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»If you need lovin‹, then hmm, mmm, I’ll travel.« (The Sonics – Have love, will travel)
Viele Menschen suchen die Liebe auf Reisen. Andere hingegen gehen auf Reisen,um einer unglücklichen Liebe in der Heimat zu entfliehen, oder ihr Herz nach einer Enttäuschung vom Kummer abzulenken. Die Reiseliteratur quillt über von Geschichten über amouröse Begegnungen, die Reisenden eine Rückkehr in die Heimat vereitelt haben. Selbst dubiose RTL2-Reportagen berichten heute über diese besondere Art der Partnerfindung. Und in jedem Musik-Genre lässt sich mindestens einer finden, der die Liebe zwischen Reisenden besungen hat.
Als ich vor einigen Jahren meine lange Reise begann, wusste ich nicht, wie lange sie letztendlich dauern würde. Ich war auf alles gefasst. Alle Verträge in Deutschland waren gekündigt oder auf Eis gelegt, alle Rechnungen bezahlt, alle Schulden eingetrieben, mein Studium endlich abgeschlossen. Mein Hab und Gut war in klobige Kartons verpackt und im Keller meiner Eltern verstaut worden. Auch die Finanzen waren geklärt. Ich hatte einen Batzen Geld gespart, die Reise begann zudem mit einem Job in den USA. Und so hatte ich, als ich den One-Way-Flug nach San Francisco bestieg, wirklich nicht den geringsten Schimmer, wohin es mich am Ende verschlagen und wie lange ich von Zuhause wohl fortbleiben würde. Eine wilde Mischung von widersprüchlichen Gefühlen überkam mich, wenn ich genauer über meine außergewöhnliche Lebenssituation nachdachte: Freiheit, Einsamkeit, Abenteuer, Ungewissheit, Offenheit für alles.
Wenn man nicht weiß, wohin die Reise geht…
Ich verließ Deutschland mit einem Herzen, das sich in einer Art Neutralzustand befand. Eine Beziehung war in die Brüche gegangen, nicht zuletzt, weil diese geplante Reise seit langer Zeit zwischen uns gestanden hatte. Doch die endlosen Briefe voller enttäuschter Worte sowie die bitteren Tränen am Telefon lagen schon eine Weile zurück. Ich war geläutert. »No hard feelings«, wie sich ein solcher Gemütszustand im Englischen viel prägnanter beschreiben lässt. Und gerade dieser Zustand machte mich offen für alles, was da kommen mochte.
Zwar hatte ich mein Leben zuhause gern. Und doch konnte ich mir damals auch wirklich gut vorstellen, woanders etwas völlig Neues aufzubauen. Meine ganze Familie ahnte, dass ich eventuell gar nicht mehr von dieser Reise zurückkehren würde. Sie empfanden diesen möglichen Ausgang als lauernde Gefahr, ich selbst begriff ihn als große Chance. Alleine die Tatsache, dass ein solcher Ausgang überhaupt im Bereich des Möglichen lag, versetzte mich bereits in einen ganz neuen Geisteszustand. Ich hatte schon damals so ein Gefühl, dass es im Leben nicht viele Momente geben würde, zu denen man in jeder Hinsicht so ohne Verpflichtungen ist. Ich hatte zuhause nichts, wohin ich zurückkehren musste – keinen Job, keine Partnerin, keine Wohnung, keinen Besitz, ja, nicht mal eine Idee, was ich eigentlich mit meinem Leben anfangen wollte. Wann, wenn nicht jetzt!
Natürlich hatte ich auch stets die Möglichkeit im Kopf, dass ich mich unterwegs verlieben und mir mit dieser Frau vielleicht sogar eine Existenz aufbauen würde. Irgendwo. Irgendwas. Würde man dann ja sehen.
Denn tief in mir drin bin ich ein großer Romantiker. Mit einer ausgeprägten Fantasie: Eine dunkelhaarige Schönheit in Mexiko, eine saribewandete Inderin mit Mandelaugen, eine freiheitsliebende Reisende aus irgendwo mit von der Sonne gebleichten Haaren… Als ich mir auf dem Flug all diese Möglichkeiten ausmalte, überkam mich ein warmer Schauer. Doch es sollte anders kommen.
Gebraucht man Liebe lautmalerisch als Synonym für Sex, so liesse sich schnell behaupten, dass die Liebe auf Reisen an jeder Ecke wartet. Denn, und das muss ich niemandem erzählen, der schon mal für eine Weile unterwegs war, ein amouröses Abenteuer lässt sich ›on the road‹ deutlich leichter finden als zu Hause. Alle Reisenden befinden sich in einer Art Spezialmodus, herausgerissen aus ihren üblichen Beschränkungen, gesellschaftlichen Zwängen und Ängsten. Außerdem sieht man einander vermutlich eh nie wieder, da gibt es auch weniger zu verlieren. Und so ist auch noch der Verklemmteste am anderen Ende der Welt plötzlich in der Lage, seine Sexualität auszuleben.
Und so reiste ich und gab mich der ›Liebe‹ hin, so ausgiebig wie die meisten Anderen, die ich unterwegs traf. Mal tat man sich für ein paar Tage zusammen, wenn die Reisepläne übereinstimmten. Oft schwor man sich, einander zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort wiederzusehen. So weit, so gut.
Mein Herz jedoch blieb kühl. Manchmal war ich kurz im Glauben, dass da mehr war, aber nach ein paar Tagen zog ich dann schließlich doch wieder alleine weiter. So sehr ich es mir manchmal gewünscht hätte, eine wirkliche Verliebtheit wollte sich einfach nicht einstellen. Vielleicht war es auch der omnipräsente Drang, auf dieser Reise noch so viel mehr Orte und Länder zu sehen, noch so viel mehr Menschen kennenzulernen, der meinen Emotionen unterbewusst einen Riegel vorschob. Ehe ich mich versah, saß ich jedenfalls wieder ganz alleine in einem alten Bus oder an einem neuen Ort und lernte auf die harte Tour, dass auch das Gefühl der Einsamkeit auf Reisen viel intensiver sein kann als zu Hause.
Doch dann, auf Caye Caulker, einer malerischen kleinen Insel vor Belize, passierte plötzlich und unangekündigt etwas, von dem ich sofort glaubte, dass es die ganze Reise verändern oder gar beenden konnte. Ich war mittlerweile etwa seit einem halben Jahr unterwegs.
Eines Morgens befand ich mich auf meinem obligatorischen Rundgang um die entzückende karibische Insel. Ich genoss die Sonnenstrahlen, die schwüle, salzige Luft und die Reggae-Schwaden, die immer mal wieder aus den simplen Hütten herüberwehten. Wie jeden Morgen passierte ich den Imbisstand von Marla, um zu checken, ob es auch heute wieder den besten Hummer der Welt zum Lunch geben würde. Würde es.
Doch kaum hatte ich den aus Treibholz improvisierten Stand passiert, blickte ich völlig unvermittelt in ein umwerfendes, gebräuntes Gesicht mit grünen Augen, umweht von strohblonden Haaren. Sie lächelte mich an. Es war um mich geschehen. Instantly! Ich war so durch den Wind, dass ich es nicht mal fertig brachte irgendetwas zu sagen. Stattdessen trabte ich einfach weiter, nun jedoch mit einem dümmlichen Grinsen quer über dem Gesicht.
Nennt mich naiv. Aber ich glaube an die Liebe auf den ersten Blick. Ich hatte dieses sagenumwobene Gefühl einmal als Teenager erlebt, und es war gegenseitiger Natur gewesen. Ein emotionales Feuerwerk dieser Intensität hatte ich danach nie wieder gespürt. Doch das hier war nah dran!
In den nächsten Tagen dachte ich einzig und allein an sie, die mysteriöse Frau meiner Träume, an der ich vorbeigelaufen war, ohne zu handeln:
Wer war sie? Wo kam sie her? Wie hiess sie? Und, vor allem: War sie noch immer auf der Insel?!
Stundenlang lief ich von nun an jeden Tag alle Wege des kleinen Eilands ab, schaute in die Traveller-Bars und die 2nd-Hand-Buchläden, scannte die wenigen Strände, und machte sogar unregelmäßige Stichproben am Fährhafen. Einmal lüftete ich gar einen Vorhang zu einer der Hütten, da ich glaubte, sie habe sich vielleicht zu den kiffenden Einheimischen gesellt, die dort tagein, tagaus im Schatten in ihre Hallgeräte toasteten. Doch nichts! Weder sie, noch ihre unscheinbare Begleiterin tauchten wieder auf. Sie waren wie vom Erdboden verschlungen. Meine Hoffnung schwand, langsam aber zusehends.
Supermarkt mit Kunstbasar auf Caye Caulker
Abends lag ich in der grob gewebten Hängematte meiner Terrasse und malte mir unser gemeinsames Leben aus. Vor meinem geistigen Auge sah ich unsere Nachkommen durch den Garten springen, sah sie und mich Hand in Hand, in weiß vor einem Priester stehen, obwohl ich nicht mal getauft war. Um den angenehm-unangenehmen Schmerz meines Liebeskummers noch zu unterfüttern, zupfte ich die mexikanischen Lieder auf der Gitarre, die ich an der Universität von Guadalajara gelernt hatte. In jedem einzelnen von ihnen ging es nur um Liebe und Enttäuschung. Ein einzelner Gecko, vermutlich in einer ähnlichen Situation wie ich, lauschte geduldig meinen Klageliedern.
Einsamer Begleiter in Stunden schweren Liebeskummers
So schwer mir die Entscheidung fiel, beschloss ich am dritten Tag der erfolglosen Suche, die Insel zu verlassen. Ich wollte eigentlich längst weg sein und Caye Caulker hatte mir wahrlich nichts mehr Neues zu bieten. Nicht mal Hummer mit Knoblauchbutter konnte ich mehr sehen… Nicht ganz frei von Zweifeln packte ich meine Habseligkeiten zusammen, in Gedanken versunken trug ich Rucksack und Gitarre zum kleinen Hafen, von dem aus die simplen Holzboote in Richtung Festland aufbrachen. Als ich mein Ticket bezahlt hatte und bereits zusammengekauert im Boot saß, wurden die Zweifel jedoch plötzlich riesig. Was, wenn diese Frau der eigentliche Grund für meine Reise war? Was, wenn sie vom Schicksal dafür vorgesehen war, die Mutter meiner Kinder zu werden?
Als das Boot gerade abgelegt hatte und der Mann am Steuer schon im Begriff war, den Außenborder anzufeuern, hielt ich es nicht mehr aus. Ich sprang auf und rief »Alto! (Stop!)« Die anderen Reisenden betrachteten mich mit einer Mischung aus Unverständnis und Genervtheit. Doch nun war mir alles egal. Ich nötigte den Fährmann, zum Pier zurück zu paddeln, dessen fragenden Gesichtsausdruck ich mit nur einem Wort quittierte: »Amor!« Wie erwartet beseitigte das umgehend seinen ganzen Missmut und er vertäute das Boot sogar noch einmal sorgfältig, damit ich auch sicher an Land kam. Schulterzuckend blickte er als Entschuldigung kurz in die Runde der anderen Passagiere. Es war »Amor« im Spiel, was konnte er da schon ausrichten?! »Amor« (Liebe) und »Corazon« (Herz) – in diesem Teil der Welt konnte man mit diesen Begriffen nahezu alles rechtfertigen!
Und dann lief ich noch einmal um die gesamte Insel, diesmal mit meinem ganzen Gepäck. Und einer mittlerweile an Wahnsinn grenzenden Entschlossenheit. Ein verzweifelt nach der Liebe Suchender. Ein von einer romantischen Idee Besessener. Ich hatte das Gefühl, jeder konnte mir ansehen, was in meinem corazon vor sich ging. Menschen machten mir ungefragt Platz, als ich jeden Quadratzentimeter der Insel nach meiner Traumfrau durchkämmte. Doch ich fand sie nicht. Wieder nicht.
Eine Stunde später hatte ich mir ein neues Bootsticket zum Festland gekauft und saß niedergeschlagen auf meinem Rucksack. Diesmal war ich entschlossen, die Insel zu verlassen. Ich gab mich geschlagen. Meine Angebete war weg, vermutlich schon seit Tagen. Ich hatte die Chance schlicht und einfach verpasst. Irgendetwas wollte mir das Schicksal vermutlich damit sagen. Irgendwann würde das sicher alles Sinn ergeben.
Noch immer konnte ich kaum glauben, dass mich dieser eine kurze Blick in ihr Gesicht so sehr aus der Bahn geworfen hatte. Doch nun war es vorbei. Aus und vorbei. Kein Grund, weiter darüber zu spekulieren, was wohl aus uns geworden wäre. Ich würde mich nun einfach auf schnellstem Wege zurück aufs Festland begeben, dort ein paar Biere trinken und dann den ersten Bus in Richtung Honduras besteigen. Ein neues Land, um auf neue Gedanken zu kommen. Das war meine Geisteshaltung der Stunde.
Doch der Kapitän der Barke machte mir einen Strich durch die Rechnung. Während erneut knapp 15 Leute ungeduldig auf die Abfahrt warteten, fragte mich der Alte in aller Seelenruhe, was mit mir eigentlich los sei:
»Aufs Boot drauf, vom Boot runter, wieder aufs Boot drauf…«
Mein Spanisch war mittlerweile gut genug, um ihm zumindest einen kurzen Abriss des inneren Zwiespalts zu geben, der mir das Herz zerriss. Die Wörter corazon und amor fielen unweigerlich mehrere Male, ich kam gar nicht drumherum. Als ich zu Ende gesprochen hatte, griff der betagte Mann sich meinen Rucksack und lud ihn höchstpersönlich wieder aus dem Boot aus. Dann bat er mich, ihm mein Ticket zu übergeben und sagte, er würde es gut verwahren. Und jetzt sollte ich bitte endlich die Frau finden, die mich so verzaubert hatte! Verstand ich ihn richtig, sagte der alte Insulaner mit dem faltigen Gesicht, dass man eine solche Chance nicht oft im Leben bekomme. Tauche sie aber auf, dürfe man sie unter keinen Umständen verstreichen lassen!
Und so machte ich mich ein weiteres Mal auf die Beine, und klapperte all die schmalen Sandpfade ab, die die Insel umrundeten. So langsam nahm das alles absurde Züge an. Ein paar der wenigen Einwohner Caye Caulkers grüßten mich bereits mit einem spöttischen Unterton. Und doch hatte ich diesmal ein unterschwelliges Gefühl, dass ich sie nun endlich treffen würde. Sie befand sich aller Wahrscheinlichkeit zum Trotz doch noch immer auf der Insel. So esoterisch es vielleicht klingen mag, ich konnte spüren, dass sie ganz in meiner Nähe war.
Nach nur zehn Minuten Fußmarsch erblickte ich sie von Weitem. Sie saß im Bikini auf einer Mauer am Strand und las ein Buch. Mir fiel das Herz in die Hose. Nicht nur ihr Gesicht, auch ihr Körper war so perfekt, dass es fast wehtat. Ich war kurz davor, einfach wieder wortlos an ihr vorbeizulaufen. Doch noch einmal durfte mir das nicht passieren! Und so nahm ich all meinen Mut zusammen, marschierte strammen Schrittes zu ihr hinüber und sagte entschlossen Hallo. Ihre grünen Augen blickten mich schräg von unten an und wirkten auf mich so zauberhaft wie isländische Geysire. Ihr Mund, ganz offensichtlich zum Küssen gemacht, formte ein Lächeln, das mich an den Rande einer Ohnmacht brachte. »Hi!«, strahlte sie mich an, als hätte sie den ganzen Tag, ja, ihr ganzes Leben nur auf mich gewartet. Ich hätte weinen mögen vor Glück.
Doch wieder kam alles ganz anders.
Wir saßen auf der Mauer und quatschten. Ich hatte mich offenbar flink meines Gepäcks entledigt, ohne es überhaupt mitzubekommen. Ich hatte nur noch Augen für sie. Alles an ihr war zum Schreien schön. Ihre sonnengebleichten Haare flatterten ungezügelt in der lauen karibischen Brise, immer wieder fiel ihr eine der salzigen Strähnen in den rotglühenden Mundwinkel. Ihren wundervollen Körper hatte sie so aufrecht auf der Mauer platziert, als gehöre ihr die ganze Insel. Auf ihren perfekten Wangen, bespannt mit der Haut einer Göttin, bildeten sich Krusten aus Meersalz. Symmetrische Krusten! Ihre Zehen, schöner als alle, die ich in meinem Leben je gesehen hatte, gruben spielerisch im weißen Sand. Nicht einmal die Fliegen trauten sich an sie heran. Ihre Augen schienen alle Sonnen des Universums auf einmal widerzuspiegeln. Ihr makellos bezahnter Mund formte Worte. Und da war das Problem.
So sehr ich mich anfangs weigerte es einzugestehen, und so krampfhaft ich mich an der Illusion festklammerte, die ich von ihr hatte, so musste ich doch nach nur zehn Minuten einsehen, dass wir nichts miteinander zu tun hatten. Gar nichts. Nicht einmal den Ansatz eines kleinsten gemeinsamen Nenners. Ellin, diese unbeschreibliche Schönheit aus Norwegen, verblasste zusehends mit jedem Satz, der über ihre karmesinnroten Lippen kam, die ich noch eben ohne Einleitung hatte küssen wollen. Meine Liebe zu ihr schmolz dahin wie Alteisen in einem schmutzigen Hochofen. Selbst ihre Attraktivität war schon bald nur noch Mittelmaß. Ich konnte nichts dagegen tun. Nach nur wenigen Minuten war nichts davon übrig. Das Interessanteste war, dass sie weder von meiner anfänglichen Zuneigung noch von meinem plötzlich einsetzenden Gefühlswandel auch nur das Geringste mitzubekommen schien. Am Ende unserer Unterhaltung war ich mir sicher, dass sie jeden Typen exakt so behandelte wie mich gerade, auf welcher Mauer welchen Eilands auch immer sie gerade ihre Schönheit in die Welt hinausschrie.
Übrig blieb eine auf ein Stück Taschentuch gekritzelte email-Adresse sowie die Aussicht, Ellin in Honduras wiederzutreffen. Ich wusste schon jetzt, dass es dazu niemals kommen würde. Und war OK damit. Völlig OK. So wenig ich es mir auch erklären konnte, so hatte sich doch die komplette Verliebtheit ungefähr so schnell verflüchtigt wie sie aufgetaucht war. Mein Herz war schlagartig wieder frei und offen für die Abenteuer, die noch vor mir lagen. Von einem Moment zum nächsten. Ein Hauch von Traurigkeit darüber, dass die Liebe mich auf ein Neues nur gestreift hatte, wurde schnell abgelöst von einem Gefühl großer Erleichterung, dass ich das wenigstens noch hatte klären können, bevor ich die Insel verließ.
Am Pier wartete bereits der alte Kapitän mit meinem Ticket in der Hand. Ich war ihm sehr dankbar. Ihm, und der generellen Obsession der Mittelamerikaner mit Gefühlsangelegenheiten. Überraschenderweise wollte er gar nicht viel von mir wissen, eigentlich nur, ob ich nun endlich bereit sei, Caye Caulker zu verlassen. Ich bejahte entschlossen. Bevor er mit seiner wettergegerbten Hand das kleine Kassettenradio mit der Bachata-Compilation einschaltete, lächelte er mit der Zigarette im Mund breit in meine Richtung. Aus dem Mundwinkel nuschelte er vergnügt: »El amor – la mas grande aventura de la vida!« (Die Liebe – das größte Abenteuer des Lebens)
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Antworten
Angefangen zu lesen, reingezogen worden, zu Ende gelesen 🙂 Das war ein sehr schöner Einstieg in den Montag heute morgen.
Das freut mich sehr, Joas! Danke und allzeit safe travels! Marco
Wunderschön erzählt. Habe kräftig mitgefühlt.
Und danke für die Erinnerung an eine schöne Zeit auf Caye Caulker.
»Go Slow!«…go slow… there is no hospital on the island but two cemeteries? 😀
Hah hah, ›Go slow‹! Die Schilder hatte ich ja ganz vergessen! Vielen lieben Dank für Dein Lob!
Safe travels,
Marco
Schön, wirklich sehr schön geschrieben.
Ich mag besonders die Gedanken zu deiner Herangehensweise an die ganze Reise, die Schilderung deiner Eindrücke und Erlebnisse der ersten Monate und den plötzlichen Bruch… wahrscheinlich weil ich diesen Teil aus eigener Erfahrung sehr gut nachvollziehen kann. Irgendwann gab es dann eine Begegnung und ich habe genau die Chance des Zurückgehens, Initiative-Ergreifens, die sich einmal ganz kurz ergeben hat, nicht ergriffen und mich wochenlang darüber geärgert…
Und dann gab es doch eine weitere Begegung, vier Monate später, auf einem anderen Kontinent.… und es alles ganz schnell ganz anders als erwartet: einfach weggeblasen. Aber das angenehm-unangenehme Gefühl in der Zwischenzeit hatte trotzdem seinen Reiz 🙂 – Danke dir für’s Erinnerungen aufleben lassen 😉Vielen Dank für Dein Lob, Sylvia! Schön, wenn ich mit meiner Geschichte Erinnerungen aufleben lassen konnte. Und witzigerweise war ich mir gerade unsicher darüber, ob die ersten Absätze wirklich in die Geschichte mit reinmüssen. Jetzt bin ich beruhigt!
Safe travels,
Marco
Ein wunderschöner Bericht – auch ohne Liebes-happy-end. Die Liebe kommt – meistens wenn man gar nicht damit rechnet!
Mein Kuba- Bericht ist jetzt fertig.
Liebe GrüßeNic
Danke, Nicole! Und ja: Das stimmt. Manchmal nämlich auch erst, wenn man wieder zu Hause ist. 😉
Safe travels,
Marco
Schöne Story!
Sehr schön geschrieben, Marco! Ich konnte gar nicht aufhören zu lesen, weil ich unbedingt das Ende wissen wollte. Dieses Gefühl, wenn man sich in jemanden verliebt/verknallt und dann beim Kennenlernen merkt, dass man eigentlich gar nicht viel gemeinsam hat, ist mir auch schon passiert. Die Erkenntnis ist erst mal doof, letztendlich aber auch gut, dann kann man dieses Thema »abhaken« und quasi mit offenem Herzen weiterziehen… Oh man, aber Liebe auf den ersten Blick, so was ist mir noch nicht passiert – bin ein wenig neidisch. 😉
Danke, Mandy! Genau so ist es. Hätte ich nicht noch herausgefunden, dass sie nicht die Richtige für mich war, hätte mich diese ganze Geschichte sicherlich noch ein paar Wochen beschäftigt. So war wenigstens alles wieder offen.
Und was die Liebe auf den ersten Blick angeht: Du hast ja noch ne Menge Zeit! 😉
Liebe Grüße,
Marco
Bild: lazy lizard bar @ »the split« *seufz*
Hallo Marco!
Wunderbar erzählt, sehr leichtfüßig, konnte mich sehr gut in Dich hineinversetzen und mitfühlen. Das hat mich sehr daran erinnert, wie ich verzweifelt nach einer unbekannten Schönheit in Ubud gesucht habe; als wir uns begegnet waren, hatten wir beide nichts vernünftiges herausgebracht und wegen eines späteren Treffens so verpeilt aneinander vorbeigeredet, dass sich das Wiederbegegnen am Ende als unmöglich erwies. Bald kannte ich alle Transportunternehmer der Umgebung, rätselte mit ihnen über Variationen des Namens des Hotels/Restarants, in dem wir uns wiedertreffen wollten. Die haben sich köstlich amüsiert, waren aber auch fasziniert von meiner Hartnäckigkeit. Schön, dass ich nicht der letzte verbliebene Romantiker mit Hardcore-Kopfkino (Hochzeitspläne vor dem zweiten Schritt…) bin 🙂 Für die Momente, in denen die Liebe auf beiden Seiten entstand, war es das mehr als wert! Und wird es immer sein…
Liebe Grüße! OleanderDanke, Oleander! Wenn ein Attribut ein großes Kompliment ist, dann ist es wohl leichtfüßig! Ich bin ganz mit Dir, was die Romantik angeht. Auch wenn man sich noch so zum Affen macht, sollte man nie aus Scham davor eine Chance auf die Liebe verpassen!
Wie ist denn Deine Gesichte letztendlich ausgegangen?
Liebe Grüße,
Marcoso schauts aus; außerdem ist »sich zum Affenmachen« eine Spezialität von mir. Ich fand mich in Ubud in Hotels wieder, die überzeugt waren, ich wollte ein Zimmer mieten und mir eins schöner als das andere gezeigt haben, bis ich ihnen klar machen konnte, dass ich einen Gast suche und Einblick in das Gästebuch erhielt. Auch wenn ich meine rastlose Suche mir viele Sympathien eintrug und mir die Taxifahrer irgendwann Helikopter zur Suche anboten, war alles erfolglos. Aber ich habs versucht und irgendwann konnte ich herzlich über mich selbst lachen. Zur Liebe habe ich eine andere Geschichte verfasst, vielleicht findest Du Dich da wieder. Im Unterkapitel »die Sache mit dem Moskitonetz« habe ich mich richtig anständig zum Affen gemacht. Ach, die Liebe…
http://reflexioneneinessuchenden.blogspot.de/2013/03/reisereportage-heaven.html
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