Ein Bett im Kornfeld oder so ähnlich

Es war einer die­ser quä­len­den nächt­li­chen Toi­let­ten­gän­ge. Eine die­ser Näch­te in der ich mich quä­lend im Schlaf­sack hin und her wälz­te und mir die Fra­ge stell­te: »War­um zum Gei­er hab ich nur so viel Bier getrun­ken?«. Dann schluss­end­lich gewann der Drang. Ich pul­te mich flu­chend aus dem war­men, kusche­li­gen Schlaf­sack und trat mür­risch den zwan­zig Meter lan­gen Weg zum Wasch­haus an.
Die Taschen­lam­pe lässt auf dem Weg alles gespens­tisch in Schwarz-Weiss erschei­nen. Auf der lin­ken Sei­te eine typi­sche afri­ka­ni­sche Schirm­aka­zie. Auf der rech­ten Sei­te ein mit­tel­ho­her Busch und dahin­ter ein gros­ser schwar­zer Stein. Die unge­wohn­ten Geräu­sche der Wild­nis geben ihren Rest zum Sze­na­rio.

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Mein Bett im Kornfeld

Die Hälf­te des Weges war geschafft. Nur noch weni­ge Meter zur Erleich­te­rung. Doch Moment mal – ein gros­ser schwar­zer Stein? Mein Erin­ne­rungs­ver­mö­gen woll­te beim bes­ten Wil­len kei­nen Stein mehr in die grü­ne Gras­land­schaft malen…
Also gleich noch­mals die Taschen­lam­pe dar­auf fokus­siert. Just in dem Moment fängt der Stein sich auch schon zu bewe­gen an, läuft ein paar Schrit­te direkt auf den Weg vor mir und guckt mich mit fun­keln­den Augen an. Ein gros­ser, schwar­zer Stein mit fun­keln­den Augen also? Und er stellt sich mei­ne Toi­let­ten­drang in den Weg. Ganz gros­ses Kino!

Nur eine Sekun­de spä­ter bin ich kein biss­chen Müde mehr. Adre­na­lin tut da sein Bes­tes zu und lässt mich so gleich auch erken­nen, dass es mit dem wei­te­ren Weg zum WC wohl nichts mehr wer­den wür­de.
Denn der ver­meint­li­che Stein stellt sich als Hip­po her­aus. Ihm schien offen­bar das Gras um unser Zelt her­um beson­ders gut zu schme­cken.
»Fres­sen Hip­pos auch Men­schen? So als Snack zwi­schen durch?«

Sol­che Gedan­ken fand ich ziem­lich beschei­den und stand also da, dem töd­lichs­ten Wild­tier Afri­kas Auge in Auge gegen­über. Ich beschlies­se mich lang­sam zurück zu zie­hen und mei­nem Drang anders­wo nach­zu­ge­hen. Das Hip­po sei­ner­seits streicht mich zugleich von sei­nem Spei­se­plan und ver­gnügt sich wei­ter mit dem Gras.

Am kom­men­den Abend war das Bier von mei­ner Geträn­ke­lis­te gestri­chen.

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Antworten

  1. Avatar von Kasia Oberdorf

    Lach, eine tol­le Geschich­te, hät­te mir glatt auch pas­sie­ren kön­nen… 🙂 Und dann, wie gings wei­ter? Bis zum Mor­gen­grau­en durch­ge­hal­ten?
    Aber hey, man wächst an sei­nen Erfah­run­gen… Wir pla­nen im Sep­tem­ber eine Rei­se in den Nor­den Nami­bi­as; da weiß ich schon mal Bescheid… 😉

  2. Avatar von Dani

    Nants ing­on­ya­ma bagi­thi baba.
    Sithi uhhmm ing­on­ya­ma.

    Bei dem Text habe ich sofort die Melo­die von Cir­cle of Life im Kopf! Seit ich den Film als Kind gese­hen habe, ist einer mei­ner größ­ten Wün­sche auch, die­ses beein­dru­cken­de Land ein­mal live zu erle­ben. Ich glau­be, es ist sehr auf­re­gend, schon allein weil mal als Euro­pä­er die Tie­re dort ja nur aus aus dem Zoo kennt. 😉 Ich habe beim lesen auf jeden Fall mit­ge­fie­bert und fin­de den Text sehr aus­drucks­stark und toll. 🙂

    Bes­te Grü­ße, nicht aus der Seren­ge­ti, son­dern »nur« aus Bri­xen Süd­ti­rol

    1. Avatar von Patrick

      Freut mich, dass dir der Text gefal­len hat 🙂
      Ost­afri­ka (nicht nur die Seren­ge­ti) ist abso­lut eine Rei­se wert, vor allem wenn man Tie­re liebt.

    2. Avatar von Iris
      Iris

      Hey Dani!

      Falls du Zeit und Geld zusam­men krat­zen kannst, soll­test du unbe­dingt mal Ugan­da besu­chen! Es ist wun­der­schön, hat tol­le Natio­nal­parks und wirk­lich alles was man sich unter »Afri­ka« so vor­stellt. Seren­ge­ti ist aller­dings noch­mal was ande­res als Queen-Eli­sa­beth. Die liegt etwas wei­ter öst­lich, in Kenia/​Tansania, und ist ein wenig kar­ger als gro­ße Tei­le Ugan­das. Die Rei­se lohnt sich aber auf jeden Fall! *_​*
      Inter­es­san­ter Punkt neben­bei: Die meis­ten Ugan­der, die ich ken­nen gelernt habe, ken­nen die ein­hei­mi­schen Tie­re selbst nur aus dem Zoo. Die Natio­nal­parks sind teu­er, und außer­halb sind die gan­zen »typi­schen« Giraf­fen, Hip­pos, Ele­fan­ten usw. nicht beson­ders häu­fig anzu­tref­fen.

      Lie­be Grü­ße aus Müns­ter, Deutsch­land 🙂

  3. Avatar von runterwegs

    Hal­lo Patrick,
    in wel­chem Land war das eigent­lich?

    Zum Glück hat­te uns vor unse­rer Abrei­se nach Afri­ka in 2010 ein Freund so eine Geschich­te, wie Du sie hier schil­derst erzählt. Dar­auf­hin haben wir uns ent­schie­den doch eine Toi­let­te (so ein klei­nes Por­ta Pot­ti) in unse­ren All­rad-LKW (Bj. 1968) ein­zu­bau­en. Und sie hat sich wirk­lich bewährt in den 5 Jah­ren, die wir inzwi­schen durch Afri­ka rei­sen. Aber in nem Zelt hast Du die­se Mög­lich­keit natür­lich nicht. Wir hat­ten auch mal so eine Begeg­nung mit einem Hip­po in Sam­bia. Wir saßen am Lager­feu­er und plötz­lich, war es ganz dicht an uns dran. Wir sind dann nur noch lang­sam in unse­rem Han­o­mag A‑L 28 zurück. Es hat dann auch die gan­ze Nacht neben uns gegrast: http://www.runterwegs.de/sambia-im-land-der-hippos/

    Vie­le Grü­ße aus Süd­afri­ka,
    Vere­na & Patrick

    1. Avatar von Patrick

      Das war in Ugan­da, in der Nähe vom Queen-Eliza­beth-Natio­nal­park.
      Wir hat­ten »Pipi-Tüten« dabei, da wir auch schon vor­her von sol­chen Erfah­run­gen gehört hat­ten. aller­dings war der Bereich, in dem wir im Zelt geschla­fen haben, bewacht und man hat uns gera­ten nachts nur eine Taschen­lam­pe mit zum Toi­let­ten­gang mit­zu­neh­men. Des­halb hat­ten wir ange­nom­men, der Platz sei eigent­lich rela­tiv sicher.
      Aber wir sind ja mit einem Schre­cken gut davon gekom­men und es ist glück­li­cher­wei­se nichts pas­siert.

  4. Avatar von Gernot
    Gernot

    Weil Leu­te immer wie­der zu igno­rant sind, sich vor­her zu infor­mie­ren, wie man sich in sol­chen Gegen­den rich­tig ver­hält, kommt es immer wie­der zu Unglü­cken. In der Fol­ge gibt es dann wie­der neue Regu­lie­run­gen und Restrik­tio­nen für alle. Weil man die Dum­men und Igno­ran­ten eben vor sich selbst schüt­zen muss. Die, die mit der dort noch erleb­ba­ren Frei­heit nicht klar kom­men…

    1. Avatar von Patrick

      Inter­es­sant. Du kannst mir gern dei­nen »Afri­ca-Sur­vi­val-Gui­de« zukom­men las­sen. Ich lese mir den gern durch und ver­öf­fent­li­che Ihn auch gleich auf mei­nem Blog. Damit in Zukunft weni­ger Dum­me und Igno­ran­te gefähr­det wer­den.

    2. Avatar von Gernot
      Gernot

      Es braucht kei­nen „Afri­ca-Sur­vi­val-Gui­de“. Das man in Gegen­den, in denen poten­ti­ell jeder­zeit Löwen, Hip­pos, Ele­fan­ten, Leo­par­den oder Hyä­nen vor dem Zelt ste­hen kön­nen, nachts den Reiß­ver­schluß am Zelt schließt und nachts nicht auf Toi­let­te geht, sind die abso­lu­te Grund­re­geln. Jedes Jahr ster­ben ein paar Tou­ris­ten in Afri­ka, die sich nicht dar­an hal­ten. In der Fol­ge wer­den natür­lich auch die Tie­re erschos­sen, die die töd­li­che Atta­cke ver­übt haben. Wenn es ein paar Mal sol­che Vor­komm­nis­se gab, gibt es neue Regu­lie­run­gen und Ein­schrän­kun­gen. Camps wer­den ein­ge­zäunt. Es wer­den kei­ne FIT mehr zuge­las­sen, nur noch mit Gui­de oder Tou­r­ope­ra­tor.

      Es ist ein­fach eine Fra­ge des Respekts, des Respekts der Umwelt gegen­über und den bereis­ten Län­dern gegen­über, sich ein biss­chen mit ange­mes­se­nen Ver­hal­tens­wei­sen zu beschäf­ti­gen. Dazu muss man nicht 5 Bear-Grylls-Bücher inha­lie­ren, son­dern das hat man in weni­gen Minu­ten zusam­men. Wenn man mit sei­nem Flüs­sig­keits­kon­sum schon nicht klar kommt, pin­kelt Mann ein­fach in eine Fla­sche, Für vie­le ist es aber wich­ti­ger, vor der­ar­ti­gen Rei­sen stun­den­lang die bes­te Foto­aus­rüs­tung oder den güns­tigs­ten Ver­mie­ter zu recher­chie­ren.

    3. Avatar von Patrick

      Ich finds gut, dass du dich so um die Frei­heit in Afri­ka sorgst. Ganz ehr­lich.
      Scha­de find ich es aller­dings, dass du gleich mit Wor­ten wie »Dumm und igno­rant« um dich wirfst und dann danach etwas von respekt­vol­len Umgang mit sei­ner Umwelt schreibst.
      Soweit ich das sehe, weisst du weder, ob wir mit Gui­de gereist sind, wo wir gezel­tet haben, ob die Gegend umzäunt war, noch was man uns zum even­tu­el­len nächt­li­chen Was­ser­las­sen gera­ten hat.
      Ich bin mir sicher, mit einem etwas ange­mes­se­ne­rem Ton wür­de man weit mehr errei­chen, als gleich die ver­ba­le »Hau­drauf-Keu­le« aus­zu­pa­cken.
      Aber ich gebe dir abso­lut recht, dass nicht jeder Afri­ka-Rei­sen­de gut auf den Kon­ti­nent vor­be­rei­tet ist. Um so bes­ser, wenn man sol­che Erleb­nis­se, wie das von dem ich oben berich­te, mit ande­ren Teilt. Oder siehst du das anders?

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