Dein Warenkorb ist gerade leer!
Wir Backpacker reisen angeblich »falsch«. Vor allem Kurzurlauber verstehen nicht, warum wir uns auf Reisen »nichts gönnen« und vermuten, dass wir spartanisch und freudlos reisen.
Wenn Du schon als Backpacker unterwegs warst, findest Du die Vorstellung vom freudlosen und spartanischen Reisen wahrscheinlich so abwegig, wie ich.
Ich denke das liegt an einem Mißverständnis zwischen Reisekomfort und Reisequalität.
Pool: Luxus oder Standard?
Reisekomfort
Mit Komfort auf Reisen wird gerne geworben, weil sich Komfort gut verkaufen lässt. Ein Hotel mit großen, sauberen Zimmern, bequemen Betten, Klimaanlage, Swimming Pool, Zimmerservice, Frühstücksbuffet und Shuttle Service blendet mit seinem hervorragenden Komfort. Das Personal versucht den Aufenthalt so komfortabel wie möglich zu gestalten.
Reisen kann komfortabel sein. Statt den öffentlichen Nahverkehr zu nehmen, kannst Du ein Taxi rufen. Statt mit dem Nachtzug zu reisen, kannst Du einen Inlandsflug buchen. Statt einen Ausflug zu organisieren, kannst Du eine Tour buchen. Statt Deinen Rucksack in den Bergen zu tragen, kannst Du einen Esel mieten. Statt zu recherchieren, kannst Du einen Guide bezahlen.
Ändert sich Deine Reiseerfahrung durch mehr Komfort? Sicher nicht! Komfort ist alles, worauf Du verzichten kannst, ohne dass sich Deine Reiseerfahrung grundlegend ändert.
Lebensqualität
Reisequalität
Reisequalität ist unter anderem Lebensqualität. Dazu gehört das leibliche Wohl mit gutem und gesunden Essen und das seelische Wohl, z.B. eine dampfende Tasse Tee oder Kaffee – dazu Käsekuchen oder Schokolade, je nach Vorliebe. Es gehört sogar die gelegentliche Pizza dazu oder gar einen Schweinshaxn mit Sauerkraut unter Palmen. Zum seelischen Wohl gehört natürlich auch Wein oder Bier und mit am Wichtigsten gutes Wetter und Sonnenschein.
Lebensqualität bedeutet außerdem Unabhängigkeit, also die Möglichkeit nein zu sagen. Wenn Dich Deine Umgebung in Deinem Handlungsspielraum einschränkt, dann sitzt Du selbst auf einer Luxusreise schnell in einem goldenen Käfig. Trampen, Camping und Couchsurfing, sowie mehrtägige geführte Touren sind mir zum Beispiel ein zu großer Eingriff in die Unabhängigkeit. Deine Zeit sollte Dir selbst gehören und reichlich vorhanden sein.
Neben einer hohen Lebensqualität, spielen bei der Reisequalität noch die Reise-spezifischen Faktoren eine Rolle. Erfülle Dir Deine Reiseträume, auch wenn das Taj Mahal so viel kostet wie ein ganzer Tag in Indien. Lausche Nachts dem Meeresrauschen, auch wenn der vordere Strandbungalow 50% mehr kostet, als der in der zweiten Reihe. Reite auf Kamel, Pferd und Elefant, wenn Du das schon immer mal Machen wolltest.
Ändert sich Deine Reiseerfahrung durch mehr Qualität? Aber ja! Wenn Du auf Reisequalität verzichtest, dann verschlechtert sich Deine Reiseerfahrung.
Mehr Komfort, bessere Erfahrung?
Komfort ist relativ
Wir gewöhnen uns extrem schnell an Komfort. Mit der Gewöhnung wird das was eben noch Komfort war, bald zum Standard und schließlich zur Voraussetzung. Wir sind dann nur mit noch mehr Komfort zufrieden. Am Ende dieser Spirale finden wir das beste Frühstücksbuffet fad und statt im Komfort zu schwelgen müssen wir ordentlich in den Geldbeutel greifen, um uns nicht unwohl zu fühlen.
Komfort ist subjektiv
Komfort ist relativ zu Deinem Gewöhnungsniveau. Vielleicht empfindest Du mein eingangs genanntes Beispiel mit dem Pool nicht als Komfort sondern als Lebensqualität. Oder vielleicht kannst Du Dir ein Leben ohne Käsekuchen vorstellen und meinst ich soll mich nicht so anstellen mit meinem Käsekuchen-Komfortbedürfnis?
Äußere Umstände
Unsere Fähigkeit uns komfortabel zu fühlen, hängt allein von uns selbst ab. Äußere Umstände tun nichts zur Sache, so lange ein paar Grundlagen gegeben sind. Wie wenige dieser Grundlagen wirklich erfüllt sein müssen um sich komfortabel zu fühlen, erfährst Du in einem Entwicklungsland Deiner Wahl.
Frühstücksbuffets sind relativ
Reisekomfort vs. Reisequalität
Manchmal ist es nicht auf den ersten Blick klar, ob ein Angebot nur Komfort verspricht oder auch Qualität bietet. Mach einfach den 3‑Jahre-Test: Wirst Du Dich in 3 Jahren an diese Erfahrung erinnern? Wenn nicht, dann ist es wahrscheinlich nur Komfort. Gib Dein Geld lieber für Qualität aus.
Reisekomfort beeinträchtigt Reisequalität
Es gibt sogar Situationen, in denen die Reisequalität unter Reisekomfort leidet. Wenn Du das Flugzeug nimmst, siehst Du weniger vom Land. Wenn Du im Hotel isst, dann lernst Du die landestypischen Speisen nicht kennen. Wenn Du eine Klimaanlage im Zimmer hast, dann schwitzt Du auch nach 2 Wochen noch in der Hitze. Wenn Du vor allem mit Personal zu tun hast, bekommst Du keinen Einblick in die Kultur des Landes.
Relativ komfortabel
Qualität geht vor!
Ich reise als Backpacker gerne minimalistisch und mit kleinem Fußabdruck. Komfort auf Reisen ist mir nicht wichtig. Um so wichtiger ist mir Qualität auf Reisen. Ich verzichte generell nur äußerst ungern auf Lebensqualität, etwa um Geld zu sparen. Wenn ich mich doch dazu hinreissen lasse, bereue ich das fast immer. Wer glaubt, Backpacker genießen das Reisen nicht, sollte mal einen Backpacker fragen oder besser noch: es einfach mal selbst versuchen! 😉
Komfort und Qualität allgemein
Ähnliches gilt natürlich allgemein für Komfort und Lebensqualität, auch daheim in Deutschland. Qualität bereichert Dein Leben, Komfort macht keinen Unterschied. Die Schwierigkeit ist herauszufinden, was für Dich Komfort ist und was Qualität.
Deine Meinung?
Wie hältst Du es mit Komfort und Qualität?
Erschienen am
Antworten
Ich persönlich habe das, was du Qualität auf Reisen nennst, lustigerweise sowohl auf äußerst spartanischem als auch auf einem recht hohen Komfortniveau erlebt. Zum Beispiel einerseits in einem lokalen Guesthouse im Sudan und andererseits in einer verhältnismäßig teuren Bar mit Blick über Istanbul. Beides schafft tiefe Momente des Erlebens, nur eben auf ganz andere Art und Weise.
Ich finde, gerade weil Qualität nach der obigen Definition im Prinzip alles bedeuten kann, macht die Trennung zwischen Komfort und Qualität nicht viel Sinn, sie sagt nichts aus. Ob ein Erlebnis Erinnerungen produziert, ist schon die interessantere Frage (aber im übrigen wenig planbar), nur hat das m.A. wenig mit einer speziellen Unterscheidung zwischen Komfort und Qualität zu tun.
Dass man sich im Komfort einrichten kann und damit an Reizoffenheit verliert, stimmt sicherlich.
Ich habe das Glück, beide Seiten zu kennen: die komfortable Gruppenreise, das tolle Luxus-Hotel und die Rucksackreise mit dem einfachen Hostel. Beides hat seine Berechtigung, beides kann Komfort und Qualität bedeuten, je nach Lebenslage. Reisequalität kann auch sein, dass man durch einen guten Reiseleiter Dinge über Land und Leute erfährt, die man sich nie selbst hätte erarbeiten können. Reisequalität kann es auch sein, wenn man »andere machen lässt« und man selbst Zeit und Kopf frei hat für das Land, seine Geschichte und seine Menschen hat, wenn man nicht den größten Teil des Tages mit der Suche nach dem nächsten Hostel vertun muss. Ich reise gerne mit dem Rucksack, aber finde es durchaus wundervoll, ein eigenes Zimmer, saubere Bettwäsche und ein gutes Frühstück zu erleben. Auch nach 3 Jahren erinnere ich mich gerne an zwei Wochen All-Inclusive-5-Sterne-Urlaub in der Türkei. Und gerade plane ich meine nächste Rucksack-Reise nach China, freue mich auf ein ganz einfaches Hostel in einem kleinen Dorf, das ich zufällig gefunden habe, und überlege, ob ich mir die letzten 2 Nächte in einem Luxus-Hotel gönne. Alles geht, alles bedeutet Reisequalität für mich.
Hi Florian,
ich habe gar nicht das Gefühl, dass Luxusreisende oder Pauschalreisende schlecht über uns Backpacker denken. Ich glaube sie sind eher neidisch darauf, dass backpacker viel Zeit haben, Zeit die sie gerne hätten. Meiner Erfahrung nach sind es eher wir Backpacker, die andere Reiseformen nicht akzeptieren können. Also Reisende verachten, die ein Land in nur 2 Wochen bereisen, oder in Luxushotels übernachten..
Beste Grüße,
AndréHi André,
also online habe ich schon manchmal gesehen, dass Pauschalreisende über das »Backpacker-Pack« schimpfen.
Ich befand mich sogar schon in der Situation, dass ich mich verteidigen muss, weil ich nicht mehr Geld auf Reisen ausgebe. In Zukunft würde ich darauf antworten, dass ich Qualität will und nicht Komfort…
Wir kommen gerade von einem Backpacker Urlaub in Thailand mit drei Kindern zurück. Und ich finde es schwierig Komfort und Qualität so differenziert zu sehen. Wir haben vorzugsweise Guesthouses oder Hotels mit WiFi genommen (Komfort), dadurch konnten wir unsere Reiseberichte hochladen und im Internet checken, mit welchem Transportmittel wir am besten unser nächstes Ziel erreichen können bzw. was überhaupt unser nächstes Ziel sein sollte. Das Ergebnis war aber, dass wir dadurch unabhängig Reisen konnten in der von uns gewünschten Geschwindigkeit. Wir hatten sogar auch mal einen Pool dabei, für uns als Eltern resultierte das aber eher in Qualität, weil die Kids es wirklich genossen haben.
Wir sind kein Fan von organisierten Touren, die es überall wie Sand am Meer gibt. Was nützt es mir, wenn ich an einem Tag mehr sehe als ich verkraften kann und doch nichts wirklich genießen konnte, weil man für keinen Ort genügend Zeit hat? Solange die Planung eines Trips zu bestimmten Orten/Sehenswürdigkeiten mit vertretbarem Aufwand selbst erreichbar ist, manchen wir das gerne und genießen auch diese Unabhängigkeit und man ist ja auch ein bisschen stolz darauf, es selbst gemanagt zu haben. Es gibt aber Situationen, wo man dann doch auf solche geführten Touren zurückgreifen muss. Nämlich dann, wenn die Organisation zu viel Zeit, Geld und vor allem Nerven kosten würde und wenn man nur die Hälfte von dem Sehen könnte, was man sich vorstellt. In dem Augenblick hat dann auch eine geführte Tour unser Leben bereichert und ein unvergessliches Erlebnis beschert.
Wir können auf Komfort solange verzichten, solange nicht die Reiseerlebnisse darunter leiden. Denn diese Impressionen müssen mindestens ein Jahr lang vorhalten, so dass man sich zu Hause in stressigen Situationen an die Zeit zurück erinnern und in Gedanken schwelgen kann, um wieder neue Energie zu tanken.Alex, wir sind vielleicht mehr einer Meinung, als Du denkst. In dem Artikel sind die Beispiele Pool und Tour beliebig gewählt und erheben keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit.
Wie gesagt, Komfort-Befinden ist relativ und subjektiv. Wenn ihr mit Kindern eure Grenzen nicht anders ziehen würdet, wäre ich sogar ziemlich überrascht!
Es spielt wohl eine Rolle, was genau man selbst erwartet.
Wer es drauf anlegt, im Urlaub gern Pascha zu sein und sich bedienen zu lassen, der hat eventuell einfach nur andere Ansprüche an seine persönliche Urlaubsqualität. Eventuell ist es ihm nicht wichtig, etwas vom Land zu sehen – sondern einfach zu entspannen. Etwas zu erfahren oder zu bekommen, das er daheim nicht hat.Ich persönlich kann auf solchen Luxus gut verzichten. Will mehr vom Land sehen und versuche auch langsam zu reisen. Leider gelingt mir das nicht immer. Entweder fehlt mir die Zeit, die ich mir aus beruflichen Gründen nicht nehmen kann/will oder habe auch familiäre Verpflichtungen.
Der eine checkt eventuell einfach seine Liste aus dem Reiseführer ab, der andere sucht sich selbst etwas, dass nicht im Reiseführer steht.
Ich denke einfach, jeder definiert Luxus und Qualität individuell. Was für den einen reiner Luxus ist, mag für den anderen Qualität sein.Was Du ansprichst hat viel mit der ewigen Diskussion »Reisender/Tourist« zu tun, oder?
Wer in seinen 2 Wochen Jahresurlaub mit möglichst viel Komfort entspannen will und maximal eine geführte Bustour macht, der ist so weit von meinen Reisevorstellungen entfernt, dass ich darauf ehrlich gesagt gar nicht eingegangen bin.
Mir ging es eher um die unterschiedlichen Ansprüche von verschiedenen Rucksack-Reisenden, die immer noch sehr groß sein können.
Schreibe einen Kommentar