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Ich löste den Tankdeckel, um einen Blick in den Tank zu werfen. Der Tank war voll. Ich wickelte das Starterseil um den Anlasser und zog einmal kräftig. Ein kurzes Blubbern und dann – kein Laut.
Noch einmal versuchte ich den Motor zu starten. Erfolglos. Ich biss einmal kräftig in mein Brot, spülte den Bissen mit einem großen Schluck Wasser runter und wickelte erneut das Seil um den Anlasser.
Immer und immer wieder versuchte ich den Motor zu starten. Doch das verfluchte Ding wollte einfach nicht anspringen.
Ich legte eine kurze Pause ein. Irgendwie überkam mich ein seltsamer Gedanke, den ich aber im nächsten Moment verdrängte. „Wird schon wieder.“, redete ich mir ein und griff nach dem Werkzeugkasten unter meiner Sitzbank. Der Werkzeugkasten war gut überschaubar: Ein alter, rostiger Schraubendreher und ein Maulschlüssel, um die Zündkerze zu lösen. Ich überprüfte die Zündkerze. Sie war Ok.
Es vergingen bereits einige Stunden und ich war immer noch dabei den Motor zu starten. In meinen Handflächen bildeten sich Blasen vom Anlasseil. Mit jedem weiteren gescheiterten Versuch, den Motor zu starten, schwand meine Hoffnung und das seltsame Gefühl ergriff langsam Macht in mir.
An das Fischen konnte ich nicht mehr denken. Zu weit war ich schon vom Riff abgedriftet. Ich wollte nur noch nach Hause, zu meiner Frau, doch der Motor wollte einfach nicht anspringen.
Es vergingen weitere verzweifelte Stunden. Irgendwann gab ich erschöpft auf, den Motor in Gang zu bekommen. »Ist er eben kaputt.«, dachte ich mir und griff nach dem Brot, da ich einen leichten Hunger verspürte. Doch dann überlegte ich es mir noch einmal gut. Ob ich in das Brot beißen sollte, oder nicht, denn das seltsame Gefühl in mir begann zu sprechen: »Arnold, geh nicht all zu verschwenderisch mit deinem Brot um! Du hast schließlich keine Ahnung wie lange du hier auf dem Meer herum treiben wirst!«
Ich nahm nur einen kleinen Bissen und wenige Schlucke von dem verbliebenen Wasser – Sparsam sein! Ich hatte Hunger!
Es wird langsam Abend
Als langsam die Dämmerung einsetzte, wurde mir ein wenig kalt. Decken hatte ich natürlich nicht dabei, ist ja klar. Mit so einer Situation rechnet niemand. Also beschloss ich mich in die leere Styroporbox, die eigentlich für meinen heutigen Fang bestimmt war, zu legen. So verbrachte ich die Nacht in der leeren Fischkiste, ohne zu ahnen wie viele Nächte ich in der Box verbringen müsste. Das war der erste Tag.
Tag 2 – Hunger
Ein lautes Knurren riss mich aus meinen Alpträumen. Schweißgebadet blinzelte ich in die strahlende Sonne. Ich bekam meine Mundwinkel kaum aufgerissen, sie waren vertrocknet. Die Zunge klebte am Gaumen – Durst! Wasser! Ich nahm einen kräftigen Schluck aus der Wasserflasche. Es fühlte sich an, wie ein Tropfen auf einen heißen Stein. Ich nahm noch ein verschwenderischen Schluck und rieb mir die Augen. Die Sonne blendete für eine kurze Zeit, bis sich die Augen der blauen Helligkeit anpassten.
Blau. Nichts als Blau. Ich war immer noch auf diesem unfassbar großen Meer unterwegs. Mir wurde meine Situation erneut bewusst. Der Alptraum war realer, als mir lieb war.
Als mir meine Situation langsam wieder bewusst wurde, biss ich in mein Brot und stellte fest, dass der braune überlebensnotwendige Klumpen immer kleiner wurde. Mein Magen krampfte ins leere. Nahrung! Ich brauchte Nahrung. Ich schmiss meine Angelschnur heraus und hoffte darauf, dass ein paar Fische sich meiner erbarmen und anbeißen würden. Doch das Wasser war zu tief. Es verirrte sich kein einziger Fisch zu mir. So blieb ich auch am zweiten Tag hungrig und durstig.
Tag 3 – Die Box
Die Nacht in der Styroporbox war nicht besonders komfortabel. Und mit dem Gedanken, noch mehr Nächte zusammen gekauert in dieser Box zu verbringen, wollte ich mich einfach nicht anfreunden – noch nicht!
Gierig biss ich noch einmal in mein Brot – der letzte Biss. Als hätte ich es nicht geahnt. Ich hatte überhaupt keine Idee, wie ich meinen hungrigen Magen in den kommenden Tagen füllen sollte. Ich überprüfte meine Angelschnur, die auch während der Nacht im Wasser hing.
Kein Fisch.
Verzweiflung und Frustration – ich heulte jämmerlich.
Ich wünschte mir so sehr endlich von diesem Boot runter zu kommen. So habe ich mir meinen Tod niemals vorgestellt! Bilder kreisten im Kopf – Ich vermisste meine Frau! Wasser!!! Was hätte ich für eine kühle Coke geben!
Als dann am Ende des Tages die Dämmerung einbrach, war ich immer noch mit dem Gedanken beschäftigt, wie ich meinen schmerzhaft saugenden Magen füllen könnte. Geschwächt und aus Verzweiflung begann ich kleine, geschmacksneutrale Stücke an der Kante der Styroporbox heraus zu brechen, meine Schlafbox. Mit dem letzten Schluck Wasser in der Flasche würgte ich die weißen Kügelchen in mich hinein, in der Hoffnung, das Hungergefühl zu besänftigen. Ob sie mich suchten? Was mache ich, wenn die Box aufgegessen ist? Nachts erfrieren?
Ich legte mich erneut in die Box zum schlafen und um nicht zu erfrieren.
Tag 4 – Hoffnung!
Die Nacht in der angeknabberten Box war schlimm. Hohe Wellen rissen mich immer wieder aus meinem Alptraum geplagten Schlaf. Und morgens, dann die große Hoffnung! Eine Regenfront zog direkt auf mich zu!
Immer wieder hoffte ich, ein paar Regentropfen würden mich erreichen, um meine Wasserflaschen aufzufüllen und meinen trockenen Gaumen zu befeuchten. Ich feierte vor Freude auf meinem Boot – allein.
Doch die Regenfront zog gnadenlos an meinem Boot vorbei. Zum Greifen nahe war das Trinkwasser – die Hoffnung.
Meine Sorgen wurden größer und größer. Wie fühlt es sich an, zu verdursten? Ich wollte nicht daran denken.
Ich bekam Schwierigkeiten, meine Gedanken klar beisammen zu halten. Ich drehte durch! Beinahe wäre ich mit dem Kopf ins Meer eingetaucht, um meinen Durst mit dem salzigen Wasser zu stillen. Doch das hätte meine Situation nur verschlechtert. Ich nahm einen letzten, kleinen Schluck aus der Flasche und versteckte mich auf dem Boot vor der stechenden Sonne.
Im Schatten, zusammengekauert wie ein Häufchen Elend, fragte ich mich, wie weit ich nachts bei der stürmischen See wohl getrieben bin? Der Horizont sah immer noch so aus, wie am Vortag – endlos weit. Er zog sich wie eine riesige Schleife um mich herum. Eine Schleife, die sich jeden Moment zuschnüren wollte, um mir das Leben zu nehmen. Doch sie war immer noch weit weg.
Es musste später Nachmittag gewesen sein. Es erschien mir, wie eine Fatamorgana. Mein manövrierunfähiges Boot trieb auf einen Fleck im Horizont zu.
Ist es wirklich…? Ich war mir nicht sicher. Es konnte gut sein, dass mein Gehirn kurz vor dem Austrocknen war. Doch es könnte sein…
Fortsetzung folgt…
Antworten
No way – Fortsetzung folgt… Das ist nicht fair :-)…ich war eben voll drin in der Geschichte. Freue mich ja richtig auf Part 2!
So einiges ist nicht fair!
Aber du kannst auch zur Abwechslung noch Part 1 lesen! 😉 https://www.reisedepeschen.de/cast-away-part‑1/
Sehr spannend, ich bin schon gespannt wie es weiter geht…
LG
Alex
Danke!
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