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Nur die Ohren zucken manchmal etwas, wie ein nervöser Tick. Schlapp hängen sie ihm übers Gesicht, wie er da beinahe regungslos im Gras liegt. Dann und wann streckt er sich, und trottet gemütlich ein wenig weiter, um sich alsbald wieder hinzustrecken. Manchmal, wenn er sieht, dass es etwas zu schmausen gibt, kommt er angewackelt, mit bettelnden Augen schaut er mich an: Ob er denn bitte einen Happen abkriege?
So ziehen die Tage dahin, manchmal gibt es einen Leckerbissen, manchmal vögelt er die Hundedame. Und irgendwann ist es zu Ende, you never go out of this life alive. Adieu, jault er zufrieden, es war ein gutes Leben.
Und ist es nicht ein gutes Leben?
Ich glaube, für viele ist es nahezu der Inbegriff eines idealen Lebens. Ein bisschen ins Büro gehen, seine Miete verdienen, und etwas für den Urlaub zurücklegen. Das wird schön, zweieinhalb Wochen Spanien, und zwischen den Jahren hoch zur Familie. Und demnächst ist auch mal ein neues Auto dran, oder, Schatz? Und wenn die Frau irgendwann nicht mehr so viel Bock hat, das Alter gibt ja resignative Reife, man kann ja nicht alles haben, nicht wahr, wenigstens gibt‘s youporn.
Und so ziehen die Tage dahin, manchmal gibt es einen Leckerbissen, und manchmal vögeln sie, fast wie damals, als sie nicht voneinander lassen konnten. Und irgendwann ist es zu Ende. Tschö, seufzt er, es war irgendwie ein ganz gutes Leben. Glaube ich.
Nein nein nein
Wenn ich an meine Zukunft denke, möchte ich nicht wissen, wie es in fünf Jahren aussehen wird. Ich habe keinen Schimmer, und das fühlt sich für mich richtig an.
Ich möchte jeden Tag so leben, dass ich am Abend weiß, dass er nicht verschwendet war, mit irgendwas, was ich schon wieder vergessen habe. Weil ich es so routiniert tat. Belanglos. Gelangweilt.
Nein, ich möchte das tun, was ich muss, und das tun, was ich will. Dinge pflanzen, die gedeihen. Nicht aufgeregt und mit stechendem Blick, wo ich die nächste Plantage hinsetzen könnte; sondern entspannt und gelassen die Früchte einsammeln, die das Leben mir gibt. Vielleicht genügen manche meiner Bananen nicht der EU-Norm, aber schmecken tun sie mir geradewohl.
Zwei Herzen schlagen, ach.
Und dann wieder… ja so ein Häuschen mit Garten, und alles schön in warmem Sonnenschein, und die Kinder springen auf dem Trampolin. Und genug Geld, um sich abgesichert fühlen zu können, falls mal etwas schiefgeht. Eine kleine Bibliothek, wo ich die Pfeife schmauche. Das wär doch auch kein übles Los!
Ja, so genau weiß ich wohl selbst nicht, was ich will. Abenteuer und Spannung einerseits, und Stabilität und Gemütlichkeit auf der anderen Seite. Und vielleicht wird sich das immer wieder verschieben, mal zur sesshaften, mal zur unsteten Seite.
Momentan weiß ich aber: Mich locken Gedanken und Ideen und Pläne. Mich locken Abenteuer. Die Ungewissheit der Zukunft macht mir nur wenig Angst. Ich weiß nicht, wann es vorbei sein kann mit meinem Leben, es kann so schnell gehen. Ob es morgen, in zehn oder in fünfzig Jahren ist – ich will nicht lauwarm seufzen: Ja, war schon ganz nett, mein Leben… und was hab ich nochmal die ganze Zeit gemacht?
Im Gras gelegen und mit den Ohren gewackelt. Nein, kein Hundeleben für mich. Zwischendurch mal, solange es etwas Besonderes ist. Aber nicht lange. Dafür ist das Leben doch viel zu spannend!
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Antworten
genau so. so kann man es wohl sagen.
»Du sollst auch nicht Leben wie ein Hund«, sagt mein Vater gerne und oft, wenn er beim Essen etwas mehr auf den Teller tut.
so gehts natuerlich auch… 🙂 sagt der herr papa… zu sich selbst, wenn er eine fuhre nimmt, oder zu anderen, die bedient werden? 🙂
Laut zu den anderen, im stillen zu sich selbst… 😉
Sehr schön geschrieben! Das spricht auch mir aus der Seele, da ich gerade nicht mehr auf Reisen bin, sondern den großen Schritt ins Arbeitsleben mache, das jedoch kein Hundeleben sein soll 🙂
Viel Erfolg dabei!
Aber ein bisschen Abenteuer geht auch mit Familie. Und mit gemütlichem Eigenheim im Rücken. Du kannst dich immer noch mit deiner Pfeife zur Ruhe setzen und Teilzeit-Abenteurer als Vollzeit-Welterklärer für deine Kinder werden. 😉 Beim family couchsurfing zum Beispiel wird auch der Trip ins Nachbarland etwas, das auch bei ernsthaft Weitgereisten als Abenteuer durchgeht. Länger als zweieinhalb Wochen im Jahr. Nur so als Trost, falls du doch eines Tages aus Versehen dem Spießertum anheim fällst. 🙂
Ja, das glaub ich! Die Couchsurfing-Story würde mich interessieren!
Spricht mir wirklich aus der Seele. Vielen Dank für diesen Text.
Sehr gerne!
Gerade meine Buslektüre gewesen. Toll! Ich hab mich für das zweite Leben entschieden. Bin raus gezogen, über den Kanal, ein Stück weg von der Stadt. Deshalb muss ich jetzt manchmal Bus fahren. Aber das ist okay.
Bus fahren ist gut, kann man Artikel lesen! Wann kommt die Einweihungsparty?
Genau diese Gedanken gehen mir seit meiner Rückkehr auch durch den Kopf. Sehr schön geschrieben, ich kann so mitfühlen!!
Freu mich, Kathrin!
Das hast du schön gesagt, alles.
Danke, Gesa!
Du sprichst mir − wiedereinmal − aus den Seelen.
Seelenverwandt? 🙂
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