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So oder ähnlich waren die Reaktionen meiner Kollegen und Freunde, als ich über meine neuste Reiseplanung erzählte. Ein schon etwas ungewöhnliches Reiseziel. Jeder kennt Griechenland, Korfu und die Strände. Montenegro oder Kroatien sind auch definitiv auf der Liste der beliebtesten Reiseländer der Deutschen. Aber Albanien? Ich finde zwar einige Reiseführer über das Land; Blogeinträge gibt es auch schon einige, aber als ich das Land Anfang des Jahres auswählte, habe ich es aber genau deshalb ausgewählt. Weil ich so gar keine Ahnung hatte, was mich in Albanien erwarten wird.
Lange Zeit schlummerte der gebuchte Flug in meinem Kalender und wurde von anderen Reisen verdrängt. Erst einige Wochen vorher fange ich an, ein historisch angehauchtes Buch über die »Straße des Nordens«, die Ölvorkommen und die Zeit rund um den ersten Weltkrieg zu lesen. Danach blättere ich zum ersten Mal im Reiseführer, der mittlerweile schon Staub angesammelt hat. Ich bin erschlagen von der Vielfältigkeit des Landes, überwältigt von den vielen Orten, die ich nun besuchen und erleben will und die zwei Wochen werden immer voller. So voll, dass es nicht mehr machbar ist. Die schwere Entscheidung muss her: Was will ich wirklich sehen?
Übersicht zur Rundreise mit dem Mietwagen
Eine Karte mit der Reiseroute zum Zoomen, Klicken und Anschauen und auch zum Download findet ihr unter dem Originallink.
Was tun?
Ich finde einen Blog über eine Rundreise mit dem Mietwagen durch das Land. Ich bekomme eine erste Idee und auch endlich ein Gefühl für die Fahrzeiten im Land. Ich habe bisher nur gelesen, dass die Straßen nicht so toll sein sollen und mir Sorgen gemacht. Wie sich dann später in der Realität herausstellen soll, sind die Befürchtungen unbegründet. Das Straßennetz wird jeden Tag besser, jedoch sind auch heute noch einige Straßen nicht für normale Autos geeignet. Aber dazu später mehr.
Ich kombiniere Spontanität und Planung. Ich kombiniere zumindest die wichtigsten Orte auf meiner Liste zu einer schönen Runde. Beginnen soll diese in Tirana am Flughafen. Mir wird nach etwas warten ein Mietwagenschlüssel in die Hand gedrückt und als ich nach dem Erste Hilfe Kasten und dem Warndreieck frage, bekomme ich nur Achselzucken. Mir wird ein zweites Mal das Ersatzrad präsentiert und dazu das passende Werkzeug. Na gut, dann halt nicht. Wird schon gut gehen. Und schon nach einigen Kilometern auf der Straße fühle ich mich viel entspannter. Auch wenn Google Maps manchmal die vielen Änderungen und Upgrades der Infrastruktur noch nicht kennt und mich in Sackgassen lotst, so ist das Fahren am Tag angenehm. Jeder passt auf jeden auf, auch wenn die Regeln für Überholen, Kreisverkehre und Geschwindigkeit locker ausgelegt werden. Als Beifahrer muss man sich sicher an die wilden Kreisverkehre gewöhnen, aber an sich macht Fahren hier Spaß. Die Parkplatzsuche für kurze Aufenthalte wird durch die Warnblinkanlage blendend geregelt. Alles recht entspannt. Jetzt muss nur noch der Motor die Steigungen der Berge bewältigen, der Unterboden hier und dort auch mal eine miese Straße überleben und die Klimaanlage die heißen Temperaturen.
Die Rundreise durch Albanien beginnt
Ich bin froh endlich, im Auto zu sitzen und mir kalte Luft ins Gesicht blasen zu lassen. 37°C sind einfach nicht meins. Die Sonnenbrille rutscht mir wenig später vor Schweiß fast von der Nase, meine Kleidung klebt am Körper. Wieso ich immer noch die Jeans trage, die mich im kühlen Deutschland so schön wärmte? Ich weiß es nicht. Jetzt muss ich da durch.
Das Auto stelle ich in der Nähe der Festung von Kruja ab und folge der engen Straße zum Basar. Hunderte Souvenirs funkeln mich an. Ich hätte Kruja vielleicht doch ans Ende der Reise legen sollen. Aber vielleicht bieten sich ja noch viel mehr Möglichkeiten mein Reisegepäck auf Maximalgewicht zu bringen. Der Basar hat zwar eine lange Geschichte, sieht aber frisch restauriert aus und die groben Pflastersteine zwingen regelrecht zum langsam und vorsichtig Laufen.
Die Touristenströme scheinen hier Ende August langsam abzuebben. Kruja zählt zu den wichtigsten Nationaldenkmälern Albaniens und zieht auch viele inländische Touristen an. Die Preise sind hingegen immer noch human und noch nicht ins Negative geschwappt. Die Burg ist Nationalheiligtum. Hier erinnert das Skanderbeg-Museum an den Kampf der Albaner gegen die Osmanen. Ein toller Ort und in den Häusern innerhalb der Burg wohnen auch noch Menschen. Eine schöne Mischung aus Museum, Burg und Lebensgefühl.
Kulinarik in Kruja
Mein Reiseführer liest sich schwärmerisch und empfiehlt einen Abstecher in eins der Restaurants in der Burg von Kruja. Hier soll es den besten Nachtisch Albaniens geben. Aber auch gleich der erste magenfüllende Fehler. Ich habe bestelle ein Gericht und einen Salat. Ich bekomme Brot, einen riesigen Salat und mein Hauptgericht. Und es ist lecker. Ich kann nicht anders, als alles zu essen. Der Platz für einen Nachtisch schwindet rasant. Ich bestelle ihn trotzdem und der Kellner fragt mich irritiert, wie er den bitte schön eine halbe Portion von Kabuni vorbereiten soll.
Ich weiß es auch nicht, da ich keine Ahnung habe, was ich bestelle. Ich gebe auf und er bringt eine riesige Portion Kabuni. Meine Augen rollen. Er listet mir die Zutaten auf und lässt die letzte mit einem Grinsen weg. Ich solle sie ihm am Ende einfach selbst nennen. Ich gebe mein bestes aus dem Gemisch von in Butter gebratenem Reis, Rosinen, Nelken, Zimt und Zucker die geheime Zutat herauszuschmecken. Ich probiere es und nein es sind keine weiteren Gewürze. Er klärt mich auf und ich reagiere wie anscheinend jeder, mit dem er das Spiel schon gespielt hat: Was?! Es ist Fettbrühe aus dem Hammelnacken. Das hätte ich nie gedacht, aber lecker ist es definitiv. Ich finde die Nachspeise auch in keinem anderen Restaurant in Albanien wieder. Hier gibt es Kabuni definitiv!
Aussicht auf mehr
Nach dem Festmahl breche ich zu dem vermutlichen Grab Sari Saltiks auf. Er wird in verschiedenen Regionen im Balkan als Heiliger verehrt und soll an verschiedenen Orten im Balkan, z.B. auch in Mostar begraben sein. In Kruja liegt sein Grab oberhalb der Stadt. Eine eindrucksvolle, wenn doch sehr enge, Panoramastraße führt auf den Berg und an die Kante hinauf. Von hier aus ist auch Tirana und das Meer sehr gut zu sehen. Ein schöner Abschluss des ersten Tages der Albanienrundreise. Ich setze mich auf eine Bank und lasse die Gedanken schweifen, blicke in die Ebene und freue mich auf weitere schöne Eindrücke aus Albanien.
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