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Wer es liebt, in den Bergen zu sein, kann nicht nach Peru reisen, ohne sich in die schneebedeckten Anden aufzumachen.
Cordillera Blanca, weißes Gebirge: ein Name wie eine Verheißung.
Was man dort findet: ewiges Eis, von Gletschern behangene Felswände, unnahbare Giganten. Firntürme, deren Gipfel aussehen wie Sahnehäubchen, die ein unsichtbarer Konditormeister in Richtung Himmel gezupft hat.
Im Nationalpark Huascarán stehen viele der schönsten Berge der Welt: der Artesonraju (6025 m), Vorbild für das Logo der Filmproduktionsfirma Paramount Pictures, der trapezförmige Alpamayo (5947 m), und der Doppelgipfel des mächtigen Huascarán (6768 m) selbst.
Der Nevado Pisco wiederum ist derjenige Gipfel, der für den konditionell erprobten und gut akklimatisierten Bergsteiger mit einem kundigen Führer vergleichsweise leicht zu ersteigen ist und dennoch das Gefühl von hochalpiner Ausgesetztheit erzeugt, der die Gegenwärtigkeit urgewaltiger Natur greifbar macht, der mit seinen 5752 Metern zwar nicht zu den höchsten Gipfeln der Region gehört, aber das Matterhorn immer noch um mehr als tausend Meter überragt.
Eine Besteigung in Bildern, zwischen Schwarz und Weiß, zwischen Schatten und Eis.
Laguna 69
Die Laguna 69 ist ein beliebtes Ausflugsziel für Tagestouristen im Llanganuco-Tal. Der Begriff Lagune suggeriert einen Überfluss an Vegetation, aber der Gebirgssee liegt auf 4600 Metern, es ist kalt und karg an diesem Ort.
Der Bergsteiger, der den Ausflug zum See für die Akklimatisierung nutzt, kommt den brüchigen Eismassen des weißen Gebirges hier schon sehr nahe. Die vereiste Südwand des Chacraraju fällt fast senkrecht mehr als tausend Meter in langgezogenen Falten und Verwerfungen hinab bis zu den Schuttmoränen oberhalb der Lagune. Die Gratwechten des Bergkamms sehen aus wie Baiser, die Hängegletscher wie eine zerfallene Quarkspeise, der Eissaum wie zerbröselter Kuchen.
Basislager
Das Basislager ist am Nevado Pisco – anders als an anderen Expeditionsbergen – gleichzeitig das letzte Lager vor dem Gipfel, es ist also ein Ort des Zweifels: Hält sich das Wetter? Gibt es Schnee? Zieht ein Sturm herauf?
Wer die fast lotrechte Südflanke des Pisco sehen will, muss vom Basislager noch einmal ein paar Höhenmeter bis auf den Kamm einer Geröllmoräne steigen. Der Bergsteiger sieht die überhängende Eispanzerung des Gipfelgrats, die langen Schatten auf der weißen Wand, und weiter unten: haushohe Bruchkanten im Eis, immer dort, wo die Architektur des Berghangs eine Felsstufe vorgesehen hat.
Man kann sich nur schwer vorstellen, wie es sein muss, wenn sich ein Serac aus der Gletschermasse löst und in tausend granitharte Eisbrocken zerfällt, ein Geräusch wie der Donner am Himmel.
Gipfel
Aufstieg in der Nacht, am frühen Morgen streifen die ersten Sonnenstrahlen das weiße Gebirge. Das Spiel von Licht und Schatten beginnt aufs Neue, aber hier oben, auf dem Gipfel des Nevado Pisco, ist es noch eindrucksvoller, die Linien im Eis sind noch schärfer gezeichnet in dieser Sonne, die noch nicht vermag, die nachtkalten Hände richtig aufzuwärmen.
Der Blick wandert zu den Bergriesen der Cordillera Blanca: Artesonraju, Alpamayo, Chopicalqui, Huascarán, Huandoy, Chacraraju – was für ein Ausblick! Was für eine surreale Formation aus Eis und Schnee!
Die eigene Gegenwart auf dem Gipfel zu spüren inmitten dieser monochromen Gratlinien, Eisbrüche und Couloirs, erzeugt im Herz des Bergsteigers ein kaum vergleichbares Gefühl von Lebendigkeit, von unmittelbarer Welterfahrung, von irdischer, aber in gleichen Teilen überirdischer, nicht mehr rationaler Präsenz des Menschen auf der Erde: Das Stoffliche kann nicht alles sein, denkt man.
Wie kann der Mensch einfach nur Staub werden im Angesicht dieser Bergwelt?
Abstieg
Der Tag wird sehr schnell heiß unter der Höhensonne, schon bald kann der Bergsteiger seinen dicken Pullover ausziehen. Der Schweiß löst die Sonnencrème von der Haut.
Die Schatten der Gletscherspalten gewinnen im Licht des Tages erst richtig an Kontur, schwarze Risse im Eis, bis zu 60 Meter tief, kalt und dunkel: die Menschenfresser des Hochgebirges.
Doch der Bergführer manövriert kundig durch den Gletscherbruch, der Schnee wird sulzig, das Gehen etwas beschwerlicher. Der Tag ist noch nicht allzu alt, als der Boden unter den Füßen wieder aus Felsen besteht. Das Licht ist jetzt schon sehr gleißend und leuchtet die Eiswände gänzlich aus.
Nach zehn Stunden ist der Bergsteiger wieder im Basislager.
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