Dein Warenkorb ist gerade leer!
Tropische Früchte: Selbst gefunden. Fleisch: Wahlweise aus der persönlichen Zucht oder was einem im Dschungel eben gerade so vor die Flinte läuft. Reis: Vom eigenen Feld. So sehen hier unsere typischen Mahlzeiten aus. Tief im Dschungel von Borneo erleben wir die unglaubliche Gastfreundschaft einer Iban-Community. Doch von Anfang an.
Um zu beweisen, dass Mann nicht mehr Teenager ist, war die Iban-Volksgruppe in der Vergangenheit für ihre Kopfjäger berüchtigt. Heute ist dieses Ritual zum Glück nicht mehr nötig. Dafür verlassen die jungen Männer heutzutage für eine Weile ihre Iban-Gemeinschaft, um in einer grösseren Ortschaft zu arbeiten oder selten erhält ein Talent ein staatliches Stipendium für die Uni. Ein solches ist Kalang und als Student haben wir ihn vor ein paar Jahren beim Couchsurfen in Frankreich kennengelernt. Der Kontakt hat sich seither wieder verloren, doch dank Social Media fanden wir gegenseitig heraus, dass er für die Semesterferien gerade auf dem Rückweg zu seiner Familie in Borneo ist – das ist die Gelegenheit für ein Wiedersehen! Wir lassen alles stehen und liegen, setzen uns für einen ganzen Tag in einen Bus und fahren in irgendein Dschungeldorf. Hier ist die Anwesenheit eines Ausländers offenbar eher selten und so verloren einige Einheimische vor lauter Grinsen fast ihre Zähne. Das Treffen mit Kalang klappt tatsächlich – ein so schöner Moment und wir dürfen ihn zu seiner Iban-Community begleiten. Das sind nochmals vier anstrengende Stunden auf Matschpisten in einem, mit 14 Personen gut besetzten, 4x4-Pickup. Doris teilt sich mit fünf weiteren Iban die Rückbank, Michu sitzt zwischen Gepäckstücken und in Kartonboxen verpackten Hühnern zu sechst auf der Ladefläche. Längst haben wir keinen blassen Schimmer mehr, wo wir sind. Trotzdem: es könnte uns nicht besser gehen.
Dschungeltaxi
Leben im Dschungel
Wir sind die ersten westlichen Reisenden, welche es hierhin verschlägt. Entsprechend gross ist die gegenseitige Freude. Die Iban sind stolz, dass wir auf Besuch kommen und wir sind ebenso stolz für ein paar Tage bei ihnen wohnen zu dürfen. Die indigene Volksgruppe haust noch immer in sogenannten Langhäusern. Bei der Familie von Kalang leben beispielsweise rund 90 Personen unter einem Dach. Steht eine Heirat an, wird das Haus einfach verlängert. Die Iban sind weitestgehend Selbstversorger und die Agrararbeit im Dschungel ist hart. Doch natürlich verdienen auch sie in der Zwischenzeit mit Palmöl, Holzfall oder Kautschuk ein minimales Einkommen. Die Grenzen zwischen guter und böser Wirtschaft vermischen sich hier schnell auf perfide Art und Weise.
Langhaus
Iban Familie
Abends trifft sich die Bewohner im, von ein paar Glühbirnen erhellten, gemeinsamen Aufenthaltsraum. Dafür hat tagsüber eine kleine Solaranlage Strom gesammelt. Klar, dass wir im Mittelpunkt des Interessens stehen. Die Iban haben viele lustige Fragen an uns und wir haben viele merkwürdige Fragen an die Langhaus-Gemeinschaft. Es sind witzige Momente und dank Kalangs sprachlichen und kulturellen Übersetzungen besteht kaum eine Barriere. Mit ihm besuchen wir weitere Langhäuser, Schulen und Märkte in der Umgebung und stellen bald fest: Die ganze Region scheint Kalang zu kennen – er, der so weit weg von Zuhause Bildung geniessen durfte. Und jetzt taucht er mit zwei so eigenartig aussehenden Personen auf.
Handlungsloch
Wir sitzen auf dem Dach eines Bootes und bestaunen die vorbeiziehende Landschaft. 281km reisen wir auf dem mächtigen Dschungel-Fluss Rajang. Die Einholung der hierfür benötigten Sonderaufenthaltsgenehmigung in Kapit hat sich jedenfalls gelohnt. Während zuerst die unendlichen erscheinende Palmölplantagen und Holzfallaktivitäten uns ziemlich nachdenklich stimmen, reisen wir im Landesinneren nun durch weitgehend unberührte Dschungelgebiete. In Borneo muss man immer wieder durch die Hölle reisen um ein Stück heile Welt zu finden. Wir lassen Borneo Revue passieren: ausgiebige Dschungelwanderungen, bewegende Momente mit einer Iban-Community, abenteuerliches Reisen von A nach B, tagsüber und nachts den Dschungelgeräuschen horchen, immer auf der Suche, ob man nicht vielleicht doch auch mal wieder ein Tier sehen kann. Doch der Dschungel ist keine offene Fläche wie der Pantanal und blicken lassen tun sich hier für gewöhnlich nur die Schwachen und Dummen – für die meiste Zeit sind das wir. Anfänger… Frischfleisch… Nur nachts finden wir mit den geübten Augen der Einheimischen öfters Tiere. Meistens auf Kopfhöhe und meistens solche, die man lieber nicht gesehen hätte…
Holzfall am Rajang
Sarawak
wet landing in Borneo
Grüne Buschviper
Balanceakt
Proboscis und Orangutans
flauschiges Pelztierchen
Zwei Wochen sind so vergangen, seit wir uns aus Brunei verabschiedet haben. Raus aus der Komfortzone Brunei, rein in den Dschungel von Sarawak – das haben wir uns damals gewünscht. Nun, wir haben bekommen, wonach wir gesucht haben…
Antworten
Wow, was für ein Erlebnis!
Wir denken gerne und oft daran zurück!
Das muss grandios gewesen sein!
Eine Erinnerung fürs Leben 🙂
Schreibe einen Kommentar