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1. Beauty Babys – die geschminkten Kleinsten
Auf dem Indischen Subkontinent, also auch in Pakistan, Nepal, Bangladesch und Sri Lanka, schminken Eltern ihre Babys ab dem zweiten Lebensmonat bis zum dritten Lebensjahr mit Kajal, einer schwarzen Paste aus Kokosnussöl und Ruß oder Aloe Vera. Dabei hat Kajal wenig mit dem westlichen Schminkstift zu tun. Dem kulturellen Brauch zufolge schützt die Paste vor bösen Geistern. So tragen die Kleinen Kajal auf den Augenlidern, als dunkle Kreise auf der Stirn, am Haaransatz oder auf den Fußsohlen – wohl geschützt vor dem Schlechten auf der Welt.
2. Das Ideal der bleichen Haut
Das Schönheitsideal in Indien ist die weiße Haut der westlichen Welt. Während wir uns im trüben Europa einen dunkleren Teint wünschen, verheißt dunkle Haut in Indien nichts Gutes. Sie symbolisiert die Menschen der unteren sozialen Klassen, die harte, körperliche Arbeit im Freien verrichten müssen und der Sonne schutzlos ausgeliefert sind. Ein guter Job in Indien ist stets sonnengeschützt. Am liebsten in einem klimatisierten Büro. Spätestens bei der Wahl eines Ehepartners spielt die Hautfarbe in Indien eine existenzielle Rolle. Mütter raten ihren Töchtern, nicht in die Sonne zu gehen, man wolle ja noch einen Ehemann für sie finden. In Heiratsgesuchen in der Zeitung wird stets erwähnt, dass die zukünftige Ehefrau möglichst hellhäutig zu sein habe. Große Plakate und Werbeanzeigen preisen überall im Land Aufhellungscremes und –wässerchen an, die über Nacht eine magische Bleiche versprechen. Auch die Hautfarbe sämtlicher abgedruckter Werbepersonen wird mit Hilfe von Fotobearbeitungsprogrammen im Nachhinein aufgehellt. In Filmen des südlichsten Bundesstaates Tamil Nadu werden keine Rollen mit einheimischen Frauen aus Tamil Nadu besetzt, da ihre Hautfarbe schlicht zu dunkel ist. Stattdessen werden hellhäutigere Frauen aus Nordindien oder gar aus Europa angeheuert, die dann tamilische Frauen verkörpern. Helle Haut ist ein enormer Vorteil im Beruf, bei der Partnerwahl und im gesellschaftlichen Leben generell. Einige Inder machen keinen Hehl daraus, dass es ein Ziel in ihrem Leben sei, einmal Sex mit einer weißen Frau oder einem weißen Mann zu haben.
3. Gold
In Indien lagern rund 20.000 Tonnen Gold in Privathaushalten, das entspricht etwa 13% der seit Anbeginn der Menschheit geförderten Menge an Gold und hat einen Wert von einer Billion US-Dollar. Indien ist, nach China, der zweitgrößte Goldimporteur der Welt.
Jedes Jahr führt das Land zwischen 700 und 800 Tonnen Gold ein, das ist etwa ein Fünftel der Weltproduktion. In erster Linie wird der Rohstoff zu Schmuck verarbeitet, der vor allem bei indischen Hochzeiten zum Vorschein kommt. Es ist Brauch, dass die Eltern der Braut der Familie des Bräutigams Unmengen Schmuck schenken. Offiziell ist die Mitgift in Indien zwar verboten, jedoch wird diese Tradition noch immer mit großen Gesten vollzogen. Etliche Familien verschulden sich dabei hoffnungslos. Diese finanzielle Belastung trägt mit dazu bei, dass in vielen indischen Familien Söhne weit angesehener sind als Töchter.
4. Saris, die weibliche Schönheit und das dunkle Geheimnis
Der Sari ist Indiens charakteristisches Kleidungsstück. Er gehört zu den bekanntesten Gewändern der Welt und verbindet die traditionelle Kultur des Subkontinents mit einem eleganten Aussehen. Schon seit dem dritten Jahrtausend vor Christus hüllen sich Frauen in ihre Saris.
Der Sari besteht aus einem einzigen, rechteckigen Stück Stoff von etwa fünf bis acht Metern Länge. Das Paluv, das Schulterstück des langen Tuchs, ist besonders dekorativ gestaltet. Der Hauptteil des Saris ist dagegen meist schlicht gehalten. Er wird fünf bis sechs Mal gefaltet, bevor er an der Hüfte festgesteckt wird. Unter dem Sari trägt die Frau einen langen Unterrock. Am Oberkörper trägt sie meist eine kurze feste Bluse, die Choli. Traditionell tragen indische Frauen ihre Saris zu jeder Gelegenheit. Egal ob sie zu einer Hochzeiten eingeladen sind, ins Büro, ins Kino, zur Arbeit auf dem Feld oder auf dem Bau gehen. Mittlerweile bevorzugt die junge Generation jedoch zunehmend einen westlichen Kleidungsstil, der im Alltag bequemer zu tragen ist. Junge Frauen holen ihre Saris nur noch zu festlichen Anlässen und Feiertagen aus dem Schrank.
Doch die hübschen Saris haben eine dunkle Seite. Ihr dauerhafter Gebrauch im feucht-heißen Klima des Subkontinents ist stark gesundheitsschädlich. An der Hüfte, dort wo der Sari eng am Körper liegt, wird die Haut vermehrt mit Staub und Schweißrückständen verunreinigt. Die bunten, stark schwermetallhaltigen Farben der Stoffe greifen die Haut an und führen zu einer ständigen Reizung. Die Folge ist der sogenannte Sari-Hautkrebs, der entlang der Hüften der Frauen auftritt, und zu Schuppenbildung oder Pigmentstörungen führt.
5. Dienstmädchen ahoi
Für Menschen der Mittel- und Oberschicht in Indien gehören angestellte Dienstmädchen zum Alltag. Sie kümmern sich um den Haushalt, bereiten Mahlzeiten zu und erledigen die Einkäufe. Dabei ist ihre Arbeitskraft so günstig, dass es nichts Außergewöhnliches ist, wenn selbst ein 30-jähriger Single drei Männer und Frauen beschäftigt, die sechs Tage in der Woche beinahe rund um die Uhr für ihn arbeiten. Morgens bereiten sie den Tee frisch zu, zur Mittagspause oder nach Feierabend steht das Essen bereits dampfend auf dem Tisch. Auch in der Abwesenheit ihres Arbeitgebers haben sie immer etwas zu tun. So wird geputzt oder Wäsche gewaschen. Ihre Arbeit ist so mäßig bezahlt, dass ihre schweißtreibende Handwäsche günstiger ist, als die Anschaffung einer Waschmaschine.
6. Seifenopern des Lebens
Der Fernseher steht im Mittelpunkt der meisten indischen Haushalte. Auch wenn das Programm nicht intensiv verfolgt wird, läuft der Fernseher den ganzen Tag im Hintergrund und strahlt die schillerndsten indischen Seifenopern und Spielfilme in die Wohnzimmer des Landes. Die Handlung ist dabei stets die Gleiche. Es geht um die unglückliche, weil unerfüllte Liebe, die an den elterlichen Anforderungen oder Unterschieden in Religion, Kaste oder sozialer Klasse scheitert. Zweithäufigstes Thema ist die schwierige Beziehung der frisch verheirateten Frau zu ihrer Schwiegermutter. Nach einer Hochzeit ist es in Indien üblich, dass die Frau mit ihrem Mann zu seiner Familie zieht. In den Seifenopern wird die frisch Vermählte meist von der hinterhältigen Schwiegermutter zur Hausarbeit verdonnert oder ist ihren Intrigen und Stichelleien schutzlos ausgeliefert.
7. McDonalds ohne Rindfleisch
Kühe gelten im hinduistischen Indien als heilig. Daher bieten die zahlreichen McDonalds-Filialen in den großen Städten kein Rindfleisch an. Dort gibt es weder den Big Mac noch einen üblichen Cheeseburger zu kaufen. Hier werden neue, auf den indischen Geschmack angepasste Burger angeboten, die meist Hühnchenfleisch enthalten und sehr scharf gewürzt sind: unter anderem der Maharaja Mac, den McSpicy Chicken oder den BigSpicy Paneer Wrap.
8. Lecker Pappe
Indische Kühe fressen gerne Pappe und Papier. Während ich gerade in einem Café auf meine Tastatur tippe, kam soeben eine große, hellbraune Kuh auf die Terrasse geschlendert, quetschte sich zielgerichtet durch Tische und Stühle hindurch, klaute die gefaltete Tageszeitung vom Tisch und fraß sie in aller Seelenruhe auf.
9. Schmuggelware Kuh
In Indien sind Kühe heilig. Jedoch werden jährlich bis zu zwei Millionen Rinder ins benachbarte Bangladesch geschmuggelt. Auf den grenznahen Viehmärkten im muslimischen Nachbarland werden die indischen Tiere einfach auf dem Papier zu bangladeschischen Kühen umgeschrieben. Mitsamt neuer, gefälschter Papiere werden sie dann direkt in die Schlachthäuser nach Dhaka transportiert. Der rege Kuhschmuggel sichert ein gutes Einkommen, bringen die Tiere auf dem bangladeschischen Markt doch doppelt so viel ein, wie auf dem indischen Markt.
Der hindu-nationalistische Premierminister Indiens, Narendra Modi, möchte diesen illegalen Handel gerne unterbinden. Um die heiligen Kühe zu schützen, beauftragt er 30.000 indische Grenzsoldaten damit, den Kuhschmuggel an der Grenze zu Bangladesch zu stoppen. Doch mit den Regeln und Gesetzen ist es in Indien so eine Sache. Modis Maßnahmen bleiben weitestgehend erfolglos. Aus ihnen resultieren lediglich riskantere Schmuggelrouten und höhere Bestechungsgelder. Mittlerweile werden die Tiere meist nachts in großen Herden über unerschlossene und schwer zugängliche Grenzabschnitte nach Bangladesch getrieben, was den Stress der Tiere noch mal immens erhöht.
10. Leichen verboten
Schilder in der Metro in Neu-Delhi verbieten den Transport von Leichen oder Leichenteilen, menschlichen Skeletten und Düngemitteln jeglicher Art.
11. Verkackt und zugenäht
70 % der Bevölkerung in Indien hat keinen Zugang zu sanitären Anlagen. Gekackt wird aus diesem Grund draußen. Beliebt sind Strände und offene Grünflächen. Morgendliche Spaziergänge am Strand oder irgendwo den Sonnenaufgang beobachten wollen, endet schnell in einer unangenehmen Situation für beide Seiten. So offen der Toilettengang in Indien auch getätigt wird, so beschämend ist er doch für die meisten. Frauen bringen sich durch nächtliche Toilettengänge zudem auch immer in Gefahrensituationen. An den touristischen Stränden und in Wohngegenden der Reichen verbieten Schilder den öffentlichen Toilettengang und drohen mit einer Geldstrafe.
12. 2%
Nur zwei Prozent der Bevölkerung in Indien zahlen Steuern. Die restlichen 98% verdienen zu wenig, als dass sie Steuern zahlen müssten oder finden andere Wege, um den Steuerzahlungen zu entkommen. Indiens komplette Staatsausgaben, werden also von einem winzigen Bruchteil der Bevölkerung finanziert.
13. Zwischen Chinooks und Black Hawks – indische Helikoptereltern
Indische Eltern sind immer da. Sie bestimmen in der Regel, was ihre Kinder studieren, welchem Beruf sie nachgehen, wo sie wohnen und wen sie heiraten. Den Kindern kommt es gar nicht in den Sinn, ihren Eltern zu widersprechen, auch wenn sie sich ein ganz anderes Leben wünschen und so arrangieren sie sich zwangsläufig mit den Vorstellungen ihrer Eltern.
14. Ödes Hausfrauenleben
Das Leben indischer Hausfrauen der Mittel- und Oberschicht ist ziemlich öde. Was soll man als Hausfrau auch den ganzen Tag tun, wenn mehrere Haushaltshilfen einem jede mögliche Arbeit abnehmen? Gibt es keinen Haushalt, um den man sich selbst kümmern muss, ist das Hausfrauendasein obsolet. Doch die Frauen wissen sich zu helfen. Vor allem Klatsch und Tratsch, die quasi rund um die Uhr laufenden Seifenopern und natürlich die Kinder vertreiben die akute Langeweile. Wir haben häufig erlebt, dass erwachsene Männer alle 30 Minuten von ihren Müttern angerufen werden. Die Fürsorge der (erwachsenen) Kinder scheint für jene die einzige Lebensaufgabe zu sein.
15. Hoch lebe die Armee
Im Großteil der indischen Bevölkerung herrscht eine beängstigende Affinität für Waffen, Krieg und die Armee. Schlendert man durch Museen in Indien, sieht man die Einheimischen an den schönsten Gemälden und Skulpturen, an Zeugnissen ihrer Jahrtausende alte Kultur vorbeirasen. Sie wollen zur Abteilung mit den Waffen, den Schwertern, den Rüstungen, den Gewehren. Hier gibt es kaum ein Durchkommen. Selfies werden mit Gegenständen geschossen, die keinem anderen Zweck dienen, als Menschen zu töten. Kleine und große Jungs geben sich ihrer Ekstase mit ständigem „Pow Pow Pow“ Gebrüll hin.
Ist irgendwo im öffentlichen Raum ein Panzer oder gar ein Kampfflugzeug ausgestellt, versammeln sich die Einheimischen in Scharen und berühren das Kriegsgerät ehrfürchtig. Sie können gar nicht genug davon bekommen. Dutzende Fotos werden geschossen und sofort irgendwo online gestellt. Offiziere und Soldaten der indischen Armee haben einen ungebrochenen Rückhalt in der Bevölkerung und werden mit Respekt quasi überhäuft. Das großflächige Propagandaprogramm der Regierung trägt ihren Teil mit kitschigen, übergroßen Plakaten dazu bei, die besonders in den Grenzgebieten des Landes zu finden sind. Sie zeigen etwa die Silhouetten bewaffneter Soldaten vor einem Sonnenuntergang, über denen in großen Lettern die Worte „Our heros“ prangen.
16. „No means no“, oder etwa nicht?!
Das Nachstellen von Mädchen und Frauen hat in indischen Bollywood-Filmen Tradition. In den meisten Schmonzetten der indischen Filmindustrie beobachtet man immer wieder denselben Plot: Der Mann zeigt Interesse an einer Frau, wird aber von dieser abgewiesen. Doch er gibt nicht auf, stellt ihr nach, verfolgt sie. Man kann getrost von wochen- und monatelangem Stalking sprechen. Am Ende überzeugt der Protagonist die Frau jedoch immer von seiner tiefen Liebe und erobert ihr Herz. Dass sich die Frau am Anfang zunächst ziert ist Teil der indischen Zurückhaltung, die hier von den Mädchen und Frauen erwartet wird. Während Anti-Vergewaltigungs-Kampagnen im Land mit dem Slogan „No means no“ werben, propagieren die Filme Bollywoods, die erheblich zur Meinungsbildung im kino-verrückten Land beitragen, eine andere Ansicht. Hier heißt „No“ lediglich „versuche es weiter“.
17. Schick im Alltag
Das beliebteste Kleidungsstück für Männer in Indien ist das geknöpfte Hemd. Das gilt für alle Altersklassen, für Kinder, Jugendliche oder auch Senioren. T‑Shirts sieht man im Alltag kaum. Denn mit einem Hemd ist man in fast allen Situationen des Lebens passend und schick gekleidet. Dabei erfreuen sich besonders wild gemusterte Hemden großer Beliebtheit. Einfarbige Hemden gelten als langweilig. Je wirrer das Muster, desto besser. Besonders klasse sind Hemden, die mit hunderten klitzekleiner Schneeflocken, Kringeln, Punkten oder Blüten bedruckt sind. So bekommt man extra viel für sein Geld. An zweiter Stelle der Beliebtheitsskala steht das breit geringelte Polohemd. Bunte Querstreifen, in zwei bis fünf Farben werden gerne getragen.
18. Haariges Hören
Zahlreichen Männern in Nordindien wachsen lange Haare in Büscheln aus den Ohren. Echt.
19. It›s never too dark to be cool
Indische Männer stehen auf Pilotenbrillen mit dünnem Goldrand. Für sie gibt es nichts Cooleres. Für Selfies und Einzelaufnahmen helfen sie sich gerne gegenseitig aus der Patsche und reichen die Sonnenbrille einfach an ihre Freunde weiter. Vor jedem Foto streichen sie noch einmal großzügig mit der rechten Hand über die Haare, um die Frisur in einem idealen Zustand zu wissen. So entstehen die schönsten Boy Group Fotos im Stil der 90er Jahre.
20. Dauerhafter Hörverlust durch Lärmbelastung
Der andauernde Lärm in Indiens Großstädten verursacht mit der Zeit bei vielen Menschen einen stark verminderten Hörsinn, der bis zum dauerhaften Hörverlust führen kann. Studien belegen, dass drei von vier Polizisten, die täglich Streife in einer der Megastädte Indiens fahren, in relativ kurzer Zeit an permanentem Hörverlust leiden. Die Wahrscheinlichkeit nach vier Jahren in diesem Beruf an Schwerhörigkeit zu erkranken, liegt bei fast 100%. In Kalkutta leiden 4 von 10 LKW-Fahrern unter einem dauerhaften Verlust ihres Gehörs. Grund dafür ist der Lärm der großen Fahrzeuge, die täglich durch die Städte rollen. Circa 170.000 LKWs, Busse, Minibusse und Taxis fahren täglich nur durch Kalkutta. Das permanente Hupen in Indien trägt einen Großteil zur Geräuschbelastung bei. Werte von 100 Dezibel im indischen Großstadtverkehr sind die Regel. Das entspricht dem Lärm einer auf Hochtouren laufenden Kettensäge, direkt neben dem Ohr.
21. Müll
In Indien gibt es keine geregelte Müllabfuhr. Der Abfall, der in einem Haushalt entsteht, wird verbrannt oder einfach hinter das Haus geworfen. Im Alltag wird Müll – Verpackungen jeglicher Art – oft noch am Ort der Entstehung liegen gelassen. Bonbonpapier fällt im Gehen auf die Straße, Plastikflaschen fliegen in Büsche, Chipstüten wehen über den Asphalt.
Generell ist Müll in Indien ein großes Problem. Kleine und große Müllhalden existieren überall. Abgesehen von einigen wenigen Orten ist es schwierig, einen Platz in Indien zu finden, an dem kein Müll liegt. Auch fehlt das Bewusstsein für die Herausforderung, die der Müll für die Natur bedeutet. Problematisch ist vor allem Indiens große Population und die damit verbundene Menge an Abfall. Recycelsysteme gibt es nicht und auch die Bereitschaft Müll zu vermeiden ist nicht verbreitet. Aber selbst wir, mit dem europäisch geschulten Müllverständnis, können nichts ausrichten. Auch wenn wir unseren täglich produzierten Müll bis ins Hotel mitschleppen, wird er vom Personal am nächsten Tag auch nur irgendwo am Straßenrand entsorgt. Nach Schätzungen des indischen Umweltministeriums werden im Jahr 2030 rund 165 Millionen Tonnen Müll in Indien anfallen.
22. Krankheiten des Westens
Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Probleme, Diabetes und Krebs sind mittlerweile Grund für jeden zweiten Todesfall in Indien. 2015 wurden etwa 70 Millionen Inder mit Diabetes diagnostiziert. Das entspricht 9 % der erwachsenen Bevölkerung. Mehr als eine Million Inder sind im gleichen Jahr an den Folgen von Diabetes gestorben. Das Problem findet sich vor allem in Indiens Megastädten Neu-Delhi, Mumbai, Chennai und Kalkutta: Hier leidet jeder Fünfte an einer Kombination aus Bluthochdruck und Diabetes. Besonders schlimm trifft es die Finanzmetropole Mumbai. Fast 70% leiden hier entweder an Diabetes oder Bluthochdruck oder beidem. In den nächsten 20 Jahren, so wird erwartet, soll die Zahl der Erkrankungen um 150% ansteigen.
Die Ursache für den explosionsartigen Anstieg an Diabetikern in Indien wird im Lebenswandel der neuen Mittelschicht vermutet. Die Umstellung auf westliches, nicht-vegetarisches Essen trägt dazu bei. Pizza, Burger und Cola gelten der neuen Mittelschicht Indiens als westliche Statussymbole, mit der sie sich nur allzu gerne schmückt. Bei McDonalds zu essen ist cool. Der Bewegungsmangel, der mit dem steigenden Wohlstand einhergeht, kommt tragisch hinzu. Ein Auto ist elementar im neuen, komfortablen Leben der indischen Mittelschicht. Stress im Job und lange Büro-Arbeitszeiten lassen darüber hinaus keine Zeit für Sport oder gesunde Ernährung.
Während die Bevölkerung auf dem Land noch harte, körperliche Arbeit verrichtet, gilt körperliche Arbeit und Bewegung in der Mittel- und Oberschicht Indiens als verpönt. Die Hausarbeit wird von Dienstmädchen oder elektrischen Haushaltsgeräten verrichtet, jeder Gang wird mit dem Auto, dem Taxi oder der Auto-Rikscha abgekürzt. Es scheint, dass die reichen Inder am liebsten keinen Meter zu Fuß auf den staubigen, oft zugemüllten und überfüllten Straßen des Landes zurücklegen wollen. Auch Fahrrad fahren nur diejenigen, die sich kein motorisiertes Fahrzeug leisten können. Die sengende Sonne bringt sie nicht nur ins Schwitzen, sie verdunkelt auch den Teint, was stilbewusste Inder um jeden Preis vermeiden wollen.
Der akute Bewegungsmangel ist nicht nur dem neuen Lebensstil, sondern manchmal auch der Situation im Land geschuldet. In den überfüllten Städten Indiens haben viele Schulen aus Platzmangel häufig nicht einmal einen Spiel‑, geschweige denn einen Sportplatz.
23. Giftiges Obst und Gemüse
Bei der Benutzung von Pestiziden, die beim Anbau von Gemüse und Obst verwendet werden, gibt es in Indien keine Kontrollen. Lediglich beim Export werden bestimmte Kriterien beachtet. Vielen Bauern in Indien fehlt das Wissen über die schädlichen Auswirkungen ihrer Pestizide. Oft verteilen Arbeiter, darunter auch schwangere Frauen, die Gifte ohne Mundschutz oder andere Präventionskleidung auf den Feldern. In Indien liegt die Pestizidbelastung auf Blumenkohl etwa 200 Mal über der EU-Norm. Dies hängt zusammen mit der „Grünen Revolution“, die Ende der Sechziger Jahre die landwirtschaftliche Produktion in Indien steigern sollte. In Folge dessen wurden immer mehr Kunstdünger, Pestizide und Hochertragssorten verwendet. Zwar wuchs so die Produktion von Nahrungsmitteln, aber die übermäßige Benutzung der natürlichen Ressourcen führte zur Absenkung des Grundwasserspiegels und zur Versalzung des Bodens. Zudem sind Pestizide und Kunstdünger für gesundheitliche Probleme der indischen Bevölkerung verantwortlich. Eine Studie des indischen Landwirtschaftsministeriums untersuchte Obst, Gemüse und Milch und stellte auf 2.500 von 20.000 Proben sogar Rückstände illegaler Pestizide fest.
Antworten
Schöner Blog. Indien ist unglaublich lehrreich, kontrastierend und wer etwas vom Leben in Schnelltempo verstehen will, sollte unbedingt ein paar Wochen dort sein und möglichst offen und unorganisiert Menschen und Dingen begegnen. Indien ist nicht anders, nur krasser. Eine Welt der Möglichkeiten. Und eine Welt, die sicherlich auch schockiert, weil sie eben nicht so einseitig ist, wie wir im Westen häufig meinen. Ich frage mich nach vielen Jahren, in denen ich Manager der westlichen Welt in Leadershipwochen mit indischen Dörfern und Menschen zusammenbringe, wer eigentlich wen entwickelt bzw. ob unsere Werte tatsächlich erstrebenswert(er) sind.… vielleicht habt ihr mal Lust auf mehr und schaut in meinem Blog goindiagofuture.com vorbei. Nehme auch gerne Gastbeiträge ( in Englisch)
Da habt Ihr aber echt weit hinter die Kulissen geschaut. Unsere fünf Wochen Aufenthalt in Indien (Delhi, Kerala und Goa) waren eine extreme Erfahrung. Schon bei der Reiseplanung wussten wir, dass Indien einiges von uns verlangen wird. Unsere Vorstellungen wurden in allen Richtungen weit übertroffen, positiv wie negativ. Indien ist speziell.
Indien ist wirklich speziell, man kann es nicht anders in Worte fassen. Ein faszinierendes Land, bisweilen unglaublich, anstrengend und belebend zugleich. Indien fordert heraus.
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