, ,

Zwei Künstlerinnen auf großer Fahrradreise durch Europa und Asien

Ana & Ida Lutzenberger rette rette Fahrradkette

Stellt euch beide doch gerne vor. 

Wir sind Ana und Ida, zwei Schwes­tern, die 2021 für 14 Mona­te in die Fer­ne und wie­der zurück gera­delt sind.

Wie sah euer genauer Reiseplan aus? Gab es Abweichungen, die ihr kurzfristig vornehmen musstet?

Ursprüng­lich war unser Plan so weit wie mög­lich Rich­tung Osten zu radeln, wes­halb wir uns das Ziel Peking in Chi­na fest­ge­legt haben. Aber da wir 2021 wäh­rend der Pan­de­mie los­ge­ra­delt sind, und des­halb noch vie­le Lan­des­gren­zen auf unse­rer Rou­te geschlos­sen waren, war unser ein­zi­ger „Plan“ erst­mal nur los­zu­fah­ren und die Rou­te spon­tan an die Öff­nung der Gren­zen anzu­pas­sen. 

Wie seid ihr auf die Idee gekommen, diese Reise zu unternehmen?

Die Idee gemein­sam ein­mal eine ganz gro­ße Rei­se zusam­men zu unter­neh­men war schon ganz lan­ge in unse­ren Köp­fen. Wie und wohin wuss­ten wir selbst nicht, was wir aber wuss­ten war, dass wir über Land rei­sen wol­len. Unse­re Rad­rei­se 2019 in die Ukrai­ne hat uns dann schluss­end­lich davon über­zeugt, mit dem Fahr­rad noch wei­ter Rich­tung Osten zu stram­peln.

Was war euer Highlight auf der gesamten Reise?

Das Gesamt­pa­ket aus Gastfreund*innenschaft, Zelt­näch­te in der Natur-Ken­nen­ler­nen von frem­den Kul­tu­ren.

Was waren die größten Herausforderungen beim Radreisen?

Unter­zu­cker beim Berg­auf­fah­ren und Gegen­wind.

Welche besonderen Begegnungen habt ihr unterwegs erlebt?

Eine gif­ti­ge Wüs­ten­spin­ne auf unse­rer Zelt­ter­ras­se im Iran, Hoch­zeits­ein­la­dun­gen in Usbe­ki­stan, Über­nach­tungs­ein­la­dung eines jesi­di­schen Ober­haupts in Irak-Kur­di­stan und Kamel­her­den am Weges­rand in Kasach­stan.

Ana und Ida auf Fahrradreise

Wie habt ihr auf unvorhergesehene Änderungen auf eurer Route reagiert?

Oft waren wir in der Situa­ti­on selbst ziem­lich geknickt, aber fast immer hat sich die unvor­her­ge­se­he­ne Ände­rung der Rou­te in eine posi­ti­ve Über­ra­schung ver­wan­delt.

Warum habt ihr euch dazu entschieden, eure Reise auf Social Media zu dokumentieren?

Von Beginn an haben wir unser Rei­se mit der Spen­den­ak­ti­on „Ret­te Ret­te Fahr­rad­ket­te“ für Sea-Watch ver­knüpft, um dafür Auf­merk­sam­keit zube­kom­men, haben wir von unse­re Rei­se über Insta­gram und Face­book berich­tet. 

Könnt ihr etwas über eure Spendenaktion für Sea-Watch erzählen?

Wäh­rend unse­rer Pla­nung der Fahr­rad­rei­se ist uns immer mehr bewusst gewor­den wel­ches Pri­vi­leg wir als Euro­päe­rin­nen haben. Vie­le Men­schen auf der Welt sind gezwun­gen ihr Land auf Grund von Krieg, Kli­ma oder wirt­schaft­li­cher Not, etc. ihr Land zu ver­las­sen. Wäh­rend wir ohne trif­ti­gen Grund, nur aus Rei­se­lust, meist völ­lig pro­blem­los und mit offe­nen Armen in fast alle Län­der die­ser Welt ein­rei­sen dür­fen, ris­kie­ren die­se Men­schen sogar dabei meist auch ihr Leben. Daher hat­ten wir den Wunsch unser Pri­vi­leg, so frei rei­sen zu kön­nen, für die­je­ni­gen wenigs­tens zu nut­zen, die es nicht haben.  

Für jeden gera­del­ten Kilo­me­ter haben wir also unse­re Com­mu­ni­ty auf­ge­ru­fen einen Euro für die zivi­le See­not­ret­tung „Sea-Watch“ zu spen­den, um somit Flüch­ten­den zumin­dest vor dem Ertrin­ken auf dem Mit­tel­meer zu ret­ten. 

Was habt ihr durch die Reise über Frauenrechte in den verschiedenen Ländern gelernt?

Frau­en­rech­te sind etwas nicht selbst ver­ständ­li­ches. Es ist ein Gut, das zum einen geschützt aber vor allem auch noch stark gekämpft wer­den muss. Die Län­der, in denen wir unter­wegs waren, sind sehr stark von patri­ar­cha­len Struk­tu­ren geprägt. Zwei Frau­en, die „allein“ auf zwei Rädern unter­wegs sind, war für die meis­ten Men­schen, die wir getrof­fen haben, sehr irri­tie­rend. Je wei­ter wir uns von dem euro­päi­schen Raum weg bewegt haben, des­to mehr sind die Frau­en aus dem öffent­li­chen Leben ver­schwun­den. Frau­en sind in vie­len Län­dern meist nur Zuhau­se anzu­tref­fen, um sich um Fami­lie und Kin­der zu küm­mern. Uns wur­de immer mehr bewusst, was für eine Beson­der­heit es lei­der ist, in einem Land auf zu wach­sen, in dem es nicht in Fra­ge gestellt wird, wenn zwei  Frau­en sich frei in der Welt mit einem Fahr­rad bewe­gen möch­ten. 

Was würdet ihr anderen Paaren oder Geschwistern empfehlen, die eine ähnliche Reise planen? 

Grund­ver­trau­en in die ande­re Per­son, das Zelt nicht zu klein kau­fen und immer einen Not­fall-Unter­zu­cker-Scho­ko­rie­gel in der Hosen­ta­sche für der*die andere*n parat hal­ten. 

Was sind eure Pläne für die Zukunft, jetzt wo ihr nach Deutschland zurückgekehrt seid?

Momen­tan stu­die­ren wir bei­de wie­der. Unse­re Wadeln sind im All­tag also wie­der ein biss­chen ein­ge­spannt. Unser Fern­weh­herz wird uns aber sicher­lich immer wie­der auf den Sat­tel in die Wei­te trei­ben las­sen. Wir haben uns geschwo­ren, spä­tes­tens als zwei Omas wol­len wir nach Paki­stan auf­bre­chen. 

Erschienen am



Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert