Dein Warenkorb ist gerade leer!
DEPRESSIONEN
12 Buchstaben, die in den letzen Wochen und Monaten unser Leben verändert haben. Unser Leben, dass rein theoretisch auf dem Höhepunkt seines Glückes sein sollte. Auf dem Abenteuer Südamerika, dem wir so lange entgegengefiebert haben.
Das ist es auch irgendwie. Aber anders, wie erwartet. Anders wie geplant. Von uns, und von allen, die uns am Herzen liegen, und wissen wollen, was mit uns los ist. Ob es uns gut geht. Warum es momentan so still um uns geworden ist.
Depressionen. Bisher haben wir keine Worte gefunden, um uns mitzuteilen. Wie sollen wir mit dem Thema umgehen? Offensiv und ehrlich? Das intimste und kostbarste, was wir haben preisgeben? Unsere Gefühle? Oder lieber stillschweigen, und nach aussen weiter machen wie bisher?
Nein. Das sind wir nicht. Wir können, und wollen uns nicht verstellen.
Deswegen haben wir uns dazu entschieden, hier ein paar ehrliche und offene Wort über das Thema Depressionen zu schreiben. Ehrliche und offene Worte darüber, wie es uns tatsächlich geht, seitdem wir uns auf diese «Reise» begeben haben.
Daniels Gedanken
Für mich kein einfacher Schritt. Es mir einzugestehen und auch noch darüber zu reden. Zu schreiben. Natürlich habe ich Angst. Angst davor, stigmatisiert zu werden…
«Der Typ mit der Depression».
«Der soll sich mal nicht so haben». «Luxus-Krankheit». Und eigentlich wollten wir hier, an dieser Stelle ja ständig über unsere Abendteuer auf einem fernen Kontinent berichten. Unser Abenteuer ist aber anfangs ein ganz anderes geworden. Ich denke, diese Erfahrung wird auch unsere Reise, unser Familienleben und unsere Zukunft beeinflussen.
Die Emotionen.
Momentan wie eine Schicht dünnes Eis. Mehrmals am Tag breche ich darauf ein. Jedes mal wieder der verzweifelte Versuch sich aus dem kalten Wasser zu ziehen, und nicht darin zu ertrinken. Mit ein paar gelernten Verhaltensmustern gelingt mir das auch. Mal besser, mal schlechter. Begleitet mit dem Gedanke, endlich glücklich zu sein – und die damit verbundenen Vorwürfe und Schuldgefühle, wenn das in vielen Momenten nicht so ist.
Ich habe Schuldgefühle…
meiner Familie gegenüber und gleichzeitig das gute Gefühl, sich dieser Situation gemeinsam zu stellen. Zu kämpfen. Gegen die Depressionen. Dinge aufzuarbeiten und einen Rahmen dafür zu finden.
Ich muss nun Stück für Stück beginnen einen neuen stützenden Rahmen für mich zu finden. Vielleicht einen, der besser zu mir passt. Ich sehe es als Chance mein Leben neu zu überdenken. Ich kann nun im Windschatten der Depressionen Dinge für mein Leben neu entscheiden. Die Gleise neu legen und mir Fragen stellen. Wie und wo will ich mit meiner Familie in Zukunft leben? Welches Verhältnis möchte ich zu meinen Kindern haben? Mit welchen Menschen möchte ich zusammen sein? Was und wie möchte ich arbeiten? Was macht mir Spass und was kann ich?
Es sind viele Fragen. Viele habe ich schon länger im Kopf, aber jetzt habe ich viel Zeit und einen dringenden Grund um Antworten zu finden.
Aber was machen wir jetzt?
Was uns gerade gemeinsam sehr hilft, ist ein paar Gänge runter zu schalten. An schönen Orten etwas längere Zeit zu bleiben. Soweit es geht, zu versuchen unseren Tag etwas zu strukturieren. Neue Eckpfeiler zu setzen und stressfreie Aufgaben zu finden und zu verteilen. Im «Hier» und «Jetzt» zu leben. Sich auch auf die positiven Geschehnisse am Tag zu konzentrieren, auch wenn nicht immer alles glatt läuft. Ich versuche weiterhin sanfter über das dünne Eis zu gehen und wenn ich einbreche, schneller wieder heraus zu kommen. Es kostet mich viel Energie, aber es lohnt sich.
Ich denke wir sind auf einem guten Weg. Ich bin trotz allem sehr gespannt wohin uns diese Erfahrung bringen wird. Danke auch an meine Familie, die mich auch in dieser Phase des Lebens unterstützt.
«Lasst uns gemeinsam die Welt entdecken, indem wir zuerst uns selbst entdecken.»
Tinas Gedanken
Ich versuche alle Kraft zu mobilisieren…
…die ich irgendwo in meinen Reserven noch habe. Versuche geduldig zu sein. Daniel die Zeit zu geben, die er braucht, um bei sich und bei uns anzukommen. Auch wenn das nicht immer einfach ist. Ich oft verzweifelt bin…
Eigentlich wollte ich doch Reisen.
Fremde Kulturen kennen lernen. Land und Leute. Aber eben nicht alleine. Sondern mit denen, die mir am meisten am Herzen liegen. Mit meinem Mann und meinen Kindern. Und dafür bin ich gerne bereit zu warten. Ich versuche im hier und jetzt zu Leben. Jeden Tag und jede Situation so anzunehmen, wie sie einfach ist.
Im Moment sitze ich zum Beispiel an einem wunderschönen Ort. Im wahrsten Sinne des Wortes unter Palmen. Umringt von lecker duftenden Zitronen und Mandarinenbäume. Unzählig kleine und grosse Vögel schwirren um mich herum. Singen ihre schönsten Lieder von den Bäumen. Die Sonne scheint. Von den nahe liegenden Thermalquellen schleicht sich ein kaum wahrnehmbarer Dampf bis zu meinen Füssen. Ich bin glücklich. Ich bin glücklich hier und jetzt an diesem Ort zu sein. Mit meiner Familie. Kraft zu schöpfen, für den Tag der langsam erwacht…
Und hier noch ein kurzes Update, wo wir eigentlich sind.
Wir haben die letzten Wochen und Monate in Uruguay verbracht. Ein unglaublich liberales, entspanntes und natur-nahes Land. Wir hätten nie erwartet, eine so grosse Bewegung an alternativen Leuten kennen zu lernen. Leuten, die uns mit offenen Armen und offenen Herzen empfangen haben.
Wir hatten viele tolle Begegnungen – und auch Hilfe. Hilfe vor allem von einem Paar aus den Niederlanden, die sich vor 2 Jahren ein Stück Land in Uruguay gekauft haben. Sie nennen es liebevoll «Campo», was so etwas wie Bauernhof bedeutet. Und das war es auch wirklich. Eine Oase für die Kinder, die schnell Freundschaft mit den Pferden, Hühnern, Katzen und Hunden schlossen. Ein Segen für unseren Busausbau, der Dank Jans Hilfe als gelernter Schreiner tolle Schubladen bekommen hat. Und vor allem, eine grosse Hilfe für Daniel, der Dank Mariekes professionelle, therapeutische Unterstützung langsam neuen Mut fasst.
Wir freuen uns auf alles, was Uruguay uns noch zu bieten hat, und freuen uns vor allem darauf, euch darüber zu berichten!
Wenn du dir keine Zeit nimmst, dich deinen Problemen offen und verletzlich zu widmen, werden sie dich irgendwann überrollen.
Habt ihr schon einmal so etwas erlebt. Depressionen. Angst- oder Panikattacken, Burnout? Oder habt ein paar Tips? Dann hinterlasst doch einen Kommentar, oder schreibt uns. Wir freuen uns über jede Meinungen und Info!
Erschienen am
Antworten
Hi Leute,
Danke für eure Erfahrungen. Ich bin seit über drei Monaten in den Staaten unterwegs und habe selber auch gleiche bzw. ähnliche Erfahrungen dabei gemacht. Auch ich reise für mich alleine. Mein großes Problem ist, dass ich selber mit solchen Problemen noch nie konfrontiert wurde. Dabei habe ich einfach die Angst, dass wenn ich wieder zurück in Deutschland bin, nicht wieder alles beim alten ist. Ich finde es einfach total befremdlich. Ich selber hätte von mir sowas nie erwartet und selbst in Deutschland bin ich ein aufgeschlossener, total lebensfroher und glücklicher Mensch. Ich selber fühlte mich an manchen Tagen einfach benommen (Müdigkeit und Unwohlsein), teilweise schwindelig, hungerig sowie intuitiver Angst und Panik ausgesetzt. Es ist wie verhext. Man hat selber keine Angst und ist froh darüber das man diese einmalige Möglichkeit geboten bekommen hat. Jedoch hat man ab und an immer wieder diese Rückfälle. Das kann dann soweit gehen, dass ich einfach absolut keiner Motivation mehr habe weiter zu reisen. Der Zielort ist dabei egal, mann will einfach nur noch zurück in sein altes Leben und möchte die Personen die man liebt in den Arm nehmen. Jeder der weiß wie es anfühlt ein psychisches Problem zu haben, kann sich in die Situation teilweise hineinversetzen. Ich selber würde sofort den psychischen Schmerz lieber gegen jeden vorstellbaren körperlichen Schmerz eintauschen wollen. Es ist jedes mal wie eine Challenge. Man versucht darüber hinweg zukommen und sich nicht unterkriegen zu lassen. Einfach durchhalten! Auch wenn mir jeder am Telefon sagt, dass ich jederzeit zurück kommen könnte, kann ich das einfach nicht da ich in meinen Leben noch nie abgebrochen oder aufgeben habe. In dem Fall steht mir mein Starrsinn und mein eigenes Ego einfach im Weg. Immerhin mach ich ja diese Reise extra um meine Englischkenntnisse zu verbessern. Im Laufe der Zeit auf Reisen wünscht man sich nichts mehr als Geborgenheit, Routine im Alltag und somit auch eine Beschäftigung der man wieder nachgehen kann. Jedoch hat das ganze auch einen Vorteil; wenn man alleine Reist lernt man sich selber unheimlich gut kennen. Man selber weiß einfach im Laufe der Zeit was einem IM LEBEN WIRKLICH WICHTIG ist!
Ich selber kann einfach nicht einschätzen ob es sich dabei um Depressionen und einfach eine Art vom Heimweh handelt. Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass man von einen auf den anderen Tag aus seinem Leben gerissen wird. Es gibt keinerlei Routine mehr, der Sport fällt weg, die Freunde, Familie oder auch die eigene Freundin ist nicht mehr da (180° Wendung). Jedenfalls mir selber ist es total wichtig darüber zu reden. Ich glaube, dass es so viele Leute gibt die über Ihre Probleme oder Ihre Gefühle einfach nicht reden können oder wollen.
LG aus New Orleans:)
ChristopherDanke für eure Offenheit.
Es gibt ja keine Zufälle und so bin ich gerade auf euren Beitrag gestoßen.Ich war im Mai auch auf Reisen (aber nur Urlaub) und mir wurde genau dann schlagartig bewusst: ich kann nicht mehr. Mein Leben überfordert mich. Alles schien düster, grau, hoffnungslos. Ich saß in idyllischer Kulisse unter Palmen an einem Traumstrand und war unendlich traurig. Ich konnte nicht genießen. Es war unglaublich, wie klar mir diese Reise meinen wahren Zustand vor Augen geführt hat. Und ich habe nach meiner Rückkehr die Reißleine gezogen.
Es tat weh sich diese besondere Schwäche ein zu gestehen. Aber man ändert nichts an den Tatsachen, wenn man immer wieder weg schaut.
Ich wünsche euch genau diese Klarheit und dass ihr einen guten Weg findet gemeinsam weiter zu gehen und diese Hürden zu überwinden.
Liebe Grüße Iris
Hallo ihr Lieben,
es ist kein Zufall, das ich gerade diesen Artikel von euch hier lese.Auch ich habe mich auf die Reise zu mir selbst begeben,allerdings bin ich alleine unterwegs.
Ich befinde mich zur Zeit auf Korfu und bin von tollen Menschen umgeben, die selbst sehr reflektiert sind.
Trotzdem gewinnt an manchen Tagen die innere Einsamkeit .
Ich tue mich dann sehr schwer im Hier und Jetzt, die Schönheit die mich umgibt ‚zu erkennen. Ich habe dann Mühe meine Bedürfnisse zu spüren ‚weil mich diese unerträgliche Trauer überfällt.
Meinem Bedürfniss nach Sicherheit und Stabilität im Inneren nach zu kommen,
wenn die äußere, gewohnte Stabilität nicht existiert, ist dann eine sehr grosse Herausforderung.
Dann Inne zu halten und nach zu spüren.Das »innere,trauernde Kind « liebevoll anzunehmen
Und der Trauer auch mal den Platz zu geben ‚die sie braucht,ohne die Unterstützung von Freunden und Familie ist hart.
Aber es lässt mich auch wachsen.
Ich muss natürlich aufpassen,das ich nicht in dieser Phase stecken bleibe.…dank Internet ist der Kontakt dann doch zu Freunden und Familie wieder enorm wichtig.Oder auch offen selbst mit wildfremden empathischen Menschen über seine Gefühle reden zu können hilft immens.
Denn die meisten depressiven Menschen sind starke Menschen,die sich nur selbst zu viel zugemutet haben.
Und darum geht es,wieder an sich und seine Stärken zu glauben.
Sich selbst zu finden braucht alle Zeit der Welt,speziell dann ‚wenn die innere Dunkelheit die Suche erschwert.
Ich wünsche euch weiterhin viel Kraft als Familie und den Raum und die Zeit nach jeder dunklen Phase euch wieder zu finden.
Es lohnt sich ‚die Liebe die Menschen miteinander verbindet ‚zu erhalten.
LG Ute Ntalianis
(Auch bei mir geht die Reise im Innen und Aussen weiter,nicht zu verwechseln mit der Flucht vor sich selbst)Hallo Ute
Danke für dein liebes Kommentar. Das was du beschreibst, ist mir auch nicht fremd. Ich finde es super, dass du dich trotz der Depression auf Reisen gemacht hast. Und dass, du das noch alleine machst, zeugt von Mut. Ich kann es sehr gut nach vollziehen, wie schwer es ist sich aus »Talfahrten« wieder heraus zu ziehen. Wie schwer es ist sich neuen Begebenheiten und neuen Umfeldern zu stellen. Aber man wächst unter solchen Bedingungen und verhindert damit, sich zu verkriechen.
Mir hat auch die Reise geholfen stärker zu werden und mir selbst ein Stück näher zu kommen. Selbst mehr zu wissen was mir gut tut und was nicht.
Ich denke vieles hat auch mit Akzeptanz zu tun. Sich selbst und die Depression zu akzeptieren. Sie ist ein Teil von einem und hat ihren berechtigten Platz.
Man hat jetzt die unglaublich gute Chance sein Leben neu zu orientieren. Diese muss man nutzen.
Ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass du weiter wächst und gestärkt von deiner Reise in ein Leben, wie es dir gut tut zurück kommst.
Liebe Grüsse aus Chile,
Daniel
Schreibe einen Kommentar