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Wie sieht die Sonne morgens eigentlich aus? Rot, gelb oder doch eher lieblich blau? Es ist einfach zu lange her, dass ich hinter den Regenwolken dieses Mysterium gesehen habe, um mich noch daran zu erinnern. Nachdem der erste Fluchtinstinkt in die Wohnung abgeklungen war, kam so langsam die Idee, die Flucht nach vorne anzutreten. Im Süden ist es normalerweise auch sehr schön warm und sonnig. Für dieses Wochenende habe ich mir mit einem Kumpel etwas besonderes ausgedacht. Nicht nur einfach Reisen, Sightseeing und Chillen, sondern dieses Mal sollte der Fotoapparat im Fokus stehen.
Dass dafür jegliche Erholung über den Jordan geworfen wird, war uns von vornherein klar. Das Ziel bestimmte sich aus dem Wetterbericht. Wir buchten in dem idyllischen Bergdorf Barna am Comer See ein Ferienhaus und erklärten es für unsere Basis.
Und der Road-Trip beginnt
Typischer Samstag Morgen. Wir wollen los, kommen aber aus zwei verschiedenen Richtungen. Also suche ich den kleinsten Nenner. Auf der Karte sieht es so einfach aus. In Landsberg am Lech kreuzt die Bahn die Autobahn. Bingo. Vom Bahnhof aus muss ich einige Meter gehen, um an die nächste Straße zu kommen und stelle mich putzmunter an eine Tankstelleneinfahrt, kommuniziere meinen Standort und guten Morgen Technik: Streik. Und da fährt Khemara auch schon an mir vorbei. Alles Winken hilft nicht. Mein super Standort an der Tankstelle ist wohl nicht angekommen. Ich zücke das Telefon. Keine Antwort. Schade, das hätte besser laufen können. Als dann endlich die Technik erwacht, fährt Khemara schon fast wieder an mir vorbei. Im letzten Moment sieht er mich doch und los geht die Tour. Immer der Nase nach oder doch besser dem Navi.
Damit uns nicht ganz so langweilig wird, stoppen wir kurz in Liechtenstein. Ich will kurz einen Geocache suchen. Für die Statistik. Ja, ich gebe es offen zu. Der eine Kleine im Zentrum von Vaduz ist für die Statistik. Khemara langweilt sich derweilen im Auto. Wieso auch immer, aber irgendwie ist sein Verlangen nach Fotos noch nicht groß genug.
Das ändert sich, als wir durch die Berge weiter Richtung Süden fahren. Spontan nehmen wir Ausfahrten, um einfach mal ein Foto zu machen und uns die Beine im Schnee zu vertreten. Wir freuen uns über die tolle Landschaft und das Farbenspiel aus saftigem Grün und blendendem Weiß. Und dann testen wir, ob es die Schweizer mit Straßensperrungen genau nehmen. Wir biegen einfach mal ab. Der Gotthard-Pass soll unser Testobjekt werden. »Gesperrt« prangert ganz fett auf dem Schild. Die Straße sieht wundervoll geräumt aus. Also nichts wie los. Genau einen Kilometer später zeigen uns die Schweizer, dass »Gesperrt« ein sehr eindeutiges Wort ist. Wir machen kehrt und fahren den anderen Autos brav durch den Tunnel hinterher.
Und aus Weiß wird Grün. Einen Tunnel später sind wir aus der Schneelandschaft in das Frühlingsmärchenland gesprungen. Es macht höllisch Spaß die Serpentinen hinunter zu fahren und hinter jeder Kurve eine neue Perspektive zu erleben.
Como – Ein See mit tausend Motiven
Mit großem Hunger erreichen wir Como und mit genauso großen Erwartungen an eine ordentliche italienische Pizza lassen wir uns an der Hafenpromenade nieder. Etwas labbrig kommt sie dann doch daher und das Restaurant sammelt bei mir nur Punkte mit der Vorspeise: Schinken und Melone. Dafür macht sich die Aussicht bezahlt. Ein Fotomotiv nach dem anderen in Sichtweite und so zieht es uns auch schnell weiter: Motive suchen und die Sonne genießen. Erdrückt von den Mengen an Menschen in der Innenstadt flüchten wir dann aber schnell wieder aus der Stadt und fahren zu unserem Haus in den Bergen.
Schon die Beschreibung klingt einladend: Stellen Sie ihr Auto vor dem Ort ab. Die Straßen sind zu schmal für Ihr Fahrzeug.
Wir werden nicht enttäuscht. Unsere Vermieterin führt uns durch die verwinkelten Gassen. Hier mal links abbiegen, dann über den Kirchenvorplatz, wieder rechts, nochmal rechts und noch kurz einige Stufen hinunter. Vor uns liegt ein Sommerhaus, gebaut aus Naturstein und genauso schräg wie ordentlich gebaut. Die Nachbarin lächelt uns zu und hängt weiter ihre Wäsche auf. Hinter dem Haus schließen sich noch drei weitere an, bevor die Berghänge übernehmen. Aus der Bewaldung wird schnell ein schroffer Hang, der sich immer weiter in die Höhe zieht. Mit dem bloßen Auge gerade noch zu erkennen, das Gipfelkreuz des Monte Grona. Wir lassen uns den Weg erklären und nehmen den Gipfel auf unsere Vielleicht-Liste auf.
Ein Blick auf die Uhr lässt uns dann doch etwas hektisch werden. Der Sonnenuntergang wartet und wir wollen das goldene Licht über dem Comer See nicht verpassen. Wir suchen uns einen einfachen, aber auch zugleich einsamen Punkt in der Nähe von Breglia aus. Von San Domenico aus fangen wir die letzten Sonnenstrahlen ein. Der Blick über den See im Abendlicht ist unsere Belohnung für die lange Anreise.
Obwohl es mittlerweile der Monte Grona von der Vielleicht-Liste auf die Definitiv-Liste geschafft hat und der Wecker zwei Stunden vor Sonnenaufgang uns wieder rausholen wird, bleiben wir unserem Spot treu und lassen uns von den Lichtern rund um den See anlocken und belichten unsere Sensoren um die Wette.
Noch bevor wir ins Bett gehen heizen wir unsere Unterkunft mit dem Kamin nochmal so richtig ein. Die Nacht wird kalt und der Morgen grausam.
Monte Grona – Die Sonne als Belohnung
Es klingelt der erste Wecker, den zweiten höre ich nur aus der Ferne. Aber keiner rührt sich. Lass den Wecker Wecker sein, denken wir uns wohl. Die Luft ist kalt und aus dem warmen Bett heraus, naja, es gibt schöneres im Urlaub. Ich fasse meine ganze Entschlusskraft zusammen und rolle mich aus dem Bett, um gleich in meine Hose und die wärmenden Wanderstiefel zu steigen. Mit eiskaltem Wasser wecke ich mich brutal auf. Oh Gott! Es ist kurz nach vier. Khemara stiefelt einige Minuten später die Treppe herunter. Ein kurzer Happen von den Resten des Abendbrots müssen als Frühstück reichen.
Wir schwingen uns ins Auto und brausen los. Im Schein der Kopflampen packen wir am Parkplatz unsere sieben Sachen und legen los. Wir sind spät dran. Meine Kondition ist noch nicht die Beste, aber wir wollen es vor Sonnenaufgang zur Hütte, dem Rifugio Menaggio, schaffen. Noch bevor wir ankommen macht sich das erste blaue Licht bemerkbar. Wir haben nur Wald um uns herum und eilen voran. Die Sonne wirft im Dunst der Wolken schon einige Minuten vor ihrem Erscheinen die Schatten der Berge an den Himmel.
Und dann geht es ganz schnell. Es sind nur Sekunden, die den Sonnenaufgang ausmachen. Die ersten Strahlen treffen uns und augenblicklich wird es gleißend hell. Das frühe Aufstehen hat sich vollkommen gelohnt. Auch wenn der Augenblick nur Sekunden andauert, so ist er einfach nur umwerfend.
Mit der Sonne im Rücken schlagen wir den Panoramaweg zum Gipfel ein und keine zwei Stunden später haben wir den Gipfel erkommen. Der Ausblick entlohnt für alle Mühen. Mit voller Aussicht auf den Luganer und den Comer See lassen wir uns nieder und genießen das verdiente Frühstück.
Comer See – Nachmittag voller Motive
Noch bevor ein anderer den Gipfel erreichen kann, sind wir schon weiter gezogen. Kurz nach Mittag spazieren wir mit müden Füßen durch den Park der Villa del Balbianello. Wir können uns vor Motiven gar nicht mehr retten und genießen die Zeit in und um die Villa. Der ehemalige Besitzer, ein leidenschaftlicher Entdecker, hat hier ein Meisterwerk hinterlassen und regt unseren Entdeckerdrang an.
Wir schöpfen neue Energie und setzen mit der Fähre nach Bellagio über. Der Seitenwechsel bietet uns nochmal eine neue Perspektive und neue Ausblicke auf den See. Während sich der Tag langsam zu Ende neigt, holt uns langsam aber sicher der Hunger ein und wir probieren ein zweites Mal Pizza. Dieses mal aber richtig! Ein Genuss für den Gaumen und genau so, wie man sich eine italienische Pizza vorstellt. Noch bevor wir in ein Essenskoma fallen, schießen wir die letzten Bilder von Bellagio und lassen den Tag und unsere Fototour am Ufer des Comer See ausklingen.
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