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»Was? Ein Marathon in Sierra Leone? Bist du verrückt?« Ich denke alle anderen Läufer haben ähnliche Reaktionen erlebt, als wir unseren Lieben mitgeteilt haben, wohin unsere nächste Reise geht. Nach anfänglicher Fassungslosigkeit folgt ungläubiges Erstaunen und endet in Kopfschütteln. Zum Glück reagiert nicht jeder so! Oft habe ich erlebt, wie beeindruckt die Menschen waren, wenn ich ihnen über die Erfahrungen in Sierra Leone erzähle, die ich auf früheren Reisen gesammelt habe. Und manchmal konnte ich sogar die ein oder andere Person dazu motivieren, mich bei dem Abenteuer zu begleiten. Das Beste ist, dass es zwar »Street Child Sierra Leone Marathon« heißt, aber einem offen steht, ob man wirklich 42km, 21km, 10km oder auch nur 5km laufen möchte. Man muss also nicht die allergrößte Sportkanone sein, sonder kann sich auch einfach von der Kultur mitreißen lassen. Auch dieses Jahr bin ich wieder mitgelaufen und es war wie immer eine wunderbare Erfahrung, die ich dieses Mal gerne teilen möchte.
Ankunft
Endlich! Zurück nach Sierra Leone. Zurück nach Freetown. Zurück in meine zweite Heimat. Wir sitzen im Flugzeug und ich merke wie sich eine freudige Erwartung in mir ausbreitet. Mir läuft schon das Wasser im Mund zusammen, wenn ich an das ganze leckere Essen denke, welches ich die nächsten Tage essen werde. Frische Früchte, Jollof Reis, Groundnutsoup… Das Essen in Sierra Leone ist sehr einfach und basiert hauptsächlich auf Reis, Kochbanen, Erdnüssen und Yamswurzeln, aber es schmeckt immer ausgezeichnet. Als wir das Flugzeug verlassen, kommt mir gleich eine Hitzewelle entgegen. Es ist bereits mein 7. Mal in Sierra Leone und doch überrascht mich die Wärme jedes mal aufs Neue. Über 30 Grad im Schatten sind hier keine Seltenheit. Wir verlassen den Flughafen und werden direkt mit Rufen verschiedener Taxifahrer begrüßt »Good Price, good price«, »Freetown«, »Apoto«. Wir handeln mit einem Taxifahrer und nach einigem hin und her haben wir uns auf einen guten Preis für beide Seiten geeinigt. Als wir nach einer zu langen Fahrt in einem zu kleinen Taxi in unserer Unterkunft ankommen, sind wir zwar erschöpft, aber gleichzeitig auch euphorisch.
Wir beschließen erst einmal etwas zu essen und danach den Ablauf der nächsten Tage zu besprechen. Wir treffen uns mit den anderen Reisenden – zusammen eine große, internationale Gruppe. Wir sind alle hier, um an dem diesjährigen Sierra Leone Marathon teilzunehmen, der von Street Child, einer gemeinnützigen Organisation, die Bildungsprojekte in Westafrika und Nepal implementiert, organisiert wird. Ich freue mich auf die nächsten Tage. Wir werden die verschiedenen Projekte besuchen, die Street Child hier betreut und ich werde in der Lage sein, zu sehen, welchen Fortschritt die Projekte gemacht haben. Es ist jedes Mal ein fantastisches Gefühl, die verschiedenen Menschen zu besuchen, denen geholfen wurde, und die Veränderung in ihrem Selbstbewusstsein und Lebenssituation zu bemerken.
Projektbesuch
Ich wache auf und fühle mich erholt. Nach der gestrigen Anreise habe ich geschlafen wie ein Stein. Ich bin froh, dass ich keinen Jetlag fühle. Obwohl Sierra Leone nur zwei Stunden von der deutschen Zeit abweicht, kann einen die lange Anreise erschöpfen. Die Unterkunft ist sehr einfach, wir schlafen in einem großen Raum mit Matratzen die auf dem Boden liegen und mit Moskitonetzen geschützt sind. Man kann zwischen verschiedenen Unterkünften auswählen, aber ich habe mich für das einfachste Paket entschieden. So fühlt es sich an wie ein richtiges Abenteuer. Ich bin zwar nicht der zweite Indiana Jones, aber wir sind ja alle hier, um die lokale Kultur zu erleben und da gehört auch auf dem Boden schlafen und mit einem Eimer duschen dazu. Als wir das Projekt der Fly and Help Schule besuchen, wird mir direkt klar, dass dies eins meiner Highlights dieser Reise sein wird. Die Fly and Help Schule ist ein Projekt welches Street Child in Koorperation mit der Reiner Meutsch Stiftung Fly and Help und Taglieber Holzbau GmbH initiiert haben, um Kindern eine Sekundärbildung zu gewährleisten. Als wir in dem Dorf Manjoro ankommen, werden wir von den Bewohnern mit einem warmen Willkommen begrüßt. Die Bewohner freuen sich über unseren Besuch und singen Lieder für uns. Die Gastfreundlichkeit der Menschen aus Sierra Leone rührt mich jedes Mal aufs Neue. Wir werden von den Bewohnern, um zu sehen, was sie alles in den letzten Monaten erreicht haben. Es ist ein tolles Erlebnis zu sehen, wie weit der Bau bereits vorangeschritten ist und wie stolz die Dorfbewohner darüber sind.
Der Marathon
Der Marathon ist definitiv ein einzigartiges Erlebnis. Wir laufen weit weg von der westlichen Infrastruktur und des Alltagsluxus über unbefestigten Straßen, durch Makenis Landschaften, entlang kleiner Dörfer, durch den Dschungel und das alles in einer Hitze, die es in sich hat. Wir sind über 100 ausländische Läufer und circa 500 lokale Läufer. Am Morgen des Marathon begeben wir uns bereits um 6 Uhr an die Startlinie, um der Mittagshitze zu entgehen. Ich sehe mich um und nehme mir einen Moment Zeit in die motivierten, freudig gespannten Gesichter der Läufer zu schauen. Es wird eine Herausforderung, das ist klar! Die hohe Luftfeuchtigkeit und die hügelige Landschaft machen das Laufen definitiv anstrengender als es die gleiche Strecke in Deutschland wäre. Diese Umstände sind jedoch schnell vergessen, wenn man anfängt auf die atemberaubende Landschaften und fröhlichen Dorfbewohner zu achten, die uns aufgeregt zuwinken und teilweise einen Teil der Strecke mitlaufen. So laufen wir alle in unserem eigenen Tempo, unsere ausgewählte Distanz und es ist großartig. Das Beste ist das Erfolgserlebnis was sich anschließend in uns breit macht, was mit nichts zu vergleichen ist. Nach diesem aufregenden Tag haben wir ein entspanntes Abendessen und tauschen uns über die Reise aus. Jeder hat seine eigene kleine Anekdote zu erzählen. Manche sind immer noch erstaunt, wie einfach man mit seinen Händen Reis mit Soße essen kann, wenn man die Hand als »Löffel« formt und ein Anderer hat eine außergewöhnliche Geschichten darüber zu erzählen, wie er im afrikanischen Busch squatten mussten, da seine Magenprobleme ihm keine Wahl gelassen haben.. Eins ist sicher, Sierra Leone ist nichts für Langweiler! Welches wird deine Geschichte sein?
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