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Sylt kennt man. Da ist doch die Sansibar und jede Menge Matjes im Brot. Außerdem fahren nur diejenigen hin, die viel zu viele Scheine im Geldbeutel haben. Mit fetten Karren und null Fantasie schließt man sich auf Sylt dem Luxusleben an und lässt sich davon treiben.
Das sind die Vorurteile, die man hört, wenn es sich um die Insel in Nordfriesland dreht. Wie eigentlich immer, sind es genau diese, die uns reizen. Wir – das sind Vera Bachernegg und Katharina M. Zimmermann, die wir gemeinsam unter der Decke von „Eat Write Live“ stecken und ein bisschen andere Reisebücher machen. Orte wie Sylt eignen sich perfekt, um von uns genauer unter die Lupe genommen zu werden. Wir waren uns sicher, dass es da noch mehr geben wird. Und nicht nur Meer.
Challenge accepted
Außerdem gab es da Ina. Ein Mädel, das ungleich wie wir am Strand groß geworden ist, mit Gummistiefeln an den Füßen und vielen Träumen im Kopf. Einer davon war, dass doch einmal jemand kommt und ein Buch über das Sylt schreibt, das sie kennt und liebt. Denn Reiseführer über die Insel gibt es wie Sandkörner am Weststrand. Doch gab es bis dato keinen einzigen, der auch Inas Sylt beschrieben hätte. Wir sagten: „Challenge accepted“ und stiegen in unser Rechercheauto Richtung Norden. Knappe 17 Stunden reine Fahrtzeit später waren wir auch schon in Westerland, von wo uns der obligatorische Fernsehturm von der Rechten und die grauenhaften Bausünden von der Frontale grüßten. Das ist also Sylt? Wirklich?
Der erste Eindruck
Es ist immer schwer zu sagen, aber mit Sylt war es eindeutig keine Liebe auf den ersten Blick. Die Fahrt über den Hindenburgdamm war durchaus eine Wonne. Rechts das Meer, links das Meer und dann auch noch ein kitschiger Regenbogen, der uns willkommen hieß. Aber dann über die touristische Friedrichsstraße zum ersten Meeresgruß zu gehen, war schon ein „Downer“. (Und damit meinen wir nicht den, der im Vornamen „Sun“ trägt) Am Weststrand von Westerland war im September dann auch ziemlich viel los. Eine wahre Fußgängerautobahn hatte sich gebildet. Beige-dunkelblau gekleidete Menschenmassen bewegten sich zwischen Strandkörben und Meer entweder in nördliche oder südliche Richtung. Manche blieben stehen, um Sonnenuntergangsselfies zu machen, oder einfach nur das tausendste Foto vom Sandstrand. Kann das noch was werden mit dem Verlieben?
Das Rad zum Glück
Schon am nächsten Tag statteten wir uns mit E‑Bikes aus. Das wahrhaft beste Fortbewegungsmittel auf der Insel. Es ging Richtung Osten, nach Morsum, um bei Ingwerssen ein bisschen Syltiges zu essen. Und wahrhaftig: Bald klebte uns das Glück im Gesicht und wir konnten auch das Grinsen nicht mehr lassen. Die Landschaft war lieb ländlich und Morsum trotz der Touristen doch ganz urig. Zu einem späteren Zeitpunkt durften wir hier sogar einem richtigen friesischen Volksfest beiwohnen und einen riesigen Haufen frisch gegrillter Shrimps mit Cocktailsauce essen. Aber das ist eine andere Geschichte. Zu diesem Zeitpunkt waren wir noch hin und weg von den reetgedeckten Häusern, die uns an unsere Cornwall Abenteuer erinnerten und von den charmanten Blumengärtchen in rosa, gelb und grün gehalten. Ein Haus lieber als das andere und bei Bauer Hansen auf seinem Hof konnten wir uns dann auch gleich erzählen lassen, wer die besten Eier auf Sylt hat. Nämlich er. Der norddeutsche Humor zog bei uns ein und wir fingen an, diese Menschen nicht nur zu mögen, sondern richtig lustig zu finden. Sowieso fiel uns auf, dass die Einheimischen trotz langer Saison in den Nerven noch ganz schön viel Ration Spaß hatten. Und das gefiel uns sehr.
Ein Lieblingsort jagt den anderen
Und schon ging es nach Keitum, das mindestens ebenso zuckersüß war, wie Morsum. Dass es solche Orte wirklich noch geben kann! Wir waren verwundert, aber auch sehr angetan. Doch dann kam der Regen. Der gehört, wie der Wind – das himmlische Kind – einfach dazu zum Sylt-Deal. Wir überbrückten die nasse Phase mit einer kurzen Warterei im – selbstverständlich reetgedeckten – Bus Wartehäuschen. Und siehe da: Es wurde besser und wir konnten wieder zurück in unsere neue Heimat Westerland, die schon die Ärzte besungen hatten. Im Laufe der nächsten Tage durften wir viel strampeln, und zwar in den Norden und den Süden. Überall belohnten wir uns mit einem Eis und bis heute wissen wir nicht, ob es in Hörnum oder in List das bessere gibt. Meersalz-Karamell zergeht auf der Zunge und das Erdbeertörtchen im Café Lund sowieso. Außerdem kann man an beiden Enden des Sylt-Boomerangs ganz viel Natur tanken. Und zwar auf der Hörnum Odde oder am Ellenbogen. Letzterer ist sogar Naturschutzgebiet und mit dem Auto nur gegen 5‑Euro-Schein befahrbar. Ohne Absprache waren wir uns einig: Diese Orte sollen von nun an unsere Lieblinge auf Sylt sein. Und das nicht nur wegen der ikonischen Leuchttürme.
Irgendwann ist es dann übrigens passiert. Den genauen Zeitpunkt können wir nicht mehr sagen. Fest steht, dass wir Wind im Haar und Meeresluft in der Nase hatten. Wir haben uns in die Insel Sylt verliebt. Dieses Gefühl kam schleichend, doch es dauert an.
Mehr über Veras und Katharinas Abenteuer auf Sylt, gespickt mit Lieblingsmomenten und Geheimtipps gibt’s übrigens im Reisebuch „Eat Bike Live“: eatwritelive.com
Erschienen am
Antwort
Sylt war bei mir auch nicht die Liebe auf den ersten Blick. Dafür dauert sie inzwischen schon über 20 Jahre an. Wie das oft so ist mit der Liebe auf den zweiten Blick. 😉 Man muss die überfüllten Touristen Ecken wirklich verlassen und die Insel auf eigene Faust erkunden, dann entdeckt man wirklich schöne Ecken.
Liebste Grüße aus dem ach so fernen Defereggental Hotel
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