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Als ich zum ersten Mal abends über den Nam-Khan-Fluß in die Stadt radele, kommt mir Luang Prabang ganz unwirklich vor. Ist das hier das wahre Leben oder eine verzauberte Insel am Rand der Zeit, eine vergessene Kulisse eines kitschigen Indochina-Films? Dieser Ort ist so schön, dass man Angst hat, er könnte sich zu schnell verändern.
Oder ist er schon längst eine Art asiatisches Disneyland, mit bunten Papierlaternen, französischen Konditoreien und Kolonialvillen? Luang Prabang liegt am Zusammenfluß von Nam Khan und Mekong, ist Unesco-Weltkulturerbe, ein 50 000-Einwohner-Ort, der komplett unter Denkmalschutz steht.
Vor den Häusern plaudern die Leute, sie sitzen auf niedrigen Schemeln beim Kartenspiel, schauen fern, essen ein Büschel Nüsse, Reis aus geflochtenen Körbchen oder scharfes Gemüse auf Bananenblättern. Es riecht nach Holzfeuer und Koriander. Der Junge auf der Bank singt zur Gitarre.
Nach Sonnenuntergang wird es kühler, die Temperatur sinkt unter 30 Grad. Auf allen Schulhöfen und Plätzen treffen sich Jungen und Mädchen zum Sport. Sie spielen Fussball, Basketball, Federball oder Sepak Takraw, eine asiatische Sportart mit einem geflochtenen Ball.
Entlang der Uferstraße stehen die Cafes auf Stelzen, es gibt köstlichen Fisch, Papaya-Salat und Milchshakes. Hier zum Beispiel mit Mango und Zimt, dazu ein Strohhalm aus einem Bambusrohr und ein Stängel Zitronengras.
Bunte Laternen hängen in den Bäumen. Auf der Kaimauer am Mekong sitzen die Jugendlichen im Schein ihrer Handys. Einer spielt auf der Bambusflöte, andere feuern die Ruderer an, die auf dem Fluß vorbeiziehen.
Bei “L´etranger Books & Tea” kann man gebrauchte Bücher ausleihen. Vorne links am Regal hängt ein Schild, das man häufig sieht in Luang Prabang, ohne dass es die geringste Wirkung hätte: “Please cover your body!” Die Lieblingsklamotten der Backpacker sind trotzdem möglichst kurze Hosen und ärmellose T‑Shirts. Beides Kleidungsstücke, die kein Einheimischer trägt.
Am Straßenrand steht eine lange Reihe von Tischen mit Lämpchen in Form von Tierköpfen. Dahinter sitzen die Lotterie-Verkäuferinnen und füllen Formulare aus. Sie machen ihren Job mit dem Ernst von Schalterbeamten.
Jeden Abend leuchtet der Nachtmarkt im Zentrum der Altstadt. Am Nachmittag beginnen die Marktfrauen, ihre Stände und Garküchen aufzubauen – jeden Tag von Neuem. Mit einer erstaunlichen Geduld richten sie die Zelte auf und drapieren ihre Waren, fast lautlos, ohne Autos, Anhänger und schweres Gerät. Verglichen mit einem deutschen Straßenfest, wo stundenlang die LKWs manövrieren und kilometerweit Kabel verlegt werden, damit man schließlich einen Döner reichen oder ein Bier zapfen kann, ist das ein Wunder.
Dies ist ein Teil des Nachtmarkts um sieben Uhr abends …
… und das ist dieselbe Stelle um fünf Uhr morgens. Bevor die Mönche ihren Bettelgang machen, liegt die Straße leergefegt da.
Nur ein paar Schritte vom Nachtmarkt entfernt, singen die Mönche im Tempel.
Wie schnell wird sich dieser Ort verändern? Sobald die Fahrräder und Mopeds durch Autos ersetzt werden, die Straßen verbreitert, mehrstöckige Häuser oder Leuchtreklame zugelassen werden, ist der ganze Zauber dahin.
Siehe auch: Morgens in Luang Prabang
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Antworten
Werde im November dort sein und freue mich jetzt noch mehr!
Danke – ich war in meiner Vorstellung sofort wieder da. Luang Prabang ist eine Stadt die einfach verzaubert. Wir sind im letzten Jahr viel länger geblieben als geplant und ich hoffe es verschlägt mich irgendwann wieder dorthin. Es ist wirklich zu wünschen, dass sie den Zauber bewahren.
Vielen Dank für diesen anregenden Beitrag! Laos hat sich in SOA wohl noch am meisten Zauber bewahrt. Ich bin gespannt es selber kennenzulernen.
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