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„Hey, hey, was geht’n ab? Packt eure Sachen, wir heben ab“, summe ich vor mich hin, als wir langsam vom Hof rollen. Im Gepäck, gespannte Erwartung und jede Menge Lust auf neue Eindrücke. Unterwegs zwischen Alpen und Adria – mit vier Rädern zum Glück.
Wir sind unterwegs in Slowenien. Seit Jahren hängt Katharina mir in den Ohren, das kleine Land im ehemaligen Jugoslawien zu bereisen. Die Reiseberichte klingen gut, auch die Fotos sehen toll aus. Trotzdem wollte der Funke aus irgendeinem Grund bisher nicht überspringen. Bis jetzt. Diesen Sommer fand Katharina nämlich ein Argument oder eher ein „Leckerchen“, dem ich einfach nicht widerstehen konnte: „Wir fahren nach Slowenien mit einem Camper!“ Und so nahm dann alles seinen Lauf…
Unser Trip beginnt an einem Freitagmorgen in München. Hier befindet sich der südliche von zwei Standorten unserer Camper-Vermietung. Vantopia ist der Name der jungen Company, die sich auf die Fahnen geschrieben hat, ein etwas anderes, entspanntes und unkompliziertes aber vor allem auch ziemlich einzigartiges Vanlife-Gefühl zu vermitteln. Unser Camper für die nächsten 10 Tage wird ein VW T6 „Dreamer“ sein. Anders als bei anderen Rental Campern ist der Innenausbau nicht von der „California-Stange“, sondern 100% individuell. Man merkt sofort, dass hier erfahrene Bulli-Liebhaber am Werk waren. Viel verbautes Echtholz sowie liebevolle Accessoires machen den Camper zu einem echten Wohlfühl-Gefährt: Ausreichend Stauflächen und eine hochwertige und extrem gut durchdachte Ausstattung mit Doppel-Kochmodul, das auch easy nach Draußen verlagert werden kann, Hängematte und Lichterkette, Kissen und Kuscheldecke, vernünftige Schneidemesser und Weingläser, Solarlicht und sogar eine Polaroidkamera für Schnappschüsse unterwegs sind standardmäßig dabei – neben der regulären Ausstattung mit Aufstelldach, Campingtisch- und Stühlen usw. Camping-Dusche, BBQ Starter Kit, die Slackline und sogar ein Work- and Travel-Set mit Powerstation, Solarpanel und Daten-SIM können on top dazu gebucht werden. Ganz ehrlich – so komfortabel und umfangreich ausgestattet war unser alter T4 damals nicht. Wir sind schwer angetan und mehr als bereit für diesen Trip.
Zur Sonne, zur Freiheit…
Nach einer unkomplizierten Einweisung geht es endlich los in Richtung Süd-Osten. Der Plan ist, zunächst im Norden Sloweniens die Julischen Alpen und den Triglav Nationalpark zu erkunden und dann weiter ins Landesinnere zu fahren, um unter anderem die Hauptstadt Ljubljana zu besuchen, bis zur Adriaküste, bevor wir wieder den Heimweg antreten.
Abgesehen von zu vielen anderen Fahrzeugen auf der Salzburger Autobahn und den damit verbunden kleinen Staus verläuft die erste und gleichzeitig längste Etappe bis zur slowenischen Grenze reibungslos. Wir sind extrem urlaubsmotiviert und können es kaum erwarten, endlich den Wagen in Kranjska Gora abzustellen und uns heimelig einzurichten.
Klar, als Wintersport-Fan habe ich den Namen des Ortes schon einmal gehört und habe auch eine vage Vorstellung, was mich erwartet. Über den Wurzenpass von Kärnten/Villach kommend, bleibt mir dann aber dennoch kurz die Luft weg beim ersten Blick auf das wunderschöne Bergpanorama.
Wir checken ein auf dem Campingplatz Spik. In unseren Vanlife-Jahren vor Mikkels Zeit haben wir um solch stärker frequentierte 4‑Sterne-Plätze eher einen Bogen gemacht. Mit Kids im Gepäck läuft es aber doch etwas anders, und so erfreuen wir uns über alle Annehmlichkeiten der schönen Anlage: Strom am Platz, moderne sanitäre Einrichtungen, Supermarkt und Co. Besonders aber über gleichaltrige Kids und die coolen Angebote für die Kleinen. Unser „Schlafauto“ wie Mikkel es nennt, wird einen Steinwurf entfernt vom Kinder-Hochseilgarten geparkt – und unser Mini ist nach zwei Minuten dort verschwunden, auf eigener Entdeckungsreise von Holzplattform zu Holzplattform hangelnd. Zeit für die Eltern, die Campingstühle auszupacken, den Grill anzuschmeißen und das coole „Coffeelover-Set“ zu testen.
Ihr habt richtig gelesen. Das Bundle bestehend aus Kaffeemühle, Espressokocher, Milchaufschäumer und 3 verschiedenen Sorten Espressobohnen ist optional bei Vantopia mit im Paket. Herrlich!
Dank milder Temperaturen am Abend lassen wir den ersten Reisetag entspannt vor unserem Van ausklingen. Junior schläft bereits selig im unteren Bereich auf einer großen Liegefläche, die sich mit nur wenigen Handgriffen leicht einrichten lässt. Wir schmieden Pläne für die folgenden Tage und schmökern in unserem Reisedepeschen Reiseführer (den wir euch übrigens wärmstens empfehlen können). Katharina zieht es in Richtung Gipfel und freut sich auf die abenteuerliche Fahrt über den Vršič Pass, ich freue mich hingegen am meisten auf das Soča-Tal, von dem ich schon so viele tolle Fotos gesehen und mich natürlich frage, ob der Flusslauf wirklich so eine intensive Farbe hat.
Am Ende werden wir alle auf unsere Kosten kommen…
Julische Alpen, Nationalpark Triglav
Unsere Entdeckungsreise im Nationalpark beginnt am nächsten Morgen mit einem ersten kurzen Stopp am nahegelegenen Zelenci Naturreservat. Hier bekommt man einen Vorgeschmack auf das, was die Region alles zu bieten hat. Vom Parkplatz aus führen verschiedene Wanderwege über hölzerne Stege durch ein Sumpfgebiet, das eine geologische Besonderheit darstellt. Wir steuern den kleinen See mit seiner irren smaragdgrünen Farbe an, aus dem kleine Quellen emporsprudeln. Forellen ziehen vorbei und um das Bild abzurunden, spiegeln sich auf der Wasseroberfläche die Berge am Horizont. Von der hölzernen Aussichtsplattform hat man einen wunderbaren Blick über die Szenerie. Mikkel würde am liebsten gleich ins Wasser springen. Er wird sich jedoch noch ein wenig gedulden müssen.
Der bessere Ort zum Baden – mit ebenfalls türkisfarbenem Wasser und einem nicht weniger beeindruckendem Bergpanorama vor den Toren Kranjska Goras – ist der Jasna-Bergsee. Hier gibt es nette kleine Cafés und Bars am Ufer, Badestellen, einen SUP-Verleih, und, und, und. Definitiv ein guter Ort für die ganze Familie. Gleich daneben erstreckte sich ein breites Flusstal mit viel Geröll und einem seichten Gebirgsfluss – perfekt, um die Füße abzukühlen oder für Kleinkinder zum Plantschen, sollte es am See mal zu trubelig werden.
Wir fahren jedoch erst einmal weiter gen Westen und überqueren nach wenigen Minuten die Landesgrenze. Diesmal aber nicht nach Österreich sondern nach Italien. Allzu viele Straßen gibt es im Nationalpark nämlich nicht, und da wir uns den Vršič Pass mit seinen rund 50 Haarnadelkurven für später am Tag aufheben, wählen wir vorerst die Route durch bella Italia. Am Lago del Predil machen wir noch einmal kurz Rast und merken schnell: Wer baden will braucht Cojones! Oder anders formuliert, das Wasser ist wunderschön klar – und saukalt.
Über die Panoramastraße SS54 geht es weiter, zurück über die Grenze nach Slowenien und auch zurück in die Berge in Richtung des 2.864 Meter hohen Triglavs, Namensgeber des Nationalparks. Endlich steuern wir auch den berühmt-berüchtigten Vršič Pass an.
„Einzigartige Ausblicke von eindrucksvollen Bergriesen, grüne Alpentäler, plätschernde Bäche und kristallklare Seen, die das Blau des Himmels widerspiegeln, und eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt. Nein, das ist kein Traum!“, so der Werbetext des lokalen Tourismusverbands. Doch, was soll ich anderes sagen, es entspricht einfach der Realität.
Kurve um Kurve – die Route über den Vršič Pass
Wir genießen die Fahrt auf der kurvenreichen Straße mit allen Sinnen. Mein Blick schweift permanent in die Landschaft, dabei sollte man sich wirklich auf das Fahren konzentrieren. Immer wieder sind die Kurven spitz und schwer einzusehen, und auch die zahlreichen Motorrad- und Fahrradfahrer erfordern Aufmerksamkeit. Ich bin mir sicher, daß alle das gleiche „Problem“ haben: Genieße ich das Cruisen auf der wirklich coolen Straße, oder mache ich Halt, um auszusteigen, tief einzuatmen oder Erinnerungsfotos zu schießen?
Etwas neidisch blicke ich auf die Rennradfahrer, die dieses landschaftliche Juwel NOCH intensiver spüren als wir, sich die Steigungen Meter für Meter hinaufschrauben und mit einer schier endlosen Abfahrt belohnt werden. Katharina sieht das etwas anders. Die Vorstellung, bei sommerlichen Temperaturen die steilen Kehren des Vrsic Passes hinauf auf 1.600 Meter zu strampeln ist für sie eher ein Alptraum. Und zugegeben, wer mit dem Auto unterwegs ist, hat mehr Zeit für die vielen lohnenswerten Stopps, Aussichtspunkte und Wanderwege entlang des höchsten Passes Sloweniens. Die Straße wurde, wie so viele Alpenpässe, einst zu militärischen Zwecken erbaut. Einige Haarnadelkurven haben sogar noch das alte Kopfsteinpflaster.
Wir parken unseren Van ganz oben auf dem Pass und wandern vorbei an der Ticar-Hütte, den Überresten eines Bunkers und dem “Felsengesicht” Ajdovska deklica zu einem kleinen Gipfel mit weltbestem Ausblick.
Der Vršič Pass ist von Kranjska Gora definitiv die beeindruckendste Route ins Soča-Tal und die einstündige Fahrzeit (ohne Pausen und Fotostopps) ein Abenteuer der besonderen Art.
Einer der schönsten Flüsse der Alpen
Eines kann ich gleich vorwegnehmen: Die Soča ist ein Fluss, den man nicht so schnell vergisst. Ob es die krasse Farbe ist, die Vielseitigkeit – mal plätschert sie flach und entspannt dahin, mal rauscht sie durch enge Felsschluchten, bildet smaragdfarbene Tröge und tiefe Gumpen – oder die Naturbelassenheit? Vermutlich ist es das Gesamtpaket, das sich auf über 100 Kilometern durch den Nationalpark schlängelt.
An vielen Stellen entlang des flachen Ufers kann man baden, manchmal auch in einem der natürlichen Bade-Pools und türkisfarbene Becken. Ich fand es hier einfach nur wunderschön und total entschleunigend. Denn gibt es etwas Besseres als an einem Sommertag inmitten der Natur mit der Familie Zeit zu verbringen? Stundenlang flache Steinchen springen zu lassen oder mit dem Junior große „Platscher“ zu erzeugen, immer weiter in das (wirklich sehr) kalte klare Wasser zu waten, vielleicht auch mal bibbernd unterzutauchen, um sich dann nach dem Kälte-Schock von der Sommersonne wieder aufwärmen zu lassen? Das Handy in den Untiefen des Rucksacks zu ignorieren, stattdessen zu Lachen, zu Erzählen oder gemeinsam zu Chillen – und einfach mal nichts zu machen?
Ja, es gibt sie, diese „Happy Places“, und einige habe ich bereits in Norwegen, Kanada, auf Hawaii oder auch in Frankreich oder Portugal gefunden. Mit der Soča wurde nun ein weiterer Pin auf meiner Map of Happiness gesetzt. Und das Beste: Auch wenn das Soča-Tal kein Geheimtipp ist und jeden Sommer von vielen Touristen besucht wird – es gibt sie, die Buchten und Kieselufer, die ihr ganz allein für euch habt.
Highlights im Tal sind übrigens die “Großen Soča-Tröge” (Velika korita Soče), wo der Fluss auf einer Länge von etwa einem Kilometer immer wieder tiefe Naturpools bildet, der Šunik-Wasserhain, der Slap Virje – ein Wasserfall mit Bade-Pool – und auch der Höhlenwasserfall Kozjak.
An einem besonders heißen Nachmittag entschieden wir uns, in den Schatten der Tolmin-Klamm im Süden des Nationalparks zu fliehen und dort die Füße im kalten Flussbett abzukühlen. Eine extrem gute Idee, wie sich dann herausstellte… Zunächst verläuft der schmale Wanderweg durch ein Wäldchen. Zwischen den üppigen, dichten Blättern gibt es immer wieder Lücken, die die Sicht auf das leuchtende Blau am Fuße der Klamm freigeben. Ist man am Fluss angekommen wird klar warum dieser Ort ein weiteres Highlight ist. Postkartenmotiv links. Postkartenmotiv rechts. Postkartenmotiv beim Blick nach oben…
Ein Rundwanderweg mit zahlreichen Brücken über und neben der Klamm führt zu einer Thermalquelle, die unter steil aufragenden Felsen sanft türkis blubbert, es gibt eine Höhle, einen hängenden Stein und ein hohes Viadukt, das hoch über der Schlucht erbaut wurde.
Für unsere Reisegruppe ist die gemeinsame Zeit in Slowenien on the road im Camper fast genauso schön, wie die Stunden unterwegs in der Natur. Mikkel hat sich auf der Rückbank mit Bilderbüchern, Tonie-Box und Kuscheltiere sein eigenes Reich eingerichtet, wir zwei Großen genießen vorn die gemeinsame Zeit mit guten Gespräche. Zeit, die im Berliner Alltag so oft zu kurz kommt. Unser Van ist uns nach nur wenigen Tagen absolut vertraut und Teil der Out Of Office Crew geworden und wir erwischen uns dabei, daß wir in regelmäßigen Abständen darüber philosophieren, ob so ein Fahrzeug vielleicht doch noch mal angeschafft werden sollte. Ich fände es natürlich großartig und sehe uns schon morgens am See, mit einem dampfenden Becher Kaffee in der Hand…
Aber nun geht es erst einmal weiter auf dieser Reise und wir verlassen nach drei erlebnisreichen Tagen den Triglav Nationalpark. Mit kurzem Zwischenstopp am Blender See für ein wirklich pittoreskes Postkarten-Motiv, düsen wir weiter in Richtung Ljubljana und Küste.
Willkommen in der Drachenstadt
Mit gerade mal 290.000 Einwohnern ist sie nicht nur das Herz, sondern auch die größte Stadt des Landes. Die „Drachenstadt“ Ljubljana überrascht uns mit einem bunten Mix aus mediterranen Einflüssen, einer guten Prise österreichisch-italienischem Flair und einer bildhübschen Altstadt. Neben zahlreichen (ausgezeichneten) Restaurants gibt es viele kleine Shops zu entdecken, in denen sich neben dem üblichen touristischen Nippes auch echte lokale Schätzchen und modernes Design präsentieren. Durch die Altstadt schlängelt sich der Fluß Ljubljanica, an dessen grünen Ufern sich zahlreiche Bars und Cafés angesiedelt haben. Mit am besten hat mir der Markt Odprta Kuhna gefallen. In den Sommermonaten findet jeden Freitag von 10 bis 21 Uhr auf dem großen Platz im Zentrum der Stadt eine Mischung aus lässigem Open-Air-Streetfood-Festival und anspruchsvoller Gourmet-Küche statt.
Es bleibt bei einem kurzen Kennenlernen mit der Stadt, wir haben heute noch viel vor. Wir sagen „nasvidenje“ und sind uns einig, dass wir noch einmal mit mehr Zeit wiederkommen werden.
Da bei dieser Reise durch Slowenien die Interessen und Wünsche aller Familienmitglieder berücksichtigt werden, fahren wir am Nachmittag weiter in Richtung Küste und zu einem Ort, den unser kleiner Pferdefreund unbedingt sehen will. Nahe der italienischen Hafenstadt Triest liegt die Grenzstadt Lipica mit seinem weltberühmten Gestüt. Die Geschichte dieser slowenischen Pferdezucht reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Bekannt wurde es durch die weißen Lipizzaner-Pferde, die der ein oder andere vielleicht eher mit der Hofreitschule in Wien verbindet. Es ist das älteste Gestüt in Europa, das – bis heute – ununterbrochen nur diese eine Pferderasse züchtet. Und den kilometerlangen Koppelzäunen zufolge, an den wir mit unserem Auto vorbeikommen, ist es wohl auch eines der größten.
Das Gestüt von Lipica
Allzu große Erwartungen hatte ich als bekennender Nicht-Pferde-Fan an diesen Besuch nicht. Unterm Strich ist es dann aber ein doch sehr besonderes Erlebnis. Ruhig ist es in Lipica. Mir gefällt die Weitläufigkeit des Geländes. Ich mag es, wenn wir eine große Herde weit entfernt im Schatten der Bäume grasen sehen und durch die historischen Gebäude und die prachtvollen Alleen nahezu allein und völlig frei entlang spazieren, um der Geschichte des Gestüts nachzuspüren.
Mikkel freut sich vor allem über die Vorführungen und den Besuch in den alten Stallungen, wo er mit den Pferdchen auf Tuchfühlung gehen darf. Und über seinen neuen besten Freund, ein kleines Kuschelpony, das nach dem Besuch im Souvenirladen des Museums zu uns stößt…
Wer schon einmal mit einem Campervan Urlaub gemacht hat weiss um den hohen Stellenwert des nächtlichen Stellplatzes. Ich will am Abend im besten Fall gemütlich und ungestört vor dem Auto sitzen und noch in Ruhe den ein oder anderen kühlen Drink genießen – und auch am nächsten Morgen einen schönen Ausblick genießen, wenn ich schlaftrunken aus der mobilen Herberge krabbele. Vielleicht ist der Stellplatz vergleichbar mit dem Balkon deines Hotelzimmers. In einer idealen Welt ist dieser schön groß, nach Süden ausgerichtet, für andere Gäste nicht einsehbar, teilweise überdacht und hat natürlich einen unverbautem Meerblick. Premium also…
Einen solch perfekten Ort zu finden erfordert meist etwas Recherche und manchmal braucht es ein auch wenig Glück, insbesondere, wenn man legal übernachten möchte. Die offizielle Erlaubnis ist leider nämlich oft der Showstopper. In Slowenien ist „wildes Campen“ insbesondere in den Nationalparks strikt verboten. Wer außerhalb eines offiziellen Campingplatzes erwischt wird, muss mit einer Geldstrafe von bis zu 500 Euro rechnen. Auch auf öffentlichen Parkplätzen oder auf Straßen ist das Übernachten nur selten erlaubt. Gleiches gilt natürlich für Privatgrundstücke. Wenn du jedoch vorher freundlich nachfragst, kannst du auf einigen Bauernhöfen oder Privatgrundstücken ganz wunderbar für eine Nacht campieren. Teilweise auch mit dem erhofften Meerblick. Und wenn diese Privatperson dann zufällig auch noch Wein anbaut, dann kann das auch schon mal ein echter Traumplatz sein!
Auf ein Glas Slowenischen Vino
Das erste Weingut, an dem wir unser Lager für eine Nacht aufschlagen, ist kein zufällig gewählter Spot, sondern eine weitere Empfehlung aus unserem Begleiter „Reisehandbuch Slowenien. Geheimtipps von Freunden“ von Magda Lehnert, die auf ihrem eigenen Blog Wanderfolk.de übrigens noch mehr tolle Geschichten aus Slowenien und der Welt erzählt.
Das Boutique Weingut Lepa Vida liegt im malerischen Vipava-Tal, ca. 10 Minuten entfernt von Nova Gorica. Geführt wird es von Irena und ihrem Mann Matija und ist – wie sie es formulieren – das Ergebnis von drei Generationen harter Arbeit, handwerklichem Können und Hingabe an die Herstellung hochwertiger Weine. Ihre Geschichte begann mit der Erlaubnis, Wein unter einem eigenen Label zu produzieren und zu verkaufen. Kurz nach der Gründung entwarf der renommierte slowenische Industriedesigner Oskar Kogoj eine Reihe von Flaschen für slowenische Winzer, zu denen auch die Lepa Vida-Flasche gehörte. Sie hat die Form eines weiblichen Körpers mit breiten Hüften, die die Fruchtbarkeit symbolisiert, und als Kompliment an die tapferen jungen Frauen namens Aleksandrinke entworfen wurde, die Slowenien verließen, um als Ammen in Ägypten zu arbeiten. Die exklusive Nutzung dieser Flasche wurde der Familie Ipavec gewährt. Die Weinkellerei Lepa Vida war geboren.
Heute entspricht die Flaschenform wieder der Norm, damit sie zur Auslieferung in Standard-Kartons verpackt werden kann. Die hübsch illustrierten Etiketten erzählen jedoch die Geschichte des Weinguts auch heute noch weiter.
Chefin Irena ist ein echtes Juwel und wie es sich für eine gute Unternehmerin und Gastgeberin gehört auch irgendwie omnipräsent. Sie begrüßt uns herzlich und versorgt uns gleich mit den wichtigsten Infos zu den Stellplätzen, bevor sie sich wider den Gästen der laufenden Weinverkostung widmet. Am Abend dürfen wir selbst eine wunderbare Verkostung genießen und lauschen gebannt der Geschichte des Weinguts, die Irena uns erzählt. Spielerisch vermittelt sie alles rund um den Weinbau auf Englisch, Italienisch, Slowenisch, Deutsch, … immer so wie es für ihr Gegenüber am einfachsten ist. Neben dem Projekt Weingut ist sie auch Mutter von zwei Kiddis, dementsprechend liebevoll geht sie mit unserem Nachwuchs um. Der findet die Verkostung nämlich nur mäßig spannend und würde am liebsten sofort wieder zu seinem Lieblingsplatz auf dem Gelände flitzen: einem Tisch mit schaukelnden Bänken.
Als wenn das ganze Setting nicht schon genial genug wäre, kommt Irena plötzlich mit einem „Out Of Office“-Wein um die Ecke. Tatsächlich gibt es bei Lepa Vida einen Orange Wein mit O.O.O. Label. Wenn das kein Zufall ist! Natürlich haben wir gleich mal eine Kiste davon in unseren Camper geladen!
Die Verkostung, die übrigens nicht nur ausgezeichnete Weine, sondern auch tolle lokale Leckereien beinhaltet, findet in einem eleganten Glaskubus statt, der vor einigen Jahren an das alte Bauernhaus der Familie angebaut wurde. Lepa Vida ist ein wunderbares Beispiel dafür, dass Tradition und Moderne sich ergänzen und nicht ausschließen, Bewährtes sich mit Trends vermischt und daraus etwas Neues, Schönes entstehen kann.
Am späten Abend sitzen wir noch bis tief in die Nacht mit zwei Kölner Campern zusammen und entkorken die ein oder andere weitere Flasche bei lauen Temperaturen unterm Sternenhimmel – natürlich an dem geselligen Tisch mit den Schaukel-Bänken. Dabei stellt sich heraus: Auch die beiden haben den Tipp, Lepa Vida zu besuchen, im Reisehandbuch des Reisedepeschen Verlags entdeckt. Noch so ein Zufall…
Am folgenden Tag steuern wir erneut ein Weingut weiter südlich an. Dieses ist zwar etwas einfacher und traditioneller als Lepa Vida, doch von der großen Stellplatz-Wiese haben wir einen wunderbaren Blick über die Adria. Bei guter Sicht, kann man angeblich sogar bis Venedig schauen. Der Abstand zum nächsten Campervan beträgt gut und gerne 200 Meter, also Platz ohne Ende! Achso, das ganze ist übrigens kostenlos – man kauft lediglich ein paar Flaschen Wein nach eigenem Ermessen.
Für den abendlichen Sundowner und eine erfrischende Abkühlung im Meer steuern wir die zauberhafte Hafenstadt Piran an, die von unserem Stellplatz in den Weinbergen nur eine kurze Fahrt entfernt ist. Auch, wenn die slowenische Küste mit weniger als 50 Kilometern verhältnismäßig klein ist, lohnt sich der Abstecher.
Zum Sundowner nach Piran
Einem Tipp folgend parken wir unseren Camper auf einem Parkplatz in Fiesa, etwas außerhalb von Piran. Zu Fuß laufen wir von dort aus knapp 20 Minuten der tief stehenden Sonne entgegen einen hübschen Küstenpfad entlang zum autofreien historischen Hafen von Piran. Natürlich nicht, ohne vorher noch einmal ins kühle Nass zu springen. Das Wasser ist angenehm warm, um uns herum plantschen und lachen jede Menge Kids und Teens, die mit allem was schwimmt und Spaß macht im und am Wasser unterwegs sind. Mikkel liebt es!
Piran wird die „weiße Perle“ genannt und gilt als Sloweniens schönste Küstenstadt. Ich habe zugegebenermaßen keinen Vergleich, kann aber bestätigen das der Ort absolut bezaubernd ist. In der Altstadt flanieren wir durch enge Gassen mit schmalen Häusern nach venezianischem Vorbild. Irgendwann landen wir auf dem beeindruckenden Tartini-Platz, dem zentralen Mittelpunkt, an dem sich ein Café an das nächste reiht und eine Bühne für abendliche Livemusik aufgebaut wird.
Uns zieht es zum Hafen. Kleine Fischerboote liegen dicht an dicht und schaukeln sanft in den Wellen. Ein Duft von Knoblauch und gebratenem Fisch liegt in der Luft. Wir können gar nicht anders als uns niederzulassen, ein kühles Pivo zu bestellen und mit fangfrischen Tintenfischringen, Sardinen und anderen Leckereien das mediterrane Flair zu genießen. Urlaubsgefühl pur.
Als wir nach Sonnenuntergang aufbrechen, um zum Camper zurück zu kehren, fällt uns der Abschied von Piran und der slowenischen Riviera nicht leicht. Morgen bricht bereits unser letzter Tag in Slowenien an, bevor wir dem Land Lebewohl sagen. Ein letztes Mal wollen wir eintauchen in das grüne, wilde Herz des Landes mit seinen zahlreichen Höhlen und Burgen. Hier leben noch Wölfe, Bären und Luchse in freier Wildbahn! Tief in mir spüre ich, dass ich noch nicht bereit bin zu gehen. Ich will mehr Zeit am Meer und noch viel mehr Zeit in Slowenien im Campervan mit meinen beiden Lieblingsmenschen verbringen!
Unser Fazit zu diesem Roadtrip
Slowenien ist ein kleines Land, gleichzeitig super vielseitig und damit perfekt für einen Family-Roadtrip mit dem Camper geeignet. Wir hatten nur eine knappe Woche vor Ort, zwei Wochen wären vermutlich perfekt, um wirklich tief in das Land „einzutauchen“ und auch den sehenswerten östlichen Teil kennenzulernen.
Dazu steht für uns fest: Diesen Roadtrip kann man in jedem Fall perfekt mit einem Zwischenstopp in Österreich oder Italien verbinden – mit noch mehr Zeit könnte man weiter die Adria entlang, z.B. nach Kroatien, fahren.
Da wir zur Hauptsaison unterwegs waren, haben wir im Übrigen die meisten Plätze zur Übernachtung im Vorfeld angefragt und reserviert. Das war nicht in jedem Fall nötig, insbesondere die Stellplätze bei den Weingütern kann man auch spontan anfahren, im Triglav Nationalpark sind die Möglichkeiten hingegen begrenzt und einige Plätze waren bereits ausgebucht, als wir angefragt haben. Da machen frühzeitige Reservierungen sicherlich Sinn.
Was wir in jedem Fall uneingeschränkt empfehlen können (und sicherlich auch in Zukunft noch mal nutzen werden) sind die Vans von Vantopia. Der T6 mit Aufstelldach hat für uns drei gut ausgereicht. Es gibt aber auch größere Wagen im Verleih. Was uns bei Vantopia am meisten begeistert hat, ist das sich sofort einstellende Vanlife-Gefühl durch die sehr individuelle und extrem umfangreiche Ausstattung. Das Gegenteil von Standard – mit ganz viel Liebe zum Detail sind die Vans wirklich durchdacht ausgebaut und eingerichtet.
In jedem Fall hat dieser Roadtrip die Liebe zum Camper-Urlaub bei uns allen noch einmal vertieft und wir sind uns einig, dass dies nicht die letzte Reise dieser Art war…
***
Hinweis: Wir bedanken uns von Herzen beim Team von Vantopia. Dieser Artikel ist Teil einer Kooperation, beruht jedoch ausschließlich auf eigenen Eindrücken und persönlichen Erfahrungen der Autoren.
Antworten
Moin Katharina & Henryk,
Slowenien war auch für uns ein Traum. Zuerst stand es gar nicht auf der Agenda, doch dann war eine Freundin in Slowenien und hat nur geschwärmt. Wir hatten das Gefühl, dass wir innerhalb der Reisezeit 10 Länder besucht haben. Jede Stadt ist anders und bringt ein ganz anderes Klima. Von Meer zu Sonne, zu Wandern und Natur, zu Stadt und Monumenten. Wir wurden total herzlich aufgenommen und haben auf dem Weg auch sehr nette Leute kennengelernt, so haben wir einem netten slowenischen Paar unsere Radlastwaage geliehen, da sie unter dem Mindestgewicht bleiben wollen, und mit einem anderen Paar haben wir eine Rafting Tour gemacht. Ich würde immer wieder diese Reise antreten!
Alles Gute
SemiraHey Samira,
danke für deine Nachricht und ges freut uns das auch ihr eine tolle Zeit in Slovenien hattet. Ich kann dieses Reiseziel auch wirklich wärmstens empfehlen.Cheers,
Henryk
Hej Katharina & Henryk, ein toller Reise- & Erlebnisbericht mit eindrucksvollen Bildern. Genauso haben wir das faszinierende Slowenien mit unserem Camper auch erlebt. Wir sind über Graz nach Slowenien eingereist und haben unseren ersten Stop auf dem hübschen familiengeführten Weingut Winez gemacht. Von dort haben wir aufgrund des Wetters einen Reisetag eingelegt und sind 270 km quer durchs Land nach Piran gefahren und standen zwei Tage auf dem Campingplatz Fiesadirekt mit Meerblick. Dann ging es auch für uns für eine Nacht ins Vipana Tal zum Weingut Rouna bevor es ins unbeschreiblich schöne Soča Tal ging. Ein Abstecher zur atemberaubenden Tolmin Klamm und dann ab nach Kobarid auf den sportiven Campingplatz Koren, von hier aus zum Kozjak Wasserfall hoch. Nach einem Ruhetag ging’s weiter über Bovec mit Stop am Wasserfall Virje zum nächsten Stop auf dem Camp Jelinčič. Ein super freundlicher Familienbauernhof mit Campingplatz direkt an der Soča in unmittelbarer Nähe zu den Soča Trögen. Zwei Nächte mit etlichen Spaziergängen auf dem Soča Pot waren richtig erholsam. Am Abreisetag führte uns unsere morgendliche Gassirunde zum Sunikov Wasserfall im wunderschönen Lepena Tal. Die weitere Reise führte uns über den Vrsič Pass mit einer Kaffeepause zwischen den Schafen auf 1640 Metern bis zum Bohinj See. Ein kurzer Zwischenstopp am Jasna See und ein längerer Spaziergang von Mojstrana zum Pericnik Wasserfall rundeten den mit wundervollen Eindrücken vollgepackten Tag dann ab. Morgen geht es in die Region wo die wilden Bären wohnen. Zum Abschluss wollen wir uns noch einen Sprung in das Thermalbecken der Klevevska Toplica Quelle gönnen, die Altstadt von Celje besuchen und eine Etappe der Tour of Slovenia miterleben, bevor es – mit einem letzten Stop an unserem ersten Halt auf dem Weingut Winez – wieder nach Hause geht. Ganz liebe Grüße vom entspannten Camp Bohinj Kerstin & Wolfgang
Hi Wolfgang,
das klingt sehr gut! Viel Spass bei eurem Trip!
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