Einmal Kambodscha authentisch, bitte!

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Wir wer­den die ver­wirr­te Bli­cke der Kam­bo­dscha­ner nie ver­ges­sen! Es war ein wah­rer Augen­schmaus! Ein kur­zer Blick, dann rei­ßen sie die Augen auf und zei­gen mit ihren Fin­gern auf uns: „Falang! Falang!“, rufen sie! Die Men­schen stür­men aus den Hüt­ten, um das Spek­ta­kel auch zu sehen! Kin­der ren­nen hin­ter uns her und rufen laut „Hel­lo! Hel­lo!“ Män­ner und Frau­en lachen und haben so etwas in ihrem Leben noch nie gese­hen!

Eigent­lich hat­ten wir nicht vor, uns lan­ge in Kam­bo­dscha auf­zu­hal­ten. Phnom Penh, Siem Reap und Siha­nouk­ville, das, was alle halt machen. Aber dann kam wie­der mal alles ganz anders.

Wir träu­men: Auf eige­ne Faust das Land erkun­den. Nicht nur an an all den schie­fen Holz­hüt­ten vor denen flei­ßig gekocht wird vor­bei fah­ren, son­dern selbst bestim­men, wo man anhal­ten möch­te. Kein Bock mehr dort zu über­nach­ten, wo alle Ruck­sack­rei­sen­den über­nach­ten. Wir stell­ten uns vor, wie es wäre, Kam­bo­dscha mit eige­nem Vehi­kel zu berei­sen. Der Gedan­ke gefiel uns.

Honda

Spon­tan orga­ni­sier­ten wir tele­fo­nisch ein Tref­fen mit Mr. Pow in Phnom Penh und fuh­ren direkt dort hin. Wer Mr. Pow ist? Ein hei­ßer Insi­der­tipp in Kam­bo­dscha!

Ange­kom­men in der Haupt­stadt hiel­ten wir noch am sel­ben Abend einen hand­ge­schrie­be­nen Ver­trag in den Hän­den: Fahr­zeug immer auf einem bewach­ten Hof abschlie­ßen und damit umge­hen, als sei es dein Eige­nes. Kau­ti­on i.H. 1.300 $ wird bei Dieb­stahl ein­be­hal­ten. 20 $ pro Tag Mie­te. Fahr­zeug­über­ga­be fin­det am nächs­ten Mor­gen um 09:00 Uhr statt. Hand­schlag – abge­macht!

Und dann war es auch schon so weit! Aus­ge­schla­fen und nach einem fri­schen Kaf­fee, fan­den noch die letz­ten Ein­wei­sun­gen statt: Immer bei­de Füße auf dem Fahr­zeug las­sen! Alle 10–20 km anhal­ten, um den Motor küh­len zu las­sen! Immer auf den rück­wär­ti­gen Ver­kehr ach­ten! Helm auf­set­zen nicht ver­ges­sen! Und zu guter letzt-Spaß haben!

Nach­dem bei Mr. Pow eine Fahr­prü­fung abge­legt wur­de und er das OK gege­ben hat, konn­te das Aben­teu­er begin­nen.

Lang­sam roll­te das Tuk-Tuk auf die dicht befah­re­ne Stra­ßen von Phnom Phen. Artis wag­te es, die­ses selt­sa­me Gefährt zu fah­ren und Rena­te trau­te sich sogar, hin­ten auf­zu­stei­gen und den gan­zen Tag lang, wie eine Köni­gin zu win­ken und „Hel­lo“ zu rufen!

Unser Tuk-Tuk

Wäh­rend der ers­ten Kilo­me­tern ent­lang dem Mekong nutz­ten wir die Gele­gen­heit den Rei­se­füh­rer im Fluss ver­schwin­den zu las­sen und ori­en­tier­ten uns ab jetzt nur noch an der Stra­ßen­kar­te.

Wir leg­ten in den kom­men­den 5 Tagen 577 km zurück. Die­se 5 Tage waren Kam­bo­dscha pur – so, wie das Land leibt und lebt. Am ers­ten Tag, nach­dem Artis ein Fahr­ge­fühl für die­ses Ding ent­wi­ckelt hat, mach­ten wir uns einen Namen unter dem Volk, indem wir Anhal­ter mit­nah­men. Gan­ze Fami­li­en stie­gen ein wenig miss­trau­isch zu den Falangs in das Tuk-Tuk und wur­den sicher und wohl behal­ten an ihrer gewünsch­ten Sta­ti­on abge­setzt. Die Bli­cke waren ein­ma­lig! Und die Dank­bar­keit für die­se extra­va­gan­te Mit­fahr­ge­le­gen­heit unver­gess­lich!

Familien trauen sich zu uns ins Tuk-Tuk

Die Wege führ­ten uns durch grü­ne Reis­fel­der, Gum­mi-Plan­ta­gen, und Pal­men über­sä­te Land­stri­che. Die Stra­ßen waren größ­ten­teils gut befahr­bar, doch an einem Tag mach­te uns eine 70 km lan­ge Staub­pis­te, gelö­chert, wie eine Mond­land­schaft, gut zu schaf­fen.  Genau auf die­se Stre­cke ver­fährt sich wohl sonst nie ein Aus­län­der. Denn hier starr­ten die Men­schen uns an, woll­ten uns anfas­sen und staun­ten ein­fach nur dar­über, dass zwei wei­ße, an den Armen behaar­te Men­schen aus einem fer­nen Land mit einem Tuk-Tuk in ihre Gegend kamen! Ja, auch die Gäs­te­häu­ser in den abge­le­ge­nen Städt­chen ver­lang­ten uns eini­ges ab. Aber der Gedan­ke an den nächs­ten Tag in unse­rem gelieb­ten Tuk-Tuk, ließ uns über die Umstän­de hin­weg sehen.

Entlang am Mekong

Vorbei an Pagoden

Aber nicht nur schö­ne und ver­rück­te Din­ge haben wir erlebt. Die Armut in den länd­li­chen Gegen­den hat uns förm­lich geschockt! Ein Fami­li­en­va­ter bot uns für $ 1,50 sei­ne ca. 3‑jährige Toch­ter an. Erst im Nach­hin­ein, haben wir begrif­fen, dass es kein geschmack­lo­ser Humor war, son­dern so das sog. Traf­fi­cking beginnt. Die Armut zwingt die Men­schen zu Taten, wie die­ser.

Menschen in Kambodscha

Uns wur­de zudem deut­lich, dass der Eng­lisch-Unter­richt in den ent­le­ge­nen Dör­fern nicht vor Armut ret­tet. Was bringt es der Fami­lie, wenn das Kind in der Schu­le ist, ihnen aber somit eine Arbeits­kraft auf der Plan­ta­ge fehlt? Eine Arbeits­kraft weni­ger = weni­ger Erzeug­nis­se. Weni­ger Erzeug­nis­se = weni­ger Lohn. Weni­ger Lohn = Über­le­ben noch gesi­chert? So berich­te­te ein Leh­rer, den wir wäh­rend des Tan­kens ken­nen­ge­lernt haben.

Alltag auf Kambodschas Straßen

Doch trotz ihrer Armut, ver­sorg­ten uns die Ein­hei­mi­schen wäh­rend unse­rer zahl­rei­chen Stopps mit Essen und Trin­ken.  Wir ver­such­ten uns irgend­wie zu ver­stän­di­gen, da sie kein Eng­lisch und wir kein Khmer spra­chen. Mit Hän­den, Füßen und einem gro­ßen Lächeln im Gesicht klapp­te es dann meist und ab und an konn­ten sie uns sogar ver­ständ­lich den Weg wei­sen!

Auf Kambodschas Straßen

Als wir an dem letz­ten Tag unse­res „Kam­bo­dscha-Loops“ wie­der in Phnom Penh ein­reis­ten, dreh­ten wir noch ein paar Ehren­run­den in der Stadt und ern­te­ten somit noch den Respekt der aggres­si­ven Tuk-Tuk-Fah­rer. Mr. Pow nahm sein Baby abends mit zit­tern­den Hän­den unver­sehrt, sau­ber und voll getankt, mit fol­gen­den Wor­ten wie­der in Emp­fang: »I’ve never seen a bet­ter falang Tuk-Tuk dri­ver befo­re!«

Wir sam­mel­ten wert­vol­le Erleb­nis­se auf die­sem Trip und stell­ten fest, dass Kambodscha’s High­light ein­deu­tig die Bevöl­ke­rung ist!  Authen­ti­scher hät­ten wir die­ses wun­der­ba­re Land nicht erle­ben kön­nen!

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Antworten

  1. Avatar von Sybille Knauthe
    Sybille Knauthe

    Hal­lo ihr Welt­rei­sen­den, wir haben soeben mit gro­ßem Inter­es­se euren Bei­trag indi­vi­du­ell mit dem Tuk­Tuk in Kam­bo­dscha gelesen…gern wür­den wir so eine Rei­se im Oktober/​ Novem­ber 2016 machen…ist es mög­lich uns eine Kon­takt­adres­se zu nen­nen, wo wir die­ses TUk­Tuk mit­ten können…wie lang seid ihr unter­wegs gewe­sen?

    Lie­be Grü­ße, Bil­lie & Maik

  2. Avatar von Peter Heberger
    Peter Heberger

    Eure Geschich­te ist der abso­lu­te Wahn­sinn.. Ich flie­ge im Janu­ar mit mei­ner freun­din selbst nach Kam­bo­dscha und wür­de lie­bend ger­ne so eine Tour machen. Könn­tet ihr mir bit­te bit­te den Kon­takt zukom­men las­sen?

  3. Avatar von Martin

    Hal­lo. Das wür­den wir auch ger­ne machen! Habt ihr den Kon­takt von mr. Pow noch und könnt ihr uns den bit­te zukom­men las­sen? Vie­len Dank schon im Vor­aus!

  4. Avatar von Kevin

    Haha super coo­le Geschich­te 🙂
    Ich wür­de auch ger­ne ein­mal mit dem Tuk Tuk durch Asi­en tou­ren 😀

    LG kevin

  5. Avatar von Markus & Felix

    Hey,
    Hut ab, das ist mutig. Und eine so groß­ar­ti­ge Idee! Wir sind ges­tern in Kam­bo­dscha ein­ge­reist, nach­dem wir zwei Mona­te Thai­land bereist und ent­deckt haben. Und wir haben hier noch so gar kei­nen Plan. Ein­hei­misch Rei­sen fin­den wir super, aber mit einem Tuk­tuk? Trau­en wir uns wohl doch nicht zu. Bus und Boot schon eher. Aber wer weiß. Auf jeden Fall dan­ke für euren Bericht.
    Mar­kus & Felix von sellberg-on-tour.de

  6. Avatar von Janine

    Wow. Klas­se. Dar­auf hät­te ich ja auch rich­tig Lust. Wie habt ihr Mr. Pouw ken­nen­ge­lernt. Bzw. wie kam es dazu, dass ihr sein Tuk­tuk mie­ten durf­tet? War er davor zufäl­lig eurer Fah­rer?

  7. Avatar von Tina Uhlemann
    Tina Uhlemann

    Groß­ar­tig! Könnt ihr mit den Kon­takt zu Mr. Pow ver­mit­teln?
    Das klingt genau nach dem, was ich suche.

  8. Avatar von Kristin
    Kristin

    Hal­lo,
    ich bin gera­de auf euren Bericht gesto­ßen und mich hat es doch sehr fas­zi­niert, das Land mal auf eige­ne Faust zu erkun­den 🙂
    Genau das ist das, was wir die­ses Jahr im Dezem­ber auch ger­ne machen möch­ten!
    Ist es mög­lich, die Num­mer von Mr.Pow zu bekom­men :-)???

    Lie­be Grü­ße,
    Kris­tin

  9. Avatar von Melvin

    Tol­ler Bericht über Kam­bo­dscha! Kom­pli­ment! Die kam­bo­dscha­ni­sche Bevöl­ke­rung habe auch ich sehr lieb und gern. 😉

  10. Avatar von Carina

    Klas­se Akti­on! Der Bericht kommt gera­de zum rich­ti­gen Zeit­punkt – Am 1. Dezem­ber gehts nach Myan­mar, Ende Dezem­ber bin ich in Kam­bo­dscha – ich wer­de Mr. Pow von Dir grü­ßen!

    1. Avatar von Renartis

      Vie­len Dank! Und dir eine unver­gess­li­che Zeit in Kam­bo­dscha!

  11. Avatar von Amelie
    Amelie

    Wow! Ich bin beein­druckt! Und wer­de auf jeden fall auf dich zurück­kom­men wegen der Num­mer von Mr. Pow! 🙂

    1. Avatar von Renartis

      Aber ger­ne doch!

  12. Avatar von Marco

    Da wer­den Erin­ne­run­gen wach! Schö­ne Idee!
    Und wenigs­tens sind die Mopeds zuver­läs­sig, selbst wenn man einen Anhän­ger hin­ten dran­hängt. Ich war Anfang des Jah­res mit eini­gen Leu­ten und eini­gen thai­län­di­schen Tuk Tuks unter­wegs und die Din­ger waren eigent­lich non-stop kaputt…
    Das Schöns­te aber war auch bei uns, wie man die Ein­hei­mi­schen damit aus der Reser­ve locken konn­te, dass man als Farang die­se Gefähr­te steu­er­te!
    Hier unse­re Geschich­te bei Inter­es­se:
    http://www.life-is-a-trip.com/the-tuk-tuk-run‑2/
    Vie­le Grü­ße,
    Mar­co

    1. Avatar von Renartis

      Ja, das Moped war wirk­lich zuver­läs­sig! Lag wohl auch dar­an, dass es ein neu­es Ding war und der Fah­rer es gut behan­delt hat! 😉
      Dei­ne Sto­ry wer­den wir uns auf jeden Fall auch mal anschau­en!

  13. Avatar von Nina Hüpen-Bestendonk via Facebook
    Nina Hüpen-Bestendonk via Facebook

    mega 😀

  14. Avatar von Ronald Kandelhard via Facebook
    Ronald Kandelhard via Facebook

    Herr­lich… Will man gleich los fah­ren…

  15. Avatar von Maik

    Ich war begeis­tert von Kam­bo­dscha und sei­nen Men­schen, Euer Bericht treibt mir fast die Trä­nen ins Gesicht. Mit dem Miet-Tuk-Tuk durch die Pam­pa hei­zen, was für eine »abge­fah­re­ne« Idee! 😉

    1. Avatar von Renartis

      Und wir bekom­men Gän­se­haut, wenn wir uns zurück­er­in­nern!

  16. Avatar von Alex Sefrin

    Ein­fach nur geni­al! Das ist auf jeden Fall relax­ter, als ein­ge­pfercht auf einem Pick­up 8h über Schot­ter­pis­ten zu düsen. Auch wenn man so doch recht engen Kon­takt zu den recht­lus­ti­gen Kam­bo­dscha­nern bekommt. Mit eurem Taxi­ser­vice geht ihr bestimmt in die Fami­li­en­ge­schich­te ein.

    1. Avatar von Renate & Artis

      Na das hof­fen wir doch, dass wir in guter Erin­ne­rung blei­ben! Schließ­lich blei­ben die Kam­bo­dscha­ner auch für uns in sehr, sehr guter Erin­ne­rung…

  17. Avatar von Konrad

    Schö­ner Bericht von Euch bei­den Lang­na­sen!
    Freut mich dass nun noch mehr Leser auf Euch lus­ti­ge Glo­be­trot­ter dan­ke Rei­se­de­pe­schen auf­merk­sam wer­den 🙂 Herz­li­che Grü­ße aus dem kal­ten Ber­lin
    PS: … jetzt will ich wie­der nach Kam­bo­dscha 🙁

    1. Avatar von Renate & Artis

      Kon­ra­do, Du treu­er Hund! Was hält Dich noch? 😉

  18. Avatar von Alex

    Das ist ja mal ein aben­teu­er­li­ches Gefährt! Und dar­auf pro Tag mehr als 100 Kilo­me­ter… stel­le ich mir lus­tig aber auch sehr anstren­gend vor. Dan­ke für den Bericht 🙂 Ich wün­sche euch noch eine schö­ne Zeit!

    1. Avatar von Renate & Artis

      Anstren­gend, lus­tig und sehr, sehr stau­big – genau­so ist es gewe­sen! Aber: Jeder Zeit wie­der!

  19. Avatar von Patrick

    Wow, das ist wirk­lich eine Tol­le Art zu rei­sen. Ein eige­nes Tuk-Tuk – wie cool ist das denn??

    1. Avatar von Renate & Artis

      Eine Art, an die man sich gern zurück erin­nert! Es ist schön auf Rei­sen ab und zu mal was Eige­nes zu haben! 😉

  20. Avatar von Marianna

    Ich bin nei­disch. Sehr sogar. Tol­ler Bericht. Mor­gen buch ich mei­nen Flug.

    1. Avatar von Renate & Artis

      Und wenn Du die Num­mer von Mr. Pow benö­tigst, ein­fach fra­gen!

  21. Avatar von Steffi
    Steffi

    Sehr schö­ne Idee, ein Tuk­tuk zu mie­ten!

    1. Avatar von Renate & Artis

      Noch schö­ner ist dann die Umset­zung!

  22. Avatar von markus

    ich mag, wie fast lie­be­voll die tuk-tuk fah­rer ihr tuk-tuk hegen und pfle­gen und mit klei­nen details auf­pep­peln. und, wie sie in jeder denk­ba­ren posi­ti­on dar­auf schla­fen koen­nen.

    1. Avatar von Renate & Artis

      Als Falang ist es lei­der ver­bo­ten im Tuk-Tuk zu über­nach­ten, da man dazu die Stra­ßen ver­las­sen muss und da lau­ern lei­der immer noch Mie­nen und ande­res Zeug. Aber ja, die Tuk-Tuks und ihre Besit­zer, das ist schon eine ganz spe­zi­el­le Lie­be, die wir nun ein wenig nach­voll­zie­hen kön­nen! 😉

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