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Mit dem Rucksack durch das weite Land ziehen, über Kontinente stiefeln, in mehr oder weniger komfortablen Bussen von Stadt zu Stadt hüpfen und dann gleich wieder weiter touren: das Leben eines Backpackers in Natur hinkt gerne mal dem Charme hinterher. Nun ist es Jahre her, dass ich zum ersten Mal meinen Rucksack aufgeschnallt habe und durch das Outback der USA gezogen bin. Seitdem bin ich etwas »größer und reifer« geworden und mein Reisespielzeug ebenso. Da ich aber auch zu fast nichts »Nein« sagen kann, habe ich meinen Rucksack auf dieser Reise auf ein Kreuzfahrtschiff getragen. Ehrlich, ganz so wohl war es mir dabei nicht. Plötzlich aus der Welt des »Alleinreisenden« in die Welt der »Kreuzfahrer« aufzusteigen hat mir einigen Mut abgefordert. Schlimmer als die kleine Nussschale, mit der ich in Afrika rumgeschippert bin, konnte es nicht werden und wurde es auch definitiv nicht.
Volle Fahrt voraus!
So stehe ich nun vor dem Riesenkahn mit dem besitzergreifenden Namen »Mein Schiff 5«. Die armdicken, blauen Taue halten das Kreuzfahrtschiff fest am Pier von Monaco. Umgeben von Luxusjachten strahlt der blaue Bug eine gewisse Ruhe und Gelassenheit aus. Ich habe defintiv den größeren Kahn erwischt. Neben dem dunkelblau-weißem Schiff sehen die Luxusjachten ganz klein aus. Wenn man aber den »kleinen« Jachten entgegen kommt, werden aus ihnen wiederrum eindrucksvolle Treibgüter der Vermögenden.
Meine Kabine habe ich schnell bezogen; sie zu finden war schon ein Stück schwieriger. Das Debüt auf dem Riesen fordert meine ganze Orientierungskunst. Ich werfe meinen Rucksack in die Kabinenecke und verspüre einen Anflug von Seekrankheit. Dabei bewegt sich das Schiff auch die nächsten Tage auf See keinen wirklichen Millimeter. Mein leerer Magen von der langen Anreise trickst mich gewaltig aus. Dagegen unternehme ich dann doch sofort etwas. Nach der ersten frischen Brise auf meinem Balkon und den obligatorischen Fotos vom Hafen Monacos, zieht es mich auf Deck 5. Den ersten Hunger stille ich dank dem »Tag & Nacht Bistro« mit einem Burger ganz im Stile des Backpacker-Gedankens: »schnell und einfach«.
Zusammen mit Tim, einem weiteren Blogger an Bord, schmiede ich schon die ersten Stadterkundungspläne für Monaco. Von der Ablegezeit des Kreuzfahrtschiffes getrieben, gehen wir rasch von Bord. Dank des super Anlegeplatzes in der »Innenstadt« von Monaco lässt sich der Stadtspaziergang super organisieren. Unser Weg führt uns vorbei am Hafen und hinauf bis zum berühtem Casino der Stadt. Von dort wieder zurück zur Palast und dem Amtsitz des Prinzen von Monaco.
So ziemlich als letzte Passagiere sind wir kurz vor 18:30 wieder an Bord, um pünktlich um 19 Uhr die wohl choreografierte Ausfahrt aus dem Hafen zu beobachten.
Während das Schiff langsam Fahrt in Richtung Toulon, Frankreich aufnimmt, gehe ich auf die Suche nach dem Hanami Restaurant. Es braucht zwei Anläufe, bis ich das Restaurant finde. Es lohnt sich der Weg allemal! Daniel Lengsfeld, Chef de Cuisine im »Sra Bua by Tim Raue in Berlin« führt uns durch die Karte und tischt uns die besten Gerichte der Karte in Form von Probier-Happen auf. Ein edler Abschluß des ersten Tages der Reise.
Eine Kreuzfahrt mit dem Fahrrad
Während ich noch etwas müde in das große Buffet-Restaurant stolpere, hat die »Mein Schiff 5« schon im Hafen von Toulon angelegt. Das Anlegemanöver habe ich in den frühen Morgenstunden verschlafen. Gemerkt hätte ich davon sowieso nichts. Im Schlaf wurde ich einfach und komfortabel zum nächsten Ziel gebeamt. So fühlt es sich gerade an. Defintiv ein großer Vorteil. Während auf dem Pool-Deck die ersten Menschen schon ihre Jogging-Runde absolviert haben und nun im noch fast leeren Pool ein Bad nehmen, esse ich mich satt und arbeite mich gegen meinen Abnehmtrend auf der Wage empor. Ich muss mich höllisch bremsen, um nicht an den vielen leckeren Ecken des Buffets zuzuschlagen. Sehr verführerisch.
Dafür wartet um 9 Uhr bereits die geführte Fahrradtour auf mich. Mit Helm bewaffnet trete ich den Fahrrädern entgegen. Die Fahrradsattel sind bereits auf unsere Größe eingestellt und schon drehe ich erste Runden am Pier. Unser Fahrrad-Guide fährt mit uns in die Innenstadt von La Seyne-sur-Mer, über den Wochenmarkt und durch die idylischen Vororte bis Saint-Mandrier-sur-Mer. Von einer Anhöhe aus haben wir einen wundervollen Blick über die natürliche Bucht bis hinüber nach Toulon. Am Strand von Les Sablettes strecken wir unsere Beine von uns und trinken in der französischen Sonne einen Kaffee, bevor wir wieder zuück zum Schiff fahren.
Den angebrochenen Nachmittag verbringe ich auf dem Oberdeck in der Sonne. Mit Kuchen und einem Cappuccino sitze ich an der Reling und beobachte die Bucht um uns herum. Das Gefühl, den Tag einfach genießen zu können und sich nicht um die Abreise und die Fahrt nach Barcelona kümmern zu müssen, ist schon einzigartig. So fühlt es sich wohl an, wenn ein Backpacker groß wird und andere für sich die Arbeit machen lässt. Ob das jetzt wirklich gut ist? Ich bin mir nicht so sicher. Irgendwie fehlt mir das »Road-Trip-Feeling«. Aber irgendwie genieße ich auch die Unbeschwertheit. Einfach sich mal um nichts kümmern müssen.
Ein Tag auf See
Mein Alltag ist noch so nah, ich wache einfach wie immer früh auf. Schrecklich. Genau heute könnte ich mal ausschlafen. Wir sind den ganzen Tag auf See auf dem Weg nach Barcelona. Ich nutze die Chance, um den Pool auszuprobieren. Tagsüber ist es nicht so mein Ding, an einem riesigen Pool mit hunderten anderen Menschen zu liegen, aber um kurz vor 8 drehe ich noch alleine meine Runden im 25-Meter-Becken.
Nach dem Frühstück überkommt mich eine Ruhephase. Ich komme doch tatsächlich dazu, mich zu entspannen. Das hätte ich nicht gedacht. Die innere Unruhe eines Backpackers ließ sich bei mir auf Reisen bisher nicht wirklich unterdrücken. Mein Erkundungsdrang zwingt mich aber letztendlich doch, das Schiff von vorne bis hinten zu erkunden. Ich finde den Ausguck am Schornstein und bin etwas enttäuscht, dass das Titanic-Gefühl am Bug das Radargerät jeden Tag genießen darf. Von der riesigen Auswahl an Restaurants versuche ich mich nicht verführen zu lassen. Meine Diät wird abends wieder leiden, also beschließe ich, das Mittagessen etwas kleiner ausfallen zu lassen. Zur Ablenkung besuche ich die Hologramm-Show an Bord.
Und plötzlich ist es schon wieder Abend. Wie schnell doch die Zeit vergangen ist. Die Einfahrt in Barcelona steht kurz bevor. Vom Vorderdeck aus bewundere ich die elegante Wendekunst des Kapitäns. Er dreht in Barcelona fast auf der Stelle, bevor das Schiff am Pier lautlos und ruhig anlegt. Vom großen Restaurant aus beobachte ich die Passagiere, die es gar nicht erwarten können, von Bord zu kommen. Als würde eine ganze Stadt auf Wanderschaft gehen, will die Schlange auf der Gangway nicht enden. Wir ändern unseren ursprünglichen Plan, Barcelona am Abend unsicher zu machen, in einen gemütlichen Abend im »Schmankerl«, dem österreichischen Restaurant an Bord. Nach dem Kaiserschmarrn an Bord werde ich wohl nie wieder anderen Kaiserschmarrn essen können. So lecker, dass wir jeden Abend wiederkehren müssen und unseren Stammplatz bekommen.
Den Abend beschließen wir in der TUI-Bar bei Cocktails und einem guten Wein.
Barcelona schläft bis 10
Das zweite Mal bin ich nun in Barcelona. Das erste Mal liegt Jahre zurück, aber ich kann mich noch entsinnen, damals wie ein Wilder den Sehenswürdigkeiten hinterher gerannt zu sein. Dieses Mal will ich etwas anderes machen. Ich gehe schon früh von Bord und entscheide mich gegen den Shuttle-Bus in die Stadt. Stattdessen beschließe ich, die Stadt zu Fuß zu erkunden. Das Wetter hüllt die Stadt in ein grauen Nebel, versteckt die Sonne und ist nicht gerade motivierend. Andererseits ist es am Morgen noch nicht so warm. Ohne wirkliches Ziel zieht es mich in die Stadt. Einfach nur kreuz und quer durch die Stadt laufen, die Stadt fühlen. Ich erreiche nach einer Weile das »Barri Gotic«-Viertel. Die Geschäfte sind noch geschlossen und so lasse ich mich in aller Ruhe durch die Gassen treiben. Planlos durch die Stadt. Die Kathedrale wirkt noch vergleichbar leer, als ich über die heiligen Stufen trete. Ich lasse mich davor nieder und beobachte das Treiben, sehe zu, wie sich der Platz langsam füllt und um 10 Uhr die ersten geführten Touristengruppen die Stadt fluten. Ich ziehe weiter.
Auf dem »Mercat dels Encants« treffe ich auf den barcelonischen Flair eines Flohmarktes. Von der spiralförmigen Empore beobachte ich das Treiben. Kaufen will ich nichts, aber das Gewusel fasziniert mich. Gleich auf der anderen Seite des »Plaça de les Glòries Catalanes« sieht die Welt ganz anders aus. Ein kleines Projekt hat mitten an der Hauptschlagader der Stadt einen kleinen Garten eingerichtet. Gleich daneben übt ein älterer Herr Boule. Ein wundervoller Gegensatz von getrieben und treiben lassen.
Ein wenig Stress kommt bei mir dann doch auf. Statt mich vollkommen von der Stadt vereinahmen zu lassen, muss ich schon wieder zurück aufs Schiff. Mir wurde zwar immer wieder versichert, dass es ohne mich nicht ablegen wird, aber herausfordern möchte ich es nicht. Ein Nachteil an einem Kreuzfahrtschiff. Hier fährt das Hotel einfach weg.
Dafür bietet es mir am Abend noch ein Theaterstück und eine Lichtshow auf dem Pooldeck. Dinge, für die ich gerne wieder an Bord gekommen bin.
Moderne trifft Valenica
Die Nacht ist noch nicht richtig vorbei, da legen wir schon in der nächsten Stadt an. Ich muss sagen, so langsam gewöhne ich mich an den Rythmus, jede Nacht gut zu schlafen und dann doch in einer neuen Stadt zu sein. Nach dem langen Spaziergang in Barcelona tun die Füße immer noch ein wenig weh. Also entscheiden Tim und ich, uns lieber ein Fahrrad zu mieten und die Stadt zu erkunden. Unsere Fahrt führt uns durch den Grüngürtel »Jardín del Turia« der Innenstadt. Immer weiter in Richtung Meer. Bei strahlend blauem Wetter schlängeln wir uns über die Fahrradwege in Richtung Hemisfèric und der »Stadt der Wissenschaft«.
Im alten Flußbett des Turia-Flußes rollen die Fahrräder schon fast von selbst. Noch nie habe ich einen so großen Park in einer Stadt gesehen. Am Ende stehen wir an der Marina und am Anfang des Strandes. Obwohl es November ist, lädt der Strand zum Baden und Volleyballspielen ein. Wir genießen den Fahrtwind und die leichte Briese und radeln den Strand entlang. In der Ferne können wir »Mein Schiff 5« liegen sehen.
Wir kehren um und geben unsere Fahrräder wieder zurück. Die Altstadt erkunden wir lieber zu Fuß. Wir betreten den römischen Kern durch das Tor »Porta de Serrans« und schlängeln uns durch die Gassen bis hin zur Kathedrale. In einer kleinen Seitengasse finden wir ein Restaurant und lassen uns nieder. Wir bestellen die traditionelle »Paella Valenciana«. Serviert bekommen wir die goldgelbe Paella mit Huhn und Kaninchen in einer riesigen Pfanne. Schon vorgesättigt durch die zwei kleinen Vorspeisen lassen wir es langsam angehen.
Rucksack auf großer Fahrt
Als das Schiff wieder pünktlich um 19 Uhr ablegt, wird dies bereits der letzte Abend und die letzte Nacht an Bord sein. Zeit für ein kleines Résumé, bevor ich am nächsten Tag in Palma de Mallorca von Bord gehen werde. Ich habe an Bord viele Leute getroffen und oft zu hören bekommen, dass es nicht deren erste Kreuzfahrt ist. Auch im Gegensatz zu den Vorurteilen mancher, ist der Altersschnitt nicht so schlecht, denn es waren auch viele junge Menschen an Bord, was die Atmosphäre sichtlich lockert und viel Spass mit sich bringt. Selbst ich, als »Kreuzfahrt-Neuling«, habe die Fahrt als sehr angenehm empfunden.
Das Rahmenprogramm an Bord und an Land bietet für jeden etwas. Als Backpacker habe ich die Infrastruktur etwas weniger genutzt, als so manch anderer, dafür aber die Vorzüge einer bequemen Reise jeden Tag genossen. Von dem Stress abgesehen, dass ich pünktlich wieder auf dem Schiff sein musste, war die Reise schon nach dem ersten Tag ein beruhigendes Erlebnis; einmal diese Erfahrung gemacht zu haben, möchte ich nicht mehr missen.
Für mich fühlte es sich an, wie einen Backpacker-Sneak-Preview für die Städte und Länder, aber ohne den positiven Stress eines Rucksackreisenden; diesen Stress ziehe ich trotz allem einer durchgeplanten Reise vor.
Auf Einladung von TUI Cruises
Antworten
Das ist ein spannender Bericht aus Sicht eines Backpackers. 😉 Ich persönlich bin ein großer Fan von Fähren, zum Beispiel von Amsterdam nach England rüber. Dann wird die Anreise schon zum ersten Ferientag, irgendwie. Aber auch das ist nicht jedermans Sache. Vor ein paar Jahren hatte ich meine beste Freundin dabei und sie war die ganze Zeit am jammern, dass es das nächste mal wieder ins Osttirol Hotel fahren sollten, weil man dafür nicht »auf so einen doofen Dampfer« müsse. *g*
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