Dein Warenkorb ist gerade leer!
Das Berliner Bücherfest. Eine Veranstaltung, die dem Besucher lokale Buchhandlungen und Berliner Verlage näher bringen soll. Aufgebaut auf einem Platz, der eine historische Bedeutung hat. Vor neunzig Jahren, im Jahre 1933, wurden auf dem Bebelplatz Bücher von Autoren verbrannt, die nicht die Zustimmung des NS-Regimes hatten.
Jetzt, es ist 2023, wird auf eben diesem Platz ein Fest gefeiert, dass die Vielfalt der Berliner Literatur zelebriert und gleichzeitig an die Bücher erinnern soll, die hier vor fast einem Jahrhundert den Flammen zum Opfer fielen. Über dreißig Vorträge, Lesungen und Diskussionen finden an diesem Juniwochenende statt. Alle Akteure sind dazu angehalten worden, im Anschluss an ihren eigenen Vortrag ein kleines Stück aus einem der verbrannten Bücher vorzutragen – um an die Autoren von damals zu erinnern, die heute fast vergessen sind.
Seine düstere Vergangenheit merkt man dem Platz an diesem Tag jedoch kaum an. Unzählige Menschen schlendern gut gelaunt zwischen den ebenso unzähligen Büchern hindurch, die sich an den Ständen ihrer Buchhandlungen und Verlage präsentieren. Immer wieder bleibt jemand stehen, wenn ihn eines besonders anlacht. Bei über hundert Ständen ist es kein Wunder, dass es hin und wieder zu Staus kommt. Die Diversität des Angebots ist fantastisch. Neben den großen, prächtig illustrierten Bildbänden des Verlages Jacoby&Stuart stehen queere Liebesromane und noch unbekannte Krimis, neben dem Stand von Thalia die kleinen Kiezbuchhandlungen. Deutsche Bücher stehen neben englischen, einsprachige neben zweisprachigen. Verschiedene Mitmach-Aktionen laden – nun ja – zum Mitmachen ein. Schreibwerkstätten werden ergänzt durch Glücksräder, Fotoausstellungen und geführte Stadtspaziergänge.
Dann macht sich Unruhe in den Reihen der Verkäufer breit. Hinter der Humboldt-Universität ballt sich beinahe schwarz eine dicke Wand aus Wolken zusammen. Petrus, wage es ja nicht! Hier steht alles voller Bücher, halte dein Wetter im Zaum! Folien werden unter den Tischen hervor geholt, um die literarischen Schätze vor einem drohenden Niederschlag zu schützen.
Zum Glück belassen die Wolken es tatsächlich bei einem für ihre Färbung unerwartet leichten Regen und verziehen sich bald über die St. Hedwigs-Kathedrale hinweg, um der Sonne wieder Platz zu machen.
Auch Reisedepeschen ist dabei. An Stand D2 können Interessierte mit Cindy Ruch Sehnsuchtsorte austauschen, oder an der Schnitzeljagd teilnehmen, an deren Ende die Chance auf ein Buchpaket steht. Man muss nur die bunten Punkte an den teilnehmenden Ständen einsammeln.
Buchmessen und Lesefeste haben etwas Besonderes an sich. An wenigen Orten fühle ich mich selbst in Menschenmassen noch so wohl, wie zwischen diesen Ständen voller Wörter. Das Berliner Bücherfest ist eine schöne Veranstaltung. Ein bisschen risikofreudig vielleicht, sich mit so viel Papier im Freien aufzustellen, aber wer will auch mitten im Juni die Sonne aussperren. No risk, no fun – wie es so schön heißt.
Mit einer Tasche, die locker fünf Kilo mehr wiegt als vorher, verlasse ich das Fest in Richtung Bahnhof. Mein Portemonnaie weint, aber ich lache. Keine Bücher zu kaufen, löst schließlich auch keine Probleme. Da ich noch eine ganze Weile durch die Stadt geistern muss, wird mein Rücken da zwar bald anderer Meinung sein, das ist mir zu diesem Zeitpunkt aber noch herzlich egal – und die Sache sowieso wert. Jetzt muss ich nur noch Platz in meinem Bücherregal finden.
Schreibe einen Kommentar