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Nach dem Klettern in ein Bergwasserbecken springen ist toll. Nach dem Klettern unter einem Wasserfall duschen ist noch viel besser.
Die heiße Sonne schien sich langsam durch das Autodach hindurch zu arbeiten, die Autolüftung gab jeden Moment ihren Geist auf und das Wasser, was an unseren Füßen kullerte, verdunstete in der geschlossenen Flasche. So kurvten wir durch die Serpentinen des marokkanischen Atlasgebirge. Doch unsere Aufmerksamkeit lag bei dem, was da draußen war: Wir fuhren von einer kleinen Oase zur anderen. Mitten im trockenen, staubigen Gebirge tauchten immer weider kleine Oaseninseln auf. Dicht bewachsene, frisch-grüne Mini-Urwälder. In deren Mitte man sich einen Springbrunnen vorstellte, der ununterbrochen plätschert und dessen Wasser alles Leben – ob pflanzlich oder menschlich – jung und frisch hält.
Auf dem Weg zwischen diesen Oaseninseln gab es immer wieder Minitäler, wo sich etwas Wasser des Bergflusses staute. In diesen kleinen Becken haben lokale Berber restaurantartige Plätzchen geschaffen, indem sie ein bis zwei Plastiktische mit zwei bis drei Plastikstühlen dort hinein stellten. Daneben eine kleine Hütte, in der sie Essen zubereiten. Fertig. Der Clou dabei: In dem Wasserbecken sind kleine Fische, die die Hornhaut der Füße abnagen. Man sitzt also wadentief im erfrischenden Wasser, bekommt eine Fußbehandlung und leckeres Berberessen. So habe ich die Marokkaner immer wieder erlebt: Sie nutzen einfach was die Natur ihnen bietet und machen aus ihren Gegebenheiten immer das Beste. Und: Sie sind immer an Orten, an denen man sie nicht erwartet.
Wir aber hatten noch ein anderes Ziel und kurvten immer weiter durch die Serpentinen. Von Fischbeckenrestaurant zu Oase zu Fischbeckenrestaurant. Sogar die bekannteste aller Oasen ließen wir links liegen: Paradise Valley – eine besonders große, grüne, grandiose Oase.
Bis wir an einem Ort ankamen, der erst nach einem normalen Minibergdorf aussah. Wir warfen uns in unsere Badesachen und alles andere ins Auto. Denn schon gleich würde es schwer genug werden, nur uns selbst zu tragen. Gleich hinter dem ersten Hügel wurde es aufregend. Eine Landschaft mit unberührten steilen Felsen und kleinen Wasserbecken dazwischen hatte sich hier versteckt. Eine Landschaft, die sofort auf allen Vieren und mit Klebstoffhänden erobert werden wollte. Die wünschte ich mir zumindest. Zwischen uns und den Minibergseen lagen noch einige echte Kletteranstrengungen.
Wir kletterten los. Von einem kleinen Felsvorsprung auf den nächsten und ja nicht den wackeligen erwischen. Das erste Becken war flach und wir konnten es durchwaten. Frösche quakten und luden uns zum Fangen spielen ein. Wir liefen ihnen hinterher. Doch sie waren gelenker zwischen den steilen Felswänden und konnten uns jedes Mal entkommen. Dafür führten sie uns durch die Felsen zum nächsten Becken. Um dies herum waren große, glatte, glitschige Steine. Bedrohlich glitschig in Anbetracht des Abgrunds. Denn erst 20 Meter tiefer lag das Wasserbecken und auf dem Fallweg dorthin würden noch einige Felsvorsprünge zu passieren sein. Dennoch kletterten und rutschten wir weiter – nur mit großen Anstrengungen, den richtigen Gewichtsverlagerungen und präzisen Schritten auf den richtigen Stein bewegten wir uns fort. Immerhin würden wir im kühlen Wasser landen, wenn wir abrutschten. Das war etwa 40 Meter tief und würde für eine mehr oder minder sanfte Landung reichen.
Wir schafften es bis zu einem Vorsprung, von dem aus der perfekte, gewollte Sprung ins Wasser möglich war. Wir sprungen ab, landeten im kalten Wasser, tauchten tief, als würde das Becken keinen Boden haben. Es fühlte sich an, als seien wir die ersten Menschen, die jemals hier hineinsprangen. Wir kletterten raus und sprangen wieder. Und wieder. Bis wir sicher waren, dass selbst wenn jemand schon vor uns hier hineingesprungen war, es niemand so oft getan hatte.
Dann kletterten wir weiter und entdeckten zehn Meter über uns einen Eingang in eine Höhle mitten im Fels. Nur über kleine, wahllos aus dem großen Fels vorspringende Kanten gelangten wir dort hinauf. Hinter dem kleinen runden Eingang verbarg sich tatsächlich eine ziemlich große Höhle. Genug Platz für mindestens drei große Winterschlafbären. So sah sie zumindest aus. Da es hier aber weder Bären, noch Winter gibt, lernten wir, dass hier Menschen ihren Platz finden. Denn es war eine Pilgerhöhle für Hippies. Aus aller Welt pilgern immer wieder kleine Kommunen zu dieser Höhle und verbringen hier ein paar Nächte. Oder mehr. Denn als einst Jimi Hendrix Marokko besuchte, war es diese Höhle, in der auch er eine Nacht verbrachte. Oder mehr. Und er war es wohl auch, der diesem Ort seine spirituelle Mystik verlieh.
Gleich um die nächste Ecke war ein Wasserfall, der frisch und spritzig direkt auf ein kleines Plateau vor sich nieder plätscherte. Als würde er mit einem riesigen Regenduschkopfaufsatz zur Höhlenvollpension dazugehören. Und genau zu einer solch ausgiebigen Dusche lud er auch ein. Auf dem Plateau stehend, standen wir unter dem Wasserfall. Hier hatte auch Jimi Hendrix damals geduscht. Das Wasser war eiskalt, was wunderbar erfrischend war. Mindestens vier Meter fiel das Wasser herunter und landete hart auf unseren Rücken, was wunderbar massierend war. Hier wollten wir nicht mehr weg und fühlten uns, als würde uns gleich eine Wassernixenflosse wachsen. Wenn ich so jedes Mal duschen könnte, würde ich es auch in Kauf nehmen, dort erst eine Stunde lang hinzukrachseln. In kühle Felsseen springen ist ja schon schön, aber Duschen unter einem natürlichen Wasserfall nach einer aufreibenden Klettertour ist das erfrischendste, was ich je erlebt habe.
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Hallo, schöne Bilder. Ich habe vergangenes Jahr eine ähnliche Tour gemacht! Das mal wieder in anderen als meinen Bildern zu sehen, hat mich sehr gefreut! Weiter so!
Vielen Dank Felix! So eine Atlas-Krachseltour habe ich noch nicht von vielen gehört. Demnächst kommt auch noch was von einer Israel-Krachseltour. Vielleicht ja auch was für dich 😉
Nice! Klettern im atlas steht bei mir auch weit oben. Schön mal was darüber zu lesen
Unbedingt machen, Niklas! 🙂
Um welchen Wasserfall handelt es sich denn bei diesem schönen Reisebericht? Seid ihr in Ouzoud gewesen?
Hey Mrakschi, danke für dein Kommentar. Wir waren südwestlich von Ouzoud, vielmehr in der Nähe von Imouzzer. Und der Wasserfall war auch viel kleiner als die in Ouzoud. Aber die müssen auch toll sein!
Das klingt so toll!
Nächstes Mal kommst du mit! 🙂
Oh das klingt super mit dem Sprung und der Dusche unterm Wasserfall. Wasserfallduschen sind und bleiben die besten.
Und wie! Seitdem finde ich meine Badezimmerdusche extrem langweilig 🙂
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