Bekenntnisse eines Weintrinkers

Ich habe kein Pro­blem mit Alko­hol.

Ich gehe sogar so weit zu behaup­ten, im All­ge­mei­nen nicht dazu zu nei­gen, schnell Abhän­gig­kei­ten zu ent­wi­ckeln. Und obwohl ich defi­ni­tiv zu der Sor­te Genuß­mensch gehö­re, habe ich es größ­ten­teils geschafft, mich in den über­wie­gen­den Pha­sen mei­nes Lebens den meis­ten Süch­ten nicht voll­ends hin­zu­ge­ben.

Zuge­ge­ben. Ich habe mal geraucht. Aber das ist vor­bei. Und auch die Zei­ten exzes­si­ven Alko­hol­kon­sums sind größ­ten­teils über­stan­den. Jedoch muss ich mich einer Sache schul­dig spre­chen.

Wein.

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Denn in Anbe­tracht des edlen Reben­saf­tes wer­den all die­se Aus­sa­gen nich­tig.

Bei einem wahr­lich guten Trop­fen bin ich in einem alar­mie­ren­den Maße gefähr­det.

Und um hier die Wahr­heit zu spre­chen, war und bin ich in eini­gen Momen­ten mei­nes Lebens sehr davon über­zeugt, mich die­sem inne­ren Drang ohn­mäch­tig hin­ge­ben zu müs­sen. Denn die­ser einen Begier­de kann ich ein­fach nicht wider­ste­hen. 

Doch dafür gibt es gute Grün­de.

1. Ich genie­ße den Klang, den der Kor­ken pro­du­ziert, wenn er aus der Fla­sche gezo­gen wird, sehr.

2. Zu den schöns­ten Geräu­schen über­haupt gehört für mich das zar­te und wohl­klin­gen­de Gluck Gluck Gluck des ers­ten Ein­schen­kens.

3. Den Anblick einer lee­ren Fla­sche Wein fin­de ich über­aus bezau­bernd.

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Mei­ne Beweg­grün­de für den Ver­zehr von Wein hät­ten vor zehn Jah­ren nicht abwei­chen­der sein kön­nen.

An der Tank­stel­le direkt neben unse­rem Haus habe ich mir damals auf­fal­lend oft eine 1,5 Liter Fla­sche Lam­brusco gekauft. So oft, dass die ver­schie­dens­ten Ange­stell­ten des klei­nen Shops bereits wuss­ten, was ich möch­te, kaum hat­te ich das Geschäft betre­ten. Beim Kauf von Hand­ta­schen war für mich eines der wich­tigs­ten Kri­te­ri­en, dass eine 1,5 Liter Fla­sche Lam­brusco unauf­fäl­lig zu ver­stau­en ist.

Die­se besag­te Fla­sche Lam­brusco hat­te einen schwar­zen Schraub­ver­schluss, so dass der Klang, der beim Her­aus­zie­hen des Kor­kens ent­steht, gar nicht erst erwach­sen konn­te. Ich ver­zich­te­te in mei­nem jugend­li­chen Leicht­sinn sogar auf das zar­te und wohl­klin­gen­de Gluck Gluck Gluck des ers­ten Ein­schen­kens. Ich trank direkt aus der Fla­sche. An den bezau­bern­den Anblick einer lee­ren Fla­sche Wein konn­te ich mich in den über­wie­gen­den Fäl­len gar nicht erin­nern. So wenig Auf­merk­sam­keit schenk­te ich damals der Kunst und dem Genuß.

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Und mit die­sen neu gewon­ne­nen Vor­lie­ben, mit mei­nem Hang zur Ästhe­tik des Weins, bin ich nun in Chi­le. In San­ta Cruz, in einem der bes­ten Wein­an­bau­ge­bie­te der Welt.

In Argen­ti­ni­en wuchs mei­ne Sucht. Sie wuchs ins Uner­mess­li­che. Einen tro­cke­nen Mal­bec, Spit­zen­wei­ne zu Spott­prei­sen. Ein Glas zum Essen. Eine Fla­sche. Und mit die­sem schwe­ren, ent­spann­ten Suff, den nur ein guter Rot­wein mit sich bringt, in gemüt­li­cher Run­de bei guten Gesprä­chen, eine wei­te­re Fla­sche Wein zu öff­nen. Noch mal dem Kor­ken lau­schen, noch ein­mal das ers­te zar­te Gluck Gluck Gluck. Dar­an kann doch nun wirk­lich nichts Ver­werf­li­ches sein.

In Chi­le nun der wür­zi­ge Car­mé­nè­re. Und sogleich ver­fal­le ich wie­der der Ver­su­chung, mei­ner alten Last, der Ver­lo­ckung der Klän­ge, dem Rausch der Genüs­se, der Anzie­hungs­kraft des Sinn­li­chen.

Und doch bereue ich kei­nen ein­zi­gen Trop­fen.

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Antworten

  1. Avatar von Sebastian

    Bei einem guten Glas Wein kann ich auch scher nein sagen. Allein der Geruch, wenn er sich etnfal­tet, herr­lich.

    1. Avatar von Morten & Rochssare

      Wer kann das schon, Sebas­ti­an?! 🙂

  2. Avatar von Philipp Laage

    »Und mit die­sem schwe­ren, ent­spann­ten Suff, den nur ein guter Rot­wein mit sich bringt…«

    Voll­ends Zustim­mung! Herr­lich ist das.

    1. Avatar von Morten und Rochssare
      Morten und Rochssare

      Dar­auf hebe ich mein Glas.

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