­zer­hand mit sei­ner jetzt noch wei­ßen Hose unter das bul­li­ge Gefährt und wech­selt den Rei­fen. Es dau­ert, bis wir wei­ter zum Fuße des Vul­kans Sier­ra Negra fah­ren.

Dort ange­kom­men, begrüßt uns ech­tes Mist­wet­ter. Nie­sel­re­gen. Und der Wind kommt aus einer für uns äußerst schlech­ten Rich­tung – näm­lich direkt von vor­ne. Klei­ne, fei­ne Regen­trop­fen pras­seln uns somit unent­wegt ins Gesicht. Zudem ist es neb­lig. Sehen kön­nen wir momen­tan also auch nichts. Ein sub­op­ti­ma­ler Start.

Wir dre­hen eine Run­de um den Vul­kan her­um. Die ande­re Sei­te sei tro­cke­ner, sagt unser Rei­se­lei­ter Alexis, der die Tour zum Kra­ter des Vul­kans durch­führt. Und es stimmt, der Regen nimmt nach und nach ab. Der Nebel bleibt jedoch. Dem­entspre­chend kön­nen wir nur einen klei­nen Teil des Kra­ters, der einen gigan­ti­schen Durch­mes­ser von cir­ca zehn Kilo­me­tern auf­weist und etwa 100 Meter tief ist, erken­nen.

Die Sicht ist also stark ein­ge­schränkt. Scha­de. Aber unser Gui­de Alexis berich­tet uns immer­hin Inter­es­san­tes über den Vul­kan: „2005 brach er zum letz­ten Mal aus. Und dies war aus mei­ner Sicht kei­ne Kata­stro­phe, son­dern ein Segen für vie­le Bewoh­ner der Insel, da dadurch der Tou­ris­mus ange­kur­belt wur­de.“ Denn seit dem Aus­bruch haben sich die Tou­ren zum Kra­ter des Vul­kans zu einer wich­ti­gen Tou­ris­ten­at­trak­ti­on ent­wi­ckelt, so Alexis. Und obwohl Isa­be­la in Sachen Tou­ris­mus immer noch den Inseln San­ta Cruz und San Cris­tó­bal hin­ter­her­hin­ke, sei der Sier­ra-Negra-Tou­ris­mus eine wich­ti­ge Ein­nah­me­quel­le der loka­len Wirt­schaft.

Nach die­sen Infor­ma­tio­nen geht der Aus­flug über die zer­klüf­te­te Kra­ter­land­schaft des Vul­kans Chi­co wei­ter, der der Mond­ober­flä­che Kon­kur­renz machen könn­te. Wir schlen­dern an bizarr gewach­se­nen Gesteins­bro­cken und an Lava­fel­dern vor­bei.

Der Pan­ora­ma­blick über den Nor­den Isa­be­las vom höchs­ten Punkt des Vul­kans Chi­co begeis­tert uns zum Abschluss der Tour. Das, was wir nun sehen, ist eine Mischung aus blau­em Oze­an und schwar­zer Vul­kan­land­schaft.

Los Túne­les: Schnor­chel­s­pot delu­xe

Am nächs­ten Tag steht Schnor­cheln auf dem Pro­gramm. Und dar­über freu­en wir uns. Schließ­lich war unser ers­ter Schnor­chel­trip auf den Gala­pa­gos­in­seln am León Dor­mi­do ein gro­ßer Spaß. Und die­sen wol­len wir heu­te am Spot Los Túne­les haben.

Mit einem Schnell­boot ent­fer­nen wir uns vom pin­gu­in- und see­lö­wen­be­völ­ker­ten Hafen in Puer­to Vil­la­mil. Als ers­tes steu­ern wir einen Fel­sen im Meer an, auf dem sich Blau­fuß­töl­pel knub­beln. Die tro­pi­schen Mee­res­vö­gel gefal­len mir. Mit ihren blau­en Füßen haben sie etwas Komi­sches an sich.

Im Anschluss dar­an steu­ert das Boot in Rich­tung Küs­te, bis wir Los Túne­les, ein Schnor­chel­s­pot aus ver­schach­tel­ten Lava­for­ma­tio­nen ober- und unter­halb der Was­ser­ober­flä­che, errei­chen. Jedoch geht es nicht direkt ins küh­le Nass. Zuerst unter­neh­men wir einen kur­zen Spa­zier­gang auf den Lava­fel­sen. Der Grund: Wir beob­ach­ten Blau­fuß­töl­pel aus der Nähe. Und ent­de­cken, dass die­se der­zeit Eier aus­brü­ten oder sich bereits um ihren geschlüpf­ten Nach­wuchs küm­mern.

Dann tau­chen wir end­lich ins Was­ser ein, das an vie­len Stel­len sehr seicht ist. Umge­hend erfreu­en wir uns der Gesell­schaft von Mee­res­schild­krö­ten. Einer die­ser Schild­krö­ten fol­ge ich minu­ten­lang. Zudem kön­nen wir Gol­de­ne Rochen bestau­nen, die in einer Sech­ser­grup­pe über den Mee­res­bo­den glei­ten. Auf ein­mal zie­hen sie das Tem­po an und ver­schwin­den in der dunk­len Wei­te.

Ganz ruhig bleibt hin­ge­gen ein See­pferd­chen, das wir sich­ten. Ein Tour­teil­neh­mer nimmt dies zum Anlass, das See­pferd­chen zu berüh­ren. Zum Glück ist unse­rem Tour­gui­de dies nicht ent­gan­gen, der den vor­schnel­len Bra­si­lia­ner rüf­felt. Schließ­lich kön­nen wir die Mee­res­be­woh­ner betrach­ten, sol­len sie aber nicht anfas­sen.

An einem der zahl­rei­chen Unter­was­ser-Lava­tun­nel ver­sam­melt sich unse­re Grup­pe. Unser Gui­de erklärt uns, dass wir hier war­ten und gleich die Ruhe bewah­ren sol­len. Okay, ver­stan­den. Trotz­dem zit­tert mein gan­zer Kör­per nach ein paar Minu­ten. Dies liegt dar­an, dass das Was­ser eis­kalt ist. Doch als meh­re­re Weiß­spit­zen-Riff­haie hek­tisch aus dem Tun­nel schie­ßen und zum Grei­fen nah sind, ist die Käl­te ver­ges­sen.

Danach ist es aller­dings an der Zeit, dass Was­ser zu ver­las­sen und wie­der in das war­ten­de Boot zu klet­tern. Unser Tages­aus­flug ist damit aller­dings noch nicht been­det. Über­ra­schen­der­wei­se fah­ren wir noch ein­mal auf das offe­ne Meer hin­aus, um Aus­schau nach Buckel­wa­len zu hal­ten. Und tat­säch­lich lässt sich eines die­ser rie­si­gen Exem­pla­re bli­cken.

Ein gelun­ge­ner Abschluss unse­res ein­wö­chi­gen Auf­ent­halts auf den fas­zi­nie­ren­den Gala­pa­gos­in­seln, die uns im Hand­um­dre­hen ver­zau­bert haben.

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