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Spaziert man in der Dämmerung durch eine der vielen für Urlauber mit ausgesuchten, sich ewig wiederholenden Dingen bestückten Ladenstraßen (man findet dort alles, was man begehren könnte: prächtige Sonnenbrillen, leichte Bekleidung für jedermann, allerhand Nützliches und auch Tand jeglicher Art), dann kann man, geneigter Leser, nur einen einzigen Gedanken fassen, sich geradezu darin einschließen, wie eine Larve es tut in ihrem Kokon. Dies ist bereits bemerkenswert, denn die in der plötzlichen Dunkelheit nur wenig abflauende würzigfeuchte Hitze macht es nicht einfach, überhaupt einen geraden Gedankengang zu führen. Ich möchte nicht verhehlen, dass auch die Kakophonie unablässiger Töne und Rufe dem klaren Geist nicht zuträglich sind.
Wie dem auch sei, diesen einen Gedanken kann der umherschlendernde Reisende mit recht hoher Wahrscheinlichkeit noch zu fassen bekommen, während er sich, nebenbei zahlreiche Händler und Anpreiser mit der Linken abwehrend, seinen Weg sucht, welches Ziel auch immer es sei.
In diesem einen Gedanken (oder ist es nicht eher ein Traumbild?) zeichnet sich eine Insel ab, nennen wir sie spaßeshalber Koh Yoni Leh, nicht zu klein, doch leicht in einer halben Tagesreise umrundbar. Freundliche Menschen leben dort, sie haben für den Reisenden, der an einem der drei Piere anlegt, ein unaufdringliches Angebot an allerlei angenehmen Dingen geschaffen: Einfache Hütten für die Nacht, Speiseeis und geschnittene tropische Früchte stehen bereit, und einfache Vergnügungen (sollte der Besucher etwas Zerstreuung von der reinen Geistesbetätigung und Relaxation des Körpers suchen).
All diesen vortrefflichen Dingen gemein – und damit komme ich zu dem Kern meines Berichtes – ist eine wunderbare Ruhe, die den Besucher zurückfinden lässt, den verklebten Fluss der Gedanken wieder öffnet und so, nach einer Weile, neue Einfälle und Pläne keimen können. Hierbei besonders hilfreich ist ein mit Wacholder versetztes Destillat, das man auf etwas Eis mit vier Teilen Tonic Water auffüllen sollte.
Auch viele andere Wesen erfreuen sich dieser besänftigenden Ruhe des weltvergessenen Eilands, wobei besonders die gemeine Stechmücke zu erwähnen sei: Sie besinnt sich besonders herausragend ihrer göttlichen Aufgabe – zu stechen und zu saugen. Dem Agnostiker, der sich dem allmächtigen Schöpfungsplan in den Weg stellen will, sei also angeraten, sich in den Morgen‑, Abend- und Nachtstunden mit entsprechend wirkungsvollen Repellentien zu umgeben.
Jedem seine Insel
Der ruhesuchende Reisende tut gut daran sich schnellen Fußes aus der hitzigen Ladenstraße zu entfernen, das berauscht grölende Pack sich selbst zu überlassen und sich, bepackt mit wenigen notwendigen Habseligkeiten, auf den Weg dorthin zu machen; Sich einen Bootsmann zu suchen, der ihn mit seinem Holzkahn zum nächsten Eiland bringe, um vielleicht dort die stille Insel aus dem Traum zu finden.
Ob Sie diesen Traum auf Koh Yoni Leh erleben können, fragen Sie mich? Ja und nein, entgegne ich unverzüglich. Ich war hier richtig. Für Sie ist dies womöglich nicht im Ansatz der Fall. Denn der Traum wird für jeden woanders Wirklichkeit. Es ist gar nicht schwer!
Nur finden… finden muss man ihn selbst.
Erschienen am
Antworten
Ei der Dauß, was für ein vorzüglicher Text. Von den trefflichen Bildern ganz zu schweigen.
Mach er weiter so, Reisender!
Darauf einen Dujar…, äh, Gin Tonic!
Dankeschön!
Wunderbar! Ich glaub, da war ich auch schon mal! 😉 Und muss wieder hin! In der Zwischenzeit mach ich mir auch so ein Destillat. *seufz*
😉 Au ja!
Da bekommt man beim Lesen glatt Lust auf Urlaub!
ja dann los!! 🙂
Ich hätte jetzt auch gern so ein mit Wacholder versetztes Destillat, das man auf etwas Eis mit vier Teilen Tonic Water auffüllt, um das Finden einwenig erträglicher zu gestalten.
Im gutsortierten Fachhandel erhältlich, gleich neben dem Tand.
Das sind verdammt schöne Bilder! … und den Text mag ich noch lieber 🙂
Vielen Danke, liebe Gesa.
Oh ja, genau so und nicht anders.
Danke für schöne Erinnerungen.Sehr gerne, Simone!
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