Der mysteriöse Quallensee

Als der Mee­res­spie­gel vor tau­sen­den Jah­ren sank und die ers­ten Berg­spit­zen wie­der sicht­bar wur­den, waren Noah und sei­ne tie­ri­schen Beglei­ter froh, als sie nach unend­lich lan­gen Tagen auf hoher See end­lich wie­der Land unter den Füßen spü­ren konn­ten. Mit schwim­men­den Kis­ten hat­te Noah ja mal so rein gar nichts am Hut, denn gelebt hat­te er damals mit­ten im Land, als die gro­ße Flut kam und die Erde in ein durch­ge­hen­des Blau umhüll­te. Doch wäh­rend er und die Tie­re sich über die wie­der erlang­te Frei­heit freu­ten und das Land besie­del­ten, hat­ten eini­ge ande­re Lebe­we­sen die­ser Erde nicht beson­ders viel Grund zur Freu­de. Eine Hand voll mys­te­riö­ser Mee­res­ge­schöp­fe wur­den zeit­gleich in einem See namens Onge­im’l Tket­au gefan­gen genom­men. In einem See, aus dem sie bis heu­te nicht mehr frei kom­men, oder etwa doch? Der Qual­len­see!

4. Sonnenstrahlen

Eine Hand voll selt­sa­mer Geschöp­fe hat­te das Glück zur fal­schen Zeit am fal­schen Ort zu sein. Denn wäh­rend sich der Mee­res­spie­gel auf unser heu­ti­ges Nor­mal 0 absank, wur­den sie gefan­gen. Nur weni­ge hun­dert Meter schrof­fes Gestein, bedeckt von einem dich­ten Man­gro­ven­wald, trennt sie nun für immer von der gro­ßen Frei­heit – dem Meer. Ihr Lebens­raum hat sich auf 410 m Län­ge, 200 m Brei­te und eine maxi­mal Tie­fe von 30 m mini­miert. Das ist nun das Schick­sal der gol­de­nen Qual­len auf Palau.

3. Atemberaubende Geschöpfe

So oder ähn­lich erklä­ren sich For­scher die Ansie­de­lung der Qual­len in einem der Mari­ne­seen auf Palaus ein­zig­ar­ti­gen Inseln am Ran­de von Mikro­ne­si­en. Durch die weni­gen, win­zi­gen, unter­ir­di­schen, bei­na­he an der Was­ser­ober­flä­che befin­den­den Was­ser­ka­nä­le, wel­che den See kon­stant mit Salz­was­ser ver­sor­gen, kön­nen die unge­fähr­li­chen Qual­len unmög­lich in den See hin­ein­ge­lan­gen. So viel steht fest. Und da die­se eine Theo­rie nun logisch erscheint, muss sie her­hal­ten. Und eben jene Theo­rie muss auch den Bestand ähn­li­cher Qual­len in wei­te­ren 5 Seen auf Palau erklä­ren.

2. Einer von den 5 Seen in Palau.

In Kor­or der 12.000-Seelen Haupt­stadt von Palau orga­ni­sie­ren wir uns eine Geneh­mi­gung, um den Qual­len­see haut­nah zu erle­ben. Bereits im städ­ti­schen Rat­haus, wo uns eine Geneh­mi­gung von einer kor­pu­len­ten palau­ine­si­schen Dame aus­ge­stellt wird, bekom­men wir einen sal­zi­gen Vor­ge­schmack! Schlap­pe 100$ pro Per­son kos­tet eine 10-tägi­ge Erlaub­nis, um den See und die Rock-Islands mit Bril­le und Schnor­chel zu erfor­schen. Den über­teu­er­ten Tour­anbie­ter, um zum See zu gelan­gen, darf man sich anschlie­ßend selbst aus­su­chen. Doch so ist eben Palau: Teu­er! Das muss einem vor einer Palau­rei­se bewusst sein.

Doch was uns nicht bewusst war, dass das Schwim­men mit Mil­lio­nen von fried­vol­len, gol­dig schim­mern­den Qual­len unbe­schreib­lich ist! Wäh­rend wir in den See stei­gen, sehen wir in der Tie­fe die ers­ten Qual­len laut­los vor sich her pum­pen.

5. Eine Qualle im Jelly Fish Lake.

Wäh­rend an der Ober­flä­che asia­ti­sche Tou­ris­ten in ihren Schwimm­wes­ten krei­schen vor Ver­gnü­gen, ist unter Was­ser nichts zu hören. Du glei­test durch ein Meer von gol­de­nen Qual­len, tauchst tie­fer, die Qual­len strei­fen dei­ne Haut. Alles ist still, das Was­ser ist seicht und du bewegst dich mit leich­ten Flos­sen­schlä­gen immer tie­fer in den See. Die Anzahl der Qual­len steigt und alles um dich her­um bewegt sich in Zeit­lu­pen­ge­schwin­dig­keit. Du ver­folgst ein­zel­ne Qual­len und merkst gar nicht, wie die Zeit ver­geht und dei­ne Lun­gen nach fri­schem Sau­er­stoff ver­lan­gen. Die Son­nen­strah­len las­sen den See noch mys­te­riö­ser erschei­nen, als er ohne­hin schon ist. Lang­sam, sanft, leicht, wie eine Feder schwim­men die Geschöp­fe vor sich her. Ein ein­ma­li­ger Anblick, der einem schlicht­weg den Atem sto­cken lässt.

6. Renate taucht ab

8. Auftauchen

Auf mys­te­riö­se Art und Wei­se ver­schwan­den jedoch 1998 alle Qual­len aus dem See. Als hät­te sie jemand mit einem rie­si­gen Käscher her­aus­ge­fischt. For­scher sind dabei eine Lösung zu fin­den. Sie ver­mu­te­ten eine hei­ße Strö­mung aus dem Pazi­fik, die das Aus­ster­ben der wun­der­schö­nen Qual­len ver­ur­sacht hat. Doch mys­te­riö­ser wur­de es dann im Jah­re 2000, als wie­der ers­te Qual­len im See gesich­tet wur­den. Ver­geb­lich hat man nach einer Ant­wort gesucht. 2005 wur­den rekord­ver­däch­ti­ge 30 Mil­lio­nen Qual­len geschätzt.

1. Die Jellyfische von Palau

11. Qualle von unten

Wo sie in der Zwi­schen­zeit nun geblie­ben sind, oder wie sie in den See gelan­gen ist und bleibt wohl ein mys­te­riö­ses Rät­sel. Und eins haben nun auch die gol­de­nen Qual­len ver­stan­den: Sie leben nicht in einem Gefäng­nis, son­dern in einem Schutz­raum, denn drau­ßen, im gro­ßen, wei­ten Meer, könn­ten die­se ein­zig­ar­ti­gen Geschöp­fe wohl nicht über­le­ben.

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Antworten

  1. Avatar von Schwoable

    Das glaub ich, das ist bestimmt ein super Erleb­nis!! Allein die Bil­der sind schon fas­zi­nie­rend, kann gar nicht auf­hö­ren die anzu­se­hen! Geht wohl auch ande­ren so, wie ich gera­de noch lese! He, Wow, ein­fach nur wow!!!

    1. Avatar von RenArtis

      Ein ein­ma­li­ges Erleb­nis! Des­we­gen sind wir auch gleich zwei­mal hin 😉

  2. Avatar von Till
    Till

    inter­es­sant, exakt die sel­be »sting­less jel­ly­fi­sh« Spe­zi­es habe ich auf den Toge­ans in einem See foto­gra­fiert:

    https://lh5.googleusercontent.com/-w0LpWz9nXao/UVmVR9bTCII/AAAAAAAAKrY/rB2EgGHEvZE/w830-h553-no/IMG_2243.jpg

    1. Avatar von RenArtis

      Tol­les Bild! Sind dort auch so vie­le Qual­len im See?

  3. Avatar von Anne
    Anne

    Tol­le Auf­nah­men. Die Kame­rafra­ge woll­te ich auch gera­de stel­len. GoPro?

    1. Avatar von RenArtis

      Dan­ke für dein Lob, Anne!
      Von einer GoPro träu­men wir nachts! 😉 Aber üben tun wir schon mal mit einer Nikon Cool­pix AW100.

  4. Avatar von Mimi
    Mimi

    Holy Shit! Wahn­sin­nig schö­ne Bil­der.. mit wel­cher Kame­ra habt ihr da foto­gra­fiert & gefilmt?

    1. Avatar von RenArtis

      Hey Mimi!
      Da sagst du was! 🙂
      Wir haben mit der Nikon Cool­pix AW100 (Out­door­ca­me­ra) unser Aben­teu­er im JF-Lake fest gehal­ten.

  5. Avatar von Jana
    Jana

    Wow!!!! Atem­be­rau­ben­de Bil­der!!! Ich kann mich gar nicht satt sehen!!! Dan­ke fürs tei­len!!!!

    1. Avatar von RenArtis

      Gern gesche­hen!
      Dann weißt du, was dich im See erwar­tet: Du willst ein­fach nicht mehr raus!

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