Dein Warenkorb ist gerade leer!
Gehe ich alleine oder gehen wir zu zweit? Wie lange soll die Reise dauern und wohin sollte es uns wohl führen? Entweder war die Zeit zu knapp oder es gab zu viele Ziele (die Welt ist einfach doch zu gross für ein kurzes Menschenleben). Und so wurden aus ursprünglich drei Monaten gleich sechs. Dann aus den sechs Monaten acht und schlussendlich hatte ich keine Lust mehr überhaupt noch einen zeitlichen Rahmen zu stecken.
Das engt einen irgendwie ein und das Gefühl einer »grenzenlosen« Reise ist doch noch mal ein ganz anderes Kaliber.
Meiner besseren Hälfte war es Anfangs zu viel des Freiheitsgefühls. Sie ist da eine Sicherheitsfanatikerin und ich als Gegenpol der Freiheits-Rebell. Wohl passen wir genau deshalb so gut zusammen.
Der anfängliche Plan, sie begleitet mich nur Anfangs und ich reise alleine weiter, war dann spätestens mit ihrer Kündigung auch vom Tisch.
So hat hat der Drang der Freiheit überwogen und schlussendlich haben wir beide unsere so vermeintlich sicheren Jobs gekündigt, das Auto und die eigenen Vier Wände verkauft.
Auch wenn die letzten Monate bis zum Startschuss im Flug vergingen, war es bis dahin doch ein ganzes Stück Arbeit. Visa mussten beantragt werden, Mietwägen reserviert, Flüge gebucht und nicht zuletzt die Klimazonen der jeweiligen Länder berücksichtigt werden, die wir besuchen wollen. Und ich muss gestehen, ich habe das gewaltig unterschätzt. Klar, man kann natürlich einfach seinen Rucksack packen und in die weite Welt hinausspazieren. Das wäre auch eine Möglichkeit. Eigentlich wäre das genau mein Ding. Irgendwo versinken im Chaos meiner nicht vorhandenen Planung. Doch bei dieser Reise war der Respekt zu gross. Es sollte einfach perfekt sein.
Eine Weltreise klingt doch erst mal nach einem Lebenstraum, der sich wohl für die meisten Menschen niemals erfüllen wird. Entweder fehlen angeblich die finanziellen Mittel oder es fehlt die Zeit, von der man in der westlichen Welt wohl sowieso nie genug hat. Das, obwohl die Welt immer kleiner und offener wird. Mit einem deutschen Reisepass ist es wohl so einfach wie niemals zuvor, in die meisten Länder dieser Welt zu reisen. Ans andere Ende der Welt kommt man heute zu Spottpreisen, von denen man vor einigen Jahren nur geträumt hätte.
Ja, ich bin der Meinung wir leben in einer grandiosen Zeit, in einem privilegierten Land und man sollte seine Möglichkeiten nutzen. Also, wenn nicht jetzt, wann dann?
Der letzte Schritt, diesen Traum in die Wirklichkeit umzusetzen, war dann doch nicht ganz so einfach wie ich es mir vorgestellt hatte. Sich von all den materiellen Gütern zu lösen, viel mir dabei nicht wirklich schwer. Es war vielmehr der Schritt sich aus seinem sozialem Umfeld zu lösen. Sich Familie und Freunden, also genau den Menschen, die einem am Herzen liegen, zu entziehen. Wenn es auch nur für eine bestimmte Zeit sein mag.
Das war wohl der Grund dafür, weshalb bei den Familien‑, Freundes- und Bekanntenkreisen unsere Idee der Weltreise mit so unterschiedlichen Reaktionen aufgenommen wurde.
Für die einen lag es schon Nahe am Wahnsinn, bezeichneten es als Grössenwahn. Womöglich auch aus der Angst heraus, uns niemals wieder zu sehen. Wer kann es Ihnen also verübeln.
Aber der größerer Teil kommentierte unser Unterfangen wesentlich positiver. Entweder wurden Worte wie »Mutig«, »Cool« oder auch »Respekt« verwendet, um dann gleich ein »… so was würde ich auch gern, wenn ich nur…« hinterher zu schieben.
Mich selbst als mutig zu bezeichnen – so weit würde ich wohl nicht gehen. Denn wer kann schon mutig sein, wenn es ihm bereits auf einer 2‑Meter-Leiter in den Beinen kribbelt?
Es ist vielmehr ein innerer Drang, der mich in die Welt hinaustreibt.
Eventuell hat es mit meiner ersten richtigen Reise durch Europa begonnen. Nie hatte ich zuvor ein ähnliches Gefühl von Freiheit erlebt, als auf dieser Reise. Alltag war eigentlich nie vorhanden. Einfach in den Tag hineinleben. Jeder neue Morgen brachte etwas Neues mit sich. Und hatte man nur ansatzweise das Gefühl, der Alltag würde demnächst an die Hostel-Türe klopfen, wurde der Rucksack gepackt und ein Ticket zum nächsten Ort gebucht.
Das klingt als würde ich vor etwas davon Laufen. Vielleicht mache ich das ja sogar. Vielleicht versuche ich aber auch nur etwas zu finden. Etwas, das man in der sicheren deutschen Heimat, bei all dem Alltag, leider kaum noch findet: Ein Abenteuer ins Unbekannte…
Erschienen am
Antworten
Oft stelle ich mir vor, wie ich einfach meine Sachen packe und für ne ganze Weile in die Welt hinaus ziehe. Aber bisher hat mich immer irgendetwas gehalten, so dass es nur normale Reisen geworden sind. Ich finde es aber cool, dass ihr zu einer Weltreise aufbrecht. Das wird bestimmt ein super Abenteuer und eine Erfahrung fürs Leben. 🙂
LG aus St. Leonhard Südtirol
Dank dir, Sandy! Meist ist doch der erste Schritt der schwerste. Das ist wohl beim Reisen nicht anders.
Sehr nett, so eine Bahnfahrt …da hätte ich auch mal wieder Lust zu.
LGNa dann los 😉
Der Moment, wo die Neugier auf das Unbekannte unsere Ängste geschickt überlistet. Wahrscheinlich der Grund, warum wir immer wieder aufbrechen … 🙂
So ist es. Gerade dieser Nervenkitzel des Unbekannten und die Herausforderungen des Unvorhersehbaren machen Reisen so besonders und immer wieder einzigartig.
Spricht mir aus dem Herzen – Danke 🙂
Toller artikel
»Monate der Planung«… schonmal der erste Fehler 🙂
Eine perfekte »Sonntags-Depesche«! Der Weg vom Herzens-Entschluss zur Kopf-Planung ist super beschrieben und dass aus wenigen Monaten immer mehr werden, weil die Wunschliste so lang ist, kann ich mir mehr als gut vorstellen.
Danke! Das Leben ist wohl einfach zu kurz für all die Schönheiten dieser Welt und das ist auch gut so. Ich bin gespannt, wohin es uns noch alles verschlagen wird.
Schreibe einen Kommentar