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Mexiko, Juli 2011.
Es ist eine etwas skurile Situation, als ich anfange, die Hosentaschen meines Freundes auszuräumen, der mir dabei nicht helfen kann, weil seine Hände in Handschellen liegen. Ich packe alles in meine Tasche. Dann will der Polizist meine Personalien aufnehmen, um zu wissen, bei wem die Privatgegenstände des Festgenommenen verwahrt sind. Zufällig habe ich meinen Pass dabei, gebe ihm diesen. Der Polizist fragt mich, weshalb ich in der nordmexikanischen Stadt wäre, wie lange ich schon in Mexiko bin. Ich erkläre ihm, ich würde Freunde besuchen. Ob es mir hier gefalle. Ich bejahe. Dann ist die Prozedur vorbei, ich schreibe dem Freund noch schnell meine Handy-Nummer auf einen Zettel und stecke ihm diesen in die Hosentasche. Bevor ihn die Polizisten ins Polizeiauto schieben, sagt er mir noch, ich solle seinem Vater Bescheid geben, die Nummer hätte er in seinem Handy gespeichert.
Dann stehe ich da, das Inline-Board vor mir am Boden. Ich nehme es und mache mich auf den Weg zum Haus meiner Freundin. Dort rufe ich den Vater des Freundes an, erkläre, was vorgefallen war. Der Freund wird die Nacht im Gefängnis verbringen, bis zu 36 Stunden in Polizeigewahrsam. Wann er freikommen wird, kann man nicht so genau sagen. Am Nachmittag des nächsten Tages ruft er mich an. Er ist wieder frei: 24 Stunden Gefängnis hat ihm der Richter für sein Vergehen aufgebrummt.
Die mexikanische Polizei muss im Zuge des Drogenkrieges Quoten an Festgenommenen vorweisen, deshalb kommen oft Menschen aufgrund kleiner Delikte in den “Genuss”, ein Gefängnis von Innen kennenzulernen. Das bestätigen mir viele Freunde: Jeder kennt jemanden, dem schon einmal etwas Ähnliches passiert ist – die begangenen “Verbrechen” sind oft Banalitäten, in europäischen Ländern ist die Sache meistens mit einer kleinen Verwaltungsstrafe erledigt. Mein Freund ist froh, wieder in Freiheit zu sein – die Nacht war anstrengend, es gab kein Essen, kaum etwas zu trinken und zum Schlafen musste man sich irgendwo am kalten Betonboden zusammenkauern.
Was mich an der ganzen Geschichte erstaunt: Als ich einige Tage nach dem Vorfall gemeinsam mit dem Freund in die USA einreisen will, werden wir an der Grenze beide zu einer zweiten Revision gebeten, obwohl wir unabhängig voneinander unsere Pässe herzeigen. Es ist, als wüssten die US-amerikanischen Grenzbeamten über die Festnahme meines Freundes Bescheid und auch, dass ich indirekt in den Fall verwickelt war.
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Nach über 12 Jahren in Mexiko kann ich beisteuern, dass weder ich, noch irgendeine meiner vielen Freundschaften im Land, jemals in einem Gefängnis war. Es ist nicht so, dass die Polizei jemanden wahllos von der Strasse schnappt und ins Gefängnis steckt, dazu muss man schon etwas getan haben. Würde man sich in Deutschland an ein Auto hängen und dann noch Marihuana in der Tasche haben, so müsste man sich sicherlich genauso verantworten. 🙂
Mexiko ist ein wunderschönes Land, reich an Kultur und Geschichte, Heimat eines überaus herzlichen Volkes und ein paar Miesmachern, wie man sie überall findet. Eines stimmt allerdings, ein Mexikaner kommt grundsätzlich zu spät. Ein pünktliches Erscheinen bei einer etwaigen Einladung kann sogar sehr unpassend sein, da der Gastgeber zu der vereinbarten Zeit ganz sicher noch unter der Dusche steht! 😛
Ich habe tatsächlich einige Freunde, die wegen Kleinigkeiten festgenommen wurden. Das hier ist ein Beispiel, ein anderes ist die Schwester einer Freundin, die Bauchtanzen betreibt und mit einem »Schwert« zu einer Vorführung wollte. Blöderweise sah die Polizei das Teil als Waffe und nahm sie mit auf die Wache. Ich weiß nicht, wie es in Cancún ist, in Tijuana scheint man aber tatsächlich schnell mal eine Zelle von Innen zu sehen.
be happy you left Mexico alive, since your lack of experience, wisdom and judgment makes you a great target.
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