Der Tag am Meer

N04° 08.937′. E103° 24.510′. Das süd­lichs­te Zeit­loch, in das wir bis­her gefal­len sind. Das Drit­te. Ago­n­da in Indi­en. Pame in Nepal. Cher­a­ting also. Geplant war, hier eini­ge Tage zu blei­ben. Heu­te ist genau ein Monat vor­über. Ein Hal­ber soll noch hin­zu­kom­men. So soll es sein. Wir wol­len Meer. Doch wie genau lan­det man in einem Zeit­loch? Auf jeden Fall unge­plant und unge­bremst! Wir errei­chen einen Ort und fin­den ihn viel­leicht erst nur so mit­tel. Müde von der Fahrt in der sen­gen­den Hit­ze, hüp­fen wir gera­de noch kurz in die Bran­dung, packen ein paar Din­ge aus, berei­ten schnell etwas zu essen zu – und gehen früh zu Bett. Wir schla­fen tief. Doch schon beim nächs­ten Augen­auf­schlag ist da die­ser Moment. Ich spü­re das Meer. Ich höre das Meer. Ich füh­le das Meer. Ich rie­che das Meer. Wir ste­hen auf und wer­den uns plötz­lich der Magie die­ses zunächst völ­lig unschein­bar wir­ken­den Ortes bewusst.

 

Jetzt bist Du da, ein Stück Dei­ner Zukunft dabei.
Es ist schon lan­ge klar. Du fühlst Dich frei.
Wenn die Zukunft zur Gegen­wart wird hast Du’s getan.
Das War­ten … war es wirk­lich Dein Plan?

Also gut. Auf­ste­hen. Rein in die Bade­sa­chen. Schwim­men gehen. Noch vor dem ers­ten Kaf­fee. Wett­lauf ins Was­ser. Sand zwi­schen den Zehen spü­ren. Abküh­len. Meer! Schnell ist die erbar­mungs­lo­se Hit­ze Kua­la Lum­purs ver­ges­sen. Wind in den Haa­ren. Unter­tau­chen. Trei­ben las­sen. Sich der Schön­heit die­ses Fle­cken Erde gewahr wer­den. Wir bewe­gen uns mit den Wel­len. Wir sind am Meer!

 

Dann ver­schwin­det die Zeit. Dar­auf Du in ihr.
Wol­ken schla­gen Sal­ti. Du bist nicht mehr bei Dir.
Die Zeit kehrt zurück. Und nimmt sich mehr von sich.
In ihr bist Du schnel­ler. Denn Meer bewegt Dich.

 

 

Schnell wird ein etwas aus­ge­dehn­te­rer Auf­ent­halt an die­sem Strand nicht mehr aus­ge­schlos­sen. Also gut. Kurz mal bei den Nach­barn vor­bei­schau­en. Hal­lo sagen. Okay dass wir hier ste­hen? Für ein paar Tage? Okay! Wir dür­fen uns bei Ruby – und dem ein­zi­gen Guest­house weit und breit – am Lei­tungs­was­ser bedie­nen. Das bedeu­tet Frei­heit für uns! Ist das nicht wun­der­bar!
Also gut. Wei­ter. Vor­zelt auf­bau­en. Tisch und Stüh­le raus. Wasch­wan­ne für die san­di­gen Füße fül­len. Beach­ball Schlä­ger aus den Tie­fen einer Kis­te ber­gen. Falt­bikes auf­bau­en. Und auf­pum­pen. Yoga­mat­te sau­ber machen. Wäsche­lei­ne span­nen. Einen Grill Schräg­strich Ofen Schräg­strich Herd bau­en. Tro­cke­nes Treib­holz gibt es satt. Was wol­len wir Meer?

 

Im Moment ist die Tat die Du tust Augen­blick.
Denn Dein Auge erblickt was Du tust und erschrickt
vor dem Ding das Du kennst weil es immer da war.
Die Musik ist aus … und ist immer noch da.

 

Im etwa 3 km ent­fern­ten, mit dem Fahr­rad leicht zu errei­chen­den Dorf fin­den wir alles was wir brau­chen. Toast­brot-Index: 2 /​/​ SIEHE PUNKT 68. Den Muez­zin hören wir aus dem Bett. Die freund­li­chen Fischer fischen täg­lich und brin­gen uns Fri­sches. Ein­fach so. Nach dem Frei­tags­ge­bet wird es bunt am Strand. Pick­nicks. Tur­tel­täub­chen. Cam­ping. Bun­te Kopf­tü­cher und lau­te Kin­der. Und Meer. Hin und wie­der fährt sich jemand im Sand fest. Und auch am Wochen­en­de gibt es immer was zu sehen. Für den Rest der Woche gehört das Meer uns allein.

 

Doch jetzt ist alles anders, denn wir sind mit­ten­drin.
Es dreht sich nur um uns und es ist nichts wie bis­her.
Das macht uns zu Brü­dern. Mit dem Tag am Meer.

 

 

Wir glei­ten unauf­halt­sam in den Zeit­loch-Modus. Ein­fach so. Wir ste­hen – mal wie­der – auf sobald wir mun­ter sind. Wir gehen – mal wie­der – schla­fen wenn wir müde sind. Unse­re Kör­per schrei­en nach der Bewe­gung die sie on the road oft­mals ver­mis­sen. Schwim­men. Lau­fen. Asa­nas. Inha­le. Exha­le. Natür­lich am Meer. Wir lau­fen sobald das Was­ser nied­rig ist. Wir schwim­men sobald das Was­ser ruhig ist. Shir­sha­sa­na sobald der Wind etwas schwä­cher wird. Wir fol­gen den Rhyth­men der Gezei­ten. Des Winds. Des Mon­des. Der Son­ne. Und des Mee­res.

 

Du atmest ein, Du atmest aus.
Die­ser Kör­per ist Dein Haus und dar­in kennst Du Dich aus.
Du lebst. Du bist am Leben.
Und das wird Dir bewusst – ohne nach­zu­den­ken,
nur auf­grund der eige­nen Lebens­lust.

 

Unse­re Gedan­ken dre­hen sich um die Zukunft. Mit­un­ter um unse­re eige­ne. Und es sind Schö­ne. Wir haben Lust. Auf alles was kommt. Wir sind flei­ßig. Wir schrei­ben. Wir reden. Mit­ein­an­der. Mit unse­ren Fami­li­en. Und mit unse­ren Her­zen. Wir buchen ein Schiff. Und einen Flug. Wir schmie­den Plä­ne. Wir sto­ßen Kugeln an auf dem grü­nen Filz des Lebens­bil­lard­tischs und schau­en was pas­siert. Wir spre­chen über Ban­den die len­ken – und wel­che die das nicht mehr tun sol­len.

 

Das Gefühl das Du fühlst sagt Dir es ist soweit.
Es ändern sich Zustand, der Raum und die Zeit.
Der Ver­stand kehrt zurück doch Du setzt ihn nicht ein.
Jeder Schritt neu­es Land. Wird das immer so sein?

 

Ruby ver­wöhnt uns. Mit Früh­stück hier und da. Mit Fried Bana­nas. Und mit der bes­ten ABC Soup der Welt. Sie nimmt uns mit in die nächs­te Stadt. Wir kau­fen groß ein. Am Abend kochen wir Spa­ghet­ti in gro­ßen Töp­fen für die gan­ze Fami­lie. Unser Dan­ke­schön. Für ein­fach mal alles! Wir unter­hal­ten uns mit den Spa­zier­gän­gern am Strand. Wir backen Brot. Wir schwim­men mit Ruby’s Hun­den. Wir kochen Kar­tof­feln auf dem offe­nen Feu­er. In der Früh ent­de­cken wir die Spu­ren der Rie­sen­schild­krö­ten. Wir fei­ern Ostern. Wir fei­ern Rei­se­ge­burts­tag. Wir fei­ern das Leben. Wir spie­len Back­gam­mon. Wir lackie­ren den Tank. Heu­te ist Fei­er­tag. Auch hier. Bern­hard aus Süd­afri­ka lädt uns ein zum Bar­be­cue am Strand.

Du spürst die Lebens­en­er­gie die durch Dich durch­fließt,
das Leben wie noch nie in Har­mo­nie und genießt.
Es gibt nichts zu ver­bes­sern. Nichts was noch bes­ser wär.
Außer Dir im Jetzt und Hier. Und dem Tag am Meer.

 

Nein. Es gibt defi­ni­tiv nichts zu ver­bes­sern. Nichts was noch bes­ser wär.
Außer Dir im Jetzt und Hier. Und dem Tag am Meer. Dan­ke, Meer!

 

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Lyrics: Andre­as Rie­ke, Micha­el B. Schmidt, Tho­mas Dürr, Michi Beck

 

 

Erschienen am



Antworten

  1. Avatar von Dina

    Ohhh, für so einen Tag am Meer wäre ich auch zu haben. 🙂 Sehr schön geschrie­ben, ich hab jetzt rich­tig Lust auf eine fri­sche See­bri­se.
    LG aus dem Pas­sei­er­tal

    1. Avatar von Jen und Peter

      Meer geht ein­fach immer. Viel Freu­de bei der Vor­freu­de auf das nächs­te Ein­tau­chen.
      Son­ne satt, Jen und Peter

  2. Avatar von Flo
    Flo

    Sehr schön geschrie­ben, war für ein Mini-zeit­loch mit dabei am Meer 🙂 der Song bringt mich oft dort hin und das Fern­weh holt mich ein…
    https://www.youtube.com/watch?v=tGOXVdUY87M

    LG Flo

    1. Avatar von Jen und Peter

      Hey Flo,
      dan­ke für den Song! Immer wie­der gut!
      Genieß das Fern­weh …

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