Alkohol-Mix

Boli­vi­en, August 2011.
In der Klein­stadt in der Nähe des gro­ßen Salz­sees stol­pe­re ich über ein son­der­ba­res Getränk. Die gesam­te Stadt hat sich dem Tou­ris­mus ver­schrie­ben, das wird schnell klar, wenn man sich am Haupt­platz befin­det und jeder klei­ne Laden nur das anbie­tet, was man als Rei­sen­der so brau­chen könnte.Ich habe mir nicht unbe­dingt die bes­te Jah­res­zeit aus­ge­sucht, um nach Boli­vi­en zu rei­sen. Es ist Win­ter und in den sel­tens­ten Fäl­len gibt es irgend­wo eine Hei­zung geschwei­ge denn Warm­was­ser. Die war­men Son­nen­strah­len, die die Atmo­sphä­re zumin­dest unter­tags durch­drin­gen, und die vie­len bun­ten Far­ben ent­schä­di­gen die Käl­te in der Nacht. Abends gibt es in der Klein­stadt wenig zu tun. Ent­we­der man ver­kriecht sich unter der Bett­de­cke und ver­sucht mög­lichst nicht dar­an zu den­ken, dass man am nächs­ten Mor­gen mit eis­kal­tem Was­ser duschen muss. Oder man besucht eine der weni­gen Bars, um sich zumin­dest irgend­wie auf­zu­wär­men.

An einem Abend lädt mich ein Bekann­ter, der in einem Tou­ris­ten­bü­ro arbei­tet, in eine Bar ein. Wir betre­ten die dunk­len Räum­lich­kei­ten, die eine rus­ti­ka­le Atmo­sphä­re aus­strah­len. Es ist wenig los, nur an der The­ke ste­hen ein paar US-ame­ri­ka­ni­sche Tou­ris­ten. Mein Beglei­ter emp­fiehlt mir, ein mys­te­riö­ses Getränk zu pro­bie­ren. Es wäre sehr viel Alko­hol drin­nen, ich wür­de nach­her gut schla­fen. Die­ses Argu­ment über­zeugt mich wenig, denn zu viel Alko­hol hat bei mir eher die gegen­tei­li­ge Wir­kung, näm­lich, dass mir extrem übel ist, ich mich im Bett her­um­wäl­ze und nur hof­fe, bald ein­zu­schla­fen, um nicht mehr mit­zu­be­kom­men, wir schlecht mir ist. Also ent­schei­de ich mich für ein nor­ma­les Bier. Um mir aber die­ses extra­va­gan­te Getränk zumin­dest zu zei­gen, bestellt er es sich.

Ich stau­ne nicht schlecht, als der Kell­ner ein son­der­ba­res Ton­ge­fäß an den Tisch bringt. In der Mit­te ein gro­ßer Becher, rund­her­um umringt von sechs klei­ne­ren Bechern. Die­se sind, so erklärt mir mein Bekann­ter, mit einem klei­nen Loch am Boden mit dem in der Mit­te ver­bun­den. Durch einen Schna­bel, der dem gro­ßen Mit­tel­be­cher ent­springt, wird die Flüs­sig­keit getrun­ken. In der Mit­te ist Bier ein­ge­füllt, in den sechs ande­ren Bechern ver­schie­de­ne Sor­ten här­te­ren Alko­hols. Ich kann erah­nen, wel­che Wir­kung die­ser Alko­hol-Mix haben kann.

Ich trin­ke mein klei­nes Bier, wäh­rend sich mein Beglei­ter mit dem Alko­hol betäubt. Er bie­tet mir an, zu pro­bie­ren. Ich leh­ne dan­kend ab. Als wir spä­ter die Bar ver­las­sen, kann er nach einem ein­zi­gen Getränk (das in Wahr­heit sie­ben waren) nicht mehr gera­de gehen. Schwan­kend bringt er mich zu mei­ner Unter­kunft. Am nächs­ten Tag – wir hat­ten uns für Mit­tag ver­ab­re­det, es war spä­ter Nach­mit­tag, als ich ihn schließ­lich im Tou­ris­ten­bü­ro antref­fe – erzählt er mir, dass er kaum geschla­fen hat. Wegen dem Über­schuss an Alko­hol. Zumin­dest war ihm in der Nacht nicht kalt.

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