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Wir schrieben das Hidschri-qamari-Jahr 1428 im Monat Radshab des islamischen Kalenders und meine Reise durch Al-Yaman, neigte sich im Hadramaut ihrem Ende zu.
Dieses geheimnisvolle Land, mit seinen scheinbar unnahbaren Bewohnern, hatte in mir schon in jungen Jahren das Verlangen geweckt, es mit eigenen Sinnen zu begreifen. Die Kassandra-Rufe meiner zu Hause gebliebenen Freunde widerhallten in meinen Ohren, doch war meine wochenlange Reise nie von Gefahr, dafür von außergewöhnlichen Erfahrungen geprägt gewesen. Auch heute noch denke ich gerne und oft an meine Erlebnisse im Jemen zurück.
Von einer kurzen Episode will ich hier berichten:
Wie aus einem Ofen wehte glühender Wind aus der nahen Rub al-Chali herüber. Die Sonne brannte unerbittlich auf die karge Landschaft und auf den umliegenden Felsbrocken hätte ich ein Steak well-done braten können.
Und so saß ich da, am Rand dieser lebensfeindlichen Tiefebene und sah in das Wadi hinab. Zu meinen Füßen lag das legendäre Shibam, dessen bis zu 400 Jahre alten Lehmbauten teilweise neun Stockwerke hoch aufragten.
Blick hinunter in das Wadi Hadramaut
In den wenigen fruchtbaren Teilen der Wadi hatten die Menschen hier seit vorbiblischer Zeit überdauert.
Als Händler waren die Hadramis berühmt, unterhielten sie doch Kontakte bis nach Indonesien, Indien und Afrika. Ihren Reichtum spiegelten die hohen, teils weißgetünchten Lehmhäuser wider. Die zumeist schmucklose Fassaden verzierten sie oft mit aufwändig gearbeiteten und schwer beschlagenen Türen.
Wenig schien sich verändert zu haben seit Adolph von Wrede als erster Europäer Mitte des 19. Jahrhunderts diese Region bereiste. Abgesehen von einigen Stromleitungen, wenigen Autos und roh in den Felswand geschlagene Pisten schien diese Region von der Moderne vergessen.
Auch heute noch werden die Gebäude der Hadramis aus luftgetrockneten Lehmziegeln hergestellt
Der Hadramaut war und ist bis heute eine unruhige Gegend. Stammeskonflikte sind Tradition und internationaler Terrorismus hat bereits so manchen arglosen Besucher sein Leben gekostet. Reisewarnung des Auswärtigen Amtes bestehen seit Jahren fort.
Stets konkurrierten die Hadramis um die wenige fruchtbare Erde dieser kargen Region. Sie schützten ihre kleinen Städte durch dicke Lehmmauern, die keine Kugel durchdringt, und verteidigten sich ihrerseits aus den wie Schießscharten gearbeiteten Fenstern ihre Behausungen.
Festungsähnliche Städte haben bis heute ihre Bedeutung nicht verloren
Der Staat ist, wie so oft im Jemen fern und besitzt angesichts überaus gut organisierter, bewaffneter Stämme, kein Gewaltmonopol. Die Dschambija, der jemenitische Krummdolch ist heute nur noch Zierde des Mannes, seinen Stellenwert als Waffe hat im ganzen Land die AK-47 Kalashnikow eingenommen, die für etwa 100 US $ käuflich zu erwerben ist. Kaum verwunderlich also, wenn anfangs banale Konflikte rasch eskalieren und beinahe bürgerkriegsähnliche Zustände nach sich ziehen.
Doch in ihren Festungen aus Lehm wären die Hadramis gut geschützt, gäbe es nicht hin und wieder starke Regenfälle, denen ihre Wälle und Häuser nichts entgegenzusetzen vermögen. Alle paar Jahre werden Teile der Siedlungen von Fluten förmlich weggewaschen.
Nur in den Wadis unterbricht leuchtendes Grün die recht trostlose Ödnis
Die schweren, beschlagenen Türen zeugen vom Wohlstand der Besitzer. Holz muss auf langen Wegen in den Hadramaut gebracht werden
Der Steinbock ist dem Mondgott heilig, seine Jagd wird nach wie vor im Hadramaut zelebriert. Ein uralter Brauch aus vorislamischer Zeit
Antworten
Hallo Herr Schönherr,
durch das Lesen eines Buches, auch über den Hadramaut, bin ich auf diese Gegend aufmerksam geworden. Nun fand ich hier diesen Beitrag. Sowohl der Bericht als auch die Fotos – chapeau!
Gruß aus HHWow. Richtig tolle Bilder! Macht total Lust, auch mal nach Jemen zu reisen. Toll! 🙂
Sehr geehrter Herr Schönherr,
ich habe zwar keinen Kommentar zu Ihrem Beitrag »Durchs wilde Hadramaut« abzugeben, aber statt dessen eine Frage:
Ich schreibe in Augenblick für ein in Berlin erscheinendes Magazin einen Beitrag über den Jemen und würde darin gerne zwei Ihrer Fotos übernehmen, und zwar den »Blick hinunter in das Wadi Hadramaut« und/ oder »Nur in den Wadis unterbricht leuchtendes Grün die recht trostlose Ödnis«. Gehe ich richtig in der Annahme, daß die Fotos von Ihnen sind und wäre eine kostenlose Übernahme möglich wenn Sie als Urheber der Aufnahmen erwähnt werden?Mit freundlichen Grüßen
Lothar W. Brenne-WegenerIch kann mich dem Lob nur anschliesen, sehr gut geschrieben und super Fotos, wir (meine Frau und ich) haben nach der Vereinigung des Jemen (90/91) eine Studienreise unternommen und waren daher auch im Hadramaut, uns hat das Land und die Leute sehr beeindruckt, aber die Reise wäre heute so sicher nicht mehr möglich,schade !
eine meiner absoluten Lieblingsdepeschen!
klasse Artikel – sehr prägnant und spannend geschrieben; konnte mich gut hineinversetzen; die Bilder sind spektakulär; vor allem der Blick auf das Wadi – eine faszinierende Landschaft; bei dem Bild von der festungsähnlichen Stadt, fühlte ich mich an Jaisalmer erinnert – auch wenn die Architektur und Landschaft eine ganz andere ist. Über die Hadramis muss ich mich mal schlau machen…
Kluger, informativer, gut geschriebener Artikel, der das Herz des Hadramauts trifft. Kompliment!
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